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RU dem Plauderstübche» und

Gchwäb. Landwirt.

300

Magokd, Samstag den 23. Aezemöer

1905.

Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Mittwoch.

Amtliches.

Bekanntmachung

der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. de« Bezug sremder landwirtschaftlicher Wanderarbeiter.

Unter der Leitung des Herrn Gutspächters Bränuinger in Gcotzüfseu, OA. Saulgau, wird im März 1906 etu ge­meinsamer Bezug fremder landwirtschaftlicher Arbeiter aus Russisch-Pole« ftaitfiadeu. Diejenigen Landwirte und sou- stigeu Bclriebsunternehmer, welche sich hiebei beteilige« wollen, werden aufgefordert, ihren Bedarf a« solchen Ar­beitern (Männern, Burschen, Arbeit erirmcv) bis spätestens zum 39. d. MtS. beim Sekretariat der Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart, KanMsUaße 19. schriftlich auznmelbeL.

Insoweit der Wunsch besteht, frühere Arbeiter wieder zu erhalten, ist die Adresse derselben anzngebcn.

Aus ihre Anmeldungen werden de« Bestellern die For­mulare zu Verträgen mit den Bedingungen in Bälde zn- gehen. Weniger als vier Arbeiter können an einen Besteller nicht vermittelt werden, da dir Arbeiter sich vereinzelt nicht anwerbeu bezw. beschäftigen lassen.

Für j-de Schellte Person ist bis spätestens zum 15. Februar 1906 ei« Vorschuß an Reisegeld von 28 ^ au Herrn Gmspächter Bränuinger, Großuffen, OA. Sanlgao, eiuzuseudeu. Die Abrechnung wird nach Maßgabe des Auf­wands für die einzelne Person erfolgen.

Stuttgart, den 29. Dezember 1905.

v- O w.

Weihnachten.

Tief, tief ins Herz hinein ist Ms der WeihMchMa»« mit allem ftMLM Zierat gewachsen. Mögen wir sein wo wir wollen, so find unsere Sinne eingenommen von dem himmlischen Zauber, den das Christfest gibt. Die Christen feiern es in allen Teilen der Erde. Und warum? Die einen ans Ueberzeugnug der selbstempfundeueu Heilstatsache daß uns derHeiland" geboren, viele aus geheimer Sehn­sucht dem üblichen Schenke« und Feiern au diesem Lage eine höhere Bedeutung beimeffen za können. Was aber kann für alle Menschen dieses Fest besonders segensreich gestalten? Das, daß avS Nachdenken, uns Auzittern des Herzens, eine wirkliche Neigung zum Betätigen einer Liebe zum Nächsten

Mm die Weihnachtszeit.

Von Charlotte Niese-

(Fortsetzung.)

Als dk Jungen dasLied zu Ende gesungen hatten, stürzten

stk Wir üus AöMWuüdo iu dcN HüNvflü! brS Väckr»», UN» gleich

darauf mit wildem Geschrei zurückznlaufeu. Die Bäckerfrau schien keine Last zu haben, ihren Wünschen nach einem halweu Daler zu entsprechen. Sie mußte schon hinter der Tür gestanden und auf die Eindringlinge gewartet haben, denn mit einem großen nassen Besen fuhr fie den Sängern ins Gesicht, und dabei schimpfte sie mit einer solchen Geläufigkeit, daß str selbstverständlich einen glänzenden Sieg davontrng. Nach einer Minute befanden sich alle RumAelkopfbesitzrr prustend und lachend in wilder Flucht auf der Straße, während die Bäckerfrau siegreich aus der Schwelle ihres HanseS stand nud noch lauge hinter ihnen her drohte und schalt.

Jürgen und ich hatten «ns den Rummleru ange- schlosseu; nicht allein, weil es uns wundervoll erschien, hinansgeworfen und ausgescholten zu werden, sondern weil uns auch einige Gestalten in der lustigen Gesellschaft sehr vertraut vorkamen. Wir hatten ältere Brüder und glaubten ihre Stimmen und auch einen alten Hut von Papa erkannt za haben. Wo aber der Hut unseres Vaters war, da durften auch wir sein.

Die Rummler hatten sich durch die aufgeregte Bäcker­frau nicht abhalteu lasten, einige Häuser Wetter ihren Ge­sang wieder zn beginnen. Diesmal öffnete fich bald ein Fenster, ein Mann begann mit ihnen eine scherzhafte Unter- Haltung, fragte, ob fie auch nötig hätten zu betteln, und reichte ihnen schließlich Gebäck und kleine Münze. Beides nahm ein Zunge in Empfang, der einen großen »orö trug, und dann ging es weiter.

zu verspüren ist. Das gibt dann ein Loslöseu vom Pessi­mismus, ei» Anfraffeu von Gleichgültigkeit zu freudiger GaSeustimnmug. Und diejenigen von unseren lieben Lesern, denen es eben ihre Lage nicht gestattet Gaben zu spenden, die find arm und können oft nicht teiluehmen an dem Wort Geben ist seliger denn Nehmen", aber wenn fie es in ganz kleine« Maße doch können, so find fie bei kleiner Gabe viel erfreuter, ja seliger, als die Reichen bei großer Gabe. Und wer nur nehmen kann, dem möge die Weihuachtsgabe zum Segen gereichen; wie manches dachte sein Lebenlang mit dankerfülltem Herzen au die als Kind armer Eltern in der frühesten Jugend empfangenen kleinen Gaben, au die herr­liche gemeinschaftliche Bescherung im heimatlichen Gottes­hausei Und wenn es daun tu gute Verhältnisse kam, daun ist diese Eriuusruug au empfangene Liebesgaben eine Be­wahrung vor Ueberhebung und ein Ansporn zum Dank gegen Gott geblieben.

So mögen alle, Geber und Nehmer, Weihnachten feiern, i« Kreise der fröhlichen Kinder und die Tinzelsteheuden sollen teiluehmen. Der Kinder Freude soll uns etu Vor­bild sein, wie wir uns freuen sollen und ihr jubelnder Dank Manch in unserem Herzen die Dankbarkeit erwecken, die fich daun in Glaube und Liebe betätigt Gott zur Ehre und unseres Mitmenschen zum Heil!

Weih»«chtSza«-er.

Weit draußeu im Norden Berlins au einer sturm- umrauschteu Straßenecke ein kleiner Stand mit Tauueu- bäumen. Keine Prachtexemplare, wie str in den Hauptstraßen zu kleinen duftenden Wäldchen vereint, in Reih und Glied stehen. . . Kleine, minderwertige Bäumchen tülwrts mühselig zusammengestückelt und zurechtgestutzt, billige Ware, die arme Leute sich Kisten können, um auch in ihr bescheidenes

Kinder bedienenden kleinen Stand. Ein^Jnnge und etu Mädel. Mit blaugesroreuen Händen und bleichen Gesichtern, die jetzt vur Sturm und Kälte gerötet. Emsiger und ge­schickter fast als die Großen hantieren die Kleinen aber mit Säge und Hammer, um ihre kleinen, minderwertigen Bäumchen einigermaßen zurecht zn zimmern. Ans einem Schemel zwischen den Kindern hockt eine blaffe Frau. Ihre eingefallenen Züge, ihre traurige« glanzlosen Blicke erzählen eine ganze Leidensgeschichte. Wehmütig schaut fie den Kinder« Lei ihrer Arbeit zu, rrufähig, sich daran zn beteiligen, und daun wieder hält str mit sehnsüchtig angstvollen Blicken Umschau, ob denn nicht endlich eia Käufer fich zeige. Endlich ertönen Schritte und eine Gestalt biegt um die Ecke. Ein

Jürgen und ich waren nun schon so angenehm angeregt, daß wir zum dritteumale laut mitsange«, aber diese offene Fröhlichkeit gereichte uns zum Verderben.

Jemand seinen Nasen will ich rücksichtsvoll ver- schweigen trat zu «ns und schickte uns mit so viel Drohungen, begleitet von sehr eindrucksvollen Püffen, nach Haus, daß wir eiligst entflogen.

Ich will ihn verklagen! schluchzte ich. Lr hat mich in den Ar« gekniffen, und er darf doch gewiß nicht rum- «elu! Bürgermeisters Christian habe ich auch erkannt!

Der Kummer, daß wir au den Freuden deS Rnmmel- topfes nicht teilneh«?« stb-rwä'tigte uns eine Zeit

laug. Dann kam Jürgen auf eisen guten Gedanken.

Wir wollen jeder auch einen Rnmmeltopf haben und ganz allein damit Herumgeheul Davon brauchen wir keine« Menschen etwas zu sagen!

Wenn die Leute uns nun nichts geben, und wenn fie uns erkennen? fragte ich zaghaft; aber «ein Bruder

Natürlich werden fie uns etwas geben, und erkenne» sollen fie uns au- nicht. Wenn ich Großvaters alten Dreimaster aussetze, der oben ans de« Boden liegt, daun steht niemand, wer darunter steckt. Du weißt, das ist der Hut, den Großvater in der Hand halten mußte, als er in Plön zum König befohlen war. Als er nachher fitzen durfte und daS Ding zwischen den Knie« hielt, weil er sonst keinen Platz dafür hatte, da kamen die Diener und brachte« etwas zu essen. Und Großvater schüttete aus Ver­sehen Heringssalat in seinen Hut, weil er meinte, eS sei et» Teller. Deshalb trägt er den Dreimaster nicht mehr, ich kann ihn aber gut gebrauchen!

Jürgens Vorschlag gefiel mir sehr gm, uns da auf Großvaters Boden such allerhand vakante Kopfbedeckung»

seiner eleganter Herr im Pelz, das ist kein Käufer für ihren Stand. Mit gesenkte« Haupt schreitet der Mann einher, ganz in Gedanken versunken. Da stolpert er PlötzlUH über einen t« Wege stehenden Bau«. WaS ist den« das? kommt eS ärgerlich über seine Lippen.Ach, sein Sie mau nicht böse," sagt die Frau leise,wir machen jletch Platz ... stad bloß jrade bei der Arbet" . . . Hat nichts zn sagen, ich war so in Gedanken versunken. Berwuudert schaut der Herr aus die Kinder. . . .Na so fleißig seid ihr am Werk? Warum Hilst denn Vater nicht?"... Der Junge schüttelt traurig den Kops.Bater iS jesteru von die Elektrische überfahren worden . . . er liegt in die CharitS" Der Herr unterbricht ihn mit der au die Malter gerichtete« Frage:Na und Sie? Sie sehen wahrhaftig nicht aus, als ob Sie Helsen könnten?

. . .Nee - des wohl uich, bester Herr, aber «au » doch dabei. Ich möchte mir aufrapprlu, habe selbst bis jesteru jelegen. Aber was soll mau machen? Die Ware haben wir doch nu mal und wenn wir fie uich los» schlagen, ach du lieber Jott, was soll denn werden?!" . . Der Herr steht fie einen Augenblick au und in seine« runzeligen Gesicht mit dem vornehmen, weißen Bart zuckt eS merkwürdig.Wissen Sie was?" fragt er daun Plötz­lich,ich kaufe Ihnen den ganzen Rummel ab. Wie viel soll er kosten?" Die Frau starrt ihn ungläubig au.Hier, nehmen Sie das . . . wird wohl ausreichen." Er schüttelt den ganze« Inhalt seines Portemonnaies in die abgemagerte Hand, die fich ihm zögernd entgegeustreckt. . . Mutter und Sinder starren auf das viele Geld wie auf elu Wunder... Und wohin sollen wir die Bäume schicken?"Wohin Sie wollen in die Stuben Ihrer Bekannten, die sich keine Bäume kaufen können, Ihrer Nachbar«, denen 'S eben so schlecht geht, wie Ihnen. Ich habe keine Berweuduug dafür, für mich gibt's diesmal keine Weihnachten. Mir geht'S nämlich auch miserabel. . . Mein einziger Junge ist vor'a paar Wochen in Afrika gefallen ... Nun bin ich ganz allein... Na, schon gut, schon gut. . . Wenden Sie das Geld nur nützlich an. . . Ich weiß nun wenigstens wie ich anch elu bißchen von dem WeihuachtSzauber adbekommen kann!" . . . Mit diesen Worten machte er kurz kehrt und schreitet rasch Wetter. . .

Gagss-WeuigkeiLsn.

Aus Stadl md Land.

r. Alte»steig, 23. Dez. Eine Diebesbande treibt gegenwärtig hier nud tu der Umgegend ihr Unwesen. Bei 2 hiesigen Wirten wurde nachts eiugebrocheu und hiebei HaushaltuugS- und Kleidungsstücke, sowie eine Menge- wareu, Zigarren und Branntwein gestohlen. Geld fiel den Dieben keines in die Hände. Bon de» Dieben hat «an

umherhtugen, so war in dieser Beziehung auch für mich gesorgt.

Viermal werden wir noch wach! Mit diese« Gedanken erwachte ich am nächste« Morgen; als ich mir aber «ein WrihuachtLlied aussageu wollte, da summte es mir in den Ohren:

Auultschen, «ak de Dören apen

Und lat den Rummelpott iul

Ich mußte, ich mußte einen Rummeltops haben; er erschien mir nötiger als der grüne Papagei mit seiner ganzen Nach­kommenschaft, und ich versuchte also gleich, mir ihn zu ver­schlissen. Großvaters Kutscher Hiyrich hatte Verständnis für die Notwendigkeit dieses Besitzes; eS dauerte denn auch nicht lange, und Jürgen und ich drückten jeder einen Rum- «kltopf au unser Herz. Dieser Besitz «achte uns nicht wenig froh, und bald hatten wir mit unser« Gesang und de« begleitenden Gerummel mehrere Erwachsene in eine so leidenschaftliche Erregung gebracht, daß fie sogar die Droh­ung auSstießeu, uns zum Weihnachten nichts schenken zu wollen.

Da war eS denn bester, die freie Natur aufzusuchm, um daun, nachdem eS dämmrig geworden wäre, den erste» Straßeurundgang auzutreten. Leider geht nun nicht alles, wie mau will. Gerade als Jürgen Großvaters Dreimaster gefunden und auch ich eine köstliche Mütze erwischt hatte, kam Besuch, der Jürgen zn sehen wünschte. Es war eine Tante, die ihm immer etwas mitbrachte, und in der Aus­sicht auf eine wohlschmeckende Gabe verschwand er mit seinem Rummeltopf und ließ »ich im Stich. Er sagte allerdings, ich sollte auf ihn warten «ein Lebtag habe ich aber nicht warten möge», nvd so beschloß ich, allein!»tt «etue« Rllmmettopf auszngehes.

Wem wir iuS Freie wollten, gingen wir eigentlich