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Württemberg 1.VS »« Mo»atSabvmv«r»A

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Mit dem Pkanderstübchr» «ud

Schwäb. Landwirt.

.U 104

Magold, Samstag den 5. Mai

1906.

UokMfche HlsSevstcht.

Da» preußische Ubge»rd»-1-»h««s hat gestern feine Verhandlungen wieder aufgeusmmrn. Bor Antritt de die Tagesordnung widmete Vizepräsident Dr. Porsch de« Minister von Budde einen Nachruf, in de« er darauf hiu- wieS, daß der Minister trotz qualvollen Leidens durch drei Jahre heldenmütig an den Verhandlungen des Hause» teil- g«uo»»eu habe. Solch Beispiel treuester Pflichterfüllung gegen König und Vaterland bis in den Tod werde von dev Vertretern des preußischen Volkes nicht vergessen werden. Nach Erledigung von Petitionen wurde dann der Antrag König betr. das Wiederaufnahmeverfahren i« Disziplinar­verfahren gegen nicht richterliche Beamte nach kurzer Be- ratung der um sieben Mitglieder verstärkte« Jnstkzkommifstou überwiesen. Hierauf nahm das HauS au Stelle des An­trages Witzmann betr. Gleichstellung der SmtSauwälte mit de» Poltzeiräteo den Antrag der Bndgetkommiffion au, eise Erhöhung der SehaltSbezüge der AmtsauwSlte in Erwäg­ung zu ziehe», jwozu Justizminister Dr. Beseler sein Ein­verständnis erklärte.

Ei» Gesetzentwurf betreffend die Ausübung des Jagdrechts ist dem preußtschen Abgeordnetenhaus Wgegangeu. De« Entwurf ist eine 1b Setten lauge Be­gründung beige-eben. Sie besagt, der Entwurf wolle Mängel in der bisherigen Jagdgesetzgebmrg beseitigen und für ganz Preußen, das bisher provinzielle Eigentümlichkeiten in dieser Gesetzgebung hatte, et» einheitliches Gesetz schaffen.

I« englische« Oberhnns lenkte Lord Balfsur die Nufmerksamkett aus die Unzuträglichketteu, die tu jüngster Zeit durch die Anwesenheit einer Laude von 80 deutschen Zigeunern entstanden seien. Er betonte, daß die Bande an mehreren Orten Räuberei begangen habe, und fragte an, »d i« Hinblick darauf, daß noch »ehr Zigeuner dar Land durchstreifen sollen, die Regierung Vorstellungen bei der deutschen Regierung machen oder sonst Schritte tun werde, «n die Unzuträglichkeiten zu beseitigen. Der Lord der Admkalität, Tweadmatt, erwiderte, er sei möglich, die Zigeuner als lästige Ausländer auf Grund des Fremden- gesetzt- wegzuschaffeu, aber zur Zeit scheine kein Grund für ein derartiges Vorgehen vorhanden zu sei«. Einige deutsche Einwohner tu Glasgow seien bemüht, dir Zigeuner zur Rückkehr tu ihr Heimatla nd zu bewegen,

Parlamentarische Nachrichten. Dentscher Reichstag.

Die Ruffen-AuSweisnugeu.

Berlin, 3. Mal. I« Reichstag stand heute die Interpellation der Sozialdemokraten betr. die SnSweisnug russischer Staatsangehöriger aus Berlin ans der Tagesordnung.

Auf eine Anfrage des Präsidenten erklärt Graf Posa- dowSky: Die Fremdeupolizei mtterltegt allerdings der Be- ansfichtigung durch daS Reich. Die darauf bezügliche Ver- faffuugSbestimmmrg hat aber nur provisorischen Charakter, solange nicht durch besondere Vorschriften näheres ausgeführt ist. Die Eiuzelstaatrn halte« alle ihre Befugnisse und Rechte vollkommen aufrecht. Die Bezugnahme auf de» neuen Handelsvertrag ist verfehlt. Das Niederlassung»- und Nuf- «thaltSrecht haben lediglich deutsche Reichsaugehörige. A»8 diesen formalen Gründen lehnt der Reichskanzler die mate­rielle Beantwortung der Interpellation ab, ganz abgesehen davon, daß die ReichSverwaltung außer stände ist, die ein­zelnen AuSweisuugSfälle nachzupräseu.

Auf Antrag Singer (Soz.), der durch das Zeutru« sruügeud unterstützt wird, findet die Besprechung der Interpellation statt.

Bebel (Soz.): Die ablehnende Antwort des Reichs­kanzler» ist «tue Sertngschätzung des Reichstags. I» Preußen behandelt «an die Rvffeu besonders schlecht. Wir Sozial- demokrateu versahen die russischen GefinuuugSgeusffen aller­dings mit Mitteln, damit sie möglichst schnell Deutschland »erlaffe». Die Berliner Polizei wie» leichtfertig harmlose Leute ohne Schonung a«S; fie scheint eine sadistische Freude am Ruinieren von Existenzen zu haben; denn viele AuSge- wieseue waren in fichrrer Stellung. Nicht einmal in Frank­reich, mit de« Rußland verbündet ist, komme« solche Aus­weisungen vor. Der Redner erwähnt einen Fall, wo die Ausweisung eines russisches Inden unterblieb, weil er sich tereit erklärte, an Rußland Landesverrat zu üben. Die Polizei gab ihm einen falschen Paß. Sie hat damit ei» verbrechen begangen nud sich der Lüge schuldig gemacht. (Vizepräsident Stolberg rügt diesen Ausdruck.)

v. Oldenburg (kons.) spricht seine Genugtuung über

die Nichtbeautwortsug der Jnterpellarion a»S. I» sus-

weissngSsachen sei eher Härte als Schlappheit gut.

Pohl (frs. Bp.) bezeichnet »ine Aeuderusg de» be­stehende« FremdeurechteS, das unser Vaterland verächtlich mache, als notwendig.

Spahn (Ztr.) bedauert den Weggang PosadowSky». Wenn Bebels Angaben richtig find, bildet die Ausweisung»- asgelegenhett keine» Glanzpunkt in der Wirksamkeit der preußischen Polizei. Da die auswärtige Politik ReichSsache ist, hat der Reichstag Anspruch auf Auskunft, ob das Gast­recht richtia aebandbabt wird.

Lattmauu (wirtsch. Bgg.): DaS KöuigSberger jüdische Schutzkomitee erklärte selbst viele jüdische Znwauderer für verwerfliche Elemente.

ZarliuSky (Pole): ES kommen nicht bloß.Inden in Betracht,

Vassermauu (uatl.) verlangt ein ReichSgesetz zur Regelung des AsSweisungSwesenS. I« nationalen Inte­resse liege die Einwanderung von so vielen revolutionären Elementen nicht.

Schräder (frs. Bgg.) bekämpft die Ausweisung als Rückfall in die Barbarei und als eine Schädigung de» An­sehen» Deutschlands.!

Nach weiteren Bemerkungen Hues und Fröhlich» ist die Besprechung erledigt. Um K'/i Uhr vertagt fich daS Haus ans morgen (Ztgaretteufteuervorlage).

Berlin, 3. Mai. Heute abend und morgen abend werde» wettere Berichte aus der Stenerkommissiou i« Reichstag verteilt. Zur Zigaretteusteuer haben die Sozial- demokrateu ihre Anträge gegen die Heimarbeit und anf Entschädigung der brotlos werdenden Labakarbeiter für die zweite Lesung i« Plens« wieder eiugebracht; ebenso find zur Erbschaftssteuer eine Reihe von Anträgen wieder ringe- bracht worden. _

Tages-Hleuigkeiten.

Aus Stadt mrd Land.

? Lützeuhardt. 8iserrbah»vers««»lu>g. Am

Sonntag den 29. April wurde eine zahlreich besuchte Ver­sammlung von Vertreter« der Gemeinden CreSSach, Hörsch­weller, Lützeuhardt, Salzstetteu und Tnmlingeu tu Lützen­hardt abgehalten, n« zu der Frage Stellung zu nehmen, wo die von Pfalzgraseuweiler ausgehende Eisen­bahn au die Hauptbahnliuie angeschlossen werd<u soll. Der Herr Abgeordnete für Horb, RtttrrgutSpächter Keßler, referierte über die Kammerverhandluogeu in dieser Sache. Ueberzengeud wurde uachgewieseu, daß der An­schluß in Dorustetteu da» einzig Richtige ist, und daß die Führung der Bahnlinie von Pfalzgrafevweller über LreSbachLützeuhardt (mit einer Stichbahn nach Salz- stellen)L«»tt«-euHörsch»ellerDorustetteu den «eisten Nutzen bringt, weil durch dieselbe eine größere Zahl von Gemeinden de« Berkehr erschlaffen wird, als durch die beiden in Frage kommende» Projette Psalzgrasenweller OdermuSbachFreudenstadt und Pfalzgraseuweilertzall- waugeuDorustetteu. Nachdrücklich wurde daher betont, daß die an dieser Bahn interessierte« Gemeinden für Au», führnug des Projektes PfalzgraseuweilerCreSbachLützen- HardtTumlingenHörschwrilerDorustetteu fich einige« solle», v« de» Anschluß in Dorustette» dvrchzusetze» gegen den Anschluß tu Freudenstadt. Durch Ausführung diese» Projettes wäre auch die Möglichkeit gegeben, später die Bahn von Salzstetteu nach Haiterbach und Nagold weiterzuführe» und so die ganze eiseubahnlose Gegend dem Verkehr zu öffnen.

Herrenberg, 2. Mai. Trotz der noch kalte» Witter- ung steht »au jetzt überall, daß der Frühling seinen voll- ständiges Einzug gehalten, die Steinobstbäume stehen in schönster Blüteupracht da und versprechen bis jetzt einen reichen Ertrag; auch au de« Keruobstbäumev steht «au viele Tragkvospen. Die Frühjahrssaat hat ihr Ende bereits er- reicht, eS keimen schon viele Sameufrüchte. Die Arcker stehen i« schönsten Grün. Die große Nässe de» letzten SpätjahrS, die eia Einbringen de» Kutter» nicht gestattete, »acht fich unserer bäuerlichen Bevtlkeruug jetzt erst recht unangenehm fühlbar. Die Fnttervorräte find auf ein Minimum redu­ziert und bet der dermalige« kühlen Witterung schreiten die Futterkräuter i« Wachstum nnr langsam voran.

Anppinge«, 8. Mat. Glück im Stall hatte dieser Lage eia Landwirt hier, iove« sein Mutterschweiu 19 Stück Junge zur Welt brachte.

r. Tübingen, 4. Mai. Die Mitgliederversammlung des Schw. Albverein», der jetzt über 30000 Mitglieder zählt, wird am 17. Juni in Plochingen abgrhaltev.

Tübingen, 4. Mai. Bor der Wirtschaft zu« Wald­

hörule bei Derendingen wurden die Pferde eine» Oster- dtuger Fuhrmann» scheu und gingen durch. Ei« Fahrgast wurde abgeworseu und blieb tot auf dem Platze.

r. Stuttgart, 4. Mai Der König hat de» Reich»- kauzler Fürsten Bülov anlüßlich dessen GebnrtSsesteS tele- graphisch die aufrichtigsten Glückwünsche verbunden mit den besten Wünsche« für seine baldige Wiedergenesoug ausgesprochen.

Gtnttgnri, 3. Mai. DaS Littoria-Hotel wurde von de« bisherige« Besitzer, Bahuhofrestauratenr Reiniger, au dessen Schwiegersohn, Lochschmidt, der daS Hotel schon seit längerer Zeit führte, um den Preis von 1 Million Mark abgegeben. Die auf der Symnafiamstraße gelegene Adler­apotheke ging um die Summe dou 420000 Mk. an eine« ueney Besitzer über.

r. «tnttgnvt, 3. Mai. In der heutige» fortgesetzten Beratung der GerichtSkosteuordunug durch die Justiz- gesetzgebnugSkommisfiou wurden die Art. 5362, die noch die Nachlaß- und LelluugSsacheu »»treffen, nach de« Lor­schläge» de» Entwurfs angenommen. Eine längere Debatte knüpfte sich nur an §56, der bestimmt, daß bei Berechnung der Gebühre»! für SrbauSeinandersetzuugeu ei» Abzug der Schulden vnr bi» zur Hälfte der den Gegenstand d«S Berfahren» bildenden BermögeuSmaffe stattfindet. Hier wurde ein Antrag Schock aus völlige« Abzug der Schulde» abgelehut; dagegen ei« Antrag Gnoth angenommen, welcher bei kleine» Hinterlassenschaften Schnldabzüge in gewissen Abstufungen gestattet. Morgen wird die Beratung fort­gesetzt.

Stuttgart, 4. Mai. An» de« »orort GaiSbur, wmde vorgestern abend ein erst vor kurze« aus Arlberg zugereister 24jähriger italienischer Arbeiter al» pockenver- dächtig tu» Kathariueuhospttal eiugevtesev, wo die genaue Untersuchung ergab, daß tatsächlich ein Fall von Menschen- Pocken (schwarze Blatter») vorltegt. Der Kranke wurde sofort isoliert und die Wirtschaftzur Rose" in GaiSbnrg» wo der Italiener gewohnt hatte, geschloffen. Auch sonst wurden alle Vorsichtsmaßregeln getroffen.

Stuttgart, 2. Mai. Eine Ehrung für den verstorbene« Oberbanrat von Ehmauu, de» verdienstvollen Staatstech- uiker für da» öffentliche WafferversorgnugSwesev in Würt­temberg, wird fetten» der Gemeinden, welche der Ftlder- wafferversorgnngSgruppe angehöreu, geplant. ES handelt sich hierbei um die Errichtung einer Gedenttafel für de» Dahingeschiedene«, welche au de« Hauptgebäude der Wasser» versorgnugSgruppe Neckartailfingen angebracht werden soll. Die Tafel soll tu Lronee gegossen werde« und da» Bildnis v. EhmarmS enthalten. Außerdem werden in Relief aus- geführte plastische Arbetteu aus die Lebensarbeit v. Ehmaun», die Quellen zu fassen, hiodeute».

Stuttgart, 4. Mai. Au» München kommt die Nach­richt, daß in de» Befinden de» dortigen bisherigen «Srtt. Gesandte« Frhr». v. Soden eine Verschlimmerung ein- getreten ist, so daß wenig Hoffnung »ehr vorhanden ist.

SanndavE, 4. Rai. Die de» Müller Siegle ge- hörige Zächlesmühle bei Ditzingen ist in der vergangene» Nacht abgebrannt, wobei der 64jährtge Knecht Kocher den Tod ln den Flammen fand. Ueber die Entstehung»- Ursache des Feuer» läßt fich noch nicht» bestimmte» srst- stelleu; fie soll tu de« Warmlaufen eine» Lager» zu suchen sein. DaS Gebäude brennt immer noch, da da» Feuer dnrch die starken Etcheubalken und da» innen lagernde Mehl ziemllche Nahrnng erhält. Den Knecht Kocher, der bei dem AnSbruch des Feuer» anscheinend tu tiefen Schlaf gesunken und zudem auch schwerhörig war, suchte et, jüngerer Neben- knecht vergebens zu wecke»; aber da da» Leben de» letzter« gleichfalls in höchster Gefahr schwebte, mußte derselbe sich im letzten Augenblick bnrch» Fenster rette«.

r. Oderudarf, 4. Mai. Zu Tode gefalle« ist gestern eis htes. lediger Raun, der 27j»hrige Sohn Friedrich de» SägwerkbefitzerS Graf. Durch Absturz von der Oberteune erlitt er «inen Schädelbroch, au welche« der fleißige und beliebte junge Raun starb.

r. Jlsfeld, 3. Mai. Heute mittag fand hier die Einweihung de» neuen Schulgebäude» statt. Sine große Anzahl Festgäste, «eist OrtSvorsteher, Geistliche und Lehrer waren bet der Feier anwesend. Die Oberschulbrhörde war durch Oberkovflßorialrat Schüz vertreten; ferner waren Oberbaurat Lelbbraud, der Abgeordnete de» Bezirk», Herr Schmid, u. a. Herren erschienen. Nach eine« Gesang der Kinder und einer Rede de» Oberlehrer» Sroubach vor de« alte» Schulhau» bewegte fich ein stattlicher Festzug znm neuen Schalhan». Dort übergab der Baumeister Professor Lchmohl-Stnttgart den Schlüffe! de» Gebäude» de» OrtS­vorsteher Schultheiß Theurer, welcher denselben de« Ort».