V». J<chrg««s.

Erscheint täglich «it Uutnahme der Tonn« «nd Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger- l»h« imBezirks- «nd 10 Km-Berlehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.88 ^2 RonatSabonnementS

nach Verhältnis.

Der GksklWsttt.

Ms- mi> LilM-M flr dk« Ndttmls-Stjilk Wzck.

Aerrrsprechev Nr. LS.

Jernfprecher Hkr. LS.

»ufl«,e L»»V.

Anzetgen-Vebühr f. d. Ispalt. Zeile a«S gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bet mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Rtt dem

Plauderstübchen

und

Schwäb. Landwirt.

^ 218

Amtliches.

Bekanntmachung

betr. die Verleihung de- Feuerwehrdienft- ehreuzeicheus.

Durch Ministerialentschließung vom 8. ds. MtS. ist das Ehrenzeichen für langjährige treu geleistete Dienste in der Feuerwehr nachbeuannten Personen verliehen worden:

1. Dem Friedrich Bohnet, Bauer in EberShardt,

2. Johann Georg BÜHler, Gemeiudepfleger daselbst,

3. Andreas Rau, Gemeinderat u. Baumwart das.,

4. Gottfried Nachfelder, Schreiner daselbst.

5. . Andreas Schmelzle, Schmied u. Spritzenmeister

daselbst,

6. Jakob Schmelzle, Bauer daselbst,

7. Friedrich Weil

8. Friedrich Sackmauu, Hufschmied in Rohrdorf,

9. Gottlied Spitzeuberger, Tuchmacher daselbst,

10. Christian Walz, Holzmacher daselbst,

11. Konrad Bechtold, Bauer in Rotfelden,

12. Johann Georg Benerle, Bauer daselbst,

13. Jakob Bühler, Bauer daselbst,

14. Johann Georg Bühler, Bauer daselbst,

15. Joh. Heinr. Großmann, Schneider daselbst,

16. Konrad Herter, Zimmermann daselbst,

17. Jakob Friedrich Jordan, Schmied daselbst,

18. Köhler, Maurer daselbst,

18. Johann Georg Nicolaus. Bauer daselbst,

20. Christian Stärrtzle, Schreiner daselbst,

21. Daniel Friedrich Stoll, Küfer

22. Michael Bnrkhardt, Schreiner nndEGsmeinderat

in Schönbron»,

23. Friedrich Kußmaul, Maurer daselbst,

24. Gottlob Majer, Bauer daselbst,

85. Johann Georg Proß, Lammwirt daselbst,

36. Johannes Roller, Plattenbrecher

27. Jakob Rothfuß, Schmied alt daselbst,

28. Friedrich Schatble, Zimmermavn daselbst,

29. Jakob Schneider, Steinhauer daselbst,

80. Bernhardt Stepper, Küfer daselbst,

31. Johann Georg Stepper, Holzhauer daselbst,

32. Friedrich Wurster, Baumwart daselbst,

33. Jakob Friedrich Ziegler, Bauer und Gemeinde-

rat daselbst,

34. Simon Deugler, Schreiner in Sulz,

35. Johannes Maier, Gipser in Wtldberg.

Nagold, den 18. Septbr. 1905.

K. Oberamt.

_ Amtmann Bohvenberger A. V.

Seine Majestät der König haben am 16. Septbr. allergnädigst geruht, dem Güterverwalter Grünewald in Eßlingen die nachgr- suchte Versetzung in den Ruhestand zu gewähren.

VoMifche MeSerficht.

Der Reichskanzler Kürst Bülow ist, wie der

Telegraph richtig der Welt verkündet, rn Baden-Baden vom

Irrungen.

(Fortsetzung.)

Beim Esten sind zwei jüngere Herren zugegen, die beiden Söhne des anwesenden Herrn v. Hagen; ste stehen bei den Husaren in Bonn, find sich sehr ähnlich: beide blond, sehr groß und schlank, der jüngere vielleicht etwas frischer als dersehr verständige" ältere Bruder. Erika neben dem älteren langweilt sich, ste hat ihm nie etwas zu sagen; ans den Pferden, von denen er ihr erzählt, darf sie ja doch nicht retten, und ob er nächstes Jahr den Abschied nimmt, um mit dem Vater das Gut zu bewirtschaften, ist ihr gleich­gültig. Sie lauscht nach drüben, wo Maria und Gerhard Hagen sich so viel zu erzählen haben, als seien ste alte Be­kannte. Unaufhörlich klingt seine Stimme, und Erika steht die grünen Augen Marias leuchten, steht den weichen Mund lächeln und hört, wie die klare Stimme der Freundin ein paar Worte in seinen Redeschwall htuetnwirft.

Nach Tisch stehen die beiden wieder zusammen an der geöffneten Glastür. Süßer Fliederduft dringt herein. Erika kommt näher mit lässige« Gang und ihrer königlichen Hal­tung.Gnädiges Fräulein," sagt Gerhard Hagen, sich zu ihr wendend, sein junges offenes Gesicht strahlend vor Ver- gnügeu,stellen Ste sich vor, daß Fräulein von Berg noch nie aus Hannover und vorher aus Dresden heransgekom- men ist."Sie hat eS mir auch erzählt, aber dabei ist ste so blasiert, daß ste von der übrigen Welt nichts «ehr sehe« will." BerstäudniSlos steht er zu ihr hin. Maria

Nagold, Dienstag den 19. Septernöer

russischen Großfürsten Michael Ntkolajewttsch m längerer Audienz empfangen worden. Haben denn russische Groß­fürsten dem deutschen ReichskanzlerAudienzen" zu erteilen? Der Umstand, daß der genannte Großfürst mütterlicherseits der Großvater der deutschen Kronprinzessin ist, schafft für ihn doch kein amtliches Verhältnis zum deutschen Reichs­kanzler. Wäre es nicht der Situation entsprechender ge­wesen, der offiziöse Telegraph hätte gemeldet, der Reichs­kanzler habe dem Großfürsten einen Besuch abgestattet? Ein deutscher Reichskanzler hat nicht nötig, sich von einem russischen GroßfürstenAudienzen" erteilen zu lasten.

A« Eröffnungstag des nngarifche« Parla­ments haben in Budapest 100000 Bürger und Arbeiter für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts demonstriert. Die Ruhe wurde nirgends gestört. Die Mafien zogen vor das Parlamentsgebäude und überreichten dort Petitionen zugunsten des allgemeinen Wahlrechts. Die Sitzung selbst verlief sehr stürmisch, jedoch ohne Resultat. Der Minister­präsident verlas folgende Erklärung: Da es der Regierung unter dem zwingenden Druck der Verhältnisse nicht ge­lungen ist, die ihr von Seiner Majestät gestellte Ausgabe zu lösen, hat ste ihre Demission überreicht, die der König angenommen hat. Die Minister wurden mit der proviso­rischen Fortführung der Geschäfte betraut. Seine Majestät hat «ich, so fuhr Fejervary fort, zu der Erklärvug ermäch­tigt, daß er den Wunsch hegt, aus den Rethen der Majo­rität aus der Grundlage eines annehmbaren Programms eine Regierung zu bilden, damit die koalierten Parteien ihre eventnelleu Vorschläge Seiner Majestät unterbreiten können. Das Abgeordnetenhaus wird mittels königlichen Handschreibens bis zum 10. Oktober vertagt. Die Oppo­sition protestierte gegen die Vertagung, ohne daß die Minister auf eine Debatte eingiugeu. Nachdem die Minister de» Saal verlassen hatten, dauerten die Verhandlungen und Proteste der Abgeordneten noch au. Doch kam der Antrag auf Versetzung der Regierung in de« Anklagezustaud nicht zur Sprache.

Reue grvtze Uuterseeschiffe, die Wege» ihrer

bedeutenden Abmessungen (46 Meter Länge und 4,5 Meter Breite, den Namen Unterseekreuzer führen werden, find in Frankreich im Bau begriffen. Sie sollen eine Geschwindig­keit von 1112 Knoten haben. Der nationalistische Deputierte Lastes erklärt in einem Schreiben au seine Wähler, er werde angesichts der Spaltung seiner Partei bei der nächstjährigen Wahl nicht mehr kandidiere«. Der Zusammenbruch der nationalistischen Partei ist nicht mehr aufznhalten. Die wenigen Schreier an der Spitze haben zu wenig Anhänger im Volk, und die fortgesetzten Ent­hüllungen über das wenig rühmliche Treiben gerade der Hauptführer von Syvetou bis Jalozut haben der Partei den letzten Rest ihres Ansehens geraubt. Wir in Deutsch­land können uns freuen, denn die Nationalisten waren die gewissenlosesten Kriegshetzer.

V»« schwedischer, ««geblich durch««- zuver­lässiger Seite wird mitgetetlt, daß Norwegen eine ällmäh- lich steigende Mobilisierung vornehme, die damit begonnen habe, daß das Jägerkorps Anfangs dieses Monats aus

lacht leise.Ich habe vorhin gesagt" ein vorwurfs­voller Blick trifft die Schwätzerindaß ich müde wäre und am liebsten stürbe." Gerhard Hagen steht die Sprecherin entgeistert an. In dem weichen Gestchtchen liegt keine Spur von Lebensüberdruß; nichts spricht von Leid und frühem Summer in der jugendlichen Erscheinung.

Es herrscht tiefes Schweigen. In einem Streife» Sonueugold steht Maria, die Hände gefaltet und schaut sehnend in die Ferne. Goldene Reflexe spielen über dem wirren Haar und erinnern die beiden unwillkürlich an ein altes Bild in der Dorfktrche.

Die Tage vergehen; allmählich kommen alle die in der Befangenheit des ersten Abends verwischten, alten, charak­teristischen Züge aus der Schulzeit wieder zu« Vorschein. Die für beide so schönen Wochen vergehen wie i« Fluge. Der Abschiedstag naht.

Die Mädchen schlendern durch den Park, wo auf den Wegen die ersten gelben Blätter rascheln.Freust du dich, nach Hause zu kommen?" Erika erhält keine Antwort auf ihre Frage, und als ste ste wiederholt, fährt ste er­schrocken zurück. Ein kurzes, hartesNein", so bitter, wie fie es nie von den sanften Lippen Marias gehört, ist ihre Erwiderung.Nicht?" In dem blonden, verworren«« Mädcheukopf, der so voll ist von Plänen, steigen seltsame Bilder aus von einem Wiedersehen nach langer Trennung. Warum nicht, Maria?" Sie blickt aus mit eine« langen, sehnsüchtigen »lick.ES ist so langweilig!" Feindselig flammt es in den grünen Augen ans.Weil ich in Wochen nie einen fremden Menschen sehe, weil ich immer allein bin;

1905

volle Kriegsstärke gebracht worden sei. In den letzte« Lagen seien die noch fehlende« Mannschaften und Aus- rästungSteile der Flotten- und Festungsartillerie sowie der Feldartillerie in Süduorwegen und für den Landsturm eines Teils der Greuzbezirke eingetroffeu. Bei verschiedenen Infanterie-Regimentern scheine die Mobilisierung entweder noch im Gange oder bereits vollendet zu sein. Diesen Maßregeln könne jedoch der Charakter einer allgemeinen Mobilisierung nicht zugesprochen werden. Der Nat.-Ztg. wird aus Kopenhagen gemeldet: Deutschland, Rußland und Frankreich erhoben in Stockholm mahnende Borstellaugen, die Schweden unangenehm berühren, aber sicher wirken dürften.

Die L«ge i« Tauge» ift »uveräudert. R«isuli ist wieder obenauf; er empfing eise Abordnung des Madras« ßammes, die ihn um Verzeihung bat, daß der Stamm die Waffen wieder ihn ergriffen hatte. Sie überreichte ihm Geschenke und erklärte, ihn als Scheich auzuerkenueu.

Die «merikauische Gesandtschaft tu Kaust«»- tiuopel hat der Pforte eine weitere Note in Sachen deS tu erster Instanz zum Tod verurteilten Mörders des armeni­schen Bankiers Apic überreicht. ES soll nämlich gegen de« Mörder eine zweite Verhandlung vor dem türkischen Gericht stattfindev, und die türkische Regierung erklärt, daß das erste Urteil nicht auf Grund der Vorstellungen der amerikanische« Gesandtschaft, sondern deshalb aufgehoben worden sei, weil man Mitschuldige des Mörders gesunden Hobe, die gemein­sam mit ihm abgeurtetlt werden müßten. Unter diesen an­geblichen Mitschuldigen befindet sich noch ein Armenier, der ordnungsmäßig ausgestellte amerikanische AuSwrispapiere besitzt. Auch diesen reklamiert die amerikanische Gesandt­schaft, wenigstens müsse festgestellt werden, ob er amerikani­scher Bürger und als solcher der türkischen Gerichtsbarkeit entzogen sei.

Tages-Meuigkeiten.

Aus Etadt und Land.

Nagold, 19. September.

Zigarre»fpitze»fa««lu»g. Nach einem Bericht in der Krtegerztg. Nr. 36 vom 3. Sept. ist der Witwen-und Waiseukaffe des Württ. KriegerbundeS der Erlös aus 375 Kilogramm gesammeltes Zigarrenspitze« im Sammeljahr 1904/05 mit 384.55 ^ überwiese« worden. Der Bezirk Nagold ist daran mit 6 Kilo 140 Gramm beteiligt; gewiß ein schöner Beitrag aus kleinen Opfern. Unterzeichneter bittet die werten Sammler der WohltätigkeitSsache auch fernerhin treu zu bleiben; der Dankessegen der Unterstützten ist ihnen sicher. Herzlicher Dank sei allen Sammler« auch meinerseits gesagt; ich bin gerne bereit zur ferneren Ent­gegennahme von Zigarrenspitzen behufs Ablieferung au die Sammelstellr des Lundes. Ich bitte jedoch die .gesammelten Spitzen au mich schicken zu wollen, da ich gesundheitshalber das Abholen nicht mehr besorge» kann. Außer Zigarren­spitzen nehme ich auch abgängige Korkpsropfeu an.

Löffelhardt, FamuluS.

Beihilfe für «ri--»t-il»eh«-r. Nach dem Ge- setz vom 22. Mai 1895 erhalten Kriegsteilnehmer, welche

es macht so müde!" Erika ist nicht zu Zärtlichkeiten ge- neigt, aber jetzt streicht fie fast verlege» über den Ar« der Freundin.Du mußt wiederkommen, Maria!"Nein, ist die leise Antwort, die die andere mit abgewandte« Ge­sicht gibt,ich darf nicht wiederkommeu." Erika fragt «icht, sie hebt den stolzen Kops ein wenig höher und sagt nur: Noch bist du ja nicht fort; wir wolle« die Zeit auS- nützen."

In dem Augeublck tönen Stimmen vom Hause herab. Maria schrickt zusammen, und Erika rsft, alles andere ver- geffend:Wie nett, du, da find Hägens!" Frau v. Stein hat zuerst prüfend in die erhitzten Mädcheugefichter gesehen; ihr sind die tiefen Schatten ausgefallen, die um die Hellen Augen Marias lagern; fie hat aber auch die plötzliche Ver­änderung wahrgeuommeu, die mit ihr vorging, wie fie t» Augenblick aufzublüheu schien, wie ein Lächeln sich über das kindlich weiche Gesicht breitete, als Gerhard Hagen sich niederbeugte «nd sagte:Wir wollte« noch einmal komme», ehe Ste fahren, gnädiges Fräulein, um Abschied, hoffentlich nicht für zu lange, zu feiern." Maria weiß kan«, was ste antwortet. Was sie eben gedacht «nd gefühlt hat, was fie so heftig und unltebenswürdig machte, das hat fie vergessen. Ihr Wesen ist Sonnenschein und Freude; Erika ist gutmütig und läßt sich von dem älteren Bruder unterhalten; neidisch schaut sie in das glückliche, rofige Gesicht der Freundin, um sich seufzend einzugesteheu, daß fie ihr das Vergnügen nicht rauben dürfe, da fie eS nur so kurz habe. Aber fast un­bewußt hat fie ein schmerzliches, bedrücktes Gefühl, und fortwährend ist ihr, als möchte fie aufschluchzeu vor Leid.