zählt, hält sei« diesjährige Hauptversammlung v»m 28. bis 30. Juli tu Nürtingen ab, verbuude» «it Wettschreibe», Wettlesen, öffentlich«» Lartrag, Ausstellung steuographischer Arbeiten aus Schule und Praxis. Lei der günstigen Lage des FestortS ist auch dieses Jahr eine zahlreiche Beteiligung aus de» ganzen Laude zu erwarten.

t. Alte»steig,?36. Mai. Sestern fand hier t« Saal der Vasthofs z. gr. Bau« die Frühjahrshauptkonferenz, bei der sich fürstlich« stüsdige«. unständige Lehrer des Bezirks, sswie mehrere Geistliche beteiligten, anter de« Borfitz von BezirkSschulinsPektor Pf. Schott von Altensteig-Dorf statt. Zu Beginn der Konferenz wurden zwei Choräle aus dem Anhang zu dem neuen SrsangbuchSeutwnrs für die errang. Kirche Württembergs gerneinsa» gesungen, uärnllch .Du. «eine Seele, finge" (Melodie vo« Jahr 1605) und.Herzlich tut mich erfreue« die liebe Sommerszeit" (Melodie vo» Jahr 1648). Au die beide» Hauptgegenstände der Tages­ordnung, eine Lehrprobe «it Schülern der Oberklaffs, ge­halten von Schul!. Wolf von Schöubrouu, der eine Wort­familie behandelte, und de« Bortrag von Mufikoberlehrer Schäsfer tu Nagold über Stimmbildung, Toubilduug und Anssprache bei« Sefaug knüpfte sich «ine rege Besprechung. Ein weiteres Thema zur Besprechung bot die Frage: .Wie find stotternde Sinder zu behandeln?" Nach de« gemein­schaftlichen Essen wurden dis Konferenzteilnehmer noch durch den Bortrag mehrerer hübscher Sologesänge »it Klavier­begleitung erfreut. _

Herrenberg, 27. Mai. (Korr.) Nach mehrjähriger äußerst erfolgreicher Amtstätigkeit verläßt nächster Tage Schullehrer Kläger »it Familie unsere Stadt, um aus die ihm übertragene Schslstelle i« seiner Heimatstadt Nagold überzufiedeln. SuS diese« Anlaß versammelte« sich gestern nachmittag i« Sasthof zum Ochsen die Lehrer des Bezirks zu einer vohlgelnugeneu Abschiedsfeier, die von Thören des LehrergesaugvereiuS und durch Borträge von Klavier­stücke» u. a. wesentlich verschönert wurde. Oberlehrer Weinbreuner gab in Worte» aufrichtiger Liebe und Wert­schätzung den Gefühlen Ausdruck, die ihn bet« Weggang einer lieben Freunde» und echten Kollegen bewegen. Sr würdigte unter anerkennenden Worten die treue und pünkt­liche Berufsarbeit des Scheidende», der seine beste ManueS- kraft für die Erziehung hiesiger Jugend eingesetzt und ob­wohl unter schwierige» Verhältnisses arbeitend, doch so schöne Erfolge in der Schule erzielt habe. In weiteren Reden rühmte «an da» stets friedliche Zusammenwirken der hiesigen Lehrer «it eine» Mitarbeiter, dessen wohl­wollende», liebevollem und freundlichem Charakter eS zu »erdaukeu war, daß das gegenseitig gute Einvernehmen weder gestört noch getrübt wurde. Sichtlich gerührt dankte der Scheidende «it bewegten Worten für die vielen Ehrungen, die ihm zuteil wurde». Auf Beravlaffuug von Stadt­schultheiß Haußer wurde heut« abeud i« Sasthof zu« Hasen eine glänzende aus alle» Schichte« der hiesigen Einwohnerschaft gleich stark besuchte AbschiedSfeier zu Ehren des von hier scheidenden Schullehrers Kläger veranstaltet. Welch großer Wertschätzung und Achtung sich letzterer in allen Kreise» erfreuen durfte, und welch »am- hafte Verdienste um Stadt und Bezirk sich der Scheidende während seiner über zehnjährige» Tätigkeit tu hiesiger Stadt erworben Hst, alles kam Set genannter Feier zu vollem und schönste« Ausdruck. Den Reigen der vieles Redner eröff­net« Stadtschultheiß Haußer. Er gedachte u. a. der sehr ersprießlichen amtliche» Tätigkeit des Scheidende«, welcher seine ganze Kraft in de« Dienst der Schule stellte und bet eise« unermüdlichen nie rastende» Eifer Erfolge erzielte, welchen nicht bloS Anerkennung der Vorgesetzten Behörde, sonder« wie weitere Redner mit Recht hervorhsbrn, namentlich auch seitens der Eltern der Schüler zuteil wnrde. Ju herz­lichen Worten dankte der Gefeierte den einzelnen Rednern für die erwiesenen Ehruuge«. Allgemeine Gesäuge und stimmungsvolle Chöre des LiederkrauzeS umrahmten die Feier. Dt« beste» Wünschen begleite« Herrn Schullehrer Kläger mit Familie au seinen neues Wirkungskreis Nagold.

r. Gutiuge» OA. Horb, 27. Mai. Der hiesige Ort». Vorsteher fühlte sich während eines HslzvrrkaufS t« Ge- meiudewald plötzlich unwohl und bat um eine kleine Pause. Al» man nach kurzer Zeit nach ihm sah, hatte ei» Herz­schlag seinem Leben ein Ende gemacht.

r. Wildbad, 21. Mai. Die Leiche des beim Hoch- Wasser am Sonntag i» der Eyach verunglückten Säger» Braun von Hochdors ist zwischen Birkesfeld und Brötzingen geläudet worden.

r. Wildb«d, 27. Ma. Ein Italiener überfiel zwei Arbeiter und stach sie «it eine« Stiletmeffrr nieder. Einer derselben erhielt einen tiefen Stich in die Brust.

r. Stuttgart, 26. Mai. Die Abg. Lieschiug, Schmid- Freudenstadt and Schmid-Maulbronu haben in der Abge­ordnetenkammer folgenden Antrag eiugebracht: .Die Kammer wolle die Bereitwilligkeit auSiprechen, die Zustimmung zvr Gewährung eines einmaligen Beitrags durch sdie K. EtaatSregieruna zu der vo» Württ. Krkegerbuud zugunsten der württ. Teilnehmer an de« Feldzug 1870/71, au den vor 1870 geführten Kriegen und an den Kämpfen der Schutztrnppen, sowie von deren Hinterbliebenen gesammelten Spende .König Wilhelmtrost" iu Höhe von 30000 zu geben.

r. St»ttg«rt, 26. Mai. Sestern mittag erschoß sich der i» den 30er Jahren stehende Malermeister W. iu seiner Wohnuna t« der Forkstraße.

r. Stuttgart, 27. Mai. Der Bericht der Volks- schulkommisfio« der Kammer der Abgeordneten über den Entwurf eine» Gesetzes betr. die Gewerbe- und

Handelsschulen uad die zugehörigen Eingaben ist heute i« Druck erschiene». Berichterstatter ist der Abg. Hirber. Ueber die Beschlüsse der Kommtsfio« ist seinerzeit berichtet worden.

r. Gt«tt-«rt, 22. Mai. Bei de» württ. Staats- eisenbahaen betrüge» die BerkehrSeinuahme» i» Monat April ds. IS. aus dem Personen- «ad Geptckverkehr 2180000 -Sl, aus dem Güterverkehr 3 002000 «Ol, au» sonstigen Quellen 256000 demnach insgesamt 5438000^, 211000 mehr als im Borjahr. Die Rehretunahmeu resultieren mit 146 000 aus de« Personenverkehr und 65000 aus dem Güterverkehr.

r. Tübingen, 27. Mai. I« Pfrondorf» Walde wurden vo« de« Jagdpächter zwei Wilderer ertappt, als fie eben den in einer Schlinge gefangenen Rrhbock fort- schaffen wollten.

r. Lndtvigsbnrg, 25. Mai. Als der AmtSdteuer in Zuffenhausen den am Dienstag hieher eiugelieferte« Gottlob Aman« vo» Weil im Dorf dsS Frühstück briugeu wollte, fand er denselben erhängt vor; doch konnte der Lebensmüde wieder ins Leben zurückgerufeu werden. Daun wurde der Transport nach LudwigSSurg augetreteu. Nach einer Aeußerung Amman» wollte er mit seine« Fluchtver­such nur bezwecken, daß ihn der Landjäger tot schieße. Ju Koruwrsthei« hat er die gesoffene Gastfreundschaft bei eine« Arbeiter «it einem Diebstahl von 40 belohnt.

r. L«cke»d,rf O». Rottweil, 26. Mai. Der im Kanal der hiesigen Mühle aufgefnudeue Lote ist etn ge­wisser Eduard Laumanu von Mariazell. Am Abhang des Kanals soll er schlafend gesehen worden sein, und eS ist deshalb sehr wahrscheinlich, daß er schlafend in das Wasser gefallen ist.

r. Wurmberg O.A. Maulbronn, 27. Mai. Am Donnerstag stürzte ein Radfahrer aus MöuShetm so un­glücklich von seinem Rad, daß er »it zertrümmerter Schädel­decke liegen blieb und ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben nach einer Stunde starb. De« Schullehrer Bollmer von hier wurde aus Anlaß seiner 25jährige« Tätigkeit au der hiesigen Schule, seitens der Gemeinde und seiner Schüler finnige Beschenke überreicht.

r. Gei»tt«ge«, 27. Mai. Der 14jährige Maurer- lehrling Wilh. Eßliuger wurde am Freitag abend wegen SittlichkeitSverbrechen, das er au einem 7jährigen Mädchen beging, verhaftet. Gegen seinen Komplieeu konnte nicht etngeschritteu werden, da er noch nicht straffähig ist.

r. Ul«, 26. Rai. Hier hat da» Schweinefleisch um 5 iZ ab- und da» Kalbfleisch um 5 H aufgeschlage». Bride Sorte» kosten uuu 85

r. Berichte -e- Württembg. Wei»b«»verei«S über de» Gt««d der Weinberge iu de« verschiedenen Weinbangebieten des Lande». Bom oberen Neckartal «it Albtrauf wnrde berichtet: Der Stand der Weinberge ist ein guter, der Traubesausatz ist reichlich. Die Reben, die nicht bespritzt wurden, haben wenig aaSgetriebe«. Neckarsul« «it Umgebung: Der Staub ist ei» schöner, der Fruchtansatz ein befriedigeuder. Heilbrouu und Um­gebung: Die Rebe» sind gut durch den Sinter gekommen, der Fruchtansatz ist nicht so reichlich wie im Jahre 1905. Besigheim »it Umgebung: Die Weinberge stehen schön, der »nStrieb ist etwas ungleich. Stuttgart-Eßlingen «it Umgebung: Der Austrieb ist schöu, aber lückenhaft, mittlerer Ertrag ist iu AuSficht zu nehmen. RemStal: Die Rebrn find gut durch de» Winter gekommen, der Frucht­ansatz ist nicht so reichlich wie i« Borjahr. Esztal: Der Frost hat teilweise iu den unteren Lagen geschadet, der Stand der Weinberge ist ein befriedigender. Zabergäu: Der Fruchtansatz geringer als im Borjahr, der Stand ist ein befriedigender. Kocher- und Jagsttal: Der Stand der Weinberge ist ein befriedigender. I« Jagsttal hat der Frost iu einzelnen Lagen Schaden augerichtet. Tauber- gruud: Der Fruchtansatz ist ein befriedigender. Boden- seegegeud: Der Ansatz nicht so reichlich wie i» Vorjahr, «tu mittlerer Ertrag ist in Aussicht zu nehmen. Rotten­burg: Der Stand ist ein guter.

Gerichtssaal.

Tübi«se», 26. Mai. Strafkammer. Wege« eines iu Calw verübtes Verbrechens wider die Sittlichkeit wurde der Erdarbeiter Johann Kramer aus Werden a. Rohr zu 1 Jahr 6 Monaten Z achthauS und Z Jahre Ehrenverlust verurteilt. Fremde« Eigentum äußerst gefährlich ist die Bauer»- ehefrau Christian Erttuger von Oberboihingen. Sie wnrde alS rückfällige Diebin zu 5 Monat Gefängnis und den Koste» verurteilt. Am 5. März befand sie sich aus dem Kirchheimer Markt und hat dort von dem Stand de» Kaufmanns Philipp weg eine Rrformschürze im Werte vo» 3 90 iZ gestohlen.

Trotzdem fie von Augenzeuge» beobachtet wurde leugnete sie die Tat. Schon früher hatte sie einem Nürtiuger Wirt 3 Pfund Schwarteumagen gestohlen, als sich der Landjäger damal» der Sache anuahm, bot sie ihm. um die Anzeige zu htutertreibev, ein Geschenk an. Auch die» leugnete fie. Bon der Anklage der Bestechung wurde fie freigesprochen. Wegen mehrerer im Rückfall verübter Betrügereien ins­besondere Zechprellereien und Darlehens betrugwurde der verwirwele Fabrikarbeiter Karl Braun von Reutlingen unter Einrechuung einer gegenwärtig zu verbüßenden 4mo»atliches Gefängnisstrafe zu 16 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenverlust verurteilt.

Deutsches Reich.

«re-lau, 23. Rai. Nach einer Mitteilung soll der Täter, der dem Arbeiter Siewald eine Hand abgehaurn

hat, nicht unter der Zahl der ständige» Schutzleute zu suche» sein. SS soll vielmehr etn zur Probedieuftleistuug anwesender Unteroffizier ans Neisfe gewesen sein, der schon bald daraus nach seiner früheren Garnison zurückkehrt».

Leipzig, 24. Mai. Zu Ehren de» Vorsitzenden der deutsche« Lurnerschaft, Lr. Boetz, der heute seine« 80. Ge­burtstag feiert, versammelten sich gestern Abend im Fest­rau» des Leipziger ZrutralthraterS eine größere Anzahl Leipziger Turner, zu dem sich ein Teil der Mitglieder de» Ausschusses der deutschr» Turuerschaft, sowie viele Vertreter anSwärttger Turnvereine gesellten, zu eine» Festkommas, der sich zu einer großartigen Kundgebung gestaltete.

Ausland.

Peter-b«r-, 26. Mai. Der ehemalige Oberproku­rator des Heil. Stzuod, PobjedonoSzew, erhielt von den Revolutionären die Verständigung, daß er von ihnen zu» Lode verurteilt worden sei. Infolgedessen wird die Wohnung PobjedosoSzewS von der Polizei aufs schärfste bewacht.

Mndrid, 25. Mai. König Also«» und die Prtu- zesfin Ena vo« Battenberg treffen statt heute nachmittag erst spät abends in de« nahe bei Madrid gelegenen Luft­schloß Pardo ein, wo die künftige Söuigiu dt» zur Hochzeit wohueu wird. Der Zug erlitt große Verspätung, da das Brautpaar auf der Fahrt von Ga« Sebastian au alle» Orten mit großen Ovationen empfangen wnrde.

Vermischtes.

Z«r Krev»f»rsch««g. Seheimrat Paul Ehrlich, der Direktor de» Frankfurter Instituts für experimentelle The­rapie hielt i« Kaiserin Frtedrich-HauS iu Berlin einen Bor- trag über seine Krebsforschungen. Bon praktisch großer Be­deutung dürsten Ehrlich» au Müssen vorgeuommeue Versuche einer aktiven Jmmnnisterung gegen Karzinom werden. Be­stimmte leichte Formen de» MäusrkrebseS gehen bei der Ueber- tragnug aas andere Mäuse nicht au, sondern das Impfma­terial geht i« Organismus der geimpften Tiere z« Grunde, ohne daß diese erkranken. Dabei entstehen aber offenbar Antikörper (Schutzstoffe) gegen die Krebszelle, denn diese »or- beh andrsten Tiere find nunmehr immun gegen die künstlich durch Züchtung grwonurueu Tiere haben eine aktive Jmmu- uitär erworben, «ad zwar richtet sich diese sowohl gegen eigentliches Karzinom, wie Sarlom und partiell auch den Kaoisnlkrebr, da» Chondrom. Professor Ehrlich hob zwar iu srtsr» Bortrage Immer wieder die Tatsache hervor, daß bi» zur Übertragung der Versuche von der Maas aus de« Menschen noch ein weiter Weg ist, aber dar Prinzip der Heilung sei gefunden. Er verglich das Erreichte mit der Bedeutung, welche die Eroberung der Aaßeuwerke für den endlichen Fall einer belagerte« Festung besitzt.

WaS Sparsamkeit vermag. DemHamburger Fremdeubl." wird geschrieben:Mau sagt: Wer sparen will, muß beim Streichholz aufaugev! DaS habe ich getan, »nd das aste Sprichwort, daß viele Wenig ein Biel mache«, hat sich bewahrheitet. Meine Ehefrau «ud ich werfen grund­sätzlich keine abgebrannten Streichhölzer fort, sondern lesen ste au bestimmte Orte, um fie später zur verbrennen. Um nun, scherzeshalber, einmal zu sehen, wieviel Streichhölzer verbraucht und daun nutzlos fortgeworfen werden und um ferner zu setzen, ob sich solches Sparen lohnt, habe ich ein Jahr laug (vom 5 Mai 1905 bi» 5. Mai d. I.) alle von uns verbrauchten Streichhölzer gesammelt und wieder in die leergewordeuen Schachteln gesteckt. Auf diese Weise habe ich in dem Zeitraum 315 Schachteln augefüllt. Wir haben somit für etuen Monat Feuerholz gespart, da sich mit 10 gefüllten Stretchholzschachtetu sehr wohl elu Herdfeuer anzüudeu läßt." _

Die älteste Fra« Deutschlands hat schon wiederholt die Presse beschäftigt. Erst kürzlich brachte die Boss. Ztg. die Notiz, daß die Holzhauerswitw» Josefa Eder in Spitzendorf, die über 118 Jahre alt sei, auf diesen Ruhm Anspruch habe und berichtete dabei über verschiedene interessante Einzelheiten auS dem Leben der Greisin. Da diese Mitteilungen, sowie alle anderen bisher veröffentlichten Nachrichten über die Josefa Eder an dem Mangel zuverlässiger Information leiden und infolgedessen unrichtige Angaben w sentlicher Art enthalten, so dürfte rin zuverlässiger, auf genaue und gründliche Erkundigung und Nachforschung sich stützender Bericht über die alt« Josefa allen, die sich dafür interessieren, willkommen sein. Der Münchener Schriftsteller Hermann Roth besuchte die Frau im vorigen Herbst persönlich und stellte über ihr Alter rc. eingehende Recherchen an. Er schreibt darüber: Die angeblich 118jährige Witwa Josefa Weißhäuptl Eder ist ihr Mädchenname lebt in einem kleinen, nur auS wenigen Häusern bestehenden Orte, der zwischen Obstbäumrn versteckt liegt. Von der Bahn aus gelangt man auf stillem Wald­pfade zu dem Dörfchen. Ich traf die Frau in äußerst armseligen Verhältnissen an. Sie hat ihr ganzer Leben lang nichts anderes gekannt als harte Arbeit und schmale Kost. Noch vor wenigen Jahren ging ste sogar im Winter barfuß. Ihre LebenSansprüche sind heute geringer denn je. Bei ihrem hohen Alter kann ste nur ganz und gar weiche und leichtverdauliche Speisen zu sich nehmen. Ein besonderer Freund ist ihr Kathreiners Malzkaffee geworden, in welchem ste schon seit Jahren einen vorzüglichen Ersatz für den Kaffee gefunden hat, den fie nicht mehr verträgt. Ob die Frau die älteste Person Deutschlands, ja sogar Europas ist, wie man behauptet, läßt sich nicht genau Nachweisen. Die Angaben ihrer Enkelin über ihr Alter haben sich nach langwierigen und umständlichen Nach­forschungen, die ich angestellt habe, alS nicht stichhaltig erwiesen. Nach der Schätzung glaubwürdiger Personen jedoch, z. B. des Bürger­meisters der selbst schon ein Siebziger ist und des OrtspfarrerS, hat fie das Alter von IVO Jahren schon wesentlich überschritten, wofür auch ihr verwittertes, runzeliges Gesicht Zeugnis ablcgt. Sie ist Urgroßmutter. Die größte Freude bereitet ihr ein kleiner Ur­enkel, der noch in der Wiege liegt. Seinen ersten Schulgang möchte fie gar zu gerne noch erleben. Ihr Gedächtnis ist ziemlich ge­schwunden, dagegen befindet sie sich sonst noch in verhältnismäßig guter körperlicher Verfassung. Alkoholische Getränke genießt fie schon aus pekuniären Gründen nicht, doch trinkt fie heute noch mit Behagen ein GlaS Bier, wenn ste es bekommen kann.

Druck und Verlag der E M. Z s i i e r'jcden «»»drvckrret f»mi Jasser) Nagold. Für dir Sisdaltlo« vrrantworÄch: K. Ha»r