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«tt dem Planderstübche» nnd

SchwLb. Landwirt.

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Die Marokko-Konferenz.

Berlin, 7. März. Nach einer Meldung deS Berl. Lagebl. aas Parts soll die deutsche Regierung die frnnzöfisch-spanische Polizei i« Marokko unter der Bedingung anaehmeu wsllev, daß diese Polizei von eiue« durch eine dritte Macht zu stellenden militärischen Inspektor beaufsichtigt werde. Dieser Juspikror soll gleichzeitig das Kommando über eine« marokkanischen Hafen erhalten. Die morgige Sitzung, tu der sowohl die Polizeifrage wie die Baukfrage besprochen werden sollen, kann entscheidend werden.

Der Korrespondent des Pariser Journals berichtet, der Abschluß eines englisch-französischen Bündnisses stehe bevor.

Einer Meldung des B. T. aus Wie» zufolge steht man dort in der Herstellung eines Zusammenhangs zwischen der Baak- und Polizeifrage einen bedeutenden Erfolg, der ein günstiges Ergebnis der Kousrrenz erhoffen läßt.

Washington, 7. März. Der deutsche Botschafter Frhr. Speck von Steruberg erklärte eine« Berichterstatter gegenüber, daß trotz der Verdächtigungen und Verdreh­ungen der deutschen Politik Deutschland keinen Krieg wolle. In AlgeciraS verteidige Deutschland wichtige nationale Grundsätze und sei deshalb Gegner derjenigen französischen Pläne bezüglich der Zusammensetzung der Polizetorgane und Errichtung der Staatsbank in Marokko, deren Ver­wirklichung den Verlust der Gleichheit der wirtschaftlichen Rechte bedeute urd die offene Tür schließen würde.

Parlamentarische Nachrichten. ^

Deutscher Reichstag.

Berlin, 6. März. Der Reichstag nahm heute zunächst die erste Lesung desGesttzentwurfs wegen Aenderuug einiger Vorschriften des RetchSstempelgefetzes (sog. »Kleine Börseureform") vor.

Staatssekretär v. Stengel leitet die Beratung ein und weist auf die Verhandlungen über den Börseureformentwurf von 1904 hin und ans die Begründung, die der Vorlage betgegeden wurde. Die Regierung hoffe, daß die Vorlage auch eine Abkürzung der ohnehin schwierigen Verhandlungen in de« Steuerkommisstonen herbeiführen werde.

Bachem (Ztr.) beantragt Ueberveisung an die Steuer« kommisfion.

Gamp (ReichSp.) stimmt dem Antrag zu und sagt, die in der Begründung ausgesprochene Ansicht, daß die Vorlage eine Vergrößerung deS Umsatzes und somit eine Erhöhung der Retchsetnuahmen mit sich bringen werde, teile seine Partei nicht. Das Börsengrsetz habe fitz durchaus bewährt und au de« Graudbestimmnngeu desselben wolle seine Partei keineswegs rütteln lasten.

Müller-Sagau (srs. BP.) sagt, er hätte eine Er. ledigung der Vorlage im Plenum vorgezogeu.

Rettich (kons.) spricht sich für KommissionSberatuvg aus.

Mommsen (srs. Bgg.) führt aus, er sei nicht gegen

Me Unterredung mit Mutai Md ul Alis,

Sulla« vo» Marokko.

Bon Dr. Siegfried Venthe.

(Fortsetzung.)

II.

FeS, Fäß oder FLß? Wißbegierige Fragen des Sultans. Seine persönliche Erscheinung. Zopf und Echläfenlocken.

Endlich kam der Sultan. Erleuden Laufs erschien ein Sklave, meinen Begleiter Sir Harry Macleau zu benach­richtigen, brr eS freundlich übernommen harte, für mich zu dolmetschen. Auch Sir Harry setzte sich in Seschwtndschritt, verschwand jenseits deS HoseS in einem der hufeisenförmigen Lore, um aber sofort wieder zu erscheinen und mir zu winken, ich solle eiutreteu. Wieder sah ich mich in einem Hof, der aber so klein und von so hohen Hänserwändev ein­gefaßt war, daß er nach den riesigen Verhältnissen deS großen Paradeplatzes fast wie ein Jnaeukau« wirkte. Kan« waren wir etugetreteu, als auf der gegenüberliegen­den Seite unter einem Bogengang et« vollkommen weißge­kleideter Manu hervortrat. SS war Malat Abd ul AfiS, Beherrscher der Gläubigen, Sultan von FeS, Marrakesch und Tafilelt. Augenscheinlich hatte er nicht nur gebetet, sondern auch eine gute Mahlzeit zu sich genommen, denn der starre Ausdruck der Unnahbarkeit, den er vorhin bei» Empfang der Kabyleuscheche zur Schau getragen hatte, hatte sich erweicht zu zufriedenem freundlichen Lächeln. Sir Harry stellte «ich vor. der Sultan erwiderte gleich, er habe schon durch seine» Minister deS Auswärtigen Sid Abd u! Kert«

Nagold, Donnerstag den 8. März

eine Kommissionsberatung. I« Interesse unseres Anleihe- Marktes sollte der Stimpel für Staatspaptere überhaupt fallen; die paar 100 000 die daraus vereinnahmt würden, kämen für die Reichst,, ss- doch nicht in Betracht. Au sich Hütte seine Partei auch eine Beratnng i« Plenum gewünscht, ste wolle aber dem Antrag anf Kommisstonsberatuug zustimme».

Nach weiteren Bemerkuugen Bachems und MommseuS wird die Vorlage au die Kommission überwiesen. Hier« auf wird die Beratung des PostetatS fortgesetzt.

Staatssekretär Krätke kommt aus die gestrige Debatte zurück und sagt, die Verwaltung beobachte selbstverständlich die Gefahren, denen die Telephonisten beim Dienst ausge- setzt find, und sei bestrebt, diese Gefahren tunlichst zu de- fettigen. Im Jutereffe der Gesundheit der Telephonisten ist die tägliche Dienstperiode gekürzt worden. Die Klagen über eiue zn große Belastung der Landbriefträger ist un­begründet. Was die Bahnpostschaffuer betrifft, so ist daS Verhältnis der gehobenen Stelle« günstiger, als bei den anderen Beamteukategorieu. Die vo« Abgeordneten Kopsch vorgedrachtea Fälle über unangemessenes Benehmen von Vor­stehern gegen Untergebene haben sich zu meinem Bedauern als berechtigt erwiesen. Remedsr ist sofort geschaffen worden. Die Gehaltsaufbesserung kann ich nicht befürworten. Zu »einen Ausführungen in der Steuerkommijfiou bemerke ich, daß ich nicht für Erhöhung des Briefportos eingetreteu bin.

Patzig (natl.) erbittet Aufklärung, weshalb eS dem Obelpostasststeuten Löffler in Leipzig verboten wurde, in einer dortigen Versammlung des evangelischen Bundes eine« Bortrag über Katholizismus und Protestantismus zu halten, und begründet die von ihm eiugebrachte Resolution ans Herbei­führung von Reformen im Besolduugswesen.

Staatssekretär Krätke rechtfertigt daS Verhalten des OberpostdirektorS i» Fall Löffler. Die Resolution Patzig werde geprüft. Der Ausbesserung der Bezüge der Ober- postpraktikautes stehe er freundlich gegenüber.

Geheimrat Reumann im Reichspostamt bringt Bedenken gegen die geforderte« Gehaltserhöhungen vor.

Lattmanu (Wirtschaft!. Bgg.) zollt der Post- und Telegrapheuverwaltung Anerkennung und wünscht Ermäßi­gung der Telephongebühreu durch Einführung einer Zwischen­stufe für Entfernungen zwischen 100 und 350 Kilometer.

Nach wetteren Anfragen gibt Unter staatSsekretär vo» Sydow Aufklärungen überden telegraphischen Verkehr mit Ungarn, namentlich bezüglich der Schreibweise der OrtSbe- zetchuungeu.

v. ChlapowSki (Pole) beschwert sich über die Ver­setzung von Beamteu aus polnischen Gegenden in rein deutsche.

Kern (kons.) begründet die von ihm und einigen Kon­servative« eingebrachte Resolution bete. Vermehrung von Endstelle« für höhere Beamte, sowie Erhöhung der Gehalts­stufen.

Um 6V< Uhr vertagt sich das Hans auf morgen (Au- trag Baffermanu zur Gewerbeordnung und zum Handels- gefktzbuch).

Berli«, 7. März. I« Reichstag stand heute d?r Gesetzentwurf BaffermauuS betr. Abänderung der Ge­werbeordnung (GchaltSregelung der Angestellten nsw.)

bin Sliman von mir gehört und freue sich nun, mich selbst zu sehen, da er «tt Vergnügen die Bekanntschaft von Aus­ländern, noch dazu von so weitgereisten mache, die ihm von fremden Ländern erzählen könnten.

ES entspann sich nun eine ganz zwanglose Unterhalt­ung, die im wesentlichen auf politisch-geographische» Gebiet blieb. Ich entschuldigte mich zunächst wegen «eines Nicht- glüßeuS bei der ersten Begegnung. DaS wäre ja eine aus­gezeichnete Gelegenheit gewesen, eine echt morgeuläudische Erklärung vorzubriugeu und mit einigen plumpen Schmeiche­leien, die «au ja t« Berkehr mit orientalischen Herrschern nie dick genug auftrageu kann, dem Sultan vorzulegen, die überirdische Erscheinung der »erlauchten Gegenwart- deS Fürsten der Gläubigen, deS Enkels deS Propheten die Fürbitte Allahs sei über ihm und seine« Hause und seinen Freunden*) sei de« räudigen Lhristenhund derart in die jammervollen Glieder gefahren, daß er wie gelähmt dage- standen und nicht die Kraft besessen habe, in die Huldig­ungen der Menge einzustimmen. Das ganze Auftreten deS Sultans aber war so natürlich und so schlicht, daß eS mir unanständig vorgekommen wäre, ihm mit solchen Abgeschmackt­heiten entgegenzutreteu, uad so sagte ich ihm einfach und ehrlich, ich hätte wirklich nicht gewußt, welch« Art von Gruß unter den gegebenen Verhältnissen angebracht gewesen wäre. Ee aber wehrte meine Entschuldigung frenudlich ab mit dem

*) Diesen frommm Wunsch spricht jeder brave Muselmann auS, sobald er den Namen deS Propheten in den Mund nimmt («sali» »U»bll »Isibi vs, sli vs «sabbstibi).

1906.

in Verbindung mit einem Antrag betr. die Verhältnisse der technischen Angestellte«, sowie mit dem vouBaffer- mauu eingebrachte« Gesetzentwurf betr. Aenderung de»

8 63 des Handelsgesetzbuchs (SehaltSregeluug in Krankheitsfällen) zur Beratung.

Bassermaun (natl.) begründet die^Anträge und weist ans die stets wachsende Zahl der technischen Angestellten hin, die mit den Handlungsgehilfen auf gleicher sozialer. Stufe stehen und von der Gesetzgebung vernachlässigt wor­den seien. Es handle sich um Techniker, Werkmeister, Werkführer, Gruben- und Fabrikbeamte. Monatliche Ge- haltSregeluug müsse verlangt werden, ferner die GehaltS- regelung in Krankheitsfällen auf die Dane- von 6 Wochen (ohne Anrechnung der Bezüge von Krankenkassen), sowie Ausstellung eines Zeugnisses.

Potthoff (srs. Bgg.) begründet insbesondere den An­trag auf völlige soziale und rechtliche Gleichstellung der technischen Angestellten mit den Handlungsgehilfen. Ferner müsse die Zuständigkeit der Gewerbe- und KanfmaunSgerichte aus die technischen Angestellten ausgedehnt werden unter Errichtung, besonderer Abteilungen, wo die Beisitzer zur Hälfte technische Angestellte sein «vssm. Ferner soll die militärische Dienstzeit von nicht mehr als 8 Wochen in Zu­kunft nicht mehr als Grund zu sofortiger Entlassung ange­sehen werden. Auch die Mißbräuche bei der Anwendung der Konkurreuzklaasel den technische» Angestellten gegenüber müssen beseitigt werden.

Staatssekretär Dr. Nteberdiug: Die ReichSjustizver- waltung begleitet die Bestrebungen dieser Anträge mit warmer Sympathie. Der Richter soll nach de« Sinn de» Gesetzes und nicht nach dem Grundsatz oui bouo entscheiden.

Nacken (Ztc.) betont die Notwendigkett, ein zwingen- des Recht zu schaffen und beantragt Ueberweisang der ganzen Materie an eine 14gliederige Kommission.

Singer (Soz.) will der KommisstonSbrratnog nicht widersprechen. Die Ausbeutung der technischen Angestellten sei in der Lat übermäßig.

Malkwitz (kons.) erklärt die Bereitwilligkeit seiner Partei, die Jutereffe» der technischen Angestellten zu fördern, soweit dadurch nicht die berechtigten Jaterefstu der Arbeit- geüer beeinträchtigt würden.

Träger (srs. Bp.) wünscht »erweisuug der «uträgr au die Kommisston für die Gewerbeordnungs-Novelle (tzaud- werkersragen).

Schack (Wirtschaft!. Bgg.) spricht seine freudige Zn- stimmuug zu den Anträgen aus.

Staatssekrekär Dr. Nteberdiug konstatiert bezüglich einer Bemerkaog deS Vorredners, daß die Mehrheit der damaligen Reichstagskommiffion beschlossen habe, Abs. 1 8 63 solle kein zwingendes Recht sein, daß der Reichstag onrch seine damalige Abstimmung der Ansicht der Kommisfion. beigetrcten sei. Das Gegenteil müsse erst bewiesen werde»

Nachdem noch Dope (frs.Bgg. gesprochm), werden die drei vorliegende« Gegenstände einer 14gliedrtgeu Kommission überwiesen.

U« b'/i Uhr vertagt sich daS Haus auf morgen (Fortsetzung der EtatSberatuug).

mir schon voa «eiue« ersten Tage tu Marokko her wohlbe­kannten »la dass!" (schadet nichts, hat nichts zu sagen) und wiederholte ein über daS andere««!:Irr dass, 1a dass, 1a dass!"

Ich will hierbei bemerken, daß Mulai Abd ul Ast» dies Wort mit eine« vollen, reinen a aussprach, wie ich überhaupt glande beobachtet zu haben, daß ote vornehmes Mauren durchaus nicht so allgemein die verderbte Aussprache des Arabischen angenommen haben, die von Algerien her eingeschlrppt worden ist. De« Umstande, daß die Franzosen, die sich bisher s« meisten «tt der wissenschaftlichen Er­forschung deS Maurisch-Arabischen befaßt haben, ihre Sprach- keuutuifse meist in Algerien und in Paris vo« Algeriern er­werben, hat dazu geführt, algerische Eigenheiten auch für marokkanische auszugebeu. So «eint auch der Dragomau der französischen Gesandtschaft, Ev^ö,e Fumey, in seine« Ldoix ävs oorrvsponäanees maroaaüws (Paris 1903), einer der wertvollsten neuern Veröffentlichungen über da» Maurisch-Arabische, das a werde in solchen Füllen wie französisches ö ausgesprochen, «an »äffe also auch den Namen der Hauptstadt mit eiue« ä sprechen wie etwa i» dlöms, also: Fäß. DaS ist durchaus nicht der Fall. Mn- lat Abd ul Asts sprach Faß, mit eine« ganz leicht ge­schloffenen » und eine« kau« merklichen Anklang an da» ä, wie etwa ein gebildeter Hannoveraner spricht. I« öst­lichen Marokko dagegen, wo auf der Straße Tlemseu-Uschda- Tasa algerische Einflüße eiudrtngen, spricht «an daS a «ehr braunschweigisch, da wird aus Lass Zäsä, auS Ghiata Ghiätsa und so fort. (Forts, folgt.)