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Der Aufstand in Dentsch-Südwestafrika.

(Telephonische Meldung.)

Berli«, 27. Nov. Gouverneur v. Lindeqnist meldet:

Taumel Isaak Witboi ««d sei« Uaterkapitä» «it «it IV Grotzle«te« «»- ihr A»ha«g, sowie der Kapitä» Ha«s Hendrik, insgesamt V4««er ««d 44 Weiber, habe« bei Bertseba sich frei­willig gestellt. Dabei stad 34 Gewehre abgeliefert worden. Urber die Bedingungen der UrbergaSe enthält die Meldung keine Angaben.

Berli«, 25. Nsvdr. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Der Reiter Friedrich Petnemarm ist am 21. tm Feldlazarett 3 bei Katksontein an Typhus gestorben.

Gages-Hleuigkeiten.

Alls Stadt und Land.

Nagold, 28 . November.

K»«zert. Das vorgestern im Festsaa! des Seminars gegebeueWeibuachtskouzert" das aus besondere« Gründe» noch tn den November verlegt wurde, übte die alte An­ziehungskraft der Seminarksnzerte von neuem aus. Das Programm war ein sehr reichhaltiges. Der erste Teil brachte Darbietungen aus sämtlichen Gebieten der Musik, die im Seminar gepflegt werden: Orgel, Klavier, Orchester, Männer­chöre, gemischte Chöre, außerdem 8 Nummern für Solo­gesang (Sopran) Der zweite Teil bestaub in der Aufführung einer Komposition des nordischen Tondichters GadeDie -eilige Nacht" (Text von A. v. Platen), eines reizenden Louwerks, das hier zum erstenmal zu Gehör gebracht wurde. AIS Solistin war Fräulein Heleve Weder aus Cannstatt gewonnen worden. Die Sängerin stebr von ihrem Auftreten

Die Witdöader Denkmünze.

Erzählung von Fritz Reutter.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Etwa 8 Tage nach dem Besuch des Prinzen Baltazzi in Haldenegg fand der Baron zwei Briefe auf seinem Tische, als er zum Frühstück erschien. Der erste Brief, den er öffnete, war von seinem Freund dem Grafen Preetzeu. Bloß eia Abschnitt desselben tuteresfiert uns hier. Gr lautete folgendermaßen:

Absolut unverständlich ist mir in Deinem letzten Brief die Stelle, wo Du von irgend einem Prinzen Battazzi-Se- «adiui schreibst so wenigstens lese ich den Namen. Ich kenne den Namen nicht, habe ihn sicherlich auch nie gehört, und noch viel weniger war eine Person dieses Namens aus Schloß Preetzeu je zu Besuch. Mir scheint, Da wirst etwas zerstreut, mein lieber Haldenegg, oder aber ist es einem Schwindler gelungen, Dich an deiner schwachen Seite zu fassen. Auf alle Fälle darfst Du sicher sein, daß Dein ita­lienischer Freund und Numismatiker hier nicht bekannt ist."

Seine Hand zitterte, als er den Brief beiseite legte. Sonderbar höchst sonderbar", murmelte der Baron. Ein Schwindler! Nein, das ist unmöglich." Daun «ah« er den zweiten Brief vom Tisch aus und nicht ohne Heber- raschung erkannte er au der Adresse die wohlbekannte Hand­schrift des Dr. Dn?k.Was kann der mir zu sagen haben?"

Hlagotd, Dienstag den 28. Wovemöer

1905

an Seminarkouzerteu noch tu guter Erinnerung; ihre gestrige« Darbietungen haben gezeigt, daß sie seitdem unablässig be­müht war, sich in ihrer Kunst zu vervollkommnen. Es geschieht gewiß im Sinne der Kouzertbesucher, wenn der Berichterstatter allen Mitwirkendeu, vorab dem unermüd­lichen, sachkundigen Dirigenten» Herrn Oberlehrer Schäffer, den wärmsten Dank für den gebotenen hohen Genuß aus­spricht.

B»« T«ge. Nach 6 wöchiger Dauer des päda- gogisch-schultechuischen Kurses am K. Seminar für Theologe« wurde dieser gestern geschloffen. Die Herren Kurfisten ver­ließen heute mittag unsere Stadt, in der ste sich nach eigener Aussage recht wohl fühlten.

r. Dorrrstetteu, 27. Nov. Gestern haben sich die- Vertreter der 10 Turnvereine Alpirsbach, BatrrSbronu, Doruhau, Dornftetteu, Lauterbach, Locherhof, Oberndorf, Schrambsrg (Turnerbund und Turnverein) und Sulz hier im Gasthaus z. Engel versammelt und sich zu»mittleren Schwarzwaldturngau" vereinigt. Als 1. Gauvorstaud wurde gewählt: Seutuer-Schramberg, als 2.: Jriou-Sulz und zu Tnrnwarten: Wurster-Oberudorf und Hettich-Schramberg. Dem Gantag wohnte auch Stadtschultheiß Brau« bei, welcher der Versammlung den Willkommgrnß der Stadt entbot.

r. Stuttgart, 26. November. Der Unterländer Parteitag der württe«bergische« Velkspartei fand heute unter zahlreicher Beteiligung, gleichzeitig mit der Landesversamwlung der jungen Bolkspartet in Bietigheim statt. Zuerst begrüßte Laudtagsabg. Schmidt-Besigheim die anwesenden Mitglieder der jungen Bolkspartet, in der er die Verkörperung der Zukunft erblickt, nm sich dann kn längeren Ausführungen über die Arbeiten des! Landtags zu verbreiten. Der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in Verbindung mit der Neckar-Kanalisation, Hoftheatervor­lage und Berriebsmtttelgemeiuschaft wurden eingehend be­sprochen. I» scharfen Worte» wandte sich Redner gegen die reaktionäre Politik der Kammer der Staudesherreu sowie des Zentrums, welche beide de» Hemmschuh für eine freiheitliche Entwickelung in allen kulturellen und wirtschaft­lichen Fragen bildeten. Zn« Beweis führte Schmidt au, daß 14 von der zweiten Kammer genehmigte Beschlüsse von der ersten Kammer teils ««gestoßen, teils wesentlich abge- ändert wurden. Bezüglich der Lersaffuugsrevistou erklärte Redner, daß ein Amrag auf Aufhebung der ersten Kammer keinerlei Aussicht ans Annahme biete. Er hoffe jedoch, daß die Mehrzahl der rittrrschaftliche« Abgeordneten schließlich für den Regisruugseutwurs eiutretev und das mit großer Mühe und nuter endlosen Verhandlungen zustande gekom­mene Reformwerk zu einem glücklichen Abschluß gebracht wird. Sollte die erste Kammer den Entwurf zum Scheitern bringen, so wäre damit de« fortschrittlichen Parteien eise überans zugkräftige Wahlparole gegeben. Nachdem der Borsitzende dem Redner für seine beifällig aufgenommeueu Ausführungen den Dank der Versammlung zum Ausdruck gebracht, erschien Reichs- und Laudtagsabg. KonradHauß-

manu aus der Tribüne, um über die politische Lage im Reich

zu sprechen. Der Einfluß Württembergs i« Reich sei ei« zu geringer, um die Richtung des Steuers auzugebeu, trotzdem aber dürste die Bolkspartet nicht darauf verzichten, au maßgebender Stelle die württembergische Eigenart zn pflegen, trotz der oft gehörten Vorwürfe, partikularistische Politik zu treibe«. Auf die Finanzpolitik de« Reichs übergehend, übte Redner eine sehr scharfe Kritik au den Entwürfen der neuen ReichS- steueru: Erdschafts- Bier- Tabak- und Fahrkarteusteuer. Die höchst ungünstigen Berhältniffe der ReichSsinauzeu lastete« wie ei» schwerer Druck auf dem deutsche« Volk. ES sei et« ganz falsches Borgeheu der Regierung, bevor die Er- träguiffe der neue« Schutzzölle bekamt, schon wieder mit ueueu Steuern aufzuwarteu. Die Ausgabe« für die Flotte durch sogeuauute Flotteugejetze im Voraus festzulege« sei ungerecht und mau müßte energisch darauf dringen, daß diese Ausgaben wie die übrigen Posten des Etats alljährlich bewilligt werden. Das jetzt beliebte Verfahren sei sicht- weiter als eiu verhülltes Mißtrauensvotum gegen die Volks­vertretung. Scharfe Angriffe richtete Redner auch gegen die Kolouialverwaltuug und das vollständig falsche System. Die ungeheuren Opfer für Südwestafrika stände« tu gar keinem Verhältnis za dem Wert der Kolonie. Die Eruennuug deS Erbprinzen von Hoheulohe-Laugenburg ließ die Lermutmg aufkomme«, daß diejenigen Leute, die den Karren verfahren, Reißausnehmen um sich nicht mehr vor dem Reichstage zu verantworten. Das System des einstigen Korpsstudenten Puttkammer sei eiu geradezu unheilvolles gewesen. Die auswärtige Politik des Reich-besprechend, sagte Haußmanu, daß sich unsere Diplomatie in der Marokko-Angelegenheit eiu Armutszeugnis ausgestellt habe, im übrigen könnte dt« Marokko-Konferenz noch manche Ueberraschuvg bringen. Auch sonst habe unsere Diplomatie nicht verstanden, sich Sympathien zu erwerben. Das kaiserliche Regime, da­rin Element in der Reichspolitik geworden, habe gewaltige Fehler begangen. Unter Hinweis auf die absolute Einfluß- losigkeit des gewiß sehr gewandten Reichskanzlers Fürste« Bülow, wünschte Redner, daß auch in Deutschland einmal ein Minister die Worte au seine« Herrn richte, die der norwegische Staat-minister Michelseu dem König Haakou zuries:Einfach und schlicht sollst du dein k-ntgliche- Wirkeu auSübeu." Nachdem die Haltung der Sozialdemokratie bezüglich der ReichSpolitik und den linksstehenden Parteien gegenüber verurteilt, schloß Redner mit dem Wunsche, daß der demokratische Gedanke überall Wurzel fassen möge.

r. Stuttgart, 26. Novbr. Der B««d der Land­wirte hat heute nachmittag im Stadtgarteu unter sehr zahlreicher Beteiligung seine Lande-versamwl««- abge» halteu, die von dem Vorstand Schmid-Platzhof geleitet und mit einem Hoch ans den König eröffnet wurde. So­dann verbreitete sich der ReichStagSabg. Liebermavu von Sonuenberg in längerer Rede über Wirtschaft-- politische Zeitfrageu, wobei er zunächst die Notwendigkeit der Organisation de- ländlichen und städtischen Mittelstan­des mit dem vorbildlich wirkenden Bund der Landwirte betonte, um Herr des Liberalismus und der Sozialdemo­kratie zu werden und zwar schon bei den nächsten ReichS-

sagre der Baron etwas unruhig bet sich selbst, als er den Brief öffnete. WaS Dr. Dulk zu sagen hatte, war dies:

Mein' lieber Herr Baron!

Eiu gewisser Prinz Baltazzi-Semadiui, dessen Heimat, wie ich glaube, Florenz ist, erwies mir gestern die Ehre eines kurzen Besuchs. Gelegentlich erzählte er mir von seinem Besuch auf Schloß Haldenegg vor einigen Tagen, wie begeistert er Ihre Sammlung gemustert und wie er Ste besonders um Ihre superbe Kollektion von Reuaiffavcc- medatllen beneide. Ich konnte natürlich nicht umhin, ihm auch meine eigene bescheidene Sammlung zu zeigen. ES wird Ihnen nicht schwer fallen, zu erraten, welches Stück ihm unter allen meinen Schätzen am meisten gefiel. Sie verstehen, ich spreche von meine« Wtldbader Schilling, über welchen er geradezu in Begeisterung geriet. Diese Südländer find so impulsive Gesellen. Wie er mir erzählt, hat er auch das Exemplar des Kardinals Autonelli gesehen. Der Be­such des Prinzen freute mich. Er speiste mit meiner Nichte und mir zu Mittag, und-"

Der Baron las nicht weiter. Der Brief entsank seinen kraftlosen Fingern. Was sollte dieses merkwürdige Geschwätz? Alles Blut wich aus seinen Lippen, und während eines Augenblickes schien daS Zimmer sich i« Kreis zu drehen. Mühsam erhob er sich von seine« Stuhl und hielt sich am Tisch, bis er eS wagte, der Tür zazukchreiteu. Noch immer wie vom Schwindel gepackt begab er sich langsam ins nächste Zimmer, öffnete die geheime Schublade und nahm daS Käst­chen ans Zedernholz heraus.

Er drückte auf eine Feder und der Deckel flog Ms. Sein Herz schien vor Freude und Entzücken zu beben, al- er die Medaille ans de« Samtbett liegen sah. Wie unsinnig, sich so in Angst zu jagen! Für nichts! Und doch, waS sollten die zwei kuriosen Briese? Besonder- der des Dok­tors, waS hatte er zu bedeuten? Befaß Dr. Dulk noch einen anderen Wildbader Schilling oder-"

Wie mechanisch entnahm der Baron die Münze de« Etui und prüfte es «och einmal, so wie er eS schon hundert­mal zuvor untersucht hatte. Aber i« Augenblick schon, als er eS faßte, entdeckten seine Finger, deren Tastsinn tu solchen Dinge» zur höchsten Feinheit entwickelt war, einen Unter­schied. Ein furchtbarer Verdacht schoß ihm durch den Kops. Eine halbe Minute genügte, um diesen Verdacht zur Ge- wißhett zu verwandeln. Er war überlistet, beschwindelt worden. Der Schilling, den er tu der Hand hielt, war nicht der echte Schilling, sondern nur eine täuschende Imi­tation, die dem Original bis aufs kleinste ähnelte. Der Baron war kurzsichtig, vud jedenfalls hatte der falsche ita­lienische Prinz die echte Münze gegen die nachgeahmte um- gewechselt, als er, dem Baron einen Augenblick den Rücken wendend, auf das Fenster zuschritt. DaS war eiu Schlag für dev Baron, der ihm fast daS Herz brach. Am folgen­den Tag eilte er nach der Hauptstadt und begab sich direkt zu seinem Notar, wo er in seine« Testament ein Kodizill widerrief, wonach erseinem langjährigen und geschätzten Freund Dr. Ulrich Dulk" eiu Legat von 5000 ansge­setzt hatte.

Den Prinzen Baltazzi jedoch besuchte er nicht i« Hotel.