Ar». 139.
«3. Jahrgang.
Amts- unä Intelligenzökatt für äen Aezirtr.
Erscheint Dienstag,
Die Einrückungsaebühr beträgt 9 H p im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag ck Samstag.
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Samstag, äen 24. November 1888.
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die Post bezogen im Bezirk 2 -L 30 H, sonst in ganz Württemberg 2 70 H.
ZUM Abonnement
auf das „Calwer Wochenblatt" für den Monat Dezember ladet freund' lichst ein
die Redaktion.
AnrMche MekannLnrcrchungen.
Die Oetsvorsteher
werden beauftragt, zu erheben und bis 10. Dezember d. I. hiehsr anzuzeigen, wie viel zur Nachzucht taugliche Pferde (Stuten) in ihren Gemeindebezirken vorhanden sind.
Calw, 21. Nov. 1888. Kgl. Oberamt.
Supper.
Ire Kteemeisterstelle,
mit welcher neben den von dem Kleemeister zu beziehenden Gebühren ein jährliches Wartgeld von 75 verbunden ist, ist erledigt. Bewerber um die Stelle werden aufgefordert, sich innerhalb 8 Tagen bei dem Unterzeichneten zu melden.
Calw, 22. November 1888. K. Oberamt.
Supper.
KoLiLische Wachvichterr.
Deutsches Reich.
Berlin, 22. Nov. Der dem Bundcsrat vorgelegte Gesetzentwurf über die Vorarbeiten für däs Kaiser Wilhelm-Denkmal läutet: „Wir Wilhelm von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: Zu einer Preisvewerbung für das Sr. Majestät dem hochseligen Kaiser Wilhelm !., dem Gründer des Reiches, zu errichtende Denkmal wird eine Summe von 100,000 zur Verfügung gestellt. Der Reichskanzler wird ermächtigt, diesen Betrag aus bereiten Mitteln der Reichshauptkaffe zu entnehmen.
In der Denkschrift zur Vorlage betreffs der Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm I. ist bemerkt, daß als Platz für die Errichtung nur der große Straßenzug von dem königlichen Schlöffe unter den Linden nach dem Tiergarten in Betracht kommt. Die Frist für die Einreichung der Entwürfe ist auf 9 Monate festgesetzt; 9 Preise im Betrage von 100,000 sind ausgesetzt.
Berlin, 22. Nov. 1 Uhr Mittags. Die Thronrede, mit welcher heute mittag der Kaiser persönlich den Reichstag eröffnete, gedenkt der Reisen in den verschiedenen Teilen des Reiches, welche dem Kaiser die Ueberzeugung gewährt, daß der Einheitsgedanke im ganzen Volk tiefe Wurzeln geschlagen habe. Die Finanzlage des Reiches sei befriedigend. Die Rede kündigt sodann die verschiedenen bekannten Vorlagen an und gedenkt kurz des Abkommens mit England bezüglich Ostafrikas. Die Beziehungen zu allen Mächten seien friedliche. Die Bestrebungen des Kaisers seien unablässig auf den Frieden gerichtet. Einen Krieg ohne Not halte der Kaiser für mit dem christlichen Glauben und mit seinen Pflichten gegen das deutsche Volk unverträglich. Bei seinem Besuche an den befreundeten Höfen habe Ihm das allseitig Ihm und seiner Politik entgegengebrachte Vertrauen die berechtigte Hoffnung auf Erhaltung des Friedens eingeflößt.
Straßburg, 20. Nov. Das „Elf. Journ." berichtet über den Grenz- Vorfall: „Gegen 1 Uhr morgens wurden in Königshofen ein Offizier (Specht) in bürgerlicher Kleidung, ein Sergeant und zwei Unteroffiziere, sämtlich vom 126. Infanterie-Regiment, die nach der Theater-Vorstellung in Straßburg nach dem Fort Bismarck bei Wolfisheim zurückkehrten, von etwa 10 Individuen angegriffen, die den Offizier und den Sergeanten mit Messerstichen verwundeten und sodann die Flucht ergriffen. Die Militär» verfolgten ihre Angreifer. Im Glauben, diese hätten sich in die Wirtschaft „Zum roten Hause", am Scheidewege der Straße nach Zabern und nach Eckbolsheim, geflüchtet, schlugen sie an deren Thür. Frau Guery will den Ruf vernommen haben: „Die Bande muß im Haus sein; aufgemacht, sonst wird da» Haus angezündet I" Sie ging hinab und öffnete die Thüre. Der Offizier suchte die Angreifer, fand sie aber nicht. Unterdessen war der Sergeant auf die Straße gegangen und dort wurde er zum zweitenmale von den Individuen, die die Militärs in Königshofen überfallen hatten und
vom Felde her auf ihn zustießen, angegriffen und mißhandelt. Der Sergeant blieb in dem Straßengraben liegen und erst gegen 4 Uhr wurde er von einer vom Fort Bismarck ausgesandten Patrouille in beinahe leblosem Zustande aufgefunden. Es heißt, er sei im Militärlazareth, wohin auch der verwundete Offizier verbracht worden ist, gestorben. Die Untersuchung ist im Gange und gestern hat General-Lieutenant Verdy du Vernois, Gouverneur der Festung Straßburg, die zwei verschont gebliebenen Unteroffiziere selbst vernommen. Von den Angreifern sind vier verhaftet, drei sind aus Königshofen, ein anderer aus Eckbolsheim; zwei weitere sind flüchtig."
— In der „Times" wird den Engländern ans Herz gelegt, sich jetzt, da die Blockade an der ostafrikanischen Küste einmal beschlossen sei, auch dabei nicht lumpen zu lassen, sondern der Stellung Englands als erste See- W^aemäß aufzutreten. Leider sei die nach Sansibar abgesandte Flotte in^^r Beziehung unzureichend. Admiral Fremantle verfüge über sieben Schiffe; davon besitze nur die Boadicea eine Fahrgeschwindigkeit von 13 Knoten; 2 seien wegen ihres Schneckenganges praktisch unbrauchbar und der Agamemnon sei kaum mehr ein Panzerschiff zu nennen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Schiffe habe nur 11,4 Knoten gegen 13,25 Knoten seitens der deutschen Schiffe; auch besäßen letztere mehr Geschütze.
Hcrges-Weuigkeiten.
Calw, 22. Nov. Wie man hört, ist unser Reichs- und Landtagsabgeordneter, Herr Geh. Kommerzienrat Staelin, infolge angegriffener Gesundheit leider Picht mehr gesonnen, ein Mandat in den Landtag anzunehmen und ist es die Sorge der Stadt, wie des ganzen Wahlbezirks, einen geeigneten Candidaten aufzustellen, welcher nun in der Person des Herrn Stadtschultheiß Haffner bereits gefunden sein dürfte. — Die Amtsversammlung genehmigte für die König-Karl-Jubiläums-Stiftung noch 3500, nachdem die Stadt Calw bereits 500 Hirsau 250 und fast stimmt« Bezirksorte größere Beträge aus den Gemeindekassen bewilligt hatten. Eine Ausstellung dürfte nächstdem erscheinen.
Freudenstadt, 21. Nov. Nach einem sehr stürmischen Tage ist in der vergangenen Nacht starkes Schneegestöber eingetreten, welches heute den ganzen Tag anhält. Wenn man auch wünschte, daß der Winter noch recht lange ausbleiben möchte, so kann man auf dem Schwarzwald doch zufrieden sein, wenn der anhaltende Winter nicht vor dem 21. Nov. eintritt. — Von der Amtskorporation Freudenstadt sind zu der König Karl-Jubiläums- Stiftung 60()0 <M Beitrag bewilligt worden. — Für das Stuttgarter Denkmal Kaiser iHilhelm I. sind in hiesiger Stadt 600 eingegangen.
Göpp.ingen, 20. Nov. Heute mittag um l2>/z Uhr wurden wir plötzlich durch Feuerlärm aufgeschreckt. Die mit Futtervorräten und Getreide angefüllte Scheuer der Kinder-Rettungsanstalt Wilhelmshilfe stand in vollen Flamen, die sich bei dem gerade herrschenden starken Südwestwinde rasch verbreiteten. Die Thätigkeit der Feuerwehr war größtenteils darauf gerichtet, die benachbarten Gebäude zu schützen. Rindvieh und Schweine konnten gerettet werden, während einiges Federvieh verbrannte und der reiche Erntesegen ein Raub der Flammen wurde. Die Scheuer, welche bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte, stand erst 10 Jahre; die vorherige Scheuer war am 11. Sept. 1877 niedergebrannt. Der Brand war damals auch um die Mittagsstunde ausgekommen. Als Ursache des heutigen Unglücks wird Brandstiftung vermutet.
Geislingen, 21. Nov. Am letzten Montag wurde von der Gläubigerversammlung des Konkurses Herrschen und Cie. das seitens der Württemb. Metallwarenfabrik Geislingen für das Henschensche Fabrikanwesen gemachte günstige Kaufoffert angenommen. Durch diese Geschäftsübernahme seitens der Württembergischen Metallwarenfabrik, wird einem Teil der Henschenschen Arbeiter der Verdienst erhalten bleiben. — In Dizenbach soll an Stelle des seitherigen Schul- und Rathauses, welches abgebrochen werden soll, ein neues erbaut werden. Der Voranschlag beträgt etwa 15- bis 16,000
Ebingen, 20. Nov. Gestern abend hielt die deutsche Partei eine Monatsversammlung im Saale der Bierbrauerei zum Stern, welche sehr gut und auch von auswärts besucht war. Nachdem der Vorstand die Erschienenen willkommen geheißen, erteilte er das Wort dem Herrn Präzeptor Scherb, welcher in einem sehr übersichtlichen, durch Einstreuung besonders für die betr. Zeiten kennzeichnenden Zitate gewürzten Vortrag die Aehnlichkeiten in der geschichtlichen Entwicklung Deutschlands und Italiens in diesem Jahrhundert behandelte. Durch Erheben von den Sitzen dankte die Versammlung dem Redner für den Vortrag. worauf der Vorstand an etwaige Lusttragende die Mitteilung richtete, daß Meldungen zum Beitritt zur Partei entgegengenommen werden. Von dieser Mitteilung wurde in