7S. J«hrg««g.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 -6, mit Träger- lohn 1.20»6, imBeztrtS- und 10 icm-Berlehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.SS ^ Monatsabonnements

nach Verhältnis.

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»nzeigen-Lebühr f. d. Ispalt. Zelle an- gewöhn!, Schrift oder deren Raum bet Imal. Mnrückung 10 g, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

RU dem Planderstübche» und

Tchwäb. Landwirt.

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Jur gefl. Weachtung!

3m Feuilleton werde» wir jetzt nacheinander einige Sagen, Geschichten und Erzählungen ans Nagold, dem Schwarzwald und Württemberg zum Abdruck bringen.

Besondere Freude möchten wir uasern Lesern mit Bei­trägen von unserer beliebten schwäbischen Erzählerin Frau A. Supper machen.

Bestell«»-«» auf die Monate November und Dezember wollen «lSbald noch gemacht werden.

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Ein Sozialdemokrat zur Flottensrage.

Im Novemberheft der Sozialistischen Monatshefte bringtGenosse" Calwer einen Artikel über die Absichten Englands und die deutsche Sozialdemokratie. Es wird darin ausgeführt, England habe seine wahren Absichten gegen Deutschland eine« französischen Minister gegenüber laut werden lassen, und dieser habe in seiner Verärgerung die Freundlichkeit gehabt, das deutsche Volk wissen zu lassen, daß England aus der Lauer liege, um über uns herzufalleu. Nachdem auch James die Angaben des Matin ausdrücklich für richtig erklärt habe, köane der Versuch Englands, dieses Anerbieten zu bestreiten, nicht ernst genommen werden. Sodann schreibt Calwer:

ES ist grundverkehrt, jetzt so zn tun, als ob die deutsche Politik, namentlich die Schaffung einer deutschen Kriegs­marine, England gewissermaßen zu seiner Haltung provo­ziert habe. Man kann als Partetmanu sehr wohl aus einem die deutsche Flottenpolitik ablehnenden Standpunkt stehen, aber dann beschränke man seine ablehnende Haltung nicht auf sein eigenes Land, sondern auch auf seinen guten Nach­bar, der uns Deutschen erst gezeigt hat, daß der Besitz einer starken Kriegsflotte für die heutigen Entscheidungen tu den Fragen der Wellpolitik etwa ebensoviel wert ist, wie der Besitz einer mit starker Goldbafis ausgerüsteten Zentralbank für die Geltung auf dem internationalen Geldmarkt. Oder will jemand etwa im Ernst behaupten, Englands Feindschaft gegen Deutschland wäre nicht vorhanden, wenn Deutschland keine Flotte besäße? Gat, von diesem kleinbürgerlichen Standpunkt aus mochte mau Politik treiben in Zeiten, wo Deutschland noch wenig in der Weltmarktwirtschast verstrickt war, aber heute, wo Deutschland wirtschaftlich England und den Bereinigten Staaten ebenbürtig zur Sette steht und nicht umhin kann, zu allen Fragen der Weltpolitik im Inte­resse seiner Industrie Stellung zu nehmen, da kann man wohl die Flstteupolttik sämtlicher moderner Industriestaaten aufs schärfste verurteilen, aber mau kann dem eigenen Land nicht zumute», eine Ausnahmestellung einznnehmen, die recht verhängnisvoll werden könnte. So wie die realen Verhält­nisse heute liegen, hängt da« Ansehen eines Staats im Aus­land von seiner Schlagfertigkeit zu Wasser und zu Land ab. Der japanisch-russische Krieg ist dafür eine eindring­liche Lehre."

^oMische Meverfichl.

Der Etat des Reichstags e»thält ei»e« «e«e« Spezialetat. Ein vollständig unabhängiges Kolouialamt mir einem Staatssekretär und mehreren Direktoren wird vorgeschlagen. Dir kolonialen Aufgaben wachsen so, daß man nicht auf halbem Weg stehen bleiben und sie abermals vom Auswärtigen Amt abhängig machen will.

Aus der Redaktiau -esVorwärts" scheiden die Redakteure Büttner, EiSuer, Gradnauer, KaliSkt, Schröder und Wetzker infolge Kündigung ihrerseits pro 1. April 1906 aus. Der Parteivorstaud und die Preßkommtsfiou teilen UM mit, daß den Redakteuren brieflich die Mitteilung zu ging, daß der Parteivorstand und die Preßkommtsfiou vom 89. d. M. ab auf ihre Tätigkeit in der Redaktion deSVor­wärts" verzichten. Vorläufig find in die Redaktion etnge- treteu Herr Davidsohu, W. Düwell und Weber. sDaS ist die vielgerühmte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit i« ZukuustSstaat.)

I« bayrische» Bndget hat et« Mitarbeiter

der Leipz. N. Nachr. eine« recht sonoerbaren Einnahmeposten entdeckt, dessen Verschwinden recht dringend zu wünschen ist.

Dort stehen nämlich als Einnahme verbucht 171429 gleich 100000 Gulden jährliche Rente, die Bayern von Oesterreich bezieht, und zwar auf Grund des am 14. April 1816 zu Frankfurt a. M. zwischen Österreich und Bayern abgeschlossenen Vertrages, in dem Bayern einen Geheim«- 'tikel durchsetzte, worin Bayern die Erwerbung des badischen Maiu-Tauber-Kreises schon für die nächste Zeit in Aussicht gestellt wurde für den Fall des damals befürchteten Er­löschens desMarmesstammes der badischen großherzoglichen Familie. Oesterreich ging die Verpflichtung ein, bis zur Durchführung dieser Abtretung eine jährliche Reute von 100000 Gulden an Bayern zu bezahlen. Aus diese Ein­nahme sollte Bayern schleunigst verzichten, sie erinnert zu sehr au die traurigsten Zeiten der deutschen Geschichte.

Wo bleibe» die Grostherzogtümer Mecklen­burg? Werden diese sich auch jetzt noch, da sich selbst Ruß­land anschickt, in die Reihe der modernen Verfaffuuasstaateu eiuzutreten, mit ihrem jetzigen mittelalterlichen NaatSzu- schnitt begnügen? Mecklenburg würde dann den wenig er­hebenden Ruhm genießen, mit der Türkei uud Montenegro den letzten Rest völlig veralteten StaatsweseuS in Europa darzustellen. Uud wenn die Bevölkerung der beiden deutschen Bundesstaaten nicht die Kraft haben sollte, der politischen Verkümmerung ein Ende zu bereiten, so sollte sich das Reich der Sache anuehmeu und nicht dulden, daß so schreiende Mtßstönde bestehen bleiben.

Da- Deplaee«e«t unserer Li«ie»fchiffe «»d Panzerkreuzer ist zu gering; wir find in dieser Hinsicht von anderen Staaten, besonders England, längst überflügelt. Die Erfahrungen des russisch-japanischen Kriegs lehren, daß Schiffe kleinen Deplacements keinen vollen Gefechtswert be­sitzen. wir müssen aber andrerseits, da wir au Zahl der Schiffe eS den großen Seemächten nie gleich tun können, um so mehr darauf sehen, daß jedes unserer Schiffe durch­aus auf der Höhe, steht. Die Regierung hat sich nun ent­schlossen, bei Neubauten ein größeres Deplacement vorzu­sehen. Das Wölfische Telegraphenburcau meldet darüber: Wie zuverlässig verlautet, wird daS Deplacement der durch den Mariueetat von 1906 anzusorderudeu Linienschiffe und Panzerkreuzer so groß uud ihre Armierung so starr sein, daß diese Schiffe den neuesten Projekten anderer Staaten gletchkommeu. Unsere bisher gebauten Linienschiffe hatten nur ein Deplacement von 13 200 Tonnen. Die neuen Linien­schiffe müffeu, falls sie denjenigen der anderen Staaten gletchkommeu sollen, mindestens 16 000 Tonnen groß sein.

I» de« Streitfall zwische» Frankreich »«d Be«ez«ela erklärte der srauzös. Botschafter in Washington tu einer Unterredung mit de« Präsidenten Roosevelt, Frankreich sei unzufrieden, weil seine Bemühungen erfolglos geblieben seien, den Präsidenten Castro zur Zurückziehung seiner Note an den Geschäftsträger Taigvy zu bewegen, welche gleichbedeutend mit einer Aufforderung zur Abreise war. Die Lage sei jetzt die, daß Frankreich sich nicht zu« Widerruf der Befehle zur Versammlung eines Geschwaders veranlaßt sehe, das sich vor Martinique in Bereitschaft halten solle für den Fall, daß Venezuela den französischen Forderungen nicht in angemessener Weise eutgegenkämc.

Der englische Gefa»dte i» Peking ist ebe»- falls angewiesen worden, über die Zurückziehung der euro- pätschen Garnisonen aus China zu verhandeln.

Der Aufstand iu Deutsch-Südweftasrila.

Berlin, 3. Nov. Die Abendblätter melden: Nach telegraphischer Meldung ans Windhuk ist die de«tfche Post für Warmbad am 29. Oktober unweit Ramaus- drift von Hottentotte« genommen worden uud in Verlust geraten. ES wird sich dabei um diejenigen Schrift, seuduugeu handeln, die iu Deutschland iu der Zeit vom 1. bis einschließlich 29. September ausgeliesert worden sind.

BerN», 4. Nov. Ja der Gegend nordwestlich von Garinais, in die Hendrik Witbot gezogen ist, sind jetzt 2 Hotteutottenbauden festgeßellt worden; eine davon befindet sich südwestlich von Grüudoru, wo Major v. Estorff mir 2'/» Kompagnie«, 4 Geschützen uud 4 Maschinengewehren etogrctfeo will; bei der anderen nur etwa 30 Berittene uud 100 Uaberitteue starken Bande scheint sich Hendrik Witbot aufzuhalten. Diese Baude überfiel a« 29. v. M. einen Proviant wagen westlich von FahlgraS, wmde aber von einer halben Batterie unter Verlust von 5 Toten und eine« Verwundeten vertrieben und scheint jetzt dem Fischflutz zu­zuströmen. Die Wasserstellen zwischen KirttS Ost und Kt- rits West find von Truppen besetzt. Simon Köpper uud Manaue Nororeb, Häuptlinge der Franzmann-Hottentotten uud der Roten Nation, find östlich deS Auob nach Norden gezogen. Hauptmauu Moraht fammelt 2 Kompanien in der Gegend von Stamprietfoutein, um gegen sie vorzugeheu.

Die Abteilung von Semmern ist in Warmbad augelaugt. Bei Saudfontein ist Major Träger mit 300 Gewehren, 5 Geschützen und 2 Maschinengewehren eiugetroffeu.

Die Unruhen in Deutsch-Ostasrika.

Berlin, 3. Nov. Der Kommaudaut der Thetis meldet aus Dar-es-Salaa« vom 2. Nov.: Oberleutnant z. S. Paasche hat eine kleine Baude Aufständischer auf dem Südufer deS Rufidji zerstreut. Aufständische haben sich im Süden von Mohorro gezeigt Md find durch eine zwei­tägige Expedition von Mariue-Jufauteüe und Schutztrupp« verjagt worden. Bei Kibeta wurde eine Ms 10 Seesoldateu und 5 ASkaris bestehende Patrouille hartnäckig äuge- griffen. Es fand Au Scharmützel statt. Der Feind hatte zahlreiche Verluste. Die Marine-Infanterie in Muausa hat im Sultanat Makongolo die Schutztruppe unterstützt. Der Gegner hatte ungefähr 30 Tote. Hauptmann v. Schlichttug hat die Etappe auf de« Tumsoaberge, 90 Kilometer süd­westlich von Kilwa besetzt. Unsererseits wurde niemand ver­wundet.

Gages-Meuigkeiten.

Ms Stadt Md Land.

Nagold» 6. November.

t N»-bild««g von F»rtbild«ugssch«llehrer».

Wie seinerzeit der Staatsanzeiger berichtete, hat das Mini­sterium des Kirchen- und Schulwesens Schritte getan, um für die geplante Reform des gewerbl. Fortbildung«- schalweseaS (vgl. Bericht über den Lortrag in Nr. 268 des BltS.) die erforderlichen hauptamtlichen Lehrkräfte mit besonderer gewerblicher Ausbildung zu gewinnen. I« Blick auf dis günstigen Erfahrungen, die iu Baden mit der tu Karlsruhe bestehende» Anstalt zur Ausbildung solcher Lehrer gemacht wurden, wie auch i« Interesse eines be­schleunigten Vorgehens hat sich das Ministerium entschlossen, die württ. Kandidaten vorerst mit staatlicher Unterstützung nach Karlsruhe zu schicken. Da die großhrrzogl. badische Regierung in weitgehendem uud dankenswertem Maße ihr Entgegenkommen zugesagt hat, so werden sich anfangs November 15 württ. Gewerbelehrerkandidaten, die vorzugs­weise dem Kreise der jüngeren BolkSschullehrer entnommen wurden, nach Karlsruhe begeben, um sich an der dortige» Sewerbelehreraustalt, die mit dem Beginn des Winterhalb­jahrs weiter ausgebaut und selbständiger organisiert wird, tu mehrjährigem Lehrgang zum Gewerbelehrer auszubilden Md sich nach abgelegter Prüfung für den Dienst au den gewerblichen Fortbildungsschulen unseres Landes zur Ver­fügung za stellen." So weit der StaatSauzeiger. Wie wir vernehmen, wird diese Neuerung seitens des württ. BolkS- schullehrerstaudeS mit Freud« begrüßt. Ist ja dadurch etaem Teil der jüngere« Lehrer eine weitere Richtung der Fortbildung vorgezetgt und die Aussicht auf ein neues Feld der beruflichen Tätigkeit und damit verbundene einträglichere Stellung eröffnet worden. Auch von dem Bezirk Nagold wurde ein jüngerer Lehrer in die Geverbelehrasstalt nach Karlsruhe berufen. Es ist dies Herr Schullehrer Hang in Oberschwaudorf, der am 1. b. R. aus seiner bisherig« Stellung trat. Sowohl seine seitherige Gemeinde, wie auch dessen Kollegen wünschen Herr Hang den best« Erfolg zu der NM betretenen neu« BildungSlaufbah».

Ne«er««g i« Leleph»«verkehr. I« Fernver­kehr könne« von jetzt an, zunächst versuchsweise, Gespräche, die sich zwischen denselben Telluehmern täglich oder werk­täglich zu derselben Zeit wiederholen sollen, ein für allemal augemeldet werden. Diesen Gesprächen steht ein Vorrang bei der Herstellung der Verbindung« gegenüber anderen Ge­sprächen gleicher Gattung, die vor der angegebenen Zeit augemeldet werden, nicht zu. Die Gespräche können ent­weder ein für allemal als gewöhnliche oder ein für allemal als dringende augemeldet werden. Wünscht der aumeldeude Teilnehmer ausnahmsweise statt deS gewöhnlichen Gesprächs ein dringendes oder statt des dringenden ein gewöhnliches Gespräch zu führen, so hat er dies au de« betreffend« Tag de« Amt besonder» mitzuteileu.

Pl««ete»sta»d im November LSV5. BenuS wird um 4^/i Uyr, Ende deS Monats nach 6 Uhr morgmS am Osthimmel sichtbar. Sie bewegt sich, nach dem Schw. M., rechtläufig durch Jungsra« Md Wage; um den 7. November ist fie nördlich von Spica, am 25. November ist sie nur wenig nördlich von dem Fixsterne 2. Größe und in der Wage zu finden; am zuletzt genannten Tag steht fie 7 Moudbreit« südlich vom Mond. MarS taucht bei« Ein­bruch der Dunkelheit tief am Südwesthimmel ans uud bleibt bis gegen 9 Uhr abends über de« Gesichtskreis. Sr durch-