Amts- unä Intelligenzökalt für äen Kezirk
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Sa«stag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
Amtliche Z3ekcrrrntmcrchrrngen.
HLekannImachung,
betreffend die Formulare su den Nachweisungen der Krankenkassen.
Die W. K o h l h a m m e rschs Verlagsbuchhandlung in Stuttgart hat sich verpflichtet, die neuen Formulare zu den Nachweisuugen
1) für alle Arten von Krankenkassen,
2) für Gemeindekrankenversicherungen,
3) für Orts- (Bezirks-) Krankenkassen,
4) für Betriebs- (Fabrik-) und Bau-Krankenkassen,
5) für Hilfskassen,
bei Abnahme von mindestens 100 Stück um 3,8 Pfennig das Exemplar zu liefern. Bei Bestellung einzelner Exemplare würde dieselbe 10 Pfennig für das Stück verlangen.
Der Kostenersparniß halber ist das Oberamt bereit, den gemeinsamen Bezug zu ermitteln.
Die Vorstände der obengenannten Kasten wollen daher in acht Tagen ihren Bedarf an diesen Formularien hieher anzeigen. -
Calw, 23. Oktober 1888. K. Oberamt.
Supper.
Für äie Kagelbesrkmäigtea äes Kezirks Mekzkieim siaä
^ weiter eingegangea vom
Schultheißenamt Emberg . . . . . 10 vkL 65
Schultheißenamt Teinach.48 „ 73 „,
K. Pfarramt Ostelsheim . . . . . 34 „ 80 „,
K. gemeinsch. Amt Möttlingen . . . 61 „ 60 „,
K. gemeinsch. Amt Unterhaugstett . . 12 „ 60 „,
zusammen 166 38 H,
welcher Betrag heute dem K. gem. Oderamt Welzheim übersendet wurde. Die ganze dorthin übergebene Summe beläuft sich nun auf 746 79 L.
Calw, 23. Oktober 1888. Oberamtmann
Supper.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Beschaffung von Forelleneiern und von Aalbrut für inländische Fischzüchter.
Die Zentralstelle wird auch in owsem Jahre aueoer angebrütete
Forelleneier (Bachforelle) von größeren Brutanstalten beziehen und an inländische Fischzüchter gegen Ersatz der Selbstkosten, unter Umständen auch zu ermäßigtem Preis, direkt versenden lasten.
Unter denselben Bedingungen wird sie die Vermittlung von Aalbrut übernehmen.
Gesuche mit Angabe der gewünschten Quantität sind längstens bis 1. Dezember d. I. an das „Sekretariat der Kgl. Zentral- stelle für die Landwirtschaftin Stuttgart" zu richten.
In den Gesuchen um Forelleneier ist auch noch anzugeben, welchen Brutapparat der Besteller besitzt.
Sollte es der Zentralstelle nicht gelingen, die ganze bestellte Gesamtquantität beschaffen zu können, so behält sie sich vor, eine verhältnismäßige Ermäßigung der Einzelbestellungen eintreten zu lasten.
Stuttgart, den 15. Oktober 1888.
Für den Präsidenten:
S ch i t t e n h e l m.
Kotttifche Wcrchrrichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 22. Okt. Der „Kceuzztg." wird aus Petersburg gemeldet, daß der Besuch des Kaisers Alexander in Berlin für Mitte November als ziemlich sicher in Aussicht zu nehmen sei. Der Kaiser wünsche dem am 15. November zu feiernden 25 jährigen Regierungsjubiläum des Königs von Dänemark beizuwahnen und werde die Reise nach Kopenhagen zu dieser Jahreszeit schwerlich noch zur See angetreten werden können. — Prinz Heinrich wird sich nach derselben Quelle von Wien nach Darmstavt begeben, wo er an den Hofjagden teilnehmen wird. — Von bestunterrichteter Seite wird der „Börsenzeitung" geschrieben, daß die Nachricht von der nahe bevorstehenden Verlobung der Prinzessin Viktoria mit dem Prinzen Alexander von Battenberg nicht mehr in dem Maße auf Widerspruch stoße, wie früher. — Die römische „Italic" meldet, der Deutsche Kaiser beabsichtige die Errichtung eines deutschen Bersaglieri-KorpS nach italienischem Muster. Mehrere Bersaglieri-Offiziere seien nach Berlin berufen.
Hamburg, 22. Okt. Dem Hamb. Korr, zufolge sagten ihre Teilnahme an der Z o l l a n s ch l u ß f e i e r am 29. Okt. zu: Fürst Bismarck, Graf Moltke, die Minister Bötticher, Goßler, Scholz, Bronsart, Graf Bismarck und Herrfurth, sowie Graf Monts und Hastelbach. Alle Bundesstaaten senden Vertreter. Die Liste der amtlichen Teilnehmer umfaßt bisher außer dem Gefolge des Kaisers 194 Personen.
Feuilleton.
«Nachdruck »erbaten.>
Lieben rrnö Leiden.
Roman aus der Pariser Gesellschaft von A. d« Aoisgoöey. (Autorisierte deutsche Uebersetzung.)
(Fortsetzung.)
Zum Glück standen vor dem Bahngebäude vier oder fünf Wagen und ein Omnibus; es waren nicht sehr viele Reisende angekommen und alle, mit Ausnahme der vier Herren, die zu zwei und zwei offene Kaleschen benützten, begaben sich nach dem Omnibus. Das junge Mädchen schritt auf einen geschlossenen Wagen zu und fragte den Kutscher, ob er im Stande wäre, den beiden offenen Kaleschen auf dem Fuße zu folgen.
„Gewiß, mein Fräulein, wenn Ihnen daran gelegen ist; es hat den Anschein, als ob jene Herren nach der Restauration des Vater Cabasuse fahren möchten; wir werden vor ihnen an Ort und Stelle sein."
„Das ist es durchaus nicht, was ich wünsche," entgegnete Andrea lebhaft, „schlagen Sie denselben Weg ein, ohne den Versuch zu machen, sie einzuholen; bleiben Sie im Gegenteil etwa hundert Schritt zurück."
„Verstanden, Fräulein; steigen Sie rasch ein, denn jene beiden Wagen haben genug Vorsprung; vielleicht aber fahren sie nicht so well."
Der Kutscher irrte sich nicht; die beiden Wagen fuhren etwa.zehn Minuten, dann hielten sie an einer Stelle, wo mehrere Wege sich kreuzten. Andrea's intelligenter Kutscher hielt einige Schritte früher und zwar so, daß sein Fuhrwerk, durch eine Baumgruppe geschützt, sich den Blicken der Anderen entzog. Er öffnete den Wagenschlag und sprach, zu Andrea gewandt:
„Jetzt begreife ich Alles, mein Fräulein. Sie wollen ein Duell verhüten!"
Andrea versuchte Einwendungen zu erheben, aber der Kutscher entgegnete:
„Ich kenne das; die Leute haben ja Pistolen-Kassetten bei sich und es ist
nicht das erste Mal, daß Pariser zu solchem Zweck hierher fahren. Wenn Ihnen sehr daran gelegen ist, sie zu versöhnen, ehe der Waffengang angetreten wird, so will ich Ihnen Mittel und Wege geben, um im richtigen Moment an Ort und Stelle zu sein. Ich weiß, wohin sie gehen; es giebt nur e in e n Ort hier in der Gegend, der zum Duellieren geschaffen ist, und gewiß kennen sie denselben. Er ist im Walde gelegen, aber jenseits des Flusses; von jedem Ufer aus führt ein Weg dorthin; wenn Jene rechts gehen, so gehen Sie links und betreten einen schmalen, kleinen Waldpfad, der gerade an die richtige Stelle führt. Sie werden dann gerade in dem Moment dort sein, in welchem Jene im Begriff sind, ihre Pistolen zu laden!"
.Ich danke Ihnen !" rief Andrea. „Erwarten Sie mich. Hier haben Sie zwanzig Franks als Entlohnung für Ihre Bemühungen."
„Gnädiges Fräulein, um diesen Preis werde ich Ihre Rückkehr den ganzen Tag erwarten!"
Andrea hörte seine Worte kaum; sich lebhaft nach der bezeichnten Richtung entfernend, gewahrte sie, daß die Gegner den am linken Ufer dahinführenden Weg eingeschlagen hatten und gelangte nach einigen Irrwegen gerade in die Nähe des Kampfplatzes als der zweite, der Schuß Listracs durch den Wald hallte. Ein merkwürdiger Zufall war es, daß Andrea von demselben getroffen wurde.
„Mein Fräulein," sprach Chantal im Wagen, „Sie haben einem Drama beigewohnt, welches ernste Folgen haben wird. Ihre Verwundung hat Nichts zu bedeuten, aber Sie werden zweifelsohne gleich uns vor Gericht verhört werden."
„Nun, so werde ich die Wahrheit aussagen; der Richter wird begreifen müssen, daß ich nur dem Drange meines Herzens Folge leistete. M ein Verlobter schlug sein Leben in die Schanze, er focht gegen den Mörder meiner W ohlthäterin und ich hatte das Recht, gegenwärtig zu sein, und bedauere Nichts, da die Tote gerächt wurde."
„Ja, gerächt! Ihr unwürdiger Gatte hat den Tod gefunden und Sie werden besser als irgend Jemand anders.aussagen können, daß Alles einen regelrechten Ausgang nahm, da Sie die Kugel erhalten, welche für d'Artige bestimmt war. Uebrigens werden wir auch das Zeugnis Mouliöres haben, denn ich hoffe, daß wir ihn finden."