Der GrsklWsttt.
Amis- Mi> Lvzr-SIÄ fir dm OdkMÄs-Seftk ÄiPld.
KsLnsp^schsv Wrr. LS.
Isvnfprechev Wr. LS.
«»fl»«- 240«.
»nztigen-»eLühr f. d. Ispalt. Zelle au» gewöhn!, Schrift oder deren Raum bei Ivull. «tnrücknng 10 A. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Planderstübche» «nd
Gchwäb. Landwirt.
Hlagokd, Ireitag dm 22. Dezember
1995.
«rsckeint täglich mit Anrnahms der ^o«n- »nd Festtags.
Preis vierteljährlich hier 1mit Lrkger, ü>h»1.2ü^.tmBezirrs. nnd 10 Kw-Berlrhr t -28 ^ilt, im übrigen Württemberg 1.88 ^ MsAatScibonnementS nach BerhSlrniS.
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Württ. KroßschzffahrtspLäne.
Bietigheim, 19. Dez.
Auf Verblüffung des hiesige» Schiffahrtskomitees sprach gestern abend in sehr zahlreich auch von Besigheim besuchter Versammlung im Gasthaus zur Post der Sekretär des Nrckar-Donaukamlksmitees, Schriftsteller Marquardt aus Stuttgart, über die württ. GroßfchiffahrtSpläue. Er erläuterte zunächst eingehend den volkswirtschaftlichen Wert der Biüueuschiffahrt für den gewerblichen Aufschwung eines Laubes und rat an einer Reihe von Beispielen dar, daß rmsere Landwirtschaft von einer Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen auch nur Nutzen ziehen könne. An dem Beispiel der Nachbarstaaten und -Länder zeigte der Redner sodann, wie nachteilig es für unsere engere Heimat, Sie ohuebieS von dem Entgegenkommen der an grenzenden Länder abhängig sei, Werden könnte, wenn «au nicht noch rechtzeitig Anschluß an die Hauptwafferstraßen suche; andererseits legte er die driugende Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit leistungsfähiger GroßWffahrtswege für die württ. Industrie dar. Sodann ging er im einzelnen aus die verschiedenen Projekte ein: 1. Mannheim—Hülbroun- Stuttgart-Eßtingen; 2. vom Neckar zur Donau und zum Bodensee; 3. vom N cka-r zur Enz. Es sei besonders erfreulich, daß stch auch Bietigheim rühre, denn dadurch könne das große Projekt nur an Jtterchr gewruueu. Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall ausgezeichnet. Baurat Gugentzan verbreitete sich daun an der Hand vsu Plänen über die Schiffbarmachung der Enz vou Besigheim bis Bietigheim nud wirs mit vielem Humor »ach, daß es wohl wenige Städte gebe, die wie Bietigheim durch einen so wasserreicher! Flußarm wie die Enz so leicht uvd zweckentsprechend an die Großschiffahrt augeschloffeu werden körmen. I« Anschluß Hieras erhob sich, mit blsouderer Freude begrüßt, der Vorsitzende des NkSLr-DsusukLnalkSWitees, Geh. Hofrar Dr. v. Jobst, um zu betonen, wie gerne er der Einladung nach Bietigheim gefolgt sei; hoffentlich werde das rege JuL-reffe der Btetighetmer für die Kroßschiffahrts- wege gute Früchte tragen. Was das Nkckar-DoniMptöjkki anöclünge, so kösue er Mitteilen, daß die beteiligten Stadtverwaltungen und Handelskammern ihre zum Teil beträchtlichen Aufwendungen für die Vorarbeiten des Projektes allesamt mit größter Bereitwilligkeit geleistet hätten, was er als gute Vorbedeutung ausnehme. Je ausstchtsvoller stch die Verbindung vsu Rhein und Donau durch Württemberg dereinst erweist» werde, um so uäher werden auch die Bietigheimer Bestrebungen dem Ziele kommen. Land- tagsadg. Schmid-Besigheim gab seiner Freude über das Gehörte Ausdruck und richtete die Mahnung au die Anwesenden, diese Bestrebungen überall zu unterstütze», namentlich auch der Landwirtschaft gegenüber, wo noS viel passiver und ofstner Widerstand zu überwiuden sei. Ec könne die BsrstH-rung geben, daß auch die Abgeordnetenkammer die Bestrebungen für Erstellung von GroßschiffahrLswegm unterstützen werde. Der Vorstand des Befigheimer Gewerbe- vereruS, Buchdruckeeeibesitzer Müller, äußerte ebenfalls seine und seiner Brfiqhetmer Mitbürger Freude über die
Gemeinsamkeit der Interessen beider Städte und gab bekannt, daß et« Verein zur Förderung dieser Interessen auch in Besigheim gebildet werde. Der Vorsitzende des Bietigheimer Komitees, Stadtschultheiß Metzger sprach den Rednern des Abends den besten Dank aus und schloß die bestens verlaufene Versammlung.
AoMifche MsSerficht.
Generalleutnant van Tratha ist in Berlin ein- getroffeu und vom Kaiser gestern vormittag zur Meldung empfangen worden. Einem Mitarbeiter der Tägl. Rundschau sagte General vou Trotha folgendes: „Ganz offen will ich Ihnen erkläre», daß ich — Sie mögen es'auch ohne weiteres veröffentlichen — seit dem Tag, wo ich, dem Befehl meines Kaisers folgend, in die Oeffentlichkeit trat, keine ruhige Stunde mehr hatte, und wahrlich, übler als der Gegner im Feld, hat mir ungerechtes Urteil im Heimatland mitgespielt. Ich werde mich übrigens, nachdem ich «einem obersten Kriegsherrn Bericht erstattet, auch vor der Oeffsmlichkeit z« rechtfertigen wissen."
Bo« der bayerische» Erste» Ka««er wurde die Gewährung von Tagegeldern an Schöffen und Geschworene beschlossen. JustiMiuister vsu Miltner sprach sich sehr entschieden für die Gewährung aus. Es sei nicht wünschenswert, daß die GeschworeneubaLk größtenteils aus den Klaffen der Besitzenden gebildet werde. — Bet -er Position „fünf Millionen Mark für Erweiterung der Uni- versttät München" entwickelte Prinz Ludwig ein großes Zukuuftsprojekt auf noch weitere Vergrößerung der Universität durch Zuziehung anliegender Staatsgebäude. Er sprach besonders für die gute Erhaltung der Hochschule, für dt? Pflege der Medizinischen und naturwissenschaftlichen Institute und sehr angelegentlich für eine Ausgestaltung der ftaatSwtffknschafttichen Fakultät. Es sollte ihr die landwirtschaftliche Abteilung der technischen Hochschule und die tierärztliche Hochschule sngrglredkrL werden. Forstwirtschaft Landwirtschaft und Tierkund? a?hört?n »nk<»m»«?n. Die VetwältuugSbramtev sollten in diesen Fächern "bewandert sein. NotstarrdSgklder (600000 *6) bewilligte die Kammer der Reichsräte de« Regierungsavtrsg entsprechend »ur für die Pfalz, nicht auch für Oberbayern und Schwaben. Der vou der Abgeordnetenkammer angenommene Md vom Prinzen Ludwig aufgeuommeue Antrag, 700000 nämlich auch 100000 für Oberbayern und Schwaben zu bewilligen, wurde abgelehut.
Z» dem ,»P««ther" Zwische»fall schreibt die Nord. Allg. Ztg.: Die kaiserliche Regierung ließ durch ihren Gesandten in Petropolis auf die Beschwerde der brasilianische« Regierung wegen der Vorgänge in Jtalahy folgende Antwort geben: Erstens, Steiuhoff ist nicht an Bord des „Panther", Md ist auch niemals dorr gewesen; zweitens, der Kommandant deS „Panther" hatte an Land beurlaubte Offiziere und Mannschaften beauftragt, unauffällig dev Verbleib eines der Desertion verdächtigen Matrosen festznstelleu. Da nach dev stattgehabtru Ermittlungen die Beteiligten
stch eine Ueberschreitung ihres Auftrags haben zu schulden
kommen taffen, hat die katsertiche Regierung der brafiltaut- scheu Regierung ihr Bedauern über das Vorkommnis ausgesprochen." Damit dürfte sich die brasilianische Regierung zufrieden geben.
Tages-Hleuigkeiten.
Aus Stadt Md Land.
Nagold, 22. Dezember.
Ei« schö«-- «chamspiel ist gegenwärtig am süd- westlichen Abeudhimmel zu beobachten. Unterhalb deS Sternbilds des Wassermanns stehen — nur noch wenige Moodbreiten von etnauder entfernt — die Planeten Mars und Saturn, der zweite über und links vom ersten; fie werden sich in den nächsten Tagen einander immer «ehr näher», bis ste in der Christuacht in Konjunktion treten. Sie find in diesem Teil des Himmels abends die erste» Sterne, die sichtbar werden, und au ihre« schönen rötlichen Licht leicht zu erkennen. Neben Jupiter, der hoch oben i« nächster Nähe der Plejaden und dem Bild des Stiers gegenwärtig seinen prächtigsten Glanz entfaltet, machen diese Planeten die Beobachtung des Himmels zu einem Genuß. Nach der Konjunktion haben bäde ihre Rollen vertauscht und Mars steht dann über und links vom Saturn.
Oberschw«»d»rf, 21. Dezbr. Bei der hiesige« Gr- meiuderatswahl haben vou 91 Wahlberechtigten 77 ab- gestimmt; gewählt wurden Hirschwirt Frey mit 60, Johs. Befsty mit 42 St.
u. Gültli«seu, 20. Dez. Bei der heutigen Wahl wurden tu dea Gemeiuderat wiedergewählt die Herren: Wilbklm Hengel, MMebesttzer und Georg Müller, Frohumeitzer und für den verstarb. Gemeiuderat alt Jakob Mater tritt nun dessen «Schwiegersohn Herr Christoph Gackenhetmer, Schreinermeister u. Feuerwehrkommandaut. Bon 198 Wähler« habe» 100 abgestimmt. Die nächste« in der Stimwenzahl sind die Herren: Jakob Fr. Schneider, Zimmermanu, Fr..Deugler, Bauer und Martin Ehuiß, Privatier. Die Wahl ging tu Ruhe und Ordnung vor stch.
U»1erjetti«ge«, 21. Dez. Bei« Holzfällen verrm- glückle der verheiratete Straßruwart Johs. Niethammer indem er von einer fallenden Tanne getroffen uud zur Seite geschleudert wurde; er hat stch die Schulter ausgefallen uud dürfte längere Zeit arbeitsunfähig sei».
Oberjettinge«, 21. Dez. Bon den 10 Gemeinden, die s. Z. der GänwafferversorgmgSgrnppe nicht beitratev, hat stch mm die hiesige Gemeinde der Gruppe ebenfalls angeschloffen. Für die Gemeinde, die häufig unter Wassermangel zu leiden hat, ist dieser Entschluß sehr wertvoll.
Ealw, 20. Dez. Die heutige AaüsversasiLlUNg hatte die Wahl vou 2 OberamtSbaumetstem vorzunehmen. Gewählt wurden unter 12 Bewerbern Banwerkmeister Köhler hier und Bauwerkmeister Ktesuer-Jlsfeld. — Der Kath. Kircheurat hat den Beschluß der bürgerlichen Kollegien betr.
Mm die Weihnachtszeit.
Von Charlotte Niese.
Erwachsene Leute sprechen oft lange darüber, wie viel ste um dir Weihnachtszeit zu tun haben, und bedenken gar nicht, daß die Kinder noch sehr viel mehr Arbeit uud Nachdenken zum Feste nötig haben als die Große». Ste habe« stch erstens so vis! zu wünschen Md dann noch darüber «achzugrübeln, wozu ste alles, was fir haben möchte», nachher verwenden können.
Große Leute wünschen ja nicht halb so viel, wie die Kinder. Ihnen gehen eben nicht alle Wünsche tu Erfüllung, uud weil fie dies wisse», wünschen ste sich «auch»»! gar nichts mehr. Dies aber kann kein Mensch ändern, und jedenfalls wird eS kein Kind hindern, stch jeden Tag vor Weihnachten mehr zu wünsche».
So machten eS auch mein Bruder Jürgen Md ich, wenn wir de« Weihsachcsseste entgegeusaheu; und wir lächelten mitleidig, wenn «ns andere Ansichten eutgegeutraten.
Kinder müsse« immer bescheiden seiul sagte eine vou nuferen Tanten. Ste hielt es für ihre Pflicht »ns täglich zu erziehen, während wir die Notwendigkeit dieser Erziehung nicht einleheu kouuteo. Wenn ste ihr- Weisheit von stch gab, dachten wir schnell noch einige Wünsch? an?, und dss Dokument, das wir mit dem bescheidenen Namen Wunschzettel belegten, vergrößerte stch alle Tage.
Bod dem WeiZuachtSfrfls, von dem ich j,tzt erzählen
j will, bestand mein Wunschzettel ans verschiedenen zusemmen- gestellteu Paptervogeu.
Zuerst hatte ich gar nicht so viele Wünsche, allmählich aber, bei eifrigem Nachdenken, kamen fir über mich, uud wenn ich auch manchmal einen Gegenstand durchstrich, so traten au seine Stelle immer zwei andere.
Mein erster Wunsch, dessen Erfüllung mir sehr am Herzen lag, war ein lebendiges Lamm, d«S aber nicht größer werden dürfte. Leider sagte «an mir, daß diese Bedingung schwer zu erfüllen sei: auS Kindern würden Leute, uud auS Lämmern Schafe. Nach langem Besinnen entschloß ich mich also diesen Wunsch zu streichen und einen sprechenden Papagei au seine Stelle zu setzen. Etu mit uns Kindern sehr befreundeter SchiffZkapitäu besaß nämlich ein solches Tier. ES war grün von Farbe, konnte deutsch und spanisch sprechen, wir ein Hund bellen und wie eine Katze miauen.
Wir wußten genau, daß ein so begabter Vogel viel zu unsere« irdischen Glück bettragen würde. Wi« wollten ihm einen Käfig verschaffen, dann müßte er sich eine Papa- geitu suche« Md viele Junge bekommen, die wir dann verkaufen wollten. Auf diese Weise konnten wir mit großer Geschwindigkeit reich und wahrscheinlich auch berühmt werden. Denn eine Papagetfamilte von solcher Fruchtbarkett, wie die unsere haben würde, chatte «och kein Mensch auf der ganzen Jnsel-
Bet dieser SaLlaae war übrigens viel zu bedenken. Sollte der Käfig lackiert oder von Messtug sein, und ging eS an, daß alle kleinen Papageien „Lsra" hießen, wie der
groß: vom Kapitän? Diese Fragen verdienen, daß «an ihnen ernstlich näher trat, »ab wir brvüürrtru sehr, Licht viel Zeit zu« Nachdenken zu haben.
Wir hatten nämlich so viel mit unser« Weihnachtsliede zu tun! Nicht allein, daß wir es auswendig lernen »nd am Helligen Abend unser« Vater hersageu mußten; wir waren auch genötigt, das Lied abzuschreibeu und zwar so schön wie möglich. Der Bogen, auf dem geschrieben werden sollte, mußte ausgezackt oder mit einem Kranze vsu Rosen oder Vergißmeinnicht verziert sein, und es war nicht immer leicht, stch tu dieser Hinsicht zn entscheiden. MtistenS Lauschten wir des gewählten Briefbogen noch etliche Male um, ehe wir aufiugev, auf ihm zu schreiben, Md dam kamen fürchterliche Augenblicke. Denn wenn das Lied «ü unendlicher Sorgfalt Md viele« Gestöhn fast ganz abge- schrieben war, da kam „ganz vou selbst" ans der letzte« Seite ein großer Tintenklecks.
Wenn mau ihn zuerst erblickte Md stch die Haare ans dem Kopse vor Entsetzen sträubten, dann war man fest davon überzeugt, niemals wieder i« Leben froh werden z« können. Darauf leckte mau den Klecks ab, radierte ihn energisch aus, und wenn «un der Bergißmeinichtbogeu ein kugelrundes Loch mit schwärzlicher Umgebung zeigte, bau» betaute «au das ganze Werk mit vielen Tränen.
Nein, eS ist keine Kleinigkeit, ein solches WeihuachtS- lied adzuslSretbeu, und wenn man außer dieser Arbeit auch «och Lernstuudeu hatte und seine Teilnahme dr« Kuchen- backen tu befreundeten Familien nicht eutzreyen vurfte, so wird jeder begreifen, daß unsere Zeit vielfach in Anspruch