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verantwortl. Schristieitung: Frteürich Han» Scheel« Druck unä Verlag äer A Oelschläger'ichen Vuchäruckeret.

Nr. 30k

Samstag, den 31. Dezember 1927

101. Jahrgang

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Der Besatzungsabbau im Rheinland

Keine fühlbare Erleichterung

in der französischen Zone

Der Lina der Locarnoabmachnnge» nicht erfüllt.

TU. Koblenz, 31. Dez. Am L). Dezember läuft die Frist ab, in der die einzelnen Läuderregierungcn Listen über die infolge des letzten Besatzungsabbaues sreigewordenen Woh­nungen einreitl-en souten. Wie die T.-U. erfährt, ergeben die Feststellungen schon jetzt folgendes Bild:

,Jm belgisch besetzten Gebiet, aus dem rnnd 1IM Man» Bcsatzrmgstriippen zurückgezoge» worden sind, sind !w Woh­nungen frcigeworden. Im englisch besetzten Gebiet bcr der gleichen Anzahl ebenfalls SO Wohnungen. Im französisch besetzten Gebiet dagegen, aus dem MO Mann zurückgezogen worden sind, 160 Wohnungen.

Dieses groteske Mißverhältnis läßt bedeutsame Schlüsse aus die Rechnungsart der Franzosen bei dem Ab­bau ihrer Vesatznngstrnppen zu. Der Sinn des Besatzungs­abbaues war nach den Locarnoabmachungcn der, daß im be­setzten Gebiet eine sühlbarc Erleichterung eintrcten sollte. Es ist aber selbstverständlich, daß die Räumung von. 160 Wohnungen im Verhältnis zu 800» Manu keineswegs als gine fühlbare Erleichterung, zumal des Wohnungsmarktes, angesehen werden kann.

*

Die brennendste Frage im Osten

Der Korridor mutz verschwindet.

TU. Berlin, 31. Dez. Ein Berliner Blatt meldet auS London: Die Wochenschrift «Nation" schreibt: Der Korridor, der Ostpreußen von Westprenßen trenne, sei unmöglich. Das Problem müsse im Interesse ganz Europas gelöst werden. Biele Leute glauben, daß diese Frage am besten vom Völker- bund behandelt würde. Wenn dies aber als eine zu große Belastung des Bundes eischeine, könnten dann nicht Groß­britannien und Amerika eine gemeinsame Anstrengung un­ternehmen, um das zu tun, was nach unser aller Empfindung notwendig ist? Wir wünschen, daß Polen gedeihe und den ihm Anstehenden Platz unter de» europätschen Nationen ein­nehme. Das aber müsse geichehen ohne Schädigung des

europäischen WirtschaitsHens. Wenn nichts unternommen werde, dann könne der Ausbruch eines neuen Krieges nur eine Frage der Zeit sein.

Die Kriegsschttldfrage

Eine neutrale Kommission von Nechtsgclehrten zur Kriegö- schulbfrage.

TU. Berlin, 3l. Dez. Wie dasBerliner Tageblatt" be­richtet, ist in diesen Tagen in Oslo unter dem Titel «Neu- trare Komitees und Gelehrte über die Kriegsschuld. Ant­worten aus zwei Fragen des Senators Robert L. Owen U. 2. A." ein von einer norwegischen Kommission von Gelehr­ten des Völkerrechts herausgegebcnes Werk zur Unter­suchung der Kriegsschutdsrage erschtene«. Diese Kommission hat sich in de» beiden letzten Jahren eingehend mit dem Kriegsfchulüproblem befaßt, und zwar in Form einer Rund­frage an Professoren des Völkerrechts in fünf neutralen Ländern. Der bekannte amerikanische Friedensfreund, Se­nator Robert L. Owen, interessierte sich für die Ziele der Kommission und bat in einem Schreibenin Anbetracht ihrer Bedeutung für die künftige Stabilisierung der internatio­nalen Beziehungen nnü für den Weltfrieden" nm Beantwor­tung folgender Fragen:

1. Gründen sich die Kriedensverkräge, die nach dem Welt­kriege abgeschlossen wurden, ln ihren wichtigen Punkten auf die Borauosetznng, dah eine Machtgruppe die alleinige Ver­antwortung für den Krieg trägt, während die andere Gruppe gar keine solche Verantwortung hat?

2. Wenn das der Fall ist, stimmt diese Voraussetzung mit den jetzt vorstegenden Tatsachen derart überein, daß die Menschheit die Friedensvrrträge rnhtg hinnchmcn darf als eine gerechte Bestrafung der für .den Krieg einzig Ber- antwv etlichen?

Auf die beiden Fragen haben holländische, schweizerische, schwedische, finnländische und norwegische Gelehrte geantwor­tet. Frage 1 wird von sämtlichen Gelehrten bejaht. Bei Frage 2 vertreten alle in mehr oder minder ausführlicher Form den Standpunkt, daß die durch die Friedens»»ertrage erzwungene Entscheidung im Widerspruch zu allen Rechts­prinzipien steht, die in der zivilisierten Welt anerkannt sind.

Die Finanzlage

Der Jahresbericht 1927

der Reichsbahngesellschast

TU. Berlin, LI. Tez. Der Jahresbericht der Deutsche»» Reichsbahngesellschast für das Jahr 1827 bemerkt, Laß sich die Finanzen der Gesellschast während des Geschäftsjahres 1927 im allgemeinen günstig entwickelt haben. Der Abschluß des Jahres 1926, der sechs Monate nach Abschluß de« Ge­schäftsjahres fcrtiggcftcllt wurde, beziffert die Betriebsein­nahmen »uit 4540F Millionen, die Betriebsausgaben mit 8t>8ü,6 Millionen Reichsmark. Die Bctricvszahl belief sich aus 81,06, sie ist also um 4F Punkte besser als tm Jahre 1926. Jur Geschäftsjahr 1927 Hot sich die Auftvärtsbcweguug des Verkehrs fortgesetzt. Im Gütervertehr wurden erhebliche Tarisermäßigungen zngestandcn, deren finanzielle Auswir­kung sich noch nicht voll übersehen läßt. Die sonstigen Ein­nahmen waren zusriedenstellend. Tie znuch.ncnde Verbesse­rung auf der Einnohmcnseite hat es der Gesellschaft wieder möglich gemacht, ihr Van- und Beichassungsprogramm gegen­über den Ursprünglichen Absichten im Hinblick auf die immer noch bestehenden Schäden der Kriegs- und Nachkriegszeit weiter anszudeynen. Kür die Ausgaben für Anlagezuwachs wurden weitere Mittel zur Verfügung gestellt, ohne daß hier die bisherige Zurückhaltung anfgegeben wurde. Bon der Begebung von Vorzugsaktien wurde aus den bekannten Gründen zunächst abgesehen. Es wurde deshalb notwendig, zunächst die den Vorträgen nnd Rückstellungen aus dem Vorjahre entstammenden Gcldbestände sowie Überschüsse des laufenden Jahres ln Anspruch zu nehmen, so daß die flüs­sigen Mittel der Gesellschaft am Schlüsse des Jahres eine nicht unerhebliche Senkung erfahren werden. Das Ge­schäftsjahr 1927, das mit seinen ersten acht Monaten in das dritte Neparatiousjahr fiel, verzeichnet für den Dienst der Neparationsschuldvcrschreibnngen 650 Millionen Mark. Die

der Reichsbahn

Belastung steigt mit dem Beginn des vierten Reparations- jahreS (I. September 1927) auf 660 Millionen Mark. DaS Gesanrtpersonal ist in» Jahre 1927 gegenüber dem Vorjahre im Durchschnitt um etwa 4000 Köpfe ans etwa 703 000 Köpfe gefunken. Mit dem 1. Oktober 1927 ist tin Anschluß an die Besvldungsneuordnnng für die Neichsbeamteu ein eigenes Besoldnngsrccht für die Reichsbahnbeamten eingesührt wur­den. Die jährlichen Mehrkosten für die Aufbrsiernng betra­gen 23Y Millionen R./l iin Jahre 1928, die Kosten für die zweimalige Erhöhung der WohnungSgelbzuschiisse am 1. April und 1. Oktober 1927 zusammen 46 Millionen. Die Pcnsrvnslast der Deutschen Reichsbahn im Jahre 1927 be­trägt nach dein Stande vom Juli genreffen jährlich rund 409 Millionen Rm. gegenüber 12-3 Millionen Nm. im Jahre 1913. Die Zahl der VersorgungSberechttgten ist gegenüber 1913 auf 195 Prozent gestiegen. Las Ergebnis der Verhand­lungen mit den Gewerkschaften über die Erhöhung bzw. Ge­währung von Ortsznlageu wirkt sich mit jährlich etwa 11,7 Millionen Nm. an?.

Am Schluffe des Jahres 1927 wurden elektrisch betrieben 1107 Kilometer Fahrstrecken und 112 Kilometer Stadt- und Vorortstrecken. d. h. zusammen 2,3 Prozent der Gesamt- tzrecken länge. Die Betriebssicherheit hat sich weiter verbes­sert. Die Zahl der verunglückten Personen bleibt nm etwa 250 gegen die des Vorjahres zurück und entspricht an den Zugleistungen gemessen zum ersten Male seit Kriegsbeginn fast dem Stande von 1913.

Französische Bilanz des Lahres 1927

TU. Paris, 31. Dez. DerTemps" widmet dem ablaufen­den Jahre einen Leitartikel »nit der Ueberschrisl^Das inter- nationale Jahr". Das Blatt stellt dabet u. a. fest, daß das Jahr 1937 weder durchweg gut noch besonders schlecht gewesen sei. Es habe einige Hoffnungen erfüllt und Frankreich einige

Tages-Spiegel

Das uunmehr vorliegende Ergebnis -er BcsatzinrgLnmgrnp» Vierung im Rheinland zeigt, daß in der französischen Bc- satznugszonc keure kühlbare Erleichterung eingetrcte» ist.

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Heute findet in Berlin eine Ministerbesp» echuug über die für Januar vorgcseheue Läuderkouserenz statt.

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Reichspräsident von Htudrudurg wird am morgige« Neu» jahrStage die Glückwünsche des diplomatisch:» Korps und der Leichsregirruug entgegsnuchme«.

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Tie Finanzlage der RcichL«atzngesekschast erweist sich nach dem Jahresbericht 1H27 als günstig.

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Im Elsaß wurde« gestern 13 Führer der Antonomiebewe» guug verhaftet.

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Briaud hielt im franzSsischeu Ministeirat einen Bortrag über die außenpolitische Lage Frankreichs.

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DerTeurpS" führt die Fori schritte des ver gangenen Jahres ans die «üebererncucrtc englisch-französische Freundschaft zurück.

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Die Stürme, welche vier Tage lang über dem Kanal herrsch» te«, sind abgeflaut, so daß der Schissahrtsdieust mit England wieder an'genommc« werden konnte.

ernste Entscheidungen gebracht. Seine Bilanz sei nicht er­mutigend, aber wenn man die Dinge recht betrachte, müsse man seststellen, daß es einen moralischen Fortschritt von wirk­lichem Wert gebracht habe. Besonders charakteristisch für das Jahr 1927 sei der Wille der Großmächte gewesen, de« Frie­den zn retterr. Die Methode, die aus dein Balkan so wert­volle Ergebnisse gezeitigt habe, habe den gleichen Erfolg in Nordosteuropa erzielt, wo die persönliche Aktion Vrlands und Chamberlalns unter ehrlicher Unterstützung Dr. Strcse« manns eine Krisis habe beschwören können, die mit ernsten Rückwirkungen für ganz Europa gedroht habe.

Ein weiteres Plus des Jahres 1927 sei die Tatsache, daß im Laufe diBes Jahres Deutschland sich anscheinend immer mehr vom Geiste nnü der Atmosphäre des Völkerbundes habe dnrchdringekc taffen. Das neue Deutschland werde sich mehr und mehr bewußt daß die Politik von Locarno und Genf ihm wertvolle Vorteile gebracht habe: Die Berringernng der Be- satzuugstruppen, die Erleichterung der Nheinlandlasten und die Aufhebung der Interalliierten Militärkontrallkommission und daß es bei einer Ausgabe der Locarnopolitik seine eigene Sancernng gefährden würde. Selbst wenn die demokrati­schen Tendenzen in Deutschland siegten, wäre cs aber dach eine Unklugheit, allzu blindlings auf den Friedenswillen eines Deutschland zu banen, das einmütig seine Verantwor­tung an ber Welttaiastrophe verleugnend, gegen das Schicksal jrrotcstiertr, das ihm der Versailler Vertrag bereitet habe und nenn Jahre nach Beendigung der Feindseligkeiten noch nicht moralisch abgerüstet fl) habe.

Amerikanische Krieqsjchilidenprocwose

TU. Paris, 81. Dez. Wie aus Chtkago gemeldet wird, stellte Professor Bogaro, eine bekannte Persönlichkeit in Wirtschastsfragen, gelegentlich einer Versammlung der wirt. schastltchen Vereinigungen Amerikas die Behauptung auf, daß vor Ablauf der nächsten 10 Jahre an eine Revision der Kriegsschulden nicht zu denken sei. Bogaro ist ferner der Auffassung, daß sich die Vereinigten Staaten mit der Annul­lierung sämtlicher Schulden im Jahre 1987 einverstanden erklären werden. Hierzu »verde die amerikanische Regie­rung durch die Tatsache veranlaßt werden, daß die Bezah. lung der Schulden infolge der allgemeinen wirtschaftlichen nnd finanziellen Situation In Europa sür Amerika nicht die Bedeutung habe, die ursprünglich angenommen worden sei.

Die Wirlschaslskrise im Saargebiel

TU. Saarbrücke», 81. Dez. Die französische Grubcnver- waltung hat als Folge, der NationalisiernngLmaßnahmen mehr als 1000 Bergarbeiter entlasten. Gemäß Verfügung der Negierungskommission sind die öffentlichen Arbcitsnach- wclsstellen ermächtigt, Erwerbslose sowohl nach den lothrin­gischen Grenzortcn, als auch nach dem reichsdeutschen Grenz­gebiet zu verinitteln und, falls die Anfnahinc der Arbeit aus einem ungenügenden Grunde verweigert wird, die Erwerbs­losenunterstützung zu versagen.