Heute ist Kehrwieder nochmals nach Libau abgegaugeu, um die Batavia zu suchen.
Königsberg, 27. Dez. Der Zugsverkehr von Wir- balleu nach Petersburg und umgekehrt ist wieder cmfge- nommeu.
Barcelona, 27. Dez. Die Obduktion der Leiche des Webers Salas Comas, der den Kardinal Casanas zu erstechen versucht hatte und sich vergiftet haben soll, ergab keine Spur von Gift. Der mysteriöse Tod des ComaS verursacht großes Aufsehen.
Die Str«tze»kä«pfe in MoSka«.
MoSka», 23. Dez. Auf dem Straßnoyaplatz, der Lwerskayastratz und dem Boulevard ist ein heftiges Feuer- gesecht zwischen Dragonern und den Mitgliedern der Kampforgauisation im Gange. Heute morgen wurde das Haus Fidler im Sturm genommen und eine Menge Waffen und Explosivstoffe erbeutet. Der Haupttrupp der Kawpf- organijation, der den Versuch machte, nach de« Rathaus zu gehen, um die Mitglieder der Stadtduma zu verhaften, wurde gefangen genommen.
Moskau, 23. Dez. Die Aufständischen im Fidlerscheu Haus find gefangen genommen worden. 5 Aufständische find tot, 20 verwundet, 2 Offiziere gelötet. Im Hause wurden Gewehre, Revolver und Bomben beschlagnahmt. An mehreren Stellen wurden Barrikaden errichtet und von den Truppen besetzt. Der Arbriterdeputiertenrat ordnete an, daß um 6 Uhr abends der bewaffnete Ausstaud beginnen soll. An mehreren Punkten der Stadt wurde die Polizei entwaffnet und mehrere Polizeibeamte getötet.
Moskau, 37. Dezember. Die Stadt tragt deu Sharakter des Belagerungszustandes. G stcrn abend wurden die Paffanten von den Patrouillen durchsucht. Diejenigen, welche Widerstand leisteten wurden erschossen. Nach 9 Ubr abends warm die Häuser finster. Das Schieße« dauerte «uuuterbroche« au, sogar «och «ach Mitternacht. Die Plünderungen der Läden nahmen an Umfang zu, namentlich ist es auf Kleidermaaazine und Milchwirtschaften abgesehen. Heute begann dos Schieße» früh morgens i« der Gegend de- Rieolai-Bahu- Hofes. Drei Abteilungen von Aufständischen fitzten sich nach drei Richtungen tu Bewegung. Eine mit Gewehren bewaffnete Abteilung marschierte aus die Kasan Eisenbahn zu zwischen den Stationen Moskau und Perowo. Die Vorhut dieser Abteilung versuchte sich des Nikolai-Bahnhofes zu bemächtigen. Die Verbindung zwischen Moskau und St. Petersburg wird durch SpeMzüge aufrecht erhalten. Die zweite Abteilung von Revolutionärev, welche mit Revolvern bewaffnet und aus Männern und Frauen, insgesamt aus etwa 1000 Köpfen, zusammengesetzt ist, operiert in der Gegend des Sadowajabonlevards von der Trtumphpforte bis zum Sucharow-Turm. Ueberall in diesen Gegenden find Barrikaden errichtet. Die Revolutionäre erscheine« i« kleine« Abteilungen nnd greife« die Truppen an. Besonders tapfer, mitunter sogar grausam, find die Frauen. Die dritte Abteilung, welche die stärkste ist. operiert in der Gegend vom Brester Bahnhof in der Sadowaja bis zur BreSniastraße. Hier find die Kämpfe häufiger al- anderwärts. Eine Abteilung R volutionäre verbarrikadierte sich in der Komifsarow Schule. Das Gebäude würde mit Kanonen beschaffen und ist stark beschädigt. Auch ein anderes Gebäude wurde beschossen. Biele Personen find getötet »der verwundet.
Russische Finanzen.
Petersburg, 27. Dezbr. Wir die Nowoje Wremja mitteiit, weist der Voranschlag des Staatsbudgets für 1906 im Ordinariu« ein Plus von 10 Millionen Rubel auf. Für durch den Krieg entstandene Kosten find im Extra- ordkuarium über 390 Millionen Rubel eingestellt worden.
kin Abenteuer im kxpressLUg.
Roman von P. L. Ford.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Dm ganzen Tag lagen wir in Flagstaff. Zuerst leisteten wir uns einen guten Schlaf. Dann aber, da es keinen Zweck hatte, die Gesellschaft in ihren Wagen gefangen zu halten, trieb ich einige Pferde auf und «achte mit der Familie Cullen und Hauptmann Ackland einen Ritt nach der berühmten Felsenstädte der Moqnt-Jndiaver, die nicht allzu weit entfernt lag. Ich glaubr.uicht, daß Lord RalleS mit seinem Beuehmm viel gewann; er blieb uämUch schmollend allein zurück. Wir hatten einen sehr lustigen Ritt — wenigstens kam es mir so vor. Natürlich mußte ich ihnen lang und breit erzählen, wie ich ihrem Verbrechen auf die Spur gekommen war. Wenn man Fräulein Lullen hörte, hätte mau meinen mögen, ich wäre der größte Detcktiv der Gegenwart.
Als wir auf dem Rückweg Seite au Seite ein Stückchen hinter der übrigen Gesellschaft herritten, sagte fie leise zu mir: »Die Brötchen und der Whisky waren sehr gut. Und ich bin Ihnen so dankbar, daß Sir sich die Mähe um «ich gemacht hatten I*
„O, es war mir ein Vergnügenl
„Und, Herr Gordon," fuhr fie fort, aber nach diesen Worten zögerte sie einen Augenblick, „mein Bruder Frederik erzählte mir, Sie hätten gesagt. Sie — Sie rechneten mir's zur Ehre au, daß ich . . ."
„Ja, das tu ich!" rief ich, als str errötend innekfielt.
„Wirklich- Wirklich? Ich glaubte, Frederik wallte mich bloß ein bißchen damit trösten, indem er das sagte."
Vermischtes.
Eine «emsjngd in dem Städtchen Dornbirn bei Bregenz wir» von der Konst. Ztg. solgeudermaßen geschildert: Vom Zansrnberge her sauste in mächtigen Sätzen eine ausgewachsene kräftige Gemse nach Dornbirn hinein, durch die Psarrstraße in die stark belebte Bahnstraße, verfolgt von einer ganzen Hnndemeute, wie fie nur in de« städtischen Jagdrevier aufzuLrribeu war. Einige Jäger, welchen sich noch zahlreiche GelegeuheitS-Jagdfreuude und zahllose Buben auschlossen, folgten der Hetzjagd. Das ge- ängstigte Grattirr sprang über hohe Zäune und durcheilte verschiedene Obstgärten, dis es schließlich zitternd und schwitzend vor einem hohen Drahtgitter stehen blieb, das seiner Spruugversuche spottete. Einem zufällig in der Nähe stehenden Herrn gelang cs mit Hilft eines flinken Burschen, die Grmse festzunehmen, worauf sie in einem Stalle unter- gebracht wurde. __
Kouknrs-Eröffuuuge«.
Nachlaß des am 27. Nov. 1904 verst. Herbert Fechter, gewes. Sternhauers in Hochdorf.
Auswärtige Todesfälle.
Ihle, Karl, Privatier, Stuttgart. — Wilhelm Knöller, Mesner, 64 I., Neuenbürg. — Louis Kappelmann, Kgl. Hoflieferant, 60 I., Wildbad. — Fritz Wirth, (Amerikaner Veteran), Ehristophstal.
Literarisches.
' Vor 1VV Jahre«. Erinnerungsblätter an die Erhebung Württembergs zum Königtum. Für Schule und Haus. Von Lic. Schott, Böblingen. Verlag der Wilhelm Schlecht'schen Buchdrucksrei in Böblingen. Broch. 20 Pfg.
Zu beziehen von der «. »r. L»t»«r'schen Buchhandlung.
Briefkasten der Redaktion.
O Winter, schlimmer Winter,
Dein werd' ich nimmer froh;
Dn fesselst Nerv und MuSkel«
Au Schreibtisch und Bureau.
Staub muß die Menschheit schlucken In Tanzsaal, Bud' und Kneip';
Giftmordeud für das Leben Wird jeder Zeitvertreib.
Der Arzt der spricht von „Hanteln"
Und „le-tzons '
DamU ich werd vom Biere Nicht allzu ruud und dick!
Laß fahren hin, laß fahren Den Doktor uvd dein Fett,
Komm in die EtSgefilde Und mach' die Brust dir wett;
Wo frische Winterkühlte Umweht dir Bart und Haarl Wes einmal Sportlust fühlte,
Den greift sie wunderbar,
Wer einmal durfte Laden Im Sportlauf Herz und Muud,
Der wird des nimmer müde,
Bis Leib und Herz gesund!
Wir führen dich zur Quelle,
Dort wasch' deu Staub dir fort,
Daß Kopf und Hirn werd Helle I« edlen Wintersport!
Gerne gewähren wir obiger poetischen „Aufforderung zum Wintersport" Raum und kvüpfeu daran die zuversichtliche Hoffnung, daß die verehrst. Sladtveiwaltung doch alSbatd für Instandsetzung der Eisbahn sorgen möchte.
Im Auftrag aller Tissportfreuude.
Druck uud Verlag der L. W. Zatse r'sche» Buchdruckeret (Smil gaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Pa » r.
Einladung z«m Abonnement
ans deu
Gesellschafter
Nach dem 1. Januar 1906 wird der jetzt rege Geschäftsverkehr wieder in ruhigere Bahnen üdergeyeu und mancher wird unwillkürlich deu Tagesereignissen gesteigerte Aufmerksamkeit zuwendeu. Es wird auch nicht au Vorgängen fehlen auf der Bühne des WelUheaterS uud im Schoß der Parlamente, die dem Programm einer Zeitung besondere Anziehungskraft verleihen. Da ist vor alle« die LersafsnugSerneuernug und dieVerwaltungSresor« im württ. Landtag, welche aufs innigste mit de« Interesse eines jede» Staatsbürgers verbunden find; den Reichstag wird eine durchgreifende Reichsfinanzreform beschäftigen, welche die enorme Retchsschuld von ca. 3'/» Milliarden ans der Welt schaffen und ohne erhöhte Inanspruchnahme der Einzelstaatrn einen forcierten Ausbau der deutschen Flotte ermöglichen soll. Wenn England uud Deutschland auf der tu der jüngsten Vergangenheit verstimmt gewesenen Baßgeige deS europäischen Streichorchesters wieder harmonische Töne her- vorzuörlngeu suchen, so „sei" es recht gut, daß Deutschland immer auf der Hut ist. Die Lage in Rußland ist eine recht verzweifelte und der politische Horizont ist nach dem Osten hin blutrot gefärbt von dem Widerschein eines gierig leckenden Revoluüousbraudes. Wie gerne sähe eS unser „innerer" Feind, wenn der Brand zu uns herüberspringeu würde!
Ueber alle Ereignisse im kommunalen, politischen uud wirtschaftlichen Leben deS hiesigen Bezirks, besonders über die Weiterentwicklung der für die Bezirksauge- sesseveu in Betracht kommenden Erwerbsfragen, über die Landtags- uud Reichstags-, die wichtigeren Schwurgerichts- und Strafkammerverhandlungrn, über alle oben berührten TageSftagen wird der Gesellschafter rasch und in gedrängter Kürze berichten; außerdem bringt er die Vikta- rlien-, Frucht-, Mehl-, Holz-, Vieh-, Obst- uud Weiupreise rc, sowie im Inseratenteil u. a. die amtliche«, für das Publikum bestimmte Erlaffe, Holzverkäufe usw.
Dem Gesellschafter werden wöchentliche bezw. 14tägige Beilagen belehrenden uud unterhaltenden Inhalts gratis betgelegt:
Das Plarrderstübchen
uud
Der Schwäbische Landwirt.
DaS Feuilleton wird stets gute und interessante Lektüre bringen, besonders auch unseren Frauen Anregung zu iieten suchen.
Zu Neujahr erhalte» unsere sämtliche» Abonnenten, ilso auch die Neueiutreteuden, einen schönen
Wa«dkale«der
gratis, enthaltend: ei» Verzeichnis der Märkte in der Umgegend, und den Post-, Telegraphen- und Telrfontarif.
Der billige Preis in Anbetracht der Fülle uud der Gediegenheit deS Gebotenen ermöglicht es jedermann unsere Zeitung zu lesen.
Inserate haben bei der großen Verbreitung des Gesellschafters besten Erfolg und werden billigst berechnet.
Um die rrsahrungSgemaß beim QaartalSwechsel ein- iretendeu Stönmgeu im Bezug unseres Blattes zu vermeiden, ersuchen wir unsere verehrltchen Abonnenten schon jetzt die Erneuerung ihres Abonnements bei deu betr. Postanstalteu oder Postboten bewerkstelligen zu wollen.
Zugleich laden wir zn recht zahlreiche» neue« Be- ftellnuge» für das 1. Vierteljahr 1906 ergebenst ein.
Verlag des Gesellschafters.
„Ich habe es gesagt, uud es ist meine aufrichtige* Meinung."
„Mir war so erbärmlich zu Mute wegen meiner Läge!" fuhr sie fort. „Aber ich hatte geglaubt, wenn ich Ihnen die Briese herausgäbe, so würde ich damit Papa ruinieren. Ich selber würde mir wahrhaftig nichts draus machen, wenn ich arm würde, Herr Gordon; aber er ist so stolz auf die Erfolge, die er «IS Geschäftsmann gehabt hat, daß ich es nicht übers Herz bringen konnte, diese Briese aus freien Stücke« hrrauszugebev. Uud ferner, nachdem Sie mir gesagt hatten, daß Eisevbahuräuber gehängt werden, da mußte ich fie doch reiten! Ich hätte aber wissen sollen, daß Sie uns helfen würden."
Liese Gelegenheit schien mir außerordentlich günstig, um mich allen Ernstes wegen «eines Benehmens in der Schlucht zu entschuldigen und ihr zugleich zu sagen, wie leid es mir getan Härte, ihre Sachen nicht ordentlich wieder einpackeu zu können. Sie nahm meine Entschuldigung in sehr freundlicher Weise ans und versicherte mir, ihre Kleider wären so sauber wieder hineingelegt gewesen, daß fie sich darüber gewundert hatte. Ich wußte wohl, daß sie dies nur aus Freundlichkeit sagte, uud ich scherzte mit ihr darüber, indem ich ihr zugleich erzählte, welche Mühe mir das große Ding mit deu rosafarbenen Bändern und den Spitzen gemacht hatte. Ich hätte gedacht, es sei ein Ballkleid, und mich gewundert, daß sie so etwas auf einen AuSflng nach dem Großen Canon mitnähme. Aber sie setzt« mir lachend auseinander, es sei ein Bademantel. Das öffnete mir die Augen! Und als «eine Augen einmal aufgegangeu waren, da sah ich klar uud deutlich, welch ein Unsinn rS wäre, wenn ich mir jemals einbildcte, ein Mädchen, daS so kostbare Sachen gebraucht, würde von meinem Gehalt mitieben wollen — oder überhaupt nur können. In dieser Beziehung war das Gespräch eine gute Lehre für mich, denn es brachle
vir zum Bewußtsein, daß ich nicht die geringsten Aussichten hätte, selbst wenn kein Lord Rallrs dageweseu wäre.
Als wir nach liaseru Wagen zurrckkameu, log rin Telegramm vom Generalpofimeifier für mich da. Ich warf inen schnellen Blick darauf, während die andern mich aufgeregt ansahen, nnd reichte cs dann Fräulein Cull-.v; denn s freute mich, ihr den Triumph verschossen zu können, eS )rr Gesellschaft laut vorzuiescu. Die Botschaft lautete:
„Geben Sie die Briefe nicht heraus, dis Spczialageut Jackson emtrifft;, er wird am zwanzigsten Oktober in Flag- ,taff sein."
„Und die Wahl des Anssichtsrates ist am achtzehnten!" ief Frederik lachend, worauf er auf dem Bahnsteig einen Kriegstariz aufsichrtk. „Tic G. S. ist in den Backofen geschoben!"
„Ich muß mit irgend einem tanzen!" rief Madge, und ehe ich meine Dienste aubietru konnte, hatte fie ihren Bruder Albert umgesaßt und wirbelte mit ihm im Kreise verum. Der Anblick macht: mich ganz neidisch. Die CullcvS waren die lustigsten Eisenl ahnräaber, die ich je gesehen hotte.
' Nachdem ich mfi Herrn Calleu Rücksprache genommen hatte, ließ ich Nr. 218 und 97 an den Expreß Nr. I an- hängen, als dieser eintraf, rmd wir fuhren nach Ash Forks. Der alte He r wünschte einen Tag vor der Wohl ans dem Kriegsschauplatz zu sein, und ich konnte mft Leichrgkeit vor ser Ankunft des Sprzralagentcu wieder in Flaastaff sein.
Ich speiste mit ihnen in Nr. 218, und sie feierten mich mit Trinksprüchen, a!S hänc ich eine Heldentat Vollmacht, anstatt einfach ein g-wödnlickes Telepramm abgeschickt. Nach Tisch ätzten di: vier Spieler sich wieder zu ihrem Poker nieder, Fräulein Cullcu, Fred und ich üogegeu gingen hinauf ans die Plattform deS Wagens, nnd Madgr spielte auf ihrer Guitarre nrd sarg dazu.