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Mt dem Plauderstübche« und
Gchwäb. Landwirt.
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Gagss-Weurglleiten.
Aus Gtadt Md LsuL.
Nagold, 15. September.
Vom Tage. (Mitgeteilt.) Bonder Seefischgroßhandlung Kohlenberg in Geestemünde ist gestern eine Sendung von 50 Pfd. Seelachsen u. 100 Pfund Schellfischen unbestellt angekommen um zwecks Eröffnung eines Seefischmarkts eine Probe zu machen. Bei dem Verkauf fanden die Fische raschen Absatz. — Küfeb Jakob Harr ist gestern wieder hierher zurückgekehrt.
r. Böfisgs», 14. Sept. Das Gasthausanwesen des JshiumeS Wurster „z. Hirsch" hier ging durch Kauf samt sämtlichem Inventar an den Sohn Johann Georg Wurster um die Summe vou 24 000 ^ üver. Die Uebernahmc des Geschäfts erfolct am 1. Oktober d. I.
Stuttgart, 13. SepL. Ein Komitee von Freunden dec verbesserten Frauenkleidung, unter dem Vorsitz vou Frau Bäumt Tafel, beabsichtigt in der Zeit vom 22. Oktober bis 5. November i« der König Karl-Halle deS Landesgewerbcmusmms eine Ausstellung zu veranstalten, die geeignet sein dürfte, das Interesse von weiteren Kreisen -u erregei. Dir Anmeldungen für diese Ausstellung, welche von allen Teilen Deutschlands einlaufen, sind sehr zahlreich und erstrecken sich auf alle in Betracht kommende Gebiete, so daß auf ein reiches Ausstellungsbild zu hoffen ist. Vom Turn-,Schul-,Arbeiterinnen- und Dienstbotenanzug bis zum künstlerischen Eigenkleid und zur stilvollen Gesellschaftstracht wird alles vorg-führt werden, was in dcu letzten Jahren auf dem Gebiete der gesundheitsgemäßeu, natürlichen und künstlerischen-Frauenkleidung geleistet und verbessert wurde. Besondere Aufmerksamkeit wird namentlich auch der Unterkleidung geschenkt, da die praktische Lösung dieser Frage anerkannte!maßen von der größten Bedeutung ist. Ferner werden Entwürfe und Ausführungen zu Stickereien, soweit sie für Kleider Anwendung staden können, zur Ausstellung zugelafferr. Ebenso kunstgewerblicher Schmuck, Gürtel, Broschen, Anhänger und insbesondere Halsketten, die geeignet find, die Stelle des verpönten Stehkragens einzuuehmen. Ueber die Gesamtausstellung erscheint ein eingehender Katalog.
r. Gaildorf, 14. Sept. Heute nacht V>12Uhr brach in dem Wohnhaus deS Schreiners Moll in der sogen. Seestadt bei Gaildorf Feuer aus, wodurch das Gebäude bis auf die unteren Räume ausgebrannt wurde. Ein großer Teil deS Mobiliars konnte gerettet werden. Der entstandene Schaden dürste sich auf etwa 10 000 ^ belaufen. Der Brand soll durch Fahrlässigkeit entstauben sein. Der Abgebrannte ist versickert.
Brettheim, 12. Sept. Mit dem heutigen Tag zieht sich das Manöver wieder ans unserer Gegend weg. Wir hatten von gcstcru aus heute die letzte Einquartierung. Die Manöverzelt hat wohl manchen Leuten unserer Gegend stark' Zumutungen an ihre Gastfreundschaft gemacht; allein das geschah gern; wir hatten ja auderaseits manches Interessante zu sehen in dieser Zit, so besonders mehrere in unserer nächsten Nähe kattstunende Gefechte und die leider stark verregneten Biwak?,. Ein q-rrn besonderer G<wnfi war für unsere Gegend die musikalische Ausführung, Mit der uns am 6. Sevl, das Miisikkorps des Int,-Reg. Nr. 120 (Direktor G. Stork) bedachte. Wir hoffe», daß auch unsere werten Manövergäste gern an ihren hiesigen Aufenthalt zurückdenkcn.
Pretzstimme« zur Landtagswahl im Bezirk
Mergentheim. „Schwäb. Merkur": „Die Lehre aus den- Wahlergebnis ist für die Herreu ans dem Bauernbund, die sich allmählich so stark glauben, daß sie das Land Württemberg und seine Wahlkreise nach ihrem Gutdünken, natürlich an den HöchstSietendcn, verteilen zu können Meinen, ebenso gesund als verdient." — „Neues Tagblatt": „ES bleibt kaum eine andere Annahme übrig, als daß die von de»- Redern des Bundes der Landwirte ins Feld geführten Gründe doch ihre Werbekraft einigermaßen verloren haben; der Zusammenschluß der beiden liberalen Parteien andererseits hat diesmal in einem ländlichen Bezirk den die Gegner schon für gewonnen hielten, einen vollen Erfolg davongc- tragen, der für die wettere Annäherung beider von Bedeutung sein dürfte." — „Deutsches Volksblatt": „Nichts kann die gegenwärtige politische Lage bester charakterisieren, als bas Eintreten der Volkspartei und der Sozialdemokratie M einen Regiermrgsmann. Nun dürften der „Schwäb. Merk." und der „Beobachter" endlich auch mit ihrem Gezeter über das bayerische Wahlbündnis zu Ende gekommen sein!" Das Volksblatt vergißt, daß ein Wahlbündnis nie bestanden, Unterstützung kann man sich aber nicht verbitten, namentlich nicht, wenn sie einer Sache, wie die der Verfassung?- reform gilt. — „Beobachter": „Mau hat allem nach dir
Magold, Ireitag den 15. Septeinöer
Treibereien und de« Terrorismus des Bauernbundes genug. Ganz auffallend ist, daß bei der Heimatgemetude Ulshöfers, Edelfiugen, die de« liberalen Gegner mehr als die Hälfte der Stimmen gegeben hat, als dem einheimischen Mitbürger. Das ist die schärfste Verwerfung eines Kandidaten, die man sich denken kann." — „Schwäb. Tagwacht": „Im Hinblick aus das politische Programm, das der liberale Kandidat herausgegeben hat, betrachten wir seine Wahl im Vergleich mit dem Bauerubündler nicht als einen großen Gewinn. DaS Programm des Bauernbundes war kaum merklich reaktionärer." — „Deutsche Reichspost": „Warum dieses Ergebnis? Oehmdernte und Herbstsaat hielten die Gleichgültigeren unter den ländlichen Wählern fern von der Wahlurne. Druck und Einschüchterung schreckten die ängstlichen Bürger." (?)
Deutsches Reich.
In DreS-e« findet zur Zeit ein Kongreß gegen den Alkoholtsmus statt. Die Alkoholfrage beschäftigt seit einigen Jahren die OeffeuLlichkeit in steigendem Maße. Das beweisen die wachsende alkoholgegnerische Litteratur und daS Aufblühen zahlloser alkoholgegnerischer Vereine, deren Mittelpunkt seit dem vorigen Jahre der „Allgemein- deutsche Zentralverbaud zur Bekämpfung des Alkoholismus" bildet, der gegenwärtig etwa 55 000 Mitglieder zählt. Diese Vereinigung ist auch der Mittelpuutt des hier stattfinöeuden „deutschen Nbstimsteutags". Es sprachen u. a.Dr. Strecker- Berlin, ein bekannter alkoholgegserischer Schriftsteller und Landrichter Dr. Poppert-Hamburg. Dieser verlangte in seinem Vortrage „Trunksucht vor den Strafrichter" gesetzliche» Ausschluß der Trunkenheit als MllderungSgrund für das bürgerliche Strafrecht nach Analogie des § 49 Abs. 2 deS MiltlärstrafgesetzbucheS. Weiter fordert er ein Trunken- hettsgefttz auf der Grundlage, daß zwar nicht die Trunken- beit als solche unter Strafe gestellt wird, wohl aber die Trunkenheit, deren Folge als Verbrechen oder Vergehen in die Erscheinung tritt. Dem Strafgesetzbuch soll der fol- geude Paragraph augehängt werden:
„Wer ein Verbrechen oder ein Vergehen begeht, wird wenn er die Tat im Zustande der Trunkenheit oder Angetrunkenheit ausgeführt hat, wegen dieses Zustandes als solchen mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft. Ist die Tat ein Verbrechen, so ist außerdem auszusprechen, daß der Verurteilte «ach verbüßter Strafe der LaudeSpolizeibehörde zu überweisen sei. Die Ueberweisung ist auch daun auS- zusprechen, wenn die Verurteilung wegen des bezeichnetcn Zustandes erfolgt, nachdem der Schuldige innerhalb der letzten drei Jahre deswegen bereits zwei««! rechtskräftig verurteilt worden ist u. s. w.
In der Diskussion hatten namentlich Nerzte das Wort. Der Dtrckior des Bremer Irrenhauses Dr. Delbrück trat dafür ein, die ausgebildete Trunksucht eher als Krankheit denn als kriminell strafbares Vergehen zu betrachten. Ein Nichtarzt verlangte vor allem Aufklärung des Volks über den Alkohol, ohne die auf diesem Gebiet kein nennenswerter Erfolg zu erreichen sei. In der Abeudversamwlung folgten zahlreiche Begrüßungen; unter ihnen auch die der Stadt Dresden dnru) Bürgermeister Lsupold und der katholischen Kirche durch einen Vertreter. Geheimrat Böhmert sprach über die „Reform der Geselligkeit" auf dem Bodeu der Enthaltsamkeit, Dr. Kraut-Hamburg über die „Entwicklung der alkoholgegnerischen Bewegung", Dr. Meinert-DreSden über die „Alkoholindustrie" im Kampfe gegen den AlkoholiZ- mus" und Franziska Hähuel-Bremen über „die Presse im Kampfe gegen den Alkoholtsmus". Neben dm Hauptversammlungen fanden noch zahlreiche Sitzungen der Einzel- organisationerr statt.
Ausland.
Antwerpen, 11. Sept. In den letzten 6—7 Jahren hat hierfelbst der Konsum von deutschen Jndnstrteprodukten der Nahruvgs- und Germßmtttelbranche ganz enorm zuge- nommeu. Das gilt ganz speziell von drei Artikeln: Dem Hellen Dortmunder Bier, das unter dem Namen Pils (Abkürzung von Pilsener) sozusagen in jeder bessern Wirtschaft verzapft wird, ferner von den Fabrikaten der Hohenloheschen Nährsüttelfabrik in Gerabronu in Württemberg und in Kassel, wie Hafermehl und Haferfiocken, Suppeneinlagen, Suppentafeln, Erbswurst, Dörrgemüse usw., die sich wegen ihrer Vortrefflichkett schnell überall Eingang verschafft haben, und sckließlkch noch von Hansens Kasseler Hafer-Kakas, als einem sehr beliebten und kräftigenden Gttränke, das namentlich in Fällen von Blutarmut und Bleichsucht ärztlicherseits als Stärkungsmittel viel verordnet wird und das sich auch bet Magen- und Darmleidrn hervorragend bewährt. Welche Mittel man für gut genug hält, um solchen guten deutschen Erzeugnissen in Belgien Konkurrenz zu machen, das zeigt
1905
«ns u. a. daS Äsrgeye» einer englischen (Londoner) Firma die sich vor einiger Zeit hier etablierte und die sich „Nelson, belgische Aktiengesellschaft für Ernährung und Vorsorge" nennt. Diese, die verschiedensten Konsumartikel im Kleine« verkaufende Gesellschaft verspricht nämlich jeder zur Witwe gewordenen Frau eine lebenslängliche jährliche Reute vo« 365 Frs., wenn die betr. Frau wenigstens 1 Jahr laug vor dem Tode ihres Mannes bet ihr für mindestens 5 FrS. Waren pro Monat gekauft hat. Eine Frau, die sich bei einer eigentlichen Lebensverstcheruugsgesellschast eine derartige Rente sichern wollte, müßte zu diesem Zwecke unter Umständen eine sehr hohe jährliche Prämie bezahlen, bei der Gesellschaft Nelson dagegen erwirbt ste das Recht auf eine solche Rente gewissermaßen ganz umsonst, da ste ja dort für ihre Einkäufe nicht mehr als sonstwo bezahlen muß. DaS asßerordeutliche Entgegenkommen jener Gesellschaft gegenüber ihren Kunden aber wird «au erst daun so recht zu würdigen wissen, wenn mau aus ihrem Geschäftsleben einen praktischen Fall herausgreist und z. B. auuimmt, daß eine Frau von ihr ein Jahr laug jede« Monat 5 Pid. Kaffee L Frs. 1,10 bezogen habe. Selbst wenn dir Gesellschaft hieran 20°/» verdienen sollte, so hätte ste an den 60 Psd. im Jahre erst Frs. 13,20 verdient, und ste hätte mithin ca. 29 Jahre nötig, um au der Frau eiumal diejenige Summe zu verdienen, das ste ihr später unter Umständen jedes Jahr ausbezahleu müßte, eine Zeit, die indessen in Wirklichkeit auf ca. 89 Jahre auszudehnm wäre, da, wie wir später sehen werden, nur 70°/» von dem Gewinne der Gesellschaft für jene Renten bestimmt find. Diese tatsächliche Aufopferung der letzteren für ihre werte Kundschaft ist um so anerkeurmugswerrer, als ste auch das Alter der sich bei ihr versichernden Frauen ebenso unberücksichtigt läßt wie die Gesuudhctt deren Ehemänner. Eine LOjähr. Frau, die kerngesund ist und also gut noch 50 Jahre lebe« kaurr, die steht, selbst wenn ste einen Mt der galoppierende« Schwindsucht behafteten Mann hat, hinsichtlich der Höhe der Prämie auf gleichem Fuße mit eiuer solche», die aller Wahrscheinlichkeit «ach ihren Mann nicht übberleben wird, und dieses Ver- stcherungssystem möchte denn auch beinahe ganz unglaublich erscheine», wenn nicht iu dem Prospekte der Gesellschaft hinterher ganz still und unschuldig die Aufklärung der wunderbaren Angelegenheit käme. Dort heißt es nämlich so ganz nebenbei, daß von dem Reingewinne der Gesellschaft 70°/° für einen Reservefonds zurückgelegt werden sollen, aus dem man den Witwen pro rata ihre Reuten ausbezahleu wird. Das Geld für die aus jenen 70°/« nach mathematischer Berechnung ohnehin unmöglich auszahlbaren Reuten ist also überhaupt noch nicht vorhanden, und doch werden den Käuferinnen bereits mit enormem Aplomb von der mit ihrem Aktienkapital von 1000000 Frs. sich brüstenden Gesellschaft derartige ganz bestimmte Versprechungen gemacht! Es ist charakteristisch für hiesige Verhältnisse, daß sich gege« jenes Unternehmen bisher noch keine öffentliche Stimme hier erhoben hat, wir aber hielten es um so mehr für unsere Pflicht, dasselbe hier eiu wenig zu beleuchten, als die Gesellschaft Nelson, wie wir hörten, demnächst auch iu Deutschland und andern Ländern Filialen zu errichten gedenkt.
Die Erddebe«kataftr»phe t» Uuteritalie«
M»«tele»«e (Kalabrien), 13. Sept. Iu Mouteleone ist die Ruhe wieder eingekehkt. Der bessere Teil der Stadt zeigt das gewöhnliche Aussehen. In den Vorstädten lagert die Einwohnerschaft im Freien. Vor der Stadt biwakieren Soldaten, die fortwährend Verstärkung erhalte«. In dem Gebiet von Mouteleone haben 30 Ortschafte« schwer gelitten; fünf davon find vollständig zerstört. I« Ganzen sind 60 000 Menschen betroffen. 40 000 Bewohner müssen ueue Häuser erholten. Die Ursache der Katastrophe ist nicht in der Stärke deS Stoßes zu sehen, sondern tu der verhältnismäßig langen Dauer, besonders aber in der allzuschlechten Beschaffenheit der meisten Häuser der hiesigen Gegend, da die gut fundameutierten Häuser, die Palazzi und Villen der reichen Bewohner widerstanden.
Estanzar», 13. Septbr. Der König traf heute nachmittag hier ein und begab fick- unter dem Jubel der Menge zur Präfektur. Hier empfing er die Spitzen der Behörden, denen er seine Anerkennung für die den durch daS Erdbeben Betroffenen geleistete Hilfe aussprach.
Köl«, 14. Sept. Wie der Köln. BolkSztg. aus Rom gemeldet wird, beträgt die vo« Papst den Bischöfen zur Verteilung für die vom Erdbeben Betroffenen übersandte Summe 500 000 Francs.
R»«, 14. Sept. Die Ueberreichuug der Spende von 120000 Lire, welche das Bankhaus S. Bleichröder-Berliu, die Bank für Handel und Industrie, die Berliner Handelsgesellschaft, die Deutsche Bauk, die Diskonto-Gesellschaft und die Dresdner Bank dr» vom Erdbebeuunglück Betroffene«