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Württemberg 1.88 MvnatSabonnementS

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Mt dem Plauderstübcheu und

Gchwäb. Landwirt.

Aagold, Samstag dm 25. Aovemöer

Seine Majestät der König haben am 22. Novbr. allergnädigst geruht den Eisenbahnpraktikanten I. Klasse Graf zum Eisenbahn- asfistenten in Calw zu ernennen.

Zum Vorsitzenden für die ordentlichen Sitzungen deS IV. Quar­tal? 1908 bei dem Schwurgericht in Tübingen ist Landgerichtsrat Dr. Kapff ernannt worden.

Nach Anhörung der Staatsanwaltschaft bei dem Oberlandes­gericht wird hiemit verfügt, daß die ordentlichen Schwurgerichts­sitzungen des IV. Quartals in Tübingen am Montag den 18. Dez. 1905 vormittags 9 Uhr zu eröffnen sind.

Vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer Stuttgart hat u. a. die Meisterprüfung mit gutem Erfolge bestanden und damit gemäß Z 133 R-G.-O. das Recht zur Führung deS Meister­titels erworben der Bäcker Wilh. Fischer aus Nagold.

UoMischs Weber ficht.

Der Gesamtvorstarch des deutsche« Flotteu- «eretus hau am 2. Dezember iu Berlin eine Sitzung ab, um zur ukueu Flottenvorlage Stellung zu nehmen. General­major Keim wird dm Bericht erstatten.

Ares zahlreiche» Gegenden Spaniens wird eine Erneuerung der wirtschaftlichen Krise gemeldet, da die Arbeit für die Tausende von Arbeitern nicht ausreichend ist. Menschen und Tiere find durch die Hungersnot mitgenommen, die Preise für Nahrungsmittel und Vtehsutter find unerschwing­lich. Die Stadtvertrelungm uvd Privatleute verteile» Hilfsmittel, doch erweisen sich diese der herrscheude« Not gegenüber als unzulänglich. Der König ist jetzt wieder in Madrid angekomWeu. Die offiziöse spanische Presse bestreitet, daß Heiratspläne des Königs bestehen.

Die Reichsfinarrzreform.

Berlin, 24. Nov. Ueber die Retchsfinanzreform führt die Nordd. Allg. Zig. aus: Zn« Schutze der gesährdeteu eiuzelstaatlichm Fmanzwlrtschaftm ist es unabweisbar, zu gewöhnlichen Zeiten eia Höchstmaß der anSzuschreibeudeu nngedeckteu Beiträge der Etnzelstaaten gesetzlich sest- zulegeu. Als Höchstmaß der von den Bundesstaaten auf­zubringende» ungedeckten Matrikularbeiträge ist der Betrag von 40 iZ auf des Kopf der Bevölkerung in Aussicht genommen, also nach dem gegenwärtigen Stand der Be­völkerung 24 Millionen Mark.

Gages-Weuigkeilen.

Aus Stadt Md Land.

Hailfingeu, 22. Bet dem gestrigen Großfeuer find utedergebranut: die Häuser samt Scheunen der Theresia Fischer, Richard Scherbacher, Josef Wellhäuser und die einzelne Scheuer des Felix Gramer. Die Feuerwehreu vou Londorf, Ergeuzingen und Seebronn leisteten hiebet Hilfe. Brandstiftung wird vermutet.

r. Stuttgart, 24. Novbr. Nach einem Erlaß des Steuerkollegiums ist der PosthalLereibetrteb als Gewerbe­betrieb anzusehen und es unterliegen deshalb die Postfuyr- Unternehmer (Posthalter) der Gewerbesteuer nicht nur mit ihrem Verdienst aus dem etwakam Lohnfuhrwerk, sondern auch mit dem Einkommen, das sie aus der Beför­derung vou Posteffekten und Postreisendm beziehen.

Stuttgart, 23. Nov. Einen Beitrag zu der gegen­wärtig wieder im Vordergrund der Diskussion stehenden Frage der Reform deS Strafgesetzes lieferte eine Verhand­lung, die heute vor der Strafkammer stattfand. Avgeklagt eines Verbrechens deS einfachen Diebstahls i« Rückfalle war eine Arbeiterfrau vou Feuerbach. Sie hatte eine« Wirt, bet dem sie als Putzer!» beschäftigt war, nach und nach 4 entwendet. Die Strafkammer erkannte gegen die ganz un­bedeutend vorbestrafte Angeklagte, die übrigens den Dieb­stahl ans Not beging, auf 3 Monate Gefängnis. Das ist das Strafmiuiruvm. Der Vorsitzende gab der Angeklagte» den Rat, um Erlassung eines Teils der Strafe im Gnaden­weg uachzusucheu.

Reutlingen, 24. Nov. Heute nacht wurde wieder in der Metalltuchsabrik von Bock eingebrochen. Alle An­zeichen deuten darauf hin, daß »au es mit derselben Baude zu tun hat, di« seit kurzem die Stadt unsicher macht. Die Versuche der Einbrecher, den Kaffenfchrauk zu erbrechen, blieben erfolglos. Es gelang nun, einen der Einbrecher, in der Person des HauSbnrschen Lauer von Weilheim OA. Tübingen, der früher bei der Firma tätig war, zu verhaften. Lauer hat eiugestandeu, bei dem Einbruch beteiligt gewesen zu sein, seine Komplizen nennt er ftdoch nicht.

r. Heilbr»««, 24. Nov. Gestern nachmittag ist der Schieferdecker Stradfeld von einem Neubau 2 Stock hoch abgestürzt, brach das Genick und zerschmetterte fich die Hirn­schale. Er war auf der Stelle tot.

Ueber de« Untergärig des T»rpeb»b»»tes 8 LS«

wird von einem Augenzeugen dem B. Tgbl. berichtet: Wie am Abend zuvor, an dem das gleiche Manöver erfolg­reich ausgesührt worden war, handelte es fich wiederum um einen nächtlichen Angriff der Torpedoboote der L Dwtsio« auf den Kreuzer Undine. Ziemlich starkes Schneegestöber erschwerte den Ausblick noch in hohem Maße. Der Kreuzer Undine fuhr in der Richtung auf Schleimüude, während die Torpedoboote unter Führung vou 8 126 mit abgebleudeten Lichtern auf der Suche nach dem Feind «ehr nördliche Richt­ung eingeschlagen hatten und so den Kars der Undine schneiden mußten. Aus dem nördlichen Teile vom Stoller- grund in der Nähe vou Bütt waren die Boote bereits un­erwartet iu nächster Nähe des Kreuzers augekommeu, als dieser sie gewahr wurde und sofort die Schetuwerser spielen ließ. ES war jedoch bereits zu spät und der! Zusammen­stoß war unvermeidlich. Unmittelbar darauf fuhr 8 126 aus den Bug der Undine mit solcher Gewalt, daß bei dem Zusammenstoß die im Vorderschiff des Kreuzers schlafenden Matrosen aus den Hängematten geworfen wurden, und der scharfe Rammsporu der Undine tief in de» vorderen Herz­raum des Torpedobootes htuetndrang. Mit furchtbarem Getöse explodierten die Kessel uvd Dampfleitungen, eine Feuer- und Dampfsäale schoß hoch zu« nächtlichen Himmel empor und nach wenigen Minuten war von dem erst i« vorige» Jahre der Martue eiuverleibteu Torpedoboot, eine« der größten und schnellsten seiner Art, aus der Uuglücksstätte nichts mehr zu sehen, als ein paar Trümmer.

Die Antwort der Mächte.

Wie«, 24. Nov. Die Neue Freie Presse meldet: Die Mächte werden die ablehnende Note der Pforte nicht beantworten. Ihre Entgegnung besteht iu dem Auftrag an den Flottevkommandanteu, die Aktion zu beginnen. Dke von Wien aus angeregte Mahnung der Mächte au die Balkaustaateu, fich ruhig und ueutral zu verhalten, dürste bereits iu Belgrad, Sofia und Athen eingetroffen sei».

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Kirchberg a. Jagst, 24. Nov. Das 24jährige Dienstmädchen des Bauer« Schmitt iu Schöubrou« kam beim Dreschen de« Treibriemen der Maschine zu nahe, wurde erfaßt und so unglücklich herumgeschleudert, daß der Tod alsbald eiutrat.

Deutsches Reich.

Berlin, 34. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt zum Einzug deS Königs Hakou VII. tu Norwegen u. a.: Iu Deutschland, das durch mannigfache Beziehungen mit Norwegen verbunden ist, wird mau auch fernerhin der ewporsteigendeu Entfaltung der reiche« Kräfte, die vou der Vorsehung iu die norwegische Nation eingepflanzt find, mit aufrichtiger Sympathie folgen.

r. Burladiuge«, 24. Nov. Die Frau des StattouS- Vorstand Falger wurde von ihrem vorgestern früh heim- kehreudeu Mauue am Bett festgebuudeu aufgefuu- den. In der Kaffe fehlen 300 Der leere Geldsack wurde au der Haustüre deS iu der Nähe wohnenden Gen­darmen aufgefuudeu. Die Frau erzählte, sie sei nach der Abfahrt ihres Mauues nach Hechiugen vou einem unbe­kannten, großen Mauue überfallen und so schwer auf deu Kops geschlagen worden, daß sie bewußtlos geworden sei. Die Untersuchung wird das nähere ergeben.

Mannheim, 24. Nov. In der Holzhandlung Luschka u. Wageumaun brach heute abend Großfeuer aus, dem große Vorräte zum Opfer fiele». Die Eststehurrgsursache ist unbekannt.

r. Heidelberg, 23. Nov. Der iu Leime» vermißte Arbeiter Mater befand sich iu Nußloch. Die seinetwegen verhafteten beiden Arbeiter wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.

Ober-Kinzig i. O., 22. Nov. Eine merkwürdige Selbmordmauie scheint iu der Familie des Landwirts A. Weber hier zu herrschen, der fich iu letzter Woche i« Walde erschoß. Außer Weber sind auch bereits zwei seiner Brüder freiwillig aus dem Lebe» geschieden. Alle drei Brüder waren nacheinander an dieselbe Frau verheiratet, die nunmehr zum dritten Male auf traurige Weise Witwe geworden ist.

Stettt«, 23. Nov. Am 21. November verschwand der 5->/i Jahre alte Sohn Georg des LederhäudlerS Hugo Rosenberger auf rätselhafte Weise. Seitdem erhielt der Vater drei Briefe, iu denen der Versuch zu der Erpressung von 5000 Löfegeld gemacht wurde. Heute vormittag gelang es, wie die .Stettiner Abeudpost" meldet, zwei der Erpresser aus dem hiesigen Postamt zu verhaften.

Ausland.

Kopenhagen, 23. Novbr. Anläßlich der Abreise deS Königs Hakou und der Königin Maud haben alle öffentlichen uud privaten Gebäude geflaggt. A« der AbsahrtSstelle war eine Ehreukompaguie aufgestellt. Tine zahlreiche, nach viele» Tausenden zählende Menschenmenge hatte fich etugefuudeu. Alle Minister, das diplomatische Korps, die höchsten Zivil- uud Militärbehörden, die Prä­sidenten des Reichstag», die Generalität u. s. waren zu« Abschied erschienen. Um 11 Uhr trafen die kgl. Herrschaften ein, König Christian zugleich mit der Kaiserin-Witwe vo» Rußland uud darauf König Hakou mit der Königin Maud, eskortiert vou Husaren. DaS norwegische Köuigspaar nah« vo« deu auweseudru Herrschaften Abschied. Der Minister­präsident richtete eine Ansprache au deu König Hakou und schloß mit einem Hurra auf eine glückliche Zukunft für Norwegen, für das junge Köuigspaar Md deu gesamten Norden. Darauf begaben fich die königlichen Herrschaften au Bord der KöuigSjacht Dauebrog, wo ein herzlicher Abschied stattfand. König Christian küßte mehrmals dm kleinen Kronprinzen Olaf. In dem Augenblick, als König Hakou daS Schiff betrat, wurde die norwegische König»- flagge gehißt, begrüßt mit dem Salut der Forts uud der Kriegsschiffe, sowie mit begeisterten Hurrarufen der Volks­menge. Darauf verließen die kgl. Herrschaften wieder das Schiff, während das norwegische Köuigspaar mit dem Kronprinzen Olaf auf der Kommandobrücke Platz nah«. Unter Salutschüssen uud Hurrarufen verließ die KöuigSjacht deu Hafen. Bald daraus lichteten auch die die Jacht be­gleitenden dänischen Kriegsschiffe die Anker. Unter Hoch­rufen verließm die kgl. Herrschaften deu AbsahrtSplatz.

Lond»«, 23. Nov. Die als Kohleudepot dienende alte Fregatte .Forte", die i« Flusse Medway mit wenigstens 3000 Tonnen Kohlen au Bord lag, geriet heute früh tu Brand. Das Feuer breitete fich schnell über das ganze Schiff aus, die Flammm stiegen gewaltig hoch. Eine Aufseherssrau uud ihre beiden Kindern wurden tu Tüchern gerettet. Die Löschung der Ladung war wegen der Hitze Mmöglich. Die Versenkung deS Schiffe» wurde mit schwim­menden Minen versucht, aber wegen der Gefahr für die Schiffahrt aofgegebm. Zuletzt kam daS Kanonenboot .Bastard" vou Sheerneß, feuerte Geschosse in daS brennende Schiff und brachte eS so zu« Sinken.

Retvynrk, 24. Nov. Nachrichten aus Havanna zu­folge, »nvde ein Komplott entdeckt, das, wenn nicht auf Ermordung, so doch Ms Absetzung des Präsidenten Palma abzielt.

Die Vorgänge iu Rußland.

Der furchtbare Haß Ms die Bureaukratie in Rußland findet sitzt, nachdem der rusfischm Presse eine freie Sprache möglich geworden ist, eine« geradezu erschütternde« Ausdruck iu den Worten, mit welche» Petersburger Md Moskauer Zeitungen deu Abgang deS Oberprokurators deS heiligen Synods PobjedouoSzew begleitet haben. Die deutsch geschriebene .St. Petersburger Zeitung" schreibt jetzt iu eine« Leitartikel über PobjedouoSzew: .ES ist, als ob eine Zentnerlast von deu Geistern gewälzt wäre, und daS tiefe Md freudige Aufatmen zeugt von der Schwere der drückenden Last, die eine Generation trug. Alles, was nicht ruffisch uvd nicht orthodox war, oder nicht auf die Autokratie schwor, wurde verfolgt mit deu Mittel«, wie sie nur et« Tsrqiremada, oder ein PobjedouoSzew iu der Rüstung eines teuflisch auschlägigm Geiste» ersinnen konnte. ES ist hier nicht der Ort, auf Details eiuzugeheu. In Summa läßt fich sage«, daß alle Knebelung steten Denkens, alle Entmündigung Md alle Bedrückung, welchen Namm sie auch führen mag. auf P. als auf deu geistigen Vater znrückzusührev ist. Ein Dämon der Finsternis, legte er sich auf das geistige Rußland Md folterte eS, bis eS nun in unerträglichem Schmerz fich aufraffte und die Fesseln sprengte. Der hochgebildete Mmu, der geistvolle Jurist Md bestrickende Gesellschafter hat ein ganzes lauge» Menschenleben hindurch dis ungewöhnlichen Gaben seines Geiste» benutzt um deu Geist anderer Mensche« mit einer unerhörten Grausamkeit zu knechten. Die Spur vou seinen Erdentageu wird nicht vergehen; P. wird stets neben denen genannt werden, deren Namen der Geschichte bereit» angehöreu als die der größt« Bedrücker der Menschheit. DaS ist die Frucht eines Lebens, daS in achtundstebeuzig laug« Jahren nichts schuf, son­dern unendlich viel zerbrach. Ein furchtbares, ein iu jeder Beziehung tragische» Leben."

Petersburg, 33. Nov. Die Arbeiter der Semen- tow-Fabrik, die schon vor längerer Zeit deu Achtstunden­tag verlangten aber nur erreicht hatten, daß die Werkstätten von der Direktion geschloffen wurden, rückten iu großer