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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn« »nd Festtage.

Preis vierteljährlich hie« 1 mit rräger« Ivhnl.M^.imBezirlS. «nd iv icw-Brrlehr 1.LS i« übrigen Württemberg 1.S0 ^ WionatSäbonnementr «ach BerhLltuis.

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>»,rtgra>BebÜhr a. lspalt Zeile an> gewöhnl, Gchrtst oder deren Nanm bei 1«al> E urückung 10 A, bei mehrmaliger mtsprechend Rabatt.

«tt dem Plauderfiübche» «nd

Schwäb. Landwirt.

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Wagold, Montag den 19. März

1906.

Amtliches.

Verfügung deS Ministeriums des Inner«, betr. die Btehsenchennmlnge für das Jahr 1SVS.

Vo« 3. März,1906.

Auf Grund des Art. 3 des AuMhlMgSgchtzeS zum Reichsgrsetz über die Abwehr und UMrdrLckaug v n Vieh« seuchen vom 20. März 1881 (Reg.-Mott S. 189), deS Art. 1 deS Gesetzes vom 7. Juni 1885, betnffead die Entschädigung für au Milzbrand gefull-ue Tine (Reg.« Blatt S. 253), und deS Art. 1 des Gesetzes vom 31. Mai 1893, betr. die Erttschädiguttg für au Mau!- nud Klauen­seuche gefallenes Rindvieh (Reg. Bl. S. 123), wird hiedurch verfügt, daß für das Jahr 1906 zur Zemrmkafse der Vieh- besttzec für Eltjchädiguag bei Viehseuchen

iüc jedes Pferd ein Beitrag von ... 10 Pf. für eine» Esel, ein Maultier, oder einen Maulesel einen Beitrag von . . . . IN Bi. für ein jedes Stück Rindvieh ein Beitrag von 10 rin. zu entrichten ist.

Für die Aufnahme der ViMesttzrr und ihre» beitrags­pflichtigen Viehbestandes, sowie für die Eih- > g de: Bei­träge gelten die Vorschriften ia Art. 4 und 5 des NnS- führungsgesttzes vom 20. März 1881 und irr 88 13 bis 15 der V rfügaug des Ministeriums des I n-n vom 15. Januar 1896, betr. die Vollziehung des RichL viehs euch en­ges tz 8 und ve« AuSjüdrungtzgesetzeS vom 20. März 1881 (Reg.-Bl. S. 11).

Stuttgart, de» 3. März 1906.

Pischek.

De« Schrrltheißenärnteru

gehe» gemäß vorstehender M'.mperial-Bersögung vo« 3. dS. Mts. die erforderlichen Formulare z» de« Vieh- «mlagen pro 1S«S mit nächster Post zu.

Das Ecfsrderuche rst vorschriftsmäßig zu besorgen.

Nagold, den 17. März 1906.

K. Oberamt. Ritter.

Au die Ortsbehörde«.

Da nach d»n im vorigen Jahr gemachten Wahruehm- urrg-n im Bezi k vl'lsach r och die Unsitte besteht, daß die Hecke« und d«S Gras um dieselbe» a» Greuzraiue« umd Wege« von L Uten iu Braud gesteckt oder von de« Augr nzeru entfernt werden, wodurch die beste Gelegenheit zum Neft'U den nützliche« Vögeln genommen «nd hiedurch zu g oßem Schaden für die Landwirtschaft «ad besonders d m Obstbau eine Verminderung der nützlichen Böget verursacht wird, werden die OrtSöehördeu beauftragt, durch ortsübliche vekanntmachnag und entsprechende Be­lehrung in den Schuleu und Fortbildungsschulen ihre Ge- meindeaugkhörtgen und besonders die jungen Leute uuter Hinweis auf Alt. 34 Aff. 5 und Arl. 86 Ziff. 3 deS Polrer'strafgesetzrs, sowre auf 8 368 Ziff. 6 des R.-Straf- Ges.-Buchs und A-t. 30 Z ff. 3 uud Art. 32 des Foistpoli- z-ijesltz -> (Schick-r, Po.izer-Strafrecht II. Aufl. S. 56, 58. 161 uud 501), ernstlich zu ve warne», unbefugterwetfe daS au Grei'zrailitu, Straßen, Weges oder G ädeu wachsende

GraS, sowie die dort txfiuüUHen Hecke» ooer Strauch-r zu beschädige« oder abzubre-uen.

Die Feld- uud Waldschütze» sind auf dis genanntm Besttmmuugeu befouders aufmerksam m machen «ud avzuwetseu, etwaige Betfehluugeu »»«achsichtlich zur An­zeige zu bringe«.

Der Vollzug vorstehenden Auftrags ist im Schultheißen- amt-piotokoll uachzuweiseL.

Nagold, de« 16. März 1906. _K. Oberamt. Ritter

Die Heere» Ortsvorsteher

wollen anläßlich der Biehaufaahme« für die Biehumlage die Zahl der Kühe uud spruugfähigen Kalbiuueu ihrer Ge- «eiuveu, sowie die Zahl der tu rhrm Gemeinden zur Zackt aufgchelltea Ziegenböcke uud Eber erheben uud bis 10. April d. IS. als portopflichtige Dienstsache anher «»zeigen.

Mit Bezugnahme auf den Mtu-Artalerlaß vom 11. Januar d. Js., Amtsbl. Nr. 1, S. 10. wolle zugleich die Zahl derjenige« Tiere besonders angegeben werde», für weiche vo« de« Besitzern eigene Karren gehalten werde«.

Nagold, de« 17.-z 1906. A. Oberami. Ritter.

Bekanntmachung.

Die Stadtgemeinde Harterbach hat zum Zweck der Herstellung einer Wasserleitung für die Stadt dcu Antrag auf Genehmigung zur Errichtung einer Wasserbeuntzuugs- Aulage zwecks Entnahme vo» Wasser aus de« Queüenge- diet deS Haiterdachs auf Markung Höllerbach iu Bedarft- «ud Notfälle« gestellt.

Dies wird «tt dem Aufüge» zur öffentlichen KenvtuiS gebracht, daß etwaige Einwenduugeu gegen das Unternehme» btrmm 14 Tagen bet der uaterzüchuetru Stille auzubriugeu find uud daß nach Ablauf der Frist Einwmduugeu iu dem Bersahreu nicht «ehr angcbraLt werden können.

Beschreibungen uud Pläne sind auf der Oberamtskauzlei zur Einsicht aufgeleat.

Nagold, dm 17. März 1906.

K. Oberawt Ritter.

Seine Königliche Majestät haben am 14. März d. I. allergnädigst geruht, auf die katholische, im Patronat der Krone befindliche Pfarrei Attenweilrr, Dekanats Biberach, den Pfarrer Scheel in Untertal­heim, Dekanats Horb zu ernennen.

Die Marokko-Konferenz.

AlgeeiraS, 17. März. Die Steck««- der Keu- fereuzardeite» ist »ech «icht überwuude«. Die

auf heute verschobene Pleuarfitzaug ist wieder aufgegebeu worden. Da am Montag spanischer Feiertag ist, wird die Konferenz frühestens am DwuZtag ihre nächste Sitzung ab­halten könne«. Wie weit sich bis dahin die Lage geklärt haben wird, ist «och ganz unsicher. Der Personalwechsel iu Paris ist offenbar auf die zögernde uud unklare Haltung der französischen Delegierten vou Einfluß. Auch die Vor­lage deS den ui utralen Gkuerirliasptktor nicht berücksichtigenden französischen Polizeiprogcamms durch Herrn R.voil hat ihre Erklärung vermutlich darin, daß aus Parts noch keine Detailinstruktioncu eingctrofftn find. Der Wert des öster­

reichischen Projekts instand für Deutschlaud gerade iu der Einführung des einer dritten Macht zu euturhmeudeu Ge- neraltnspektorS, demnächst in der Errichtung einer neutralen Polizeistatiou. Die fravzöfischeu Delegierten haben bisher weder die Garantie», die der österreichische Borschlag bietet, akzeptiert, noch andere Vorschläge in Aussicht gestellt, die der von deutscher Seite für unbedingt erforderlich erachtete« tutrruatiooalen Bürgschaft genüge« könnten. Es liegen also vorläufig tn derHaltuug der französischen Delegierte« Uaklarhetteu vor, deren Ausgleichung «a» abwarte« muß.^bevor ein Urteil über beu weiteren Gang der Dinge möglich ist.

Berlin, 17. März. Aus London wird de« Berl. Lagebt. gemeldet: Nach hier vorliegenden Nachrichten liegt die Sache in Algrctras so, daß Deutschlaud in de» Frage des Kommavdos eines GeueraUufpektmrS iu Casablanca nach geben, uud daß Frankreich dafür nur zwei Teile der Marokko-Bank für die gegenwärtigen Gläubiger verlangen würde.

UoMijch- Meverstcht.

Die handelspolitische Spa«««»- zrvifche« Oesterreich.Ungar« «»d Serbien ist so gut wie bei­gelegt. Dafür emstrhen jetzt Schwierigkeiten zwischen Oester- reich-Uagarv und Bulgarien. Da vou Semlin neuerdings Wagen mit bulgarische« Geflügel zurückgeschickt worden find, läßt die bulgarische Regierung erklären, daß sie zu de« schärfsten Repressalien greisen werde, vorläufig soll Oester- retch-Uugaru anfgefordert werden, durch eigene Beamte i« Bulgarien die angebliche« Grflügelkraukhettev untersuche« zu lassen. Sie wird dieser Aufforderung freilich wohl kau« Folge leisten, sondern mit ihrer Politik der Nadelstiche ruhtg sortfahren btS Bulgarien mürbe ist.

Z» ei»er Schlägerei ist es i« der spanische« Dep«tierteukammer -ekomme». Oberst Piimortvera, ein Neffe des gierchnamtgen General?, hieb de« Abgeord­neten Soriauo mit der Faust iu das Gesicht und schlug ihm zwei Zähne ans. ES erhob sich großer Lärm, und die Republikaner verließen darauf die Sitzung, doch hofft mau, daß ihr Fernbleiben »ur vorübergehend sein wird. Die Gerüchte von einer MinisterkristS werden als unbegründet bezeichnet. Primortvera wurde vor das Kriegsgericht gestellt. Natürlich wird es auch zu de« landesüblichen Duell komme».

Der Söni- vo» Serdie« hat dm früheren Staats- ratSpräfidmtm General Grafisch mit der Kabinettsbildung beauftragt. In das neue Kabinett wird voraussichtlich die Mehrzahl der Minister des Kabinetts Stojauowttsch ekntretm.

Das japanische Ubgeordneteieh««- hat dm Bor- schlag deS KrtegSmimsterS angenommen, nach welche» für die japanische Infanterie statt des gegenwärtig bestehende« dreijährigen Heeresdienstes die zweijährige Dienstzeit ringe- führt werden soll. Nach einer Meldung des »Daily Telegraph* aus Tokio wimmelt es in der Mandschurei von Räuberbanden. Ein chinesisches Regiment fei dabei, diese bei Kintschon auzngretfm, wo künftig eine wichtige chinesische Mikitärstatlon errichtet werde« solle.

Eine Unterredung mit Mulm A6d nt Ws,

Snlta» vo» Marokko.

Bon Dr. Siegfried Benthe.

(Fortsetzung.)

Auf diese Unbequemlichkeiten und Unsicherheiten eines Aufenthalts am wechselnden Hoflager konn sich die fremde D p o«atie nicht emlaffen. Mau hat sich daher dahin ge- etutgt, daß jeder ueubeglaubigte Gesandte sich zwar selbst dem Salta« tn der jeweiligen Hauptstadt vsrstrllt, daß aber i« übrigen die laufenden Geschäfte in Tanger erledigt wer­den durch Vermittlung eines besonder» maurischen Beamte», der für alle Dinge der answärtigea Politik gewisse Voll- «achim vom Sultan besitzt. Alle Entscheidungen aber «Mm io der Hauptstadt selbst getroffen werden, so daß ein fort­währendes Hin uud Her vou Briefen und E lbstm entsteht, das den beliebten VerschleppuagSkünsten marokkanischen Staatsmänner natürlich sehr zu statten koar-st. Die regel­mäßigen Reisen an den Hof aber stad für die Gesandten zwar eine gute Gelegenheit, das Laad durch eigenen Augen- schein ksnnm zu lernen, bilden aber doch eine Last, die tn keinem andern Lande der Beruf mit sich bringt. Und für das Land «ad seine Bevölkerung find sie em Uafi-'ück Denn da dir einheimische Regiernug übernimmt, die Be? pst g- nng, Transportkosten und militärische Bedtckusg der Ge­sandtschaft selbst zu bestreiten, so muffen die Stämme, deren Gebiet durchzogen wird, wieder bluten. Jeden N-'chmittag, wenn die Zelte aufgeschlagm werden, wird die,Muua* ge­

bracht, (die Verpflegung), die meist aas emer Anzahl leben­der Hammel «nd Hühner, sodann aus Eiern, Butter, Zucker, Tee, Kaffee, Kerzen, Brot und häufig a»ch noch aus fertig znberetteleu Speisen besteht, und das alles iu so ungeheuer« Mengen, daß dir unglücklichen Lavdlente, die alles auf- bringen müssen, der Ankunft eines europäischen Gesandten nur mit sehr gemischtt» Gefühlen eulßrgkvstheu.

Wohl jeder Diplomat, der neu in« Land kommt, hat den Versuch gemacht, diese lästige Gastsreuudfchaft und Durchsüttenmg aus Kosten deS Landes za vermeiden, das «uter der Aussaugung durch dir eigmrn Behörden schon genug zu leiden hat. Uud j<der wird sich schließlich über­zeugt haben, daß der Bevölkerung, die diese ZwangSaögaben an üie Fremden machen muß, nicht zu helft« ist, solange die Amtle und Kaide in ihre« Amt nichts anderes sehen, als eine Gelegenheit sich zu bereichern. La aber, seit selbst Rußland eine Gesandtschaft iu Tanger errichtet hat, nicht weniger als 10 Sraateu durch eigene GLsandlschastcn uud G neralkoasulale vertreten sind, so vergeht bei ? «« häufigen Wechsel, der in der B<s tzaag diplomatischer Ä mter üblich ist, kaum 1 Jahr, wo utcht von der rtum oder andern Macht eine Gesandlschoftsreife nach FeS oder Marrakefch ausgerüstet wird, uud meist zu keinem and .ru Zw S, al« dem Sultan den Beamtenwechsel »itzuteilen oder höchstens bei der Grlegeahelt noch die eine oder andere Forderung von StautSaugehörigen oder Schutzbefohlenen m't größere« Nachdruck vorzudringev. Selten ist eine GkssübtschaftSreise so e> folglich wie dir deS Graf;» Tattenbach i« Frühjahr 1890, die seinerzeit ebenso wie die erste deutsche Gesandt­

schaft unter brm Mtmsterrestdeuteu Weber 1877 in der

Köln. Ztg. eingehend geschildert worden ist. Sie konnte i« de« Verhandlungen, die nach de« feierlichen Empfang durch Malai el Hassan gepflogen wurden, mit srine» Wesiren die Bedingungen deS vorteilhaften Abkommens sestsctzrn, das seitdem als deutsch-marokkanischer Handelsvertrag vo« 1. Juot 1890 bekaaut ist. Manche Reisen, wie die englische vou S»r Evau Smith, find vollkommen fehlgeschlagev, uud die «eisten erreichen Wetter nichts als die stets mit der­selbe» Heuchelmiene gegebene Versicherung, für kein Land hege die scherifijche Regierung so echte Freundschaft als ge­rade für das, dessen Vertreter der Sultan eben mit »noch nie datzeweseuer* Zuvorkommenheit empfangen habe.

Diese Zuvorkommenheit besteht iu jede« Falle darin, daß auf dr« großen Meschwarplatze sich die fremde Abord­nung ausstrllrn muß innerhalb derselkuu kriegerischen Ein­fassung, die den Empfang der Saby endäuptlinge eiurahmt, und aus dar E scheinen dererlauchten Gegenwart* warten darf. Der Sultan reitet dann herein, bleibt aber zu Pferde unter seine« roten Baldachin halten, während der Gesandte uud sein Gefolge stehend uud barhäuptig die Vorstellung und den Austausch der Ansprachen über sich ergehen lasse» müssen. Die militärischen Begleiter deS Gesandten sind, dank ihrer Uniform nud der durch sie bedingte» Forme«, die einzigen, die bedeckt bleiben; dafür müssen sie aber wäh­rend d r ganzen Zeit stramm stehen, als ob sie vor ihre« allerhöchsten Kriegsherrn ständen.

(Fortsetzung folgt.)