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Gcrges-Weuigkeiten.
Freudenthal, 16. Okt. Gestern nacht starb dahier der älteste Mann des Dorfes. Derselbe war am 14. Dezember 1796 geboren und er« reichte somit ein Alter von 91 Jahren 10 Monat und 1 Tag. Der Ver« storbene war in hiesiger Gemeinde eine Reihe von Jahren Gemeinderat und Gemeindepfleger. In den letzten Jahren lebte derselbe bei einem Verwandten, da er selbst keine Kinder hatte. Er war bis in sein hohes Alter gesund und mußte erst seit etwa 14 Tagen das Bett hüten.
— In Großbottwar erhängte sich der 80 Jahre alte und an Verfolgungswahn leidende OA-Tierarzt Ruchte. — Flaschner Grabherr von Weingarten, dessen Haus kürzlich abbrannte, wurde wegen fahrlässiger Brandstiftung in Untersuchungshaft genommen. — In Herrenberg mißhandelten zwei Schustersgesellen einen 60 Jahre alten Schäfer durch Schläge mit Baumstützen und Messerstiche in den Nacken. — Der durch den Hagelschlag am 15. August d. I. in den Gemeinden Schorndorf, Buchlbronn, Miedelsbach, Schornbach und Winterbach entstandene Schaden wird auf 180 bis 200000 Mk. geschätzt.
Heilbronn, 16. Okt. Gestern nachmittag fand die Beerdigung des so rasch dahingeschiedenen Prälaten v. Raiffeisen statt. In welch hoher Achtung und Verehrung derselbe gestanden, davon legte die große Zahl der von nah und fern herbeigeeilten Teilnehmer Zeugnis ab, welche gekommen waren, um dem Entschlafenen die letzte Ehre durch Geleite zu seiner Ruhe- stätte zu erweisen. Unmittelbar hinter dem mit Kränzen und Blumen reich geschmückten Sarg, schritten die Geistlichen des Kirchensprengels Heilbronn im Ornat. Weiter waren vertreten, der Pfarrgemeinderat, der Sladtvor- stand, Geistliche von der weiteren Umgebung, außerhalb des Sprengel«, viele Schullehrer der Stadt und des Bezirks, und sonstige viele Freunde des Entschlafenen. Außer diesen waren erschienen Kammerpräsident v. Hohl, Präsident v. Riecke, Oberkonfistorialrat v. Müller, die Prälaten v. Ege und v. Lechler und noch andere hohe Geistliche und Beamte. Die Rede am Grabe hielt Herr Dekan Berg. Unter dem Choral „Mein Glaub ist meines Lebens Ruh" rc, gesungen von dem Kirchenchor, wurde der Sarg eingesenkt. Nun widmeten noch folgende Redner dem Entschlafenen warme Nachrufe und legten Kränze nieder: Oberkonsistorialrat v. Müller namens der Obeikirchenbehörde, das segensreiche Wirken desselben als Oberhirte hervorhebend; Präsident Dr. v. Riecke namens der Landessynode, welcher der Entschlafene als hervorragendes Mitglied angehörte; Kammerpräsident v. Hohl namens der Ständekammer, welcher der Verstorbene seinem Amte gemäß als Prälat angehörte. Prälat Dr. v. Lechler sprach namens seiner Amtsbrüder und gab in tiefbewegten Worten seinem Schmerz über den Verlust des Freundes und Kollegen Ausdruck. Helfer Lang von Ludwigsburg namens der evangelischen Gemeinde dorten, wo der Verstorbene als Dekan gewirkt. Auch von seiten der Stadt Heilbronn wurde dem Entschlafenen im Auftrag des Oberbürgermeisters ein Kranz niedergelegt. Weiter sprachen noch Dekan Ammon von Weinsberg im Namen der Familie und der Schwiegersohn des Entschlafenen, Pfarrer Groß, im Namen der Söhne und Töchter, warme Worte der Dankbarkeit demselben noch nachsendend. (Neckar-Ztg.)
Unterkochen, 14. Okt. Im Garten des Fabrikanten Rieger steht ein junger Apfelbaum, von welchem das Obst erst kürzlich eingeerntet worden, zum zweitenmal in schönster Blüte. Ein eigentümliches und seltenes Bild; während zweier Tage der letzten Woche eine förmliche Winterlandschaft und mitten in derselben ein blühender Apfelbaum!
Reutlingen. 16. Okt. Staatsminister des Innern v. Schmid ist gestern Abend hier eingetroffen, um heute Fabriken zu besichtigen und einer Sitzung der Kreisregierung, zu welcher auch die Oberamtmänner des Kreises berufen waren, anzuwohnen; dem Vernehmen nach bildet den Hauptgegenstand der Beratung dieKönig-Karl-Jubiläumsstiftung. Der Minister ist von Reg.Dir. v. Rüdinger und den O.Reg.Räten v. Bockshammer und v. Häberlen begleitet. (St. A.)
Crailsheim, 17. Okt. Der Fr. Gr. B. schreibt: Der Bezirksausschuß für ein in der Landeshauptstadt zu errichtendes Kaiser Wilhelm-Denkmal hielt gestern Abend eine Sitzung, um über die weiteren Einleitungen wegen der im Bezirk zu veranstaltenden Sammlungen zu beraten. Es wurde beschlossen, die Sammlung, welche bisher aus verschiedenen Gründen zurück- gestellt werden mußte, nunmehr energisch in die Hand zu nehmen und in allen Gemeinden Vertrauensmänner für diesen Zweck aufzustellen. Es ist hoffen, daß die Beiträge des Bezirks Crailsheim hinter denjenigen anderer Bezirke nicht zurückbleiben werden.
Baden-Baden, 18. Okt. Das großherzogliche Haus ist schon wieder in tiefste Trauer versetzt. Die Herzogin von Hamilton (Tante des Großherzogs) ist gestern abend 11.30 gestorben. Die Fürstlichkeiten waren im Palais am Sterbebette anwesend. Der König von Sachsen wird erwartet. (Hamilton, Prinzessin Marie Elisabeth Karoline, geb. 11. Okt. 1817, jüngste Tochter des -s Großherzogs Karl von Baden und der Großherzogin Stefanie Beauharnais, Kaiser!. Prinzessin von Frankreich, Großkreuzdame des Malteserordens, vermählte sich 23. Febr. 1843 mit William Alexander, 11. Herzog von Hamilton; Witwe seit 15. Juli 1863.)
Mainz, 18. Oktbr. Feuer in der Reiterkaserne. Heute mittag gegen 12 Uhr brach in dem mit Stroh und Heu gefüllten Vorratsbau der neuen Goldene Roßkaserne, Ecke der Mombacher und Wallstraße Feuer aus. Bei der Solidität des Baues und durch rasches Eingreifen der Feuerwehr gelang es, den Brand zu unterdrücken, ohne daß ein sehr wesentlicher Schaden entstanden wäre.
München, 16. Okt. Die deutsche Kraft- und Arbeits-Maschinen- auSstellung ist heute vormittag feierlich geschlossen worden, wobei der Minister Frhr. v. Feilitzsch an die 136 prämiierten Aussteller Diplome und Medaillen verteilte. Der Verkauf von Maschinen und Werkzeugen war sehr beträchtlich. Das Unternehmen schließt mit einer erheblichen Mehreinnahme. Infolge des
andauernden Fremdenverkehrs wird die dritte internationale Kunstausstellung im Glaspalast erst am Sontag den 28. Oktober geschlossen.
Dortmund, 13. Okt. Folgender interessante Pferdverkauf wurde Hierselbst in voriger Woche abgeschlossen. Ein Herr wollte von einem andern ein Pferd kaufen, für welches 600 gefordert wurden. Da dem Käufer aber dieser Preis zu hoch schien und eine Einigung nicht erzielt werden konnte, so fragte er, wie viel denn das Pferd kosten solle, wenn er es nach Pfunden bezahle. Nachdem der Verkäufer für das Pfund Lebendgewicht 1 ^ und für das Pfund Schlachtgewicht 2 gefordert hatte, wurde vereinbart; daß der Preis des Pferdes nach Lebendgewicht bezahlt werden solle. Bei der darauf sogleich mit der Wage vorgenommenen amtlichen Gewichtsermittlung ergab sich ein Gewicht von 973 Pfd., und mußte der Käufer nunmehr wohl oder übel das Pferd statt mit 600 mit 973 bezahlen.
Hamburg, 14. Okt. Das Straßenbild Hamburgs bot heute, am letzten Tage vor dem Zollanschluß, einen eigentümlichen Anblick, indem fast sämtliche Läden ihre Schaufester mit dem Plakate ausgestattet hatten: „Vorläufig geschlossen". Selbst die meisten Zigarrenläden hatten zum Zweck der In- venturaufnahme ihre Pforten dem Verkehr nicht geöffnet. Es ist wohl selten ein so bedeutender Umsatz in den Krämereien und Manufakturgeschäften gemacht worden, wie in letzter Woche, da sich alle Hausstände bis zu dem steuerfreien Quantum mit Waren versorgten, dergestalt, daß bei einzelnen Krämereien manche Artikel gänzlich ausverkauft wurden. Punkt 12 Uhr wurde mit dem Abholen der Deklarationen begonnen und waren hierzu ca. 5000 Boten engagiert; man hatte selbst das Militär zu diesem Dienste herangezogen und ging das ganze Einsammlungsgeschäft in wenigen Stunden flott von statten. — In größeren und kleineren Gesellschaften sind viele private Feierlichkeiten veranstaltet worden, bei denen man den letzten Rest steuerpflichtigen Schaumweins mit Erfolg dem Schicksal der Nachversteuerung entzog.
Mailand, 17. Okt. Ein hiesiges Blatt erzählt: König Humbert hatte den Divisionsgeneral Driquet, einen „durchaus noch nicht alten Herrn", zum Ehren-Adjutanten des Kaisers Wilhelm bestellt, welcher pflichtgemäß an der Seite des Fürsten-zu weilen hat. Am Tage vor der Revue begab sich nun der Kaiser nach dem Campo Centocelle, um dort das Paradeterrain vorher in Augenschein zu nehmen. Unweit des antiken Turmes bestieg der Monarch den prächtigen „Goldfuchs", auf welchem er alsbald im schärfsten Galopp dahinsprengte, ohne auf einige breite Gräben Rücksicht zu nehmen, die ihn von dem Terrain trennten. Der Monarch war so eifrig bei der Sache, daß er gar nicht merkte, wie er seinen General-Adjutanten schon lange verloren hatte. Bei der Rückkehr aber stellte sich heraus, daß das „Pferd" des Generals nicht über die Gräben gewollt hatte. In Rom wird das kleine Intermezzo viel belacht.
Obst-, Kartoffeln- re. Preise.
Stuttgart, 17. Okt. Güterbahnhof: 10000 Ztr. Oberländer und bayr. Mostobst, Preis 2 40 H bis 2 c/L 80 pr. Ztr.
Mostobst: 30000 Ztr., gemischt 2 40 H bis 2 80 H,
Aepfel 2 80 H bis 3 10 H pr. Ztr.
Kartoffeln: 700 Ztr. Preis 3 50 L bis 4 pr. Ztr.
Filderkraut: 5500 Stück. Preis 8—10 pr. 100 Stück.
Stuttgart, 18. Okt. Die Zufuhr an Mostobst auf dem Wilhelmsplatz beträgt heute nach ungefährer Schätzung 30000 Ztr. (binnen 3 Markttagen sonach allerwenigstens 120000 Ztr.) Aus der Abnahme der Zufuhr darf keineswegs darauf geschlossen werden, daß die Vorräte zur Neige gehen. Ein Teil der Landleute benützt die eingetretene regenfreie Witterung zur Einheimsung der im Boden zurückgebliebenen Kartoffeln; auf den Feldern steht noch eine Menge von Haber; die Wintersaat muß bestellt werden. Sind diese Geschäft beendet, so kann an den Absatz des zum Teil bereits in den Scheunen aufgespeicherten Obstes gedacht werden. Als Durchschnittspreis für schönes Obst kann man 3 ^ angeben; je nach Ansehen der Ware wird etwas höher oder etwas weniger gewährt. Der Mangel des Durchbruches der Leonhardsstraße macht sich bei dem riesigen Verkehr an der städtischen Wage empfindlich bemerkbar. Doch ist es gelungen, die Wagenreihen auf dem Wilhelmsplatze so zu gestalten, daß in der Mitte eine ansehnliche Bahn frei geblieben. — Auf dem Lebensmittelmarkt ist die Zufuhr an Tafel« und Kellerobst eine so großartige als je. An Zwetschgen kommt ansehnliche Ware nur in geringen Mengen zu Markte, so massenhaft die Zufuhr geworden. Umgekehrt ist es fast nicht möglich, unter der Menge der Körbe mit Luiken auch nur eine geringe Frucht zu entdecken. Auf einmal erscheinen unter den Fischen die Felchen des Bodensees in großen Mengen; sie sind zu verschiedenen Preisen, die größten zu 1 das Stück zu haben. Hasen heute schon von 3 an.
Gottesdienste am Sonntag, den 21. Oktober 1888.
Vom Turme: Nr. 83. Vormittagspredigt: Hr. Helfer Eytel. Abendmahlsfeier. Nachmittagspredigt 2 Uhr in der Kirche: Hr. Missionar Hesse.
Eottesäieast« io ä«r MetstoäiftenkaxeLe am Sonntag, den 21. Oktober 1888, morgens l/eio Uhr, abends 8 Uhr.
Standesamt ßakw.
Geboren:
6. Okt. Karl, Sohn des Jakob Geh ring, Bäckers.
14. » Amalie Katharine, Tochter des Heinrich Essig, Flaschners.
Getraut-
18. Okt. Heinrich Ludwig Friedrich Widmann, Cigarrenmachcr hier und Albertine Schäfer.
Gestorben:
13. Okt. Katharine geb. Au er, Ehefrau des Johann Georg Grotzhans, Taglöhners, 73 Jahre alt.
15. „ Friedrike Lutz, ledig, 21 hr Jahre alt.
18. , Johanne geb. Müller, Witwe des Josef Ki enzle, Maurers, 8V Jahre alt.