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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger« lohn 1.20««, imBezirtS- und 10 Km-Berkshr 1.28 »«, im übrigen Württemberg 1.88 MonatSabonnementS »ach Verhältnis.

Dkl GchllsMstn.

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Aevnspvechsv Uv. LS. Jernsprecher Wr. SS.

Anzeigen-Eebühr f. d. Ispalt. Zeile au» gewöhnl, Schrift oder deren Raum bei Imal. «nrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mt dem Plauderstübchen und

Vchwäb. Landwirt.

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Amüiches.

BekasMmachllng der K. Zentralstelle.

Beratnerg-steL- für das Baugewerbe.

Bei der Zentralstelle ist eine Beratungsstelle für das Baugewerbe errichtet worden. Die Beratungsstelle hat die Aufgabe, die Angehörigen sämtlicher Zweige des Baugewerbes und der mit ihm in Beziehung stehende» Gewerbe auf allen einschlägigen Gebieten mit sachgMäßem Rat mündlich (auch telephonisch) oder -schriftlich zu unterstützen. Nach Bedarf kann auch Beratung an Ort und Stelle erfolgen und können von der Beratungsstelle Skizzen- und Entwürfe überarbeitet oder für einfachere Gegenstände neu ausgearbeitet werden. Die Tätigkeit der Beratungsstelle kann außer von Bauge- werderretbenden nur von Staats- und Gemeindebehörden in Anspruch genommen werden, nicht auch von privaten Bauluftigen.

Die mündliche oder Älephorrische AiMMsLerLülung er­folgt während der Dienstßundeu gebührenfrei. Für schrift­liche Auskünftte, Skizzen nsw. und für Beratung aa Ort und Stelle werden mäßige Gebühren erhoben, und zwar sind die letzteren gleich hoch, einerlei an welchem Ott m Württemberg die Beratung stattfindet.

Der Sitz der Beratungsstelle befiadet sich im Laudes- gewerbeLmseuM. Der Vorstand der Beratungsstelle wird Dienstaas und Donnerstags nachmittags von V-3 bis '/«? Uhr-und Freitags vormittags von 9 bis V-1 Uhr m seinem Dienstz'.mmer zur Auskanftertetlung bereit sein. Schriftliche Anfragen Wauen jederzeit eingesandt werden.

Zum Vorstand der Beratungsstelle wurde der Architekt Professor Pan!'Schmäht in Stuttgart bestellt.

Der Leitung der Beratungsstelle unterstellt find die von ihr neu eingerichtete Madige baugewerbliche Ausstellung im LaudeSgewerbeNusruM und die Metsterkursc für Bange- werbetreibende.

Wir laden die beteiligten Gewerbetreibenden ein, von «der neuen Anstalt ausgiebigen Gebrauch z» machen.

Die gewerblichen Vereinigungen ersuchen wir, ihre Mitglieder auf die Beratungsstelle aufmerksam zu machen.

Stuttgart, den 31. Oktober 1905.

Mosthaf.

Bekanntmachung der K Zentralstelle für die Land- Wirtschaft, betr. die Abhaltung v»n Unterrichts­kurf«» i« Hnfbeschlag.

- Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz vom 28. April 1885, betr. bas Hnfbeschlaggewerbe, vorgeichriedeuen Prüfung behufs des Nachweises ihrer Be­fähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in a)Hall, d) Heil­bronn, e) Reutlingen, cl) Ravensburg mw e) Ulm drei­monatliche Urtterrichtskurse im Husbesc-Mg Mit, welche am Mittwoch den 3. Äan. 1906, ihren Ar-lang nehmen.

Die Anmeldungen zur Aufnahme in einen dieser Kurse find bis 6. Dez. d. I. bei dem Oberamt, in dessen Bezirk

Air A'sonders.«)

Bon A. Supper.

(Schluß.)

Als ich beruhigt meine phystognoAischen Studien an den breitgestirnten Rindern übbrach, sah ich, wie mein Freund keinen Blick von dem Weib lreß, das am Brnnneu- lrog Mud und in das Wasser schaute, das voa den Mäulern ihrer Kühe Mgeßört, durch den ganzen langen Trog zit­ternde, kleine Wellen warf.

Ich kannte dieses sonderbare Starren an meinem Freund und wußte, daß jetzt bei ihm der Physisgrwm in Aktion trat.

Diesmal mußte ich leise lächeln. WaS war an diesem kleinen, etwas verwachsenen alten Weibe zu sehen? Welche Eigenschaften, welche Schicksale, welche Ersahrnngen mochte mein F.eund bei dieser schweigsamen Alten vermuten? DaS war doch sicher ein Baneruweib, wie sie alle find: adge- arbeitet, abgestumpft, reiluahmlos für alles, was nicht mit Kuhstall, Scheune, Acker und Wiese zusammenhing, ver­dummt in rauhester Arbeit, im Sparen, Sorgen und Sich- Plagen.

Die Kühe hatten ihren Durst gelöscht. Sie kehrten die jetzt triefenden Mäuler, die glotzenden Augen noch ein-

*) Mit Erlaubnis des Verlegers entnommen auSDa hinten bei uns" Echwarzwald - Erzählungen von A. Supper. Verlag von Eugen Kalzer in Heilbronn.

Nagold, Donnerstag den 9. November

1905

sich die betr. Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig einzn- reiche».

Dem Zulafsungsgesuch find in Form urkundlicher Be­lege auzuschließeu:

1) ein Geburtszeuguis;

2) der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedhandwerk und einer zweijährigen Tätigkeit als Schmiedgeselle, wobei der Bewerber schon im Huf- beschlag beschäftigt gewesen sei» muß; die Zeugnisse hierüber müssen von den betr. Meistern selbst ausge­stellt und von der Ortsbehörde beglaubigt sein;

3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Eiuwillig- uugserklärung des Vaters oder Vormunds;

4) ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß dem Bewerber die erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung seines Unterhalts während des Unterrichtskrrrses zn Gebot stehen werden;

5) eine von dem Bewerber, und wenn derselbe minder­jährig ist, auch vom Vater oder Vormund Unter­zeichnete Erklärung, durch welche die Verbindlichkeit übernommen wird, die der Staatskasse erwachsene» Kosten zu ersetzen, wenn von dem Schüler der Ulster- richtSknrs vor seiner Beendigung ohne Genehmigung der K. Zentralstelle für dts Landwirtschaft verlasse» oder durch eigenes Verschulden die Entfernung auS demselben veranlaßt oder die Prüfung binnen einer gesetzten Frist nicht erstanden wird (Z 4 Abs. 2 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 11. Juni 1885).

Stuttgart, den 1. Nov. 1905.

In Vertretung:

Baier.

Die Herren Ortsfchnlinfpektare«

werden veranlaßt, die durch Einberufung von Lehrern zu militärischen Uebuugen den Gemeinden etwa erwachsenen Gtellvertretuugskofte» tunlichst sofort nach Vor­schrift der Konstftorialerlafse vom 28. März 1890 und 22. Mai 1891 (Bmtsbl. IX S. 4214 und 4317) hierher uach- zuweise«.

Fehlanzeigen find nicht erforderlich.

Nag old,

9.

den Novbr. 1905.

Alten st eig-Dorf,

K. gem. Oberamt in Schulsachen. Ritter. Schott.

UoMifche NeLersicht.

Sachse» «»d die Betriebsmittelgemeinschaft.

Unter dieser Spitzmarke schreibt man denLech. N. N." (von amtlicher Seite aus):lieber die Stellung Sachsens zur Betriebsmittelgemeiuschaft der deutschen Bahnen ist vie­lerlei und mauchB veröffentlicht worden, ohne daß man irgend eine sichere Grundlage dieser Behauptungen erweisen kann. Von einer bestimmten Stellungnahme Sachsens z« der Frage kann überhaupt keine Rede sein, da die ganze Angelegenheit sich heute noch im Stadium der Borerörter- uugen befindet und darum naturgemäß bis jetzt keine Ver­anlassung zu einer bindenden Entschließung nach der eine» oder anderen Sette hin geboten war. Soviel steht jedoch fest: Für eins Betriebsmittelgemeinschaft, wie st? ursprüng­lich von Württemberg angeregt wurde, ist Sachsen keines­falls zu haben, höchstens für eine Betriebsmittelgemeiuschaft. Aber auch in diesem Falle nur, wenn die Berhaudlungen darüber zn dem Endziele gelangen, daß keinerlei Benach­teiligung eines Bundesstaates zu Gunsten des größten füh­renden Bundesstaates zu erwarten steht. EL darf als sicher angenommen werden, daß bei Beratung des Elsenbahnetat» i« Sächsischen Landtage auch die Frage der Etseubahube- triebsmittelgemetuschaft angeschnitten werden wird. Vor­aussichtlich werden sich die Antworten des zuständigen Mini­sters lediglich in dem im vorstehenden gegebenen Rahmen bewegen."

Die «ngarische Opposition beharrt i» ihre« Widerst»«-. Eine außerordentliche Versammlung de» Pester Kamitats beschloß, den uruerummten Obergespau Stefan Tohi nicht als gesetzlichen Obergespau anzucrkenneu nud seine Eidesleistung mit allen Mitteln zu verhindern. Zn diesem Zweck würde beschlossen, die AmtLräumlichkeiteu des Obergespau» tw Komltatshautz abzusperren und unter Siege! zu halten. Der Oberuotar, dem die Schlüffe! zu den Amtsräumltchkeiten auvertraut wurde«, erklärte, daß er frei­willig die Schlüssel nicht übergeben nud die Abnahme der Siegel «ich: zulaffen werde. Die Regierung müsse Gewalt anweudeu.

I» der französische« Dep«tiertenka«n»er ist

eine Interpellation Angebracht worden über die von der Staatsanwaltschaft augeorduete strafrechtliche Verfolgung von 40 Lehrern, die eia Lehrersyndikat gegründet und die Behörden davon verständigt haben. Die 40 Lehrer sollen am 14. Nov. vor dem Pariser Zuchtpolizeigertcht erscheinen unter der Anklage, daß fie durch die Gründung eines Syn­dikats ihre Pflicht als staatliche Beamte verletzt hätten.

Diejenigen Ortsbehörden für die Arbeiter- verfichernng,

welche m.L Vorlage der in den Letzten 3 Monaten zum Umtausch gelangten QuittnugSkarteu noch i« Rückstand find, werden an alsbaldige Vorlage erinnert.

Nagold, den 8. November 1905.

K. Oberamt.

Amtmann Bohne nberger.

England» «nsl»»d-p»tttik. Bei de« Festmahl za Ehren Lord LausdowueS aus Anlaß des Abschlusses des neuen Vertrages mit Japan betonte LandSdowne die Notwendigkeit in dieser Zeit der Völkergruppteruugev, die auswärtige Politik von der Parteipolitik zu trennen. In Japan habe England einen Bundesgenossen gefunden, aus den es stolz sein könne. Die Gründe für dieses Bündnis seien klar und ohne Heimlichkeit: Aufrechterhaltung des Friedens im fernen Osten, Wahrung der Unverletzlichkeit

mal zu uns, wandte« sich daun schwerfällig ab und trot­teten weiter.

Das kleine Weib schwang die Geißel und folgte, ohne uns nur einen Blick zu gönnen, ihren Schutzbefoh­lenen.

Plötzlich stand mein Freund auf und eilte dem Weib nach. Sie blieb stehen und sah verwundert zu dem hoch- gewachsenen Städter auf, indes ihre Kühe allein dem offe­nen Stall zuftrebten.

Unwillkürlich trat ich zu den Seiden. Mein Freund, der das schöne Deutsch des gebildeten Rheinländers sprach, mühte sich eben, die Alte auf schwäbisch zu fragen, ob fie aus dem Dorfe gebürtig sei.

Es klang so drollig, nud doch lag in der Bemühung um den ungewohnten Dialekt, in dem hastigen, unvermit­telten Fragen so viel ehrlicher, um nicht zu sagen ängstlicher Wissensdrang, so viel Sorge, gewiß den rechten Ton und das rechte Wort zu treffen, daß ich nicht zu lachen ver­mochte und selbst mit seltsamer Spannung an des Weibes Lippen hing.

Seil net," sagte fie;aber i Hans' hia schau sufzig Johr." Sie sah dabei an uns vorbei ihren Kühen nach, die eben hinter der Stalltür verschwanden.

Haben Sie nicht etwas Besonderes erlebt, etwas Schweres oder Großes, liebe Frau?" drängte «ein Freund und stellte sich ganz breit vor sie hin, als wolle er ste au allknfaüstger Flucht verhindern.

Die Frau hob ihr welkes Gesicht zu meinem Freund, und diese von rötlichen Aederchen durchzogenen Wangen,

diese ganz lichtblauen, wie verschlossenen Augen, diese, von graumeliertem, glatt gescheitelte« Haar umrahmte, eher zu breite als zu hohe Stirn schien jetzt auch mir in irgend etwas abznweichen von andern Bauerugefichtern.

Ebbes B'souders?" sagte ste, und ein sinnender, suchender Ausdruck trat in ihre Augen, dann flog eS wie ein Schotten über das ganze Gesicht und ste sagte kurz: Not, B'sonders nix."

Gar nix B'sonders?" forschte mein Freund so ängst­lich und so unverfälscht schwäbisch, daß .ch jetzt doch lachen mußte.

Meine Küah, meine Mahl" schrie statt aller Antwort das Weib und lies trotz meines Freundes gespreizter Stell­ung so schnell dem Stalle zu, unter dessen offener Tür die bewußten Brauuäugleiu wieder sichtbar wurden, daß jedes wettere Fragen abgeschnitteu war.

Wir bliebe« ordentlich verdutzt zurück. Mich würgte ein unterdrücktes Lachen im Halse. ES laut werden z« lassen, wagte ich nicht, nachdem ich einen Blick in meine» Begleiters enttäuschtes, ja unglückliches Gesicht geworfen hatte.

Wir schritten heimwärts uusern einsamen Weg. Ueber uns gingen stille Sterne auf, und fern drüben flötete immer «och die Amsel. Aber es schien mir, als sei «einem Freund das Genießen verdorben. Er sprach viel von fremden Ländern und interessanten Begebenheiten, an denen sein Leben so reich war; er zeigte mir die flimmernden Stern- bilder; aber ich fühlte ihm au: er sprach nicht, um etwa»