verzeichnen. Ganz ausgezeichnet war der Ertrag der Futterrüben und Kohl­rüben , wogegen die Berichte über die Kartoffelernte einen bedeutenden Prozentsatz kranker Knollen (bis zu constatirten. Winterreps gab einen so geringen Ertrag, daß die Culturkosten nicht gedeckt wurden. Ziemlich gut war der Ertrag der Hopfen, die auch wieder einen die Producenten befriedig­enden Preis erreicht haben. Bei den Futtergewächsen hat der erste Schnitt unter der Trockenheit des Vorsommers sehr gelitten, wogegen der 2. und 3. Schnitt um so befriedigender war. Ganz vorzüglich war aber die Obsternte in allen Theilen des Bezirks und hat vielfach den Ausfall in andern Cultur- zweigen verschmerzen lassen. Der Ertrag an Aepfeln und Birnen wurde im Gäu auf zusammen 73,905 Ctr., auf der Schwarzwaldseite des Bezirks auf 80,000 Ctr. geschätzt und repräsentiert die gesammte Obsternte incl. Pflaumen, Zwetschgen, Kirschen und Nüssen einen Werth-von 404.579, während er 1887 nur 8570 ^ betrug. Ueber unbefriedigten Durst können diesmal die Baumbesitzer nicht klagen und es hat dieser hochwillkommene, von Vielen noch nie erlebte Segen die weitere gute Folge, daß die Freude an der Obstbaum- zucht aufs Neue erwacht und belebt worden ist und im nächsten und den fol­genden Jahren eine große Zahl von Obstbäumen werden gepflanzt werden. Raum dazu ist überall noch in Menge vorhanden und wenn irgendwo, wird sich in nicht allzuferner Zukunft auf diesem Felde der ökonomischen Thätigkeit das Dichterwort bestätigen:Segen ist der Mühe Preis."

* Calw, 19. Nov. Nach längerer Pause hielt der Liederkranz am gestrigen Sonntag nachmittags von 4 Uhr an im badischen Hof eine einfache zwangsloss Gesangsunterhaltung ab. Sehr zahlreich hatten sich die Mitglieder hiezu eingefunden. Das Programm bestand ans 10 Männerchören und 2 Tenorsoli. Unter der zielbewußen Leitung von Hrn. Lehrer Müller gelangten fast sämtliche Chöre präzis und ausdrucksvoll zum Vortrag. Das LiedAm Ammersee" von Langer, eine ebenso durch Inhalt als durch vorzügliche Melodie hervorragende Komposition, das innigeHüttelein, still und klein" mit seinem ansprechenden Solo von Gräbke und das immer gern gehörte, sentimentale VolksliedRitters Abschied" von Kinker waren von vorzüglicher Wirkung. Die beiden Tenoristen, die HH. Helfferich und Schwämmle, waren bei sehr guter Stimme und fanden ihre VorträgeDie beiden Grena­diere" von Rob. Schumann undO schöne Zeit, o sel'ge Zeit" von Götze den wohlverdienten Beifall. Nach Ausführung des Programms sang der Chor noch einige beliebte Volkslieder, dis durch Einfachheit und natürlichen Stimmengang sich stets eine dankbare Aufnahme sichern.

* Vom Wald. In den letzten Tagen wurde im Kleinenzthal ein aus Enzkiösterle gebürtiger Köhler vom Forstwächter K. aus Wilvbad auf dem brennenden Meiler tot ausgefunden. Der Tote lag auf dem Gesicht und ist wohl erstickt.

Ludwigsburg, 15. Nov. S. K. H. Prinz Wilhelm begab sich heute früh zu Wagen nach der Schlotwiese bei Zuffenhausen um daselbst eine Waldjagd zu halten. Zu derselben hatten etwa 25 Herren' aus Stutt­gart und Luvwigsburg Einladungen erhalten. Mittags wurde bei der im Walde zur Aufzucht der jungen Fasanen errichteten Hütte das Frühstück für die Jagdgesellschaft aufgetragen. Auch I. K. H. die Prinzessin in Begleitung ihrer erlauchten Mutter der Frau Prinzessin Wilhelm zu Schaum- burg-Lippe hatte sich um diese Zeit auf der Schlotwiese eingefunden, nahm an dem Frühstücke teil und folgte hierauf noch einem Teils der Jagd. Erst gegen abend kehrten die Herrschaften hieher zurück.

Aus Schmiechen wird mitgeteilt, daß der dortige See spiegel' glatt gefroren sei und den vielen Freunden des Schlittschuhfahrens prächtige GelegenheiAgebe, sich auf seiner ausgedehnten Fläche nach Lust zu ergehen. Und aus Heidenheim schreib man unterm 13: Wir haben seit einigen Tagen so kalt, daß die hiesige Schlittschuhklub-Wiese bereits flott befahren werden kann. In der Nacht vom 11. auf den 12. hatten wir 12.2 Grad Celsius. An drei Tagen der letzten Woche stieg das Thermometer nicht

herrlichen Schloßparke von Erlenthal spazieren. Steinberg befand sich an Eugeniens Seite, den Daumen seiner rechten Hand nachlässig in den Schnüren seines Attilas eingehackt und sie an diesen oder jenen tollen Streich erinnernd, den sie gemeinsam in ihrer Jugendzeit ausgeführt hatten. Eugenie fühlte sich glücklich, mit ihm zu­sammen ungeniert über ihre Jugendzeit plaudern zu können, anstatt wie bei den anderen Offizieren ein langes Thema über Hürden- und Hindernisrennen, über die verschiedenen Namen der Pferde, welche am Start erschienen, welche bei ihnen den Preis errungen und wer gestürzt oder sonst Unglück gehabt, angehört. Als sich am am Abende die beiden Freunde verabschiedeten, lud der Freiherr Steinberg wieder zu einem recht baldigen Besuche ein und Eugenie reichte ihm mit einemauf Wieder­sehen" die Hand. Steinberg machte von der Einladung ausgiebigen Gebrauch. So oft Curt seine Eltern besuchte, begleitete er ihn und das Band der Jugendfreund­schaft, welches ihn mit Eugenie verknüpfte, schloß sich immer enger zusammen.

So war der Sommer ins Land gezogen und das Laub der Bäume im Schloßgatten zu Erlenthal begann sich bereits gelb zu färben. Ein kalter Herbst­wind strich über die Stoppeln und hier und da fiel auf einem Acker oder in dem Walde ein Schuß, der andeutete, daß die Jagdzeit ihren Anfang genommen.

Auch der Freiherr von Erlenthal hatte bereits einen bestimmten Tag für seine alljährlich abzuhaltende Treibjagd festgesetzt und dazu alle Offiziere des Regiments, sowie einige seiner Gutsnachbarn eingeladen, welche auch alle ihre Teilnahme zuge­sagt hatten. Steinberg wurde bei seinem letzten Besuche auf Erlenthal vom Frei­herrn noch einmal persönlich eingeladen, der Jagd ja nicht fernzubleiben und ganz bestimmt hatte er versichert, zu kommen. Eugenie hatte ihm scherzweise versprochen- für seinen Karo ein Halsband zu sticken, wenn er sich bei der Jagd als bester Jäger zeigen würde. Seinberg hatte ihr im Voraus gedankt und da er ein vortrefflicher Schütze war, so galt ihm Eugeniens Preis schon als sicher.Nehmen Sie das Halsband nur bald in Angriff, damit ich es am Jagdtage schon mitnehmen kann," hatte er ihr noch zugerufen, als er bereits zu Pferde saß. Sie hatte ihm lächelnd mit dem Finger gedroht und geraten, nicht zu früh zu jubeln; noch einen freundlichen Gruß und fort trug ihn sein treuer Aladar zum Schloßhofe hinaus.

über Null. Merkwürdig ist, daß unsere Kastanienbäume noch all ihre Früchte tragen, während das Laub schon seit Wochen abgefallen ist.

Heidenheim, 16. Nov. Die hiesigen Bierbrauer füllen jetzt schon ihre Eiskeller. Die anhaltende Kälte in den letzten 8 Tagen hat auf unfern Weihern 1012 Centim. dickes Eis erzeugt, das, weil es kristallrein ist, sehr gesucht ist. Manche Brauer haben ihren Bedarf an Eis bereits gedeckt. Der Wagen Eis kommt, bis er im Keller ist, auf 11.50 zu stehen.

Heilbronn, 16. Nov. Wie bekannt, haben im Juli d. Js. die Herren Oberbürgermeister Hegelmaier und Gemeinderat Huber gegenseitig Ein­gaben auf Suspension vom Amte bei der K. Regierung eingereicht. Während die Abweisung des Gesuchs auf Suspension des Werkmeisters Huber vom Amte eines Gemeinderats schon vor einiger Zeit erfolgte, ist gestern ein gleicher abschlägiger Bescheid der Regierung auf den Antrag der Suspension des Oberbürgermeister Hegelmaier vom Amt des Stadtvorstands ergangen. Diese Entscheidung wurde u. a. damit begründet, daß Huber zur Stellung eines solchen Antrags nicht berechtigt sei.

DieJagstztg." berichtet aus Crailsheim, 13. Nov.: Gestern kam ein redegewandter, anständig aussehender Fremder in das Hotel Faber und verlangte ein schönes Zimmer, besah sich das ihm angewiesene, machte abfällige Bemerkungen darüber und entfernte sich nach einiger Zeit. In­zwischen hatte er aus dem Zimmer der Wirtin Uhr und Kette derselben aus dem Glasschrank entnommen und suchte dieselben im Gasthof zum Lamm zu versetzen. Doch verzögerte sich das Geschäft und kaum hatte der Dieb sein Handkofferchen im elfteren Gasthof abgeholt, um rasch zu verschwinden, als die Wirtin ihren Verlust entdeckt und nun Jagd auf den Fliehenden gemacht wurde, die auch, trotzdem der Verfolgte ebenfalls in dasHebet den Dieb!" lebhaft einstimmte, mit der Ergreifung desselben endigte.

Ulm, 15. Nov. In dem kath. Orte Dellmensingen, OA. Laupheim, fand vergangenen Montag eine Hochzeit statt. Die Braut, geschmückt mit dem Myrthenkranz, begab sich mit dem Bräutigam zum Standesamt und von da mit einer zahlreichen Hochzeitsgesellschaft zur Trauung in die Kirche. Vor dem Altar, im Haus des Friedens, verlangte der Pfarrer von der Braut, sofort ihren Myrtenkranz abzunehmen, da sie denselben eines früheren eingetretenen Ereignisses wegen nicht zu tragen berechtigt sei. Die Braut vollzog den Befehl mit Thränen in den Augen und nach der wenig erbaulichen Trauung verließ die Hochzeitsgesellschaft die Kirche, im Innersten aufgeregt wegen des nicht qualifizierbaren Vorgangs durch welches das Gebot der christlichen Liebe so herzensroh verletzt wurde.

Berlin, 14. Nov. Ein hiesiger Prediger K. weilte zur Herstellung seiner Nerven in Bad W. Plötzlich verbreitete sich in seiner Gemeinde die Nachricht, er sei im Bade gestorben, und alsbald wurde seine Frau mit kost­baren Kränzen für seinen Sarg überschüttet. Es blieb ihr nichts übrig, als ihren Mann schleunigst zurückzurufen, um seine ihn liebende Gemeinde zu be­ruhigen. Bei seiner Rückkehr fand er einige dreißig Kränze für seinen Sarg vor.

Aus Schlesien, 12. Nov. Die anhaltende Kälte 58 Grad unter Null hat viel Schaden angerichtet. Allenthalben sind große Ackerflächen mit Zuckerrüben eingefroren. Auf dem Bahnhofe Königshütte erfroren 1000 Ztr. Kartoffeln in den Waggons. Die Oder ging gestern mit 2 Zoll starkem Treibeis. Bereits sind mehrere Menschen- leben der plötzlich hereingebrochenen Kälte zum Opfer gefallen. (Auch an anderen Orten sind der Kälte mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen. So wurden dieser Tage in Zeitz ein Handarbeiter, in Ratibor eine Händ­lerin und bei Christburg ein Arbeiter erfroren aufgefunden.)

Paris, 15. Nov. Vergangene Nacht ist die Waffenfabrik in Chatelleraul teilweise abgebrannt. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen, der materielle Schaden ist beträchtlich. Die Her­stellung des neuen Gewehres ist unterbrochen, da die

H.

Die Uhr des Schloßturmes zu Erlenthal schlug eben die sechste Morgenstunde, als sich der Freiherr von seinem Lager erhob und das Fenster seines Zimmers öffnete durch welches die frische Morgenluft einströmte. Es war ein herrlicher Morgen und er prüfte den Stand des Barometers, welcher ihn zu befriedigen schien, denn er schloß mit einemfamosen Wetter' das Fenster, um sich vollständig anzukleiden. Die Offiziere hatten versprochen, um sieben Uhr auf Erlenthal einzutreffen und er hatte daher keine Zeit mehr zu verlieren. Er begab sich nach den Wirtschaftsgebäuden hinüber, wo sich das Gesinde bereits bei der Arbeit befand, und gab die für den Tag nötigen Befehle. Es dauerte auch gar nicht lange, so kamen auf einem mit herbstlichem Grün geschmückten Jagdwagen die Offiziere mit lautem Hurrah in den Schloßhof eingefahren und wurden von dem Freiherrn an der Schloßtreppe em­pfangen und nach dem Salon geleitet, wo sich bereits Frau von Erlenthal und Eugenie in Morgentoilette befanden. Die Freifrau hieß die Herren willkommen und unterhielt sich mit den älteren derselben, während sich die jüngeren um Eugenie drängten, die sich bei ihnen um alle Neuigkeiten des kleinen Städtchens erkundigte. Die Herren beeilten sich, ihr über alle Tagesvorkommnisse die genaueste Auskunft zu geben, um einen Dank oder ein freundliches Lächeln von ihren Lippen zu erhaschen. Steinberg befand sich heute unter den Offizieren, die sich um Frau von Erlenthal versammelt hatten, als ihn ein lautes Gelächter von Eugeniens Sette her nach dieser hinzog. Lieutenant von Mertzing hatte eben einen tollen Streich aus dem Cadetten- hause erzählt, worüber allgemeine Heiterkeit ausgebrochen war.Ach! wie schade, Steinberg, daß Sie eben nicht gehört haben, wie Mertzing seine Sünden aus seinem Cadettenleben beichtete," rief sie dem Ankommenden entgegen.Apropos, mein werter Cousin, das Halsband ist fertig, Sie können es heute abend mitnehmen; Sie haben doch die Bedingung noch nicht vergessen?,Nein," entgegnete Steinberg, indem er einen nicht allzufreundlichen Blick nach Mertzing hinüberwarf,und ich hoffe, den Talisman für meinen wackeren Karo zu erringen."

(Fortsetzung folgt.)