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Die Wehrstener ist nicht in die Vorlage über die Reichsstnanzreform ausgenommen worden. Die Köln. Ztg. sucht die Erklärung darin, „daß die eifrigsten Verfechter der Reichöwehrstcrier ihr Erträgnis von vornherein für Ssuderzwecke festgelegt haben wollen. Zur Sanierung (Kräftigung) der Rttchsfinanzm schien sie daher nicht geeignet und paßte deshalb nicht in den Rahmen der RrichS- finanzreform. Man wird die an sich ans Gründen der ausgleichendeu Gerechtigkeit genügend gerechtfertigte ReichS- wehrsteuer daher als Zwkcksteuer einer späteren besonderen Boilaae überlassen können." — Die im September zugunsten der Wehrsteuer gefaßte Resolution des KyffhäuserdundeS der deutschen Laudes-Kriegerverbäude scheint also nicht ohne Eindruck geblieben zu sein. Hoffentlich läßt diese besondere Vorlage nicht lange mein auf sich warten.
I« bayrische« Landtag wurde am Dienstag nahezu einstimmig der Ausschußantrag angknomwe«, eS sei die königliche Staatsregierung zu ermächtigen, zur Linderung der Elemcntarschäden in der Pfalz, Oberbayeru und Schwaben unverzinsliche Darlehen in der Höhe bis zu 750 060 zu gewähren. Der Regierungsarrtrag, Notstandsgelder nur für die Pfalz zu bewilligen und die Summe auf 600000*« anzusetzen, ist somit gefallen. Genehmigt wurde ferner mit 63 gegen 46 Stimmen der Regierungeriwurf, der den für die 27. Finanzperiode (l904 and 1905) provisorisch als „Budgetausgleich", also nur vorübergehend, beschlossenen Zuschlag zu den Gebühre» und Erbschaftssteuern auch für die 28. Finanzperiode (1906 und 1907) verlangt. Der jährliche Ertrag ist auf 800000 *« veranschlagt. Ein Antrag der Liberalen, eine Erhöhung der Besttzberärrdcrungs- gebühr, von der praktisch nicht der bäuerliche, sondern der uichtbänerliche Jmmobllieubefitz getroffen werde, auszmiehmeu und ein Antrag der Sozialdemokraten, eine Erhöhung der Gebühren überhaupt zu streichen, wurden abgelebnt.
Die Witdöader Denkmünze.
Erzählung von Fritz Rentier.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Durchaus zufrieden", warf der Baron mit de« Kopf nickend dazwischen und schenkte sich noch ein GlaS Burgunder ein. „Das übrige ist leicht zu erraten, nicht wahr, lieber Freund? Die Müuze war echt. Sie war mit etuer dicken Bletschtchte überzogen, zweifellos um sie zu verbergen. Warum, das konnte ich allerdings nicht ergründen."
„Aber als Sie entdeckten, welchen Schatz Sie erworben, so kehrten Sie — hm — Sie kehrten —
„Ich weiß schon, was Sie sagen wollen: jene hundert Mark waren ein lächerlich niedriger Preis für diesen Schatz, und jene Person, die ihn mir verkaufte, durfte also auf eine höhere Entschädigung warten, umsomehr als ihr der wirkliche Wert des Kleinods völlig unbekannt gewesen."
„Gesetzlich waren Sie ja nicht verpflichtet, mehr als den geforderten Preis zu zahlen. Das gebe ich zu. Aber moralisch vielleicht." — „Ganz richtig. Das ist auch meine Ansicht. Am Ende des Monats besaud ich «ich wieder t» Stuttgart. Eines «einer ersten Anliegen war, de» Laden ausfindig zu machen, wo ich, wie Sie sagen, dieses außerordentlich günstige Geschäft aufgestöbert und gemacht hatte. Der Laden war geschloffen und die Frau fort. Ich er» kündigte «ich bei einigeu Nachbarn, konnte aber über ihren Verbleib nichts erfahren. Daß sie verzogen, die Stadt ver-
Kagotd, Donnerstag den 23. Uovernöer
Etrre Reichstagsersatzwahl muß i« Chemnitz stattfinden» da der bisherige Vertreter des Wahlkreises, Abgeordneter Schippe! (Soz.), sein Mandat uiedergelegt hat. Dieser Entschluß ist auf die abfällige Kritik zurückzusühren, die Schippels Handels- und zollpolitischer Standpunkt in ber sozialdemokratische« Presse gefunden hat. Schippe! hatte sein Mandat seit Februar 1890 iuue.
Der Prenffische Jnstiznrinister, Dr. Gchönstedt
hat sein Entlafsuugsgesuch eingeretcht, das auch genehmigt wurde. Zu seinem Nachfolger ist der bisherige Präsident des Oberlaudesgerichts Breslau, Dr. Beseler, eruauut worden.
A« Tag der Wiedereröffnung des österreichische» Reichsrats, am 28. Novbr., soll iu ganz Oesterreich ein Generalstreik anSbrechea zwecks Erlangung deS allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts. — Der Landtag von Tirol ist arbeitsunfähig, da die deutschsrei- finntgeu Vertreter der Städte und Handelskammern Innsbruck und Bozen sowie der Rektor der Innsbrucker Universität bei der zweiten Lesung der Wahlrechtsresormvorlage mit der techuisLerr Obstruktion eingesetzt haben. Sie haben über hundert Drtnglichkeilsanträge vorbereitet. Die verfassungstreuen Großgrundbesitzer rrateu infolgedessen auS de» freisinnigen Klub aus. Dieser hat sich aufgelöst. Die Obstruktion wurde beschlossen, weil die Vertreter der Landgemeinden die der Städte bet der Resormvorlage majori- sterteu.
I» der sra«zöfische« Dep»tierte»ka««er ist
vou den Gruppen der äußersten Linken die Abschaffung deS Privilegs der Rechtsanwälte beantragt worden. Anlaß dazu bot die Weigerung des Pariser Barreau, den sozialistischen ehemaligen Professor Herde zuzulaffeu. — Bei der Beratung des Budgets der öffrutltchen Arbeiten interpellierte gestern der Mg. Plichon (Ralliierter) die Regierung wegen deS Simplou-Tunuels und führte aus, dieser Tunnel köuue eS Frankreich ermöglichen, einen Teil deS Verkehrs, der durch den Gotthard-Luuucl zu« Schaden Frankreichs Deutschland und England zugefallen sei, wiederzugewiuuen und de« Handel und der Industrie eine» kürzeren Weg zu eröffnen, wenn die französischen Linien direkt an die Sim- plonliuie angeschloffea würden. Auf diese Weise könne England für die iudischr Post ein ebenso direkter Weg, wieder über Saloniki, zur Verfügung gestellt werden. Der Redner sagte daun, eS sei unverständlich, daß das Ministerium der öffentlichen Arbeiten sich zuerst für die Faucille- Liuie ausgesprochen habe; das Ministerium müsse jetzt eine Entscheidung treffen. Pltcho« brachte dann eine Tagesordnung ein, in welcher die Regierung aufgefordert wird, dafür zu sorgen, daß das Ministerium der öffentlichen Arbeiten seinen Aufgaben besser uachkomme.
Zur Volkszählung am 1. Dezember 1905 in Württemberg.
Ja den nächsten Tagen wird in jede Haushaltung uickt nur Württembergs, sondern ganz Deutschlands, ei»
lassen hatte, war alles, was die Leute selbst wußten." — „Da muß ich schon sagen, daß Sie, Herr Doktor, etu vom Glück ungewöhnlich begünstigter Monn find." — „Sie dürfen aber nicht vergessen, wein lieber Baron, daß der Gatte der Frau die Münze ohne allen Zweifel als Bleitmttation ohne besonderen Wert gekauft hatte, und daß sie ihm seinerseits auch von jemand verkauft wurde, der den reellen Wert ebenso wenig kannte wie er."
„Und all daS zusammen macht Ihr Glück und Ihre Chance nur nmso auffallender. Aber sitzt lassen Sie mich doch einmal diese rnra nvis, wenn ich so sagen darf, sehen. Leider ist «eine Zeit heute sehr kurz bemessen."
Dr. Dulk schritt voran die Treppe hinauf uach eine« kleinen Zimmer, wo mehrere Kästen und Kabinette voll Münzen, Medaillen und anderen Raritäten ausgestellt waren. Er öffnete eines der Kabinette und entnahm demselben ein Etui auS Marokkoleder, das er voll Zärtlichkeit seinem Freund überreichte. Der Baron öffnete eS und vor ihm lag der Wildbader Schilling. Er war etwa so groß wie ein modernes Markstück und in Farbe mattfilbern. Auf der einen Seite war eine rechte, flache Hand mit der Umschrift: „Moueta in Stuttgarter!." Aus der anderen daS Gepräge und Zeichen: drei vou der Rechten zur Linken liegende Hirschhörner, von denen die beiden oberen vier, das untere drei Zinken hatte und „daherum" die Uütrrschrift „Eberhard. Lomes de Wtrtenb." Boron Wilhelm v. Haldenegg entnahm die Münze dem Etui, prüfte fie genau und betrachtete sie sorgfältig vou allen Seiten. Dr. Dulk stand lächelnd sich die Hände reibend daneben.
190S
vou der Gemeinde ausgestellter „Zähler" kommen und dort eine sogenannte „HaushaltungSttste" zurücklaffe«, welche nach de« Staude vom 30. November bis 1. Dezember 1905 unter Beachtung der Erläuterungen genas auSzufülleu ist, der Zähler wird die Liste, nachdem fie auSgefüllt sein wird, am 1. Dezember oder kurz darauf wieder abholerr und schon au Ort und Stelle durchsetzen. Da die Herren Zähler i« öffentlichen Jutereffe, meist ehrenamtlich, sich de« Zählgeschäfte unterziehe», so darf wohl augeuommeu werde», daß fie überall, bei Hoch uud Nieder höfliche Aufnahme finden werden. So sehr sich uuu heutzutage die Volkszählungen als überall erforderliche uud wichtige Unterlage für verschiedene Zweige der öffentlichen Verwaltung eisgelebt haben, und so einfach es tu normalen Haushalten für jeden „Haushaltung-Vorstand" ist, über sich selbst, über die zu seinem Haushalt gehörigen Personen und über die WohuungSverhältuifle die vorgeschriebeueu Einträge genau, deutlich uud vollständig zu bewirken oder vielleicht durch ein FamMevglied bewirken zu lasse», so häufig sind doch immer wieder solche Fälle, in welches aus irgend welchen Versäumnissen Weiterungen und Anstände entstehen.
ES soll daher das, was diesmal tu Württemberg der- laugt wird, hier nochmals kurz aufgezählt werden:
In die „HauShaltsngSliste muß, der Reihe uach iu 12 Spalten, für jede Person, die zu« Haushalt a« ZähluugStag gehört, eingetragen werden: Vorname; Familienname; Stellung dem HaushaltungSvorstasd gegenüber; Familienstand; Geschlecht; Geburtstag (-monat und -jahr); Geburtsort (und Bezirk oder Land); Berus uud Berussstellnng; Religionsbekenntnis; Staatsangehörigkeit.
Außerdem ist für solche Personen, bei welchen das Nachstehende zutrifft, anzugrbeu: für die am ZähluugSort nur vorübergehend Anwesenden: der ständige Wohnort (Spalte 3); für aktive, de« deutschen Heere oder der deutschen Marine augehörtgeu Mtlitärpersone« der Truppenteil (Spalte 11); fürreichSangehörige laudsturmpflichtige Männer (geboren zwischen 1. Dezember 1860 uud 31. Dezember 1866) die Art ihrer militärischen Ausbildung (Spalte 12).
Für dte richtige Ausfüllung dieses allgemeinen Teiler der tzsushaltmrgSltste find nicht uur Erläuterungen, sondern auch Beispiele von Etuträgeu dorgedruckt, so daß hier Anstände kaum sich ergeben sollten.
Außer diesem oberen Teil der „HauShaltuugSüste", iu welchem für jede Person eine Zeile vorgesehen ist, enthält auch noch der untere Teil links einige Fragen, welche sich auf die Wohnverhältnisse der ganzen Haushaltung beziehen, sofern diese 2 uud mehr Personen umfaßt. Dort soll dte Zahl der Zimmer und der Kammer» angegeben werden, ebenso, ob die Haushaltung eine eigene Küche hat oder aber uur einen „Sücheuautett", d. h. mit anderen Partteen eine solche znsammeu, oder endlich gar keine Küche. Außerdem soll angegeben werden, ob die Haushaltung iu einem Haus sich befindet, welches Eigentum deS HsnShattungSvorstaudeS ist, oder ob der Haushalt iu Mietwohnung oder Dtestwohuung sich befindet; dazu soll noch bei Wohnungen, deren Inhaber zugleich Eigentümer
„Hegen Sie irgend welchen Zweifel an der Ech1hei*
veS Stücks, Herr Baron?" fragte er endlich.
„Absolut keinen", erwiderte der Baron.
In diesem Augenblick trat ein Diener i»S Zimmer und meldete, daß die Freifrau v. Witteubach eben vorgefahre« sei uud deu Herrn Doktor auf einen Augenblick zu sprechen wünsche. Dieser bat seinen Besucher um Entschuldigung für eine« Moment, eilte davon uud ließ seinen Freund iu Betrachtungen versunken allein. Einige Minuten nachher stieg auch der Baron wieder die Treppe hinab i« Augenblick eben, als Dr. Dulk dte Freifrau au die Türe begleitete.
„Wollen Sie nicht noch einmal heraufkommeu?" fragte Dr. Dulk. „Ich hätte noch einige Sachen, dte ich Jhüeu zeigen möchte." — Der Baron blickte nach seiner Uhr uud sprach dann: „Leider unmöglich für diesmal. Wir müssen das auf einander««! verschieben. Und nachdem ich Ihre Wtldbader Münze gesehen, würde «ich alle» andere, wa» Sie mir auch zeigen möchten, doch um schwach interessieren." Baron vou Haldenegg setzte'fich nicht «ehr; am Ofen stehend, plauderte er noch 5 Minuten mit de« Doktor um sich dann zu verabschiede». Lei der nächsten Sitzung der Numismatischen Gesellschaft hofften stch die beiden Freunde wieder zu sehen.
Eine Viertelstunde nachher als der Ausdruck der Befriedigung noch deS Doktors ganzes Wesen erfüllte uud er Ellen eben erzählte, was sein vornehmer Gast gesagt hatte, wurde ein anderer Besuch gemeldet. ES war der Ebenso gesprächige als langweilige Stadtpsarrer Jobst, der :am, um sich der Sympathie uud des Geldbeutels der Doktor»