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aus Petersthal bei Neustadt a. H. gebürtigen Sergeanten Josef Merzinger des 4. Jnsi-Regts. in Metz. Derselbe visitierte vor dem Ausrücken am 19. August d. I. im Kasernenhofe des Forts Göben seine Korporalschaft. Der Gemeine Beil hatte seinen Mantelriemen nicht gleich in Ordnung, weshalb er ihm einen Schlag ins Genick gab, daß ihm der Helm vom Kopfe fiel. Beil setzte den Helm ohne abzuputzen wieder auf, worauf er denselben am Halse packte, ihn wirkte und schüttelte, daß er grün und blau wurde. Ferner schlug er dem Gemeinen Hoppe auf den Hinterkops, weil er in Reih und Glied gelacht haben soll. Er erhielt 2 Monate Gefängnis und Degradation. 2. Der Unteroffizier Georg Zacher von Oberhof bei Hagenau des 5. Chevauxlegers-Regiments hielt am 12. August d. I. bei seiner Mannschaft eine Visitation ab und fand, daß der Gemeine Henninger seinen Säbel nicht blank geputzt hatte, wofür er ihm mehrere Stöße auf die Brust und einen Schlag auf den Mund versetzte, daß er blutete. Auch benahm er sich am 1. Juli bei einer Tanzmusik in Saargemünd gegen ein Mädchen sehr un­gebührlich, indem er dasselbe schlug und mehrere Gäste dadurch belästigte. Gegen den ihn verhaftenden Schutzmann widersetzte er sich, wollte seinen Namen nicht angeben und machte Miene, denselben auch noch durchzuprügeln. Urteil 2 Monate und 10 Tage Gefängnis, 3 Tage Haft und Degradation.

Frankfurt a. M., 18. Okt. Seit einigen Tagen liefen hier Ge­rüchte von einem großen Diebstahl von Wertpapieren um, und ein Aus­schreiben der Staatsanwaltschaft bestätigt heute die Thatsache. Aus einem Hause der Bockenheimer Landstraße wurden in der Zeit zwischen dem 20. September und dem 8. Oktober, als der Besitzer abwesend war, Wertpapiere im Betrage von 280,000 gestohlen. Von dem Dieb hat man noch keine Spur. Auf die Wiederbeschaffung der Papiere oder eines Teiles derselben ist eine Belohnung bis zu 10,000 ^ ausgesetzt.

Aachen, 17. Okt. Die Nähmaschine armer Leute ist unpfändbar mit dieser Entscheidung schließt ein um die Nähmaschine sich drehender Pro­zeß ab, welcher drei Instanzen durchlaufen hat. Eine Firma hat bei einem Arbeiter die von der Frau benutzte Nähmaschine mitpfänden lassen. Auf er­hobene Beschwerde entschied das Amtsgericht, daß dies unzulässig sei, da es sich um ärmliche Verhältnisse handele. Das Landgericht hob jedoch diese Ent­scheidung wieder auf und erklärte, die Unpfändbarkeit der Nähmaschine nicht anerkennen zu können. Die bei dem Oberlandesgericht eingelegte Berufung hatte den Erfolg, daß die Entscheidung des Landgrichts umgestoßen und das Urteil des Amtsgerichts wieder hergestcllt wurde. In den Entscheidungs­gründen ist, laut demP. Tgbl.", ausgesprochen, daß die Nähmaschine der Frau des Arbeiters zu den nicht der Pfändung unterliegenden Gegenständen gehört, welche als notwendig zur Ausübung des Berufs für die Arbeiterin nicht entbehrlich sind.

Wevrnifchtes.

Die ersten silbernen Fünfmarkstücke mit dem Bilde Kaiser Wilhelm» II. waren am 17. ds. in vereinzelten Stücken an der Berliner Börse vertreten. Die neue Münze zeichnet sich durch außerordentlich saubere Prägung aus, ist aber, wie die Germania hört, nicht für den Verkehr be« stimmt» sondern gewissermaßen als Denkmünze für die gegenwärtige Reise des Kaisers und trägt daher auch nicht das Reichswappen, sondern die Wappen der einzelnen Städte, in denen der Kaiser sich aufhält.

Ueber den Kukuk alsEierfresser" schreibt ein Mit­arbeiter derTierbörse": Schon seit Jahren spürte ich diesem vielbesprochenen Vogel nach, bis es mir mitten im Walde gelang, auf die richtige Spur zu kommen. Etwa zwanzig Kukuks dürften sich hier Herumtreiben und manchen Kampf gibt es da ums Dein und Mein in der Liebe, dem Futter und Ge­hege. Oft sah ich 2, ja 3 und 4 kämpfend in die Höhe steigen und dann wieder einfallen, so lange, bis der oder die Geschlagenen entwichen. Lauschend dem Gesänge vieler Drosseln, Amseln, Pirole im dichten Walde, hörte ich in meiner Nähe ein eigentümliches Geräusch, das mir etwa den Kampf von Vögeln verriet. Leise schlich ich hin und gewahrte ein Drofselnest, etwa 1,20 Meter hoch in den dicken Aesten eines Buchenstämmchcns; aber alles war ruhig geworden. Näher kommend sah ich ein Kukuksweibchen ruhig auf dem Neste sitzen. Zunächst dachte ich nicht anders, als dasselbe beabsichtige, ein Ei dort zu legen. Ich ließ mich still nieder, und das Kukuksweibchen that durchaus nicht scheu. Bald gewahrte ich durch einige Reiser am Boden Eierschalen.So", dachte ich,also das steht fest, der Kukuk wirft die Eier heraus, um sich Platz zu machen." Doch dem war nicht so; es fiel wieder eine Schale, aber kein Ei. Ich sprang nun hinzu und die Eier waren ausgetrunken. Mittlerweile hatte der Kukuk das Weite gesucht. Ein Ei lag noch im Nest und war gerade aufgehackt; es war stark angebrütet. So gilt mir fortan der Kukuk, wie auch der Staar, als Räuber, was ich ihm als Insekten- oder Raupenfreffer schon längst zutraute. Beim Staar habe ich mich schon vor 15 Jahren überzeugt und dies damals zuerst auch veröffentlicht.

Obstpreiszettel.

Stuttgart, 20. Okt. Wsihelmsplatz: 25,000 Ztr. württ. Most­obst, Aepfel 2 70 ^ bis 3 ^>, gemischt 2 bis 2 50 H pr. Ztr.

Nürtingen, 18. Okt. Der heutige Obstmarkt war wieder sehr stark befahren. Es wurden aufgestellt: 2000 Säcke Aepfel, 41 Säcke Birnen, davon abgesetzt 1700 Säcke Aepfel und 41 Säcke Birnen. Die Preise gingen bei Aepfeln von 2 60 bis 1 70 ^ pr. Ztr. zurück,

bei Birnen auf 1 ^ 30 H. Viele sind zum Verkauf ihres Obstes auch um niederere Preise gezwungen, weil es an Fässern für das Mosten fehlt und die Nachfrage nach Obst abgenommen hat.

Amtliche Kekaautmachungeu.

Kontrolversammlnnge«

im Bezirke der II. Kompagnie Calw finden statt: für die Dispositionsurlauber, die Reservisten, die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mann­schaften und die Halbinvaliden, welche noch im reservepflichtigen Alter stehen.

1) In der Station (des Kontrolbezirks) Calw am 8. November 1888, nachmittags 3 Uhr, beim Londwehr-Dienstgebäude.

2) In der Station (des Kontrolbezirks) Neuweiler am 9. November 1888, nachmittags 3 Uhr, beim Rathause.

3) In der Station (des Kontrolbezirks) Liebenzell am 10. November 1888, vormittags 8^ Uhr, beim Rathause.

4) In der Station (des Kontrolbezirks) Gechingen am 10. November 1888, nachmittags l'/r Uhr bei der Kirche.

Die Einteilung der Kontrolbezirks ist die gleiche wie bisher. Militärpaß und Führungsattest sind bei Strafvermeidung zur Stelle zu bringen; auch sind Orden und Ehrenzeichen anzulegen.

Calw, im Oktober 1888.

Aezirkskommando.

Jorftaml Neuenbürg.

Das untere Stück des rechtseitigen Kleinenzthalsträßchens von dem Staatswald Heimenhardt an bis hinauf zur Schlößlesbrücke wird gewalzt und kann darum vom nächsten Dienstag, den 23. Oktober, einschließlich an auf kurze Zeit und bis auf weitere Bekanntmachung nicht mehr befahren werden.

Es dürfte im Interesse der Fuhrwerkbesitzer gelegen sein, daß dieses von den Schultheißenämtern in den hievon berührten Gemeinden bekannt gemacht wird.

Neuenbürg, den 20. Oktober 1888.

K. Forstamt.

Uxkull.

Simmozheim.

Kdß-Kklkl»s.

I» hiesigem Ort sind noch bedeutende Mengen Most- «nd Tafelobst in der bekannten Güte, namentlich sehr gnte Mostbirnen, aber anch Aepfel um billigen Preis verkäuflich und werden Käufer freundlich eingeladen.

Der Unterzeichnete ist zu jeder Auskunft gerne breit.

Schultheiß Ziegel.

Gewerbliche Fortbildungsschule.

Der Unterricht in Deutsch, Rechnen u. s. w. beginnt Dienstag, de« 23. Okt., abends 8 llhr ; die Kurse in Geometrie und gewerb­licher Buchführung beginnen nächsten Mittwoch, abends 8 Uhr.

Der Vorstand.

Gräfenhausen.

Aeröftunzeige.

Die Wein­lese beginnt hier am

Mittwoch, de« 24. ds. Mts.

Den Weinbergbesitzern ist pünktliche Auslese anempsohlen.

Den 18. Okt. 1888.

Schultheiß Grauner.

Horrheim,

Oberamts Vaihingen.

Kerbftanzeige.

Die Lese des Frühge­wächses ist nahezu be­endet. Der Frühwein, durchaus schwarzes Gewächs, wurde rasch und zu steigenden Preisen 7592 pr. 3 Hektoliter sämtlich verkauft.

Die allgemeine Weinlese

nimmt am

Montag, de» 32. Oktober,

hier ihren Anfang. Ertrag etwa 2000 Hektoliter. Einige Käufe zu 50, 56 und 60 pr. 3 Hektol. sind bereits abgeschlossen.

Käufer sind freundl. eingeladen. Den 17. Oktober 1888.

Schultheiß Hörnlen.

Kleingartachj Oberamts Brackenheim.

Ale Meinfefe

beginnt hier am 22. Ok­tober, und werden die Herren Wein­käufer freundlich eingeladen.

Den 19. Oktober 1888.

Stadtschultheißenamt.

Bäder.

Prival-Anzeigeu.

Verloren

ging am Samstag abend eine silberne Armspange. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe im Compt. d. Blattes abzugeben.

2WW"

Jedes Quantum schöne, ausgelesene

Kugeln unä Eicbekn

kauft zu den höchsten Preisen

Eh. Geigle, Samenhandlung, Nagold.

Formulare:

Pvkizeik. Strafverfügungen wegen Versäumnisse» bei Aener- wehriibnngen

sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.