VS. J«hr,««g.
A«N«>» 240«.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Eonn« und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger,
lohn!.20^,imBeziriS>> «nd 10 lcw-Verkehr 1,28 im übrige«
Württemberg 1.88»« MonatSabosnemeNtS «ach Verhältnis.
Dkl GeselljWkr.
Us- M L^chk-SIÄ siir de» Gdemls-KM Wld.
Jevnfpv-ch-« Wv. 2S. MEsprechsv Mv. «S.
Unzeigen'Eebühr d. ispalt. Feil« au» gewöhnt, Schrift oder deren Raum bet Imal. Einrückung 10 V bet mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Rtt dem Plauderstübchen und
«chwäb. Landwirt.
301 Hlagold, Mittwoch den 27. Dezember ^l>5
Amtliches.
Die Herren OrtSvorsteher
werden beauftragt, bis spätesten- 5. Januar ISO« vachstcheude Verzeichnisse hteher vorzulegm:
1) die Verzeichnisse der Fabriken, welche über I« Jahre alte Arbeiterinnen beschäftige« (8 47 L d« Vsllz.-Verf. zur Rrichssew.-O. vom 26. März 1892, eingeschaltet durch Z!ff> 11 der Mkn.- V-rf. vom 27. Dez. 1902 (Reg.-Bl. 1903 S. 2). Evt. sind Fehlanzeige« zu erstatten.
2) Das Verzeichnis der aus Grund de- H 105« Abs. 4 der Äeich-gew. O. gestattete« A»S- «ah«e« (Aninge 2 za dev, Erl. deS K. Min. d. Innern v. 7. März 1895 Mm -A.-Bl. S. 79).
3) Das Verzeichnis der auf Grund de- H 1051 der Reichsgew.'O. gestatteten Ausnahmen (Anlage 3 zu vorgenanntem Erlaß Mtn.-A.-Bl. 1895 S. 83).
Nagold, den 22. Dez. 1905.
K. Oöeramt. Ritter.
erste Anrecht aus die Person des St Tajeb hat; es kann aber auch nicht bezweifelt werden, daß Frankreich ein Recht hat, seine Auslieferung zu verlangen, um ihn wegen früherer Untaten zu bestrafen. Nur wird «au etwas warte» wüsten, bis die scherifische Justiz gesprochen hat, und das kann noch recht lange dauern.
U«fere de«tfche« La»dsle«te fi»d i« Livland
«« «eiste» gefährdet, denn der Haß der Letten richtet stch vornehmlich gegen alles Deutsche, und dabei nehme« fle ans die Staatsangehörigkeit wenig Rücksicht. In Riga hat eine ganze Menge Deutscher infolge der ihnen drohenden Gefahr den Versuch gemacht, auf den schwedischen Schiffen Ausnahme zu staden; der schwedische KommLndaut hatte jedoch keine Berechtigung, Nichtschwedm ohne Genehmigung der Konsuln «itzmehmen. Hoffentlich gelingt ihre Rettung auf dm abgesandtcu deutschen Schiffe». Die Aufständischen machen in dieser Hinsicht viele Schwierigkeiten. Einige russische Damen wurden, während sie noch mit dem Kapitän der „Drottniug Sophia" verhandelten, von einem sozialdemokratischen Komitee mit Gewalt zurückgeholt. Ein ebensolches Komitee erschien auch auf dem Kriegsschiff, um stch zu vergewissern, ob nicht etwa die Expedition beabsichtige, de« Deutschen Hilfe zu bringen, was im voraus verboten wurde. Das sodann gestellte Verlangen, das Schiff untersuchen zu dürfen, wurde jedoch vom Kommandanten ebenso höflich wie bestimmt zurückgewieseu. Wiederholt hieß es, daß deutschen Schiffen, falls solche eintnsfen sollten, keines- falWgestattet werden würde, deutsche Landsleute in Sicherheit zu bringen. — Die Nachrichten ans dem Kaukasus lauten andauernd ersst. Die Stadt Jelifawetpol iß von Armeniern und Tataren in Flammen gesetzt und zerstört worden, nachdem gegen 2000 Menschen auf dem Kampfplatz geblieben waren. In T fltS wurde die Erhebung durch das Eindringen der Tataren in den dortigen Klub ringelest et, wo alle Anwesenden uiedergeMscht wurden. Die Aufregung in der Stadt ist sehr groß. Bon den in Konstantv-opel augelaugten Flüchtlingen haben viele die Fahrt von Tiflis »ach Batum, auf den Dächern der Eisrnbahnwaggons fitz nd, znrücklrge» müssen, so groß war der Andrang. In Batn« werden weder Zölle erhoben, noch Pässe abgefs-dert. Alles ist in vollständiger Auflösung begriffen. J.tzL fstch in Konstantin ope! wieder 2000 tatarische Flüchtlinge ksgtlangt. Die Erregung unter den Mohammedanern wächst, man fordert vielfach ein Eingreifen des Kalifen, also des türkischen Sultans. Dieses müßte von Süden her, von der armenischen Grenze erfolgen, es wütde aber zu unabsehbaren Ereignissen führen können und ist schwerlich zn erwarten.
worunter 8 Katholiken, und zwar 424 mänul. urd 543
weibl. Die einzeln lebende« Personen belaufen stch aus 8 «ännl. md 14 weibl. Nicht deutsche Personen sind 2 ausäßig.
Tages-Meuigkeiten.
Aus Stadt Md Land.
Nagold, 27. Dezember.
Eiukomme«ste«er. Das Steuerkollegiu« hat bezüglich des Einzugs der Einkommensteuer an die Bezirkssteuerämter die folgende Weisung erlaffen: „Diejenigen Steuerpflichtigen, denen die Eiukommeusteuerzette! für das Steuerjahr 1905 erst im Monat Dezember dS. IS. mit- geteilt worden find, sollen wegen Zahlung der ans 1. Ang. und 1. November dS. Js. verfallenen E-ukommensteuerbe- träge, soweit nicht Gefahr in Verzug ist, nicht vor dem 15. Januar 1906 gemahnt werden. Hieuach find auch die Ortssteuerämter mit Weisung zu versehen. Bezüglich der auf 1. Februar 1906 fälligen Rate wird ans die bereits bestehende Vorschrift htugewtesen. wonach die Mahnung nicht früher als am 15. Tag nach Fälligkeit der Steuer erfolgen kann."
Gedenket z« Neujahr a«ch der Briefträger ««d Postbote«, die Euch während des Jahres so oft Briefe und Zeitungen in die Häuser trugen l Dis Euch frohe Knude brachten von lieben Angehörigen, die Euer Herz vor Freude klopfen ließen, wenn sie Euch ein duftendes Rosabillttchrrr übermitteln konnten, oder Euch hinderten, Eure Schulden zn vergessen, wenn st Euch die Rechnungen pünktlich ablieferten und die Euch de» Nachweis lieferten, daß der Loskollekteur in Hamburg oder in Budapest und die Schatz zräherschwtndler in Madrid Eure Adresse wußten. Oftmsls find ste zn Euch emporgeturnt, drei, vier Treppen hoch, sts haben nie gemurrt und ob eS Schneegestöber war, oder die Sonne so heiß herniederprallte, daß cs Backpflaumen au den Nähmen gab, st: haben Ench mit dem ewig gleichen sremdticheu Lächeln die Briefe gereicht »nd mit dem ewig gleichen liebenswürdigen Ton ein „Grüß Gott zngerufeo. Heute könnt Ihr lohne«, wenn Ihr es nicht vergcssit: Gedenket zn Neujahr der treuesten Besucher, der Briefträger und Postboten.
d. Obertalheim, 24. Dezbr. Mit dem 3wöchigeu Lohn seiner Arbeiter, i« Bttrag von ungefähr 2000 *4, suchte der Unterakkordant Capelli das Weite. Das Schicksal ihr Sauerverdientes verlieren zu »äffen trifft zu« größten Teil Untcrtalheimer Arbeiter.
Gültlinge». Wie alljährlich fand am LhomaSfeier- tag in dem durch den Lhristban« geschmückten mteru Schulsaal die Weihnachtsfeier unserer Kleiuktnderschule statt, mit Gesang und Deklamationen der Kinder. Der Ortsgeistliche
UoMischs Meberficht.
Neue Zwistigkeiten zwifche» Frankreich und Marnkko stuv nach der Darstellung der „Siraßh. Post* dmch die U-bersührung drS Sohnes des berüchtigter; Aufrührers Bu Amama in das Gefängnis von Marrakesch her- vorgernfrn worden, Si Taj b in zwar sranzöstscher Staatsangehöriger — nahe bei Am Sesra geboren — , aber die Begebenheiten, die zur Verhaftung Si T»j bs scführt haben, find rein marokkantiche Angelegenheiten. Bv A««Ka schloß sich dem großen marokkanischen Aufstand des Prätendenten etwa vor zwei bis drei I hren, also zu einer Zeit M, M er mit den Franzosen in U-Lerhandlungsn stand, in denen er wegen seines den sramöfiichen Kolonnen auf algerischem Gebiet geleisteten Widerstands zur Verantwortung gezogen werden sollte nntz in denen man die Grmllmg semes Lkb- lingssohues Si Tajeb als Geisel tmiaMe. Durch üic-i Pattsinahme rreS Prätendenten evtzoge» stch B« Amam« wie Sr TajeS den Franzosen, sie traten durch sie aber auch in ein seind-iches Verhältnis zu dem Maghsm, mit dem ste bisher in Freundschaft gelebt hatte». Vor etwa dreivierte! Jahren erkra kte Si Lajeb und sah stch gezwungen, nach M Ltlla zu gehen, um sich dort wieder Herstellen zu Laffm. Nach seiner Genesung tauchte er dann in UdschLa ans, angeblich um stH dcm MaMm zu stelle»-. Sein sehr zweideutiges Auftreten führte aber sehr bald zu seiner Verhaftung als Spion, und als solcher wurde er daun nach Mar- rakesH gebracht. Es kann also gar kein?« Zweifel unterliege», daß der MaMm das «ächst? Jntereffe und das
Bolkszählrmgs-Ergebnifs e. Gültliugen, 23. Dez. Das endgültige Ergebnis der Volkszählung auf 1. Dez. 1905 beträgt eine ortsanwesende Bevölkerung von 967 Personen (-s-12 gegm 1900),
Mm die Weißnachtszeit.
Von Charlotte Niese.
(Fortsetzung.)
Vergnügt vor mich hinsnmmeud, lies ich über den breite» Kirchhosweg, als ich emm Jungen erbt ck:r-, der aus einem alten Grabsteine saß Er hatte beide H.inde vorS Gesicht gelegt und weinte. N:cht laut und mit Geheul, sondern leise und von Herzen. Seine Kleidung bestand eigentlich nur aus Lampen, und er war außerg»wöholtch schmutzig. Ich stand still und betrachtete ihn nachdenklich, während ich «ich zugleich sehr wunderte. Denn wer konnte in dieser Zeit so traurig sein, wo mau doch nur viermal noch wach zu werden brauchte, um Weihnachten zu erleben? Unwillkürlich fing ich an zu rummeln und mir halblauter Stimme zu finge»: Luulischcn, mak de Dören apen
Und lm dcu Rammeipott i-U
Der Junge hatte die Häude vom Gesicht genommen. Mit großen, träsenschwimmendeu Augen sah er zu mir auf, und als ich nun fortfuhr:
Und wenn de Schipper von Hollaud kummt — da lachre er.
„Was lachst du?" fragte ich, mißtrauisch die blanken Tropfen betrachtend, die aus seinen schmutzigen Wangen Helle Straßen gezogen hatten.
Ich lach, weil du er nicht kannst, lautete die Antwort. Du kannst nicht rummeln! — Dcerns können so was überhaupt nicht setzte er verächtlich hinzu.
Ich war immer gekränkt, wenn mich jemand an die betrübende Tatsache, daß ich kein Junge sei, erinnerte, und mein Mitleid mit dem weinenden Knaben schwand dahin.
Du bist ein komischer Junge! sagte ich. Erst weinst
d« u«b dann lachst du. — Worüber hast du serm geweint? Urberübermorgeu und dann noch ein Tag, daun ist Weihnachtsabend!
Weihnachtsabend — er sprach mir das hochdeutsche Wort »ach, daun nickte er. Ja — der SchulLieiftir sagt! auch so was!
Nun, ist dev» das nichts schönes? ries ich eifrig. Da bekommst du etwaS geschenkt von deiner Mutter!
Ich Hab keine Mutter!
Oder von deinem Vater —
Ich Hab keinen Vater!
Du hast keinen Vater und keine Mutte:? Ich mußte mir den Zangen daraufhin noch einmal anschen. Hast du denn deswegen g-weint?
Nre — sagte er; da Hab ich mir all lü ig an gewöhnt. Weinen tat ich, weil ich kein Rummelpott Hab; nud all die andern JangenS rummeln, und ich — und ich —..er fuhr sich mit beiden Händen in die Augen, und von neuer.: begannen seine Tränen zu fließen.
Ich abersah ihn hilflos an, während ich «einen eigenen geliebten Rammeltopf fest an mich drückte und zugleich eine dauge Ahnung mein Herz beschlich.
Ich will flmk nach Hanse gehen, sagte ich hastig; aber schon stand der Junge neben mir.
Leih mich dein Rummelpottl Kamst ja doch nix mit das Ding ausangen! Soll ich dich mal da» Rammeln zeigen? So mußt da de» Stock ausaffen und dann rummeln, daß eS knarrt!
Er hatte mir den Rummeltopf aus der Hand geuom- «eu, und wahrend er mit ihm einen wahrhaften Höllenlärm machte, saug er dazu mit rauher Stimme:
Aunltscheu, «ak de Dören apen
Und lat den Rummelpott in!
Ehe aber »er Sch ffer von Hollaud kam, war der Sänger mit lautem Hohugelächter über den Kirchhof gelaufen md samt meine« Rammeltopf verschwunden.
Einige Mimten war ich sprachlos über daS mir Widerfahrene; daun fiel mir ein, daß trotz aller schlechten Menschen doch bald Weihnachten sei, md ich ging zu «einem Freunde Kellisg. De hatte gerade ein neues Grab zugeworfen und saß jetzt vespernd aus seine« Schiebkarreu.
JS die Möglichkeit! Hat Franz dich deinen Rummel- pott gestohlen! Nu seh doch einer an! Ja, daS ist ein wilden Jung, der alleres haben will! Ich kenne ihm ganz gut Sein Vater iS auf See geblieben, nud was sein Mutter war, die Hab ich all laug begraben. Swindsucht. Nn is er bet die Ohlsch; Tante Horn he ßt sie auch!
Aber er bekommt doch etwas zum Weihnachten? fragte ich, md Krlliug schnitt sich mit seine» großen Taschenmesser bedächtig ein Stück Brot ab. Für Schenken iS die Ohlsch ntch, meinte er, md sie mag hellschen gern Hanen!
Aber, Kelltng, Weihnachten kann sie Franz doch nicht schlagen! rief ich entsetzt; der Alte aber wischte sich den Mund und «einte achselzuckeud, eisige Leute bekäme» auch Weihnachten Prügel.
Daun stand er auf md schaufelte noch etwas au dem Grabe herum, während ich mich ms den Schubkarren setzte und seinem Tun in Nachdenken versunken znsah..
Viermal muß ich noch wach werde», überlegte ich mir — dann kommt Weihnachtsabend. Die Lichter au de« großen Bäumen werden angezüudet, die Klingel ertönt, md wir dürfen in Saal kommen. Daun liest Papa mit seiner tiefen, ruhigen Stimme das WeihuachtSevaugellu« vor, von der Jungfrau Maria, de« JesuSktude und den Engeln, die da sangen: Friede auf Erden md den Menschen ein Wohlgefallen. (Fortsetzung folgt.)