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63. Jahrgang.

Mro. 136.

Amts- unä Intekkigenzbkatt für äen Zezirir.

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Aamstag, äea 1^. November 1888.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Gcrges-Weuigksiterr.

Neuenbürg, 14. Nov. Eingedenk der Fülle von Wohlthaten, welche unter der segensreichen Regierung Seiner Königlichen Majestät dem Lande erwiesen worden sind, erachtete es die Amtsversammlung für eins Ehrenpflicht, an dem patriotischen Unternehmen der König-Karl-Jubi- läums-Stiftung mitmwirken und dem Anträge des Ausschusses entsprechend, heute einstimmig zu beschließen, für die Stiftung einen Beitrag von 6000 zu vsrwilligen.

Stuttgart, 13. Nov. (Landgericht.) Gestern saß der 28 Jahre alte Joh. Philipp Förster, Kellner von Avelmannsfelden, OA. Aalen, auf der Anklagebank der l. Strafkammer. Derselbe ist schon oft bestraft wegen Bettels, Diebstahl, Landstreicherei rc. und betreibt, wie es scheint, das Aus­rauben der Mägdekammern gewerbsmäßig. Am 27. Sept. d. Js. hatte er in der Hauptstätterstraße 53 im 4. Stock eine Kammsrthüre eingedrückt, den darinstehenden Koffer erbrochen und demselben eine Uhr und ein Armband entnommen; die Uhr versetzte er in Cannstatt um 6 Am 29. Sept. wurde er, als er eben im Begriff war, in eine Kammer im Bahnhofgebäuve in Cannstatt einzutreten, welche er mittelst falschen Schlüssels geöffnet hatte, von der Frau Inspektor Dommer, welche zufällig in eine Kammer wollte, ertappt, von einigen Männern festgenommen und einem Landjäger übergeben. Ec wollte nun glauben machen, daß er sich vor einem Polizeidiener geflüchtet hätte, welcher ihn verfolgte, weil er gebettelt habe, was ihm natürlich nicht geglaubt wurde. Ec erhielt wegen eines schweren und eines versuchten Dieb­stahls 3 Jahre Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren und wird unter Polizeiaufsicht gestellt.

Horb, 13. Nov. Viehmarkt. Zufuhr 142 Ochsen, 170 Kühe, 52 Stück Schmalvieh, 14 Pferde und 240 Saugschweine und Läufer. Handel infolge Futtermangel für das Rindvieh und die Pferde flau, Preise sind zu­rückgegangen, mit Ausnahme des Fettoiehs und der Schweine, welche flott und eher zu erhöhten Preisen abgegangen sind.

Freuden stadt, 13. Nov. Die von Stadt und Bezirk für das Kaiser Wilhelm Denkmal bis jetzt eingegangenen Beiträge belaufen sich nach Abzug der Auslagen auf die Summe von 578 07 H.

Cannstatt, 14. Nov. Wie vor ca. 34 Jahren erwählt sich seit einigen Tagen wieder eine Stromerbande die Häuschen in den Weinbergen der Umgegend zum Nachtlager. Der Besitzer eines solchen traf heute sein Weinberghäuschen erbrochen, den Boden angebrannt mittelst Schwefelpulver, sowie einen sogenanten Wärmeofen in demselben vor. Wenn man die Ge-

Deuilleton.

Gerettet.

ine ganz alltägliche, aber sehr beherzigenswerte Weihnachtsgeschichte, dem lieben Pub­likum erzählt von Einem für Biele.

(Schluß.)

Im nächsten Moment lagen vor der Prinzeß Stoffe ausgebreitet, die so prachtvoll waren, daß sie die wenig konventionelle Redeweise Clotildens vergaß und in einen Ruf des Entzückens ausbrach. Rasch ging es an ein Aussuchen und Be­stimmen der nötigen Meter, das dem Fürsten ein Lächeln ablockte. Betreten aber und schweigend stand Remmler da. Noch war er unfähig, einen klaren Gedanken zu faffen, nur das merkte er, daß die teueren Stoffe, die Clotilde vorgelegt hatte, eben jene waren, die er an den Lieferanten zurückzugeben und so noch einmal das Schlimmste von seinem Hause abzuwenden hoffen durfte. Das wußte er aber auch und er sagte es sich im Augenblick, daß an seine Rückgabe, wenn die Stoffe einmal abgeschnitten waren, nicht mehr gedacht werden konnte, und da es sich ja nur um eine verhältnismäßig geringe Bestellung gegenüber dem großen, für das Fest an­geschafften Vorrat Handeste, konnte die Einnahme, der dem Geschäft durch den An­kauf wurde, nicht ins Gewicht fallen. So konnte es kommen, zumal die Prinzeß «such ferner von vielen Stücken etwas aussuchte, daß dieser Einkauf des Hofes den Ruin Remmlers beschleunigte. Das alles schoß chm jetzt durch den Kopf und wie unwillkürlich rang es sich von seinen Lippen:

Gnädigste Prinzeß, von allen den Ihnen zuletzt vorgelegten prächtigen Stoffen kann ich Ihnen nichts geben!*

Remmler erschrack selbst über seine Worte, aber sie waren nun einmal gesprochen -

Die Prinzeß starrte ihn verwundert und mit einem Blicke an, als ob sie ihn nicht recht verstanden habe. Der Fürst aber wurde ernst und sagte strengen Tones:

Was soll das heißen, Herr Remmler?"

fängnisstrafen in Betracht zieht, welche vor mehreren Jahren den Angehörigen dieser Banden zuerkannt wurden, so darf man annehmen, daß dieselben ihre Strafen abgeseffen uud ihr altes Vagabundenleben fortbetreiben.

Eßlingen, 11. Nov. Nach einem in derEßl. Ztg." veröffent­lichten Aufruf hat der Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm in Eßlingen (Herren L. Keßler, R. Merkel, E. Schiller, G. Stitz, C h r. Zillinger) nach Beratung mit ver­schiedenen württembsrgischen Künstlern einen von den Architekten Eisenlohr und Weigls in Stuttgart verfertigten Entwurf als den passendsten aus­gewählt; die bürgerlichen Kollegien haben den zur Errichtung des Denkmals vorgeschlagenen Platz auf der Maille zur Verfügung gestellt. Die Fertig­stellung und Enthüllung des Denkmals ist bis zum 22. März kommenden Jahres geplant.

Eßlingen, 14. Nov. Acht Tage sind verflossen, seit der Bewerber- Aufruf um unsere erledigte Stadtvorstandsstelle erging, und noch ist alles ganz stille von hiesigen und auswärtigen Bewerbern. Vermutungen hört man wohl ausspcechen, aber Gewisses verlautete bis jetzt nichts. Run müssen wir eben abwarten, an Auswahl wird es schließlich doch nicht fehlen.

Großbottwar, 12. Nov. DieLudw. Ztg." berichtet:In der Nacht vom 11. auf den 12. November ging in der Richtung von Mar­bach nach Beilstein ein Postbeutel mit etwa 700 ^ Wert verloren. Der Postwagen wurde durch einen Pcivatbedienstelen geführt. Heute ist in sämtlichen Poststationen des Bottwarthales Umfrage-gehalten-worden, jedoch waren bis jetzt die Nachforschungen ohne Erfolg." DerNeck.-Ztg." zu­folge war der abhanden gekommene Postbeutel nach Oberstenfeld bestimmt und enthielt außer einigen Briefen eine Wertsendung mit 700 bar Geld, bestehend aus einem Hundertmarkschein, 21 Doppelkronen, worunter sechs mit dem Bildnis des Kaisers Friedrich, und 18 Kronen.

Murrhardt, 13. Nov. Heute vormittag um 9 Uhr meldete vom Rathaus die Feuerglocke einen auswärtigen Brand. In der Nußkern'schen Sägmühle in Sigelsberg, einer Filiale von hier, war Feuer ausgebrochen; sofort eilte eine Abteilung Feuerwehr von hier mit emer Spritze auf den Brandplutz und konnte das an die Sägmühle angebaute Wohnhaus noch ret­ten. Die Sägmühle selbst ist vollständig niedergebrannt.

Heilbronn, 15. Noo. Heute Nacht ist in der Zichorienfabrik von Aug. Fcisdr. C l o ß Nachfolger ein größerer Brand ausgebrochen, welcher die sämtlichen Fabrikräumlichkeiten verzehrte. Die angebaute Wohnung konnte nur mit Mühe und größter Anstrengung der Feuerwehr gerettet werden. Das Feuer soll in der Darre enstanden sein.

Verzeihen Durchlaucht", stotterte Remmler,aber ich wir die Stoffs - man kann sie dann nicht mehr"

»Mann, sind Sie" erhob sich der Fürst. Er vollendete seinen Satz nicht, der wohl wenig schmeichelhaftes für Herrn Remmler enthalten haben mochte.

Durchlaucht," faßte sich Remmler endlich,wenn Durchlaucht sich für einige Minuten in mein Comptoir bemühen wollen, dann werde ich alles erklären."

Na, ich bin doch neugierig," sagte der Fürst und schritt dem Comptoir zu, seinem Töchterlein bedeutend, auf ihn zu warten.

Die Unterredung des Fürsten mit Herrn Remmler dauerte viel länger als einige Minuten und der Prinzeß fing bereits die Zeit an lang zu werden, als endlich der Fürst wieder erschien und mit ihm Herr Remmler.

Es ist alles in Ordnung," sagte der Fürst,suche nur aus, was Dein Herz begehrt, für das Fertigwerden des Kostüms steht Herr Remmler mit seinem Kopfe ein, nicht wahr, lieber Remmler?"

Austimmend verneigte sich dieser. In aller Ruhe und zur völligen Zufrieden­heit der Prinzeß wurde das Geschäft abgewickelt und noch ehe sie ihren Wagen wieder bestieg, waren bereits einige Damen des Geschäftes nach dem Schlöffe unter­wegs, um alles wettere zur Fertigstellung des Kostüms zu veranlassen. Der Fürst aber drückte Herrn Remmler, ehe er den Laden verlieh, wiederholt die Hand und

nickte ihm noch vom Wagen aus freundlich zu.

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Die abendliche Aufführung hatte sich vorzüglich abgewickelt und das ganze Fest war auf das beste verlaufen; in der ganzen Stadt herrschte nur eine Stimme der Anerkennung, die nicht zzzm wenigsten den reizenden Kostümen und vor allem dem Aschenbrödel-Kostüm galt. Der B.'scheMoniteur" war es, der die allgemeine Stimmung zum Ausdruck brachte und neben der Betonung des wohlthätigen Zweckes nicht der glänzenden Kostüme vergaß, die in solcher Vollendung natürlich nur von der berühmten Firma N. N. in Berlin geliefert werden konnten. Vor allem war es wieder das Aschenbrödel-Kostüm, das in allen Tonarten gepriesen wurde und an dem man, nach der Ansicht desMoniteur", so recht die große Leistungsfähigkett der