pellatiou ist vom Block der Liberalen und von den Sozial­demokraten unterzeichnet. Der katholische Pfarrer Satsert in Süudelwangeu (Schwarzwald) ist wegen Verleitung zu« Meiaeid verhaftet worden. Die Verhaftung geschah wegen eines Briefes au eineu Wähler, iu welchem G. diesen zu falschen Aussagen über die Wahlbeeiufluffuug des Pfarrers zu veranlassen versuchte.

Die frarezöfische Deputierteuk«m«er nah« einen Gesetzentwurf an, nach welchem folgende Zollsätze festgesttzt werden: Für konzentrierte Milch 20 Frank im Mtnimal- tarif und 40 Frau! im Senrraltarif, bei Zuckerzusatz mit eine« Zuschlag von 40°/. des Zolls auf raffinierten Zucker; für kondensierte Milch 40 bezw. 60 Frank. Im Bericht des Deputierten Klotz über daS Kriegsbudget, der iu der Kammer zu Verteilung gelaugt, wird die Wichtigkeit des Budgets für 1906 her vorgehoben unter Hinweis darauf, daß Frankreich auf alle Fälle gerüstet sein müsse und unter dem weiteren Hinweis ans das neue RekrutierungSgesktz, das iu diese» Jahr zum erstenmal zur Anwendung gelangt. Klotz führt aus, daß die Republik einen Grad militärischer Macht erreicht habe, der unter den früheren Regierungen unbekannt gewesen sei. Obgleich aber das Parlament nie­mals die für militärische Zwecke geforderte Geldsumme ab­gelehnt habe, Härten dir außerordentlichen Ausgaben Deutsch­lands diejenigen Frankreichs von 1904 um das Dreifache und von 1905 um daS Fünffache überstiegen. Klotz kritisiert daS Vorhandensein eines Generalissimus in Friedenszeiten, tadelt daS BeförderungSsystem der Offiziere und prüft alle juristischen Fragen, die die Anwendung der zweijährigen Dienstzeit nach sich ziehen könne.

Auch Perfie» Hut jetzt seiue putttische« De- «»«ftrutioueu, die die Einführung einer Volksvertretung bezwecken. Etwa tausend Teheraner Kaufleure uud Mullahs verließen, um gegen die Regierung des Schahs zu prote­stieren, Teheran und zogen nach der Ortschaft Schabdullafima. Da der Schah Ruhestörungen uud Blutvergießen vermeiden wollte, kam eine Versöhnung zustaud, unter der Bediuguvg, daß eine Versammlung gewählter Vertreter der Geistlichkeit, der Kaufmannschaft uns der Grundbesitzer unter dem Vorfitz der Schahs einberufeu werde. Diese Versammlung wird »Haus der Gerechtigkeit" gevauut werden und eine Ver- waltungSkout.olle uud eine gesetzgeberische Tätigkeit üuSübeu. ES soll die Gleichheit aller vor dem Gesetz proklamiert und daS Günstlingsweseu abzeschafft werden. Der beim Volk unbeliebte Gouverneur von Teheran hat seiue Ent­lassung etngereicht. Mau befürchtet, daß die Volksvertreter die Entfernung der belgischen Zollbeamte» uud des Ministers der Zölle und Posten Paus verlangen werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Bertt«, 23. Jan. I» Reichstag stand heute zu­nächst die Interpellation des Zentrums uud der Polen wegen der Ausficht bei der Spracht, worin die Mann­schaften beichten, auf der Tagesordnung.

Kriegsmillister v. Eine« erklärt sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit.

Sthchel (Pole) begründet die Interpellation uud ver­weist auf die Verfügung des Generalkommandos des 1. Armeekorps vom 19. Dezember 1905, worin gesagt wird, im Bereich des Armeekorps seien nur 9 katholische Polen aagemcldet, während 19 Soldaten polnisch beichten. Die Verfügung ordnet daher eine Feststellung über die Beicht­sprache an, weil die Gefahr einer Vorschubleistnng polnischer Bestrebungen vorlieg«. Die Juterpellanteu erblicken darin einen Widerspruch mit der «ilitärktrchlicheu Dienstordnung uud fragen den Reichskanzler, wie er einen solchen Eingriff tu daS religiöse Leben der Mannschaften zu verhindern ge­denke. ,

Kriegkmlrifier v. Einem: ES ist bei uns Grundsatz daß jeder Soldat polnischer Abstammung iu seiner Mutter­sprache beichten kann. In solchen Sarutsoaeu, wo sich ein die polnische Sprache beherrschender Geistlicher nicht b-fiadet, muß eine Feststellung er folgen über di«j uigen polnischen

unternommen, was nicht ehrenhaft war, nur Sie selber habe« zwar nichts getan, was gegen daS Recht verstieß, aber ich glaube, Sie hätten doch nicht so gehandelt, wie Sir'S taten, wäre er nicht um unsertwillen gewesen! Und ich fürchte, es kommt einmal der Tag, da Sie eS bereuen, daß Sie..."

.Nie, nie!" rief ich. .Und ich dachte gar nicht daran, Ihnen andeutru zu wollen, daß ich «eine Selbstachtung verloren hätte. Ich wollte auf ganz was anderes au- spielen."

.Auf Ihre verlorne Zeit?"

.Nein."

.WaS denn?"

.Etwas andres, was Sie mir gestohlen haben!"

.Ich? Nicht daS ich wüßte!"

Doch!"

Meinen Sie den Romaubaud? Den habe ich doch abends nach Nr. 97 geschickt."

Ich spreche nicht von de« Buch."

Daun weiß ich nicht, was Sie meinen. Oder find eS vielleicht die Stücke von de» versteinerten Holz? Die schenkten Sie mir aber doch! Sie haben mir ganz gewiß alles, was ich etwa sonst noch von Jhum habe, gegeben, ohne daß ich Sie darum bat, uud wenn Sie eS wieder haben wollen, brauchen Ste'S nur zu sagen."

Jo, daS wäre gewiß für «ich das allerbeste!" stöhnte ich.

Ich kann Leute nicht leiden, die einem erst ei« Gr-

Mannschaften, die in polnischer Sprache beichten. Diese Fest­stellung erfolgt von seiten der betr. Geistlichen iu Verbindung mit den Kommaudobehördeu. Nach diesem Grundsatz wurde fest 1900 verfahren, ohne daß irgend welche Schwierigkeiten sich ergaben. Mit der Verfügung des Generalkommando- des 1. Armeekorps hatte eS folgende Bewandtnis: DaS Kommando Gumbinnen hatte die Rcisrgebühr für einen polnisch sprechenden katholischen Hilft geistlichen beantragt, den der katholische Militärgeistliche ohne Anfrage beim Mili­tärkommando zur Herbfibeichte herauzog. Daß 19 Manu beichteten, hat der Pfarrer von selbst angegeben. (Hört, hört!). Der Militärgeistliche in Gumbinnen hat nicht richtig gehandelt. Ich habe, um alle Zweifel zu beheben, eine Verfügung erlassen, daß auch eine Feststellung darüber, iu welcher Sprache der Geistliche die Beichte abgenommeu hat, unzulässig ist. Damit ist gewiß alles getan, um jcden Ge­wissenszwang zu vermeiden. Der polnische Manu ist, wenn er dient, deutsch» Soldat. Er muß Deutsch lernen im Interesse des Dienstes und zwar so, daß er es auch iu der Landwehr noch kann. Ich protestiere dagegen, daß der Pole w:gen seiner Nationalität verspottet werde. Vorge­kommene Fälle wurden bestraft. Sticheleien kommen bei jungen Leuten ja vor. In Straßburg werden die Sachsen gefragt:'n Schälchen Heeßen gefällig?" (Große Heiterkeit). Von der Verwaltung devkt kein Mensch daran, auf die Mannschaften einen Gewissenszwang auszuüben. (Lebhafter Beifall.)

Eine Besprechung der Interpellation findet nicht statt.

DaS Haus berät sodann daS Gesetz über den Ver­sicherungsvertrag weiter.

Böttger (natl.) billigt im groß'« Ganzen die Vorlage und beantragt Verweisung au eine Agltedrtge Kommrsfiou.

Porztg (kons.): Wir erkennen die gute Ausarbeitung der Vorlage an, welche eine brauchbare Grundlage zur Ko­difikation des Vrrstcherungsrechts ist.

Müller-Meiningen (frs. Vp.): Die Vorlage ist eine hervorragend löchrige Arbeit und bei einer unparteiischen Abwägnng des Vertrages bemerkt man überall die Tendenz, die Versicherten zu schütz n Nur bet den öffentlichen Ber- ficheruugsanstalten ist diese Tendenz wie weggedlasen. Redner beantragt Verweisung der Vorlage an eine 21gUedrige Kom­mission.

Dove (frs. Vp.) verlangt gleichfalls, daß alle öffent­lichen Sozietäten tu das Gesetz eiuzubezieheu find.

Beumer (natl.): Der Entwurf bringt den Versicher­ungsgesellschaften eine erhebliche bureaukrattsche Mehrarbeit und eine Erhöhung der VelwaUungSkotzeu. Im Interesse der Versicherungsnehmer müßten die Sozietäten auch den ZwangSbestimmuugen dieses Gesetzes unterstellt werden.

Staatssekretär Nieberding sagt, er glaube, der Ent­wurf habe die richtigen Grenzen i« Interesse der Versicherten und Versicherer gezogen. Der Vorwurf, daß die i« Ent­wurf enthaltene Behandlung der öffentlichen Anstalten einem früheren Versprechen Posadowskyr widerspreche, sei nicht berechtigt. Der Entwurf erfülle vollständig das, was Po- sadowsly damals hinsichtlich der Einrichtungen der öffent­lichen Anstalten versprochen habe. Er glaube, die öffentlichen Anstalten würden sich im Interesse der Versicherten freiwillig de« Gesetze aupassen.

Kämpf (frs. Vp.) fordert Einbeziehung der Sozietäten.

Staatssekretär Nieberding erklärt, wenn die Sozie­täten iu allen Beziehungen in daS Gesetz einbezogen werden sollten, müßten diese großen leistungsfähige Organisationen ihr ganzes Wese» ändern.

Nach weiteren Bemerkungen wird der Entwurf einer 21gliedrigen Kommission überwiesen.

Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs einer Maß- uud GewichtSorduuug.

Porztg (kons.) befürwortet eine Entschädigung der Gemeinden bei der Verstaatlichung des Eichweseus.

Stolle (Soz.) fordert Eichzwaug für Fördergefäße im Bergwerksbrtrieb und beantragt Verweisung an eine 21gltedrige Ksmmisston.

Eugeleu (Ztr.) schließt sich dem Anträge au.

schenk aufbrängeu und dann, wenn «au gerade ansängt, Gefallen daran zu finden, eS zurück verlangen!"

Uad bevor ich auf diese Bemerkung antworten konnte, fragte sie hastig:Wie oft im Jahre kommeu Sie nach Chicago?"

Ich dachte, das wäre für »ich eine Art Befehl, daß ich noch z« warten hätte, und so sehr »ich danach verlangte, gleich aus der Stelle mir einen Bescheid mit Ja oder Nein za holen, so nah« ich mich doch zusammen und antwortete ihr auf die Frage. Jetzt sehe ich wohl, waS für ein Tölpel ich iu jene« Augenblick war, wie Madge mir später sagte, stellte sie die Frage nur, weil sie so tu Angst uud Verlegenheit war, daß sie «ich unbedingt für einen Augen­blick zum Schweigen bringen mußte.

Ich unterhielt fie nach besten Kräften, bi der Pfiff der Lokomotive mir das Zeichen gab, daß der Zag dicht vor de» Bahnhof von Nlbcqnerqae war. Daun stand ich ans und sagte, ganz, wie stq's gehört:Leben Sie wohl, Fräulein Lullen!"

Ader ich sagte daS iu einem Ton, wir wenn ich auf de« Totenbett Abschied von der Welt nähme, und fie ant­wortete ebenfalls wie fich's gehört:L:beu Sie wohl, Herr Gordoul"

Ich hielt ihre Hand iu der meinen; es wurde mir un­endlich schwer, sie loszulafleu, und auf einmal, da platzte ich heraus:

Ich wollt', ich hätte daS Geld von diese« Lord Ralles!"

Ich nicht!" lachte sie.Denn wenn Ste'S hätten, so würde ich Ihnen nicht erlauben, mich zu . . ."

Staatssekretär Graf PosadowSky erklärt, die Regier­ungen hielten die Bestimmungen des preußischen Bergwerk- ges-tzeS für ausreichend. Ob den Gemeinden eine Eut- schäoigung oder eine UebergangSfrist gewährt werden solle, darüber ließe sich in der Kommisfton reden.

Um 6 Uhr vertagt sich dgS HauS auf. morgen. (3. Beratung des Diäteuautrags uud 1. Beratung des Tole- rauzautrages, sowie 1. uud event. 2. Beratung des An­trages betr. die Verfassung für Elsaß-Lothringen).

Württembergischer Landtag.

Die Berfefsnuglrevifi»» i« der Abgeordnete»?»«»»«.

Stuttgart, 25. Jan. Die Abgeordnetenkammer be­gann gestern «it der zweiten Lesung der BrrsafsungSrevifion. Mas kann nicht sagen, daß dieser Anfang besonders ver­heißungsvoll für das Zustandekommen der Reform gewesen wäre, denn abgesehen von einer Reihe von auf-die künftige Zusammensetzung der Zweiten Kammer bezüglichen Anträgen, die in der Kommission bereits abgelehnt worden find und nun wieder ausgenommen wurden, brachten Zentrum uud Konservative noch einige tief einschneidende Anträge auf Ersatz der ausschkiveuden Privilegierte« durch brrufsftändische Vertreter ein. Dazu kam noch, daß Ministerpräsident v. Breitling gleich zu Beginn der Verhandlungen erklärte, daß die Regierung au ihrem Vorschlag, wonach die Abge­ordnetenkammer künftighin nur noch aus 75 Mitgliedern bestehen soll, festhalte. In welcher Weise sich nun die Dinge Wetter entwickeln werden, läßt sich heute noch nicht voraussehe«; sich» ist wohl nur so viel, daß, wenn die Regierung auf ihrem Vorschlag von 75 Abgeordneten be­harren sollte und gleichzeitig eine Verstärkung der Ersten Kammer von 29 aus 47 Mitglieder, wie fie im RegiernngS- entwnrf vorgesehen -st, beschlossen würde, die Nusfichten aus ein Zustandekommen der Reform auf den Nullpunkt herabfiakru würden Jad-ffen begegnet man in parlamen­tarischen Kreisen vielfach der Anschauung und der Aba. Dr. Hieber gab derselben gestern auch schon im Plenum Aus­druck, daß die Regierung mit ihrer auf eine außerordentlich scharfe Tonart gestimmten Erklärung noch nicht das letzte Wort gesprochen haben werde.

I» einzelnen ist über die gestrige Sitzung noch zu be­richten: Das Haus zeigte äußerlich die Signatur eines großen Tages. Am Regierungstisch war das Gesamt- Ministerin», wenigstens zeitweise, versammelt, und iu der Diplomateuloge folgte der Präsident der Ersten Kammer, v. Rechberg, den Verhandlungen.

Die Beratung der erste» 3 Paragraphen, i« welchen die Zusammensetzung der Ersten Kammer neu geregelt wird, wurde zunächst ausgrsetzt uud zuerst iu die Einzelberatung des Art. 4, der die Zusammensetzung der Zweiten Kammer regelt uud indirekt auch von grundlegender Be­deutung für die Zusammensetzung der Kammer der Stau- deShenenM, eingetreie«. Der Berichterstatter Haußmanu- Gerabronn betonte einleitend, daß die von der Kommission gefaßten Beschlüsse nicht aufs Handeln und auch nicht auf ein Hin- uud Hrrschirben zwischen beiden Häusern einge­richtet seien, vielmehr das Amßersts von dem darstelleu, was die Kommission bewilligen zu können glaubte.

Da der Mitberichterstatter Dr. Hieb» vorläufig aufs Wort verzichtete, »hob sich sofort Ministerpräsident v. Breitling, um zu erklären, daß die Regierung an ihre» Entwurf, namentlich au der Bestimmung, daß die Zweite Kammer nur ans 75 Abgeordneten bestehen soll, festhalte. Zu dieser Haltung komme die Regierung insbesondere durch die Erwägung, daß die von der Kommission vorgeschla- geueu Proportionswahlen ebensowenig eine Garantie für einen koassrvativen Ersatz der aus der Zweiten Kammer ausschetdenden Privilegierten gewähren würden, als die von einigen Seilen beantragten brrnfsständischeu Vertret­ungen. Außerdem meinte der Ministerpräsident, daß auch eine 75!öpfige Volksvertretung nicht minder arbeitsfähig sei, als der Landtag iu seiner seitherigen Zusammensetzung. Dazu komme, daß die von der Kowmisfion vorgeschlageneu Proportionswahlen so problemat isch und undurchsichtig seien,

Uad was fie m» nicht erlauben wollte, und warn«

fie d- n Satz nicht zu Ende sprach, das geht niemand etwas au außer

Richard Gordon und Frau.

Ende.

Wilddieb »«d Richter. DieWochenschrift für deutsche Förster" erzählt folgendes Geschichtchen, das manche« Jäger Spatz mache« dürste. Wilddiebe waren von eine« Forstbeamteu Labei ertappt worden, als str gerade et« Stück Rotwild ausweidetev, wobei fie ihre Flinten beiseite gestellt halten. Bevor jedoch der Beamte noch so weit kam, die Kerle ergreifen zu können, ergriffen sie die Flucht, die Flinten zurücklaffevd. Der Beamte nahm die Flinten uud «achte nur. da er die Persönlichkeiten nicht genau erkannt hatte, auf starken Verdacht hin eine Anzeige. Vor Gericht leugneten di« Augekagten, keiner wollte es gewesen sein, ebensowenig wollten fie die Gewehre, die auf dem Gerichts» tisch lagen als Eigentum anerkennen. Da fie nicht über­führt werden konnten, sagte der Richter in gleichgültige» Ton:Nr. Ihr seid eS also nicht gewesen. Nun kann jeder sein Gewehr nehmen und wieder heimgeheu." K m« hatte oer Richter die Worte gesprochen, als auch schon jeder der Wilderer nach einer Flinte griff, um sich zu entfernen. Nicht minder schnell war aber auch die Staatsanwaltschaft bei der Hand, um jrtzt eine Anklage vut besserem Erfolg inS Werk zu setzen.