512

Mittelung des Prinzen Heinrich anzumfen. Dies habe Erfolg gehabt, so daß der Kaiser fest entschlossen sei, den Prof. Geffken im Falle seiner Verurteilung sofort zu begnadigen. Uebrigens befänden sich die Tagebücher des Kaisers Friedrich vom Jahre 1878 (Regentschaft) und aus der Zeit des Kulturkampfs noch in London und Bismarck'« scharfes Vorgehen gegen Geffken solle vorwiegend einschüchternd gegen deren Veröffentlichung wirken.

Italien.

Rom, 14. Okt. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich fuhren heute nachmittag um 2 Uhr bei der Rückkehr aus der deutschen Bot. schüft nach dem Pantheon, legten daselbst auf den Sarg Viktor Emanuel's Kränze nieder und begaben sich sodann nach dem Quirinal zurück. Auf dem ganzen Wege wurden der Kaiser und Prinz Heinrich von der alle Straßen füllenden Bevölkerung mit begeisterten Kundgebungen begrüßt.

Rom, 15. Okt. Da das gestern eingetretene Regenwetter andauert, unterblieb die heute in Aussicht genommene Fahrt des Kaisers nach Tivoli. Weitere Bestimmungen über heutige Unternehmungen des Kaisers sind angesichts der schlechten Witterung nicht getroffen worden. Crispi hatte heute Vormittag mit dem Grafen Bismarck eine längere Unterredung. Das Feuerwerk und die Beleuchtung des Forums und Palatins, wofür 100000 Franken verausgabt werden, bleiben zunächst vertagt.

Rom, 16. Okt. Der von den Notabeln der deutschen Kolonie und vom deutschen Künstlerverein zu Ehren des Besuchs des Kaisers Wilhelm gestern Abend abgehaltene Festkommers hatte einen überaus glänzenden Verlauf. Die Feier begann mit dem Gesang eines patriotischen deutschen Liedes; daran schloß sich der Gesang der preußischen und dem Verlangen der Teilnehmer des Festes entsprechend, der italienischen Volkshymne. Der Präsident des deutschen Künstlervereins, Gerhardt hielt eine Ansprache, worin er auf die deutsch-italienische Allianz und auf den Kampf beider Länder für ihre Einheit hinwies und an die schon zwischen Kaiser Wilhelm l. und König Viktor Emanuel bestandene Freundschaft erinnerte, die auf König Humbert und Kaiser Friedrich übergegangen und jetzt von Kaiser Wilhelm aufs Neue besiegelt sei, der mit den von ihm unternommenen Reisen der Sache des Friedens diene. Das Fest war von etwa 400 Teilnehmern besucht, unter denen auch der preußische Gesandte v. Schlözer, sowie der deutsche Consul sich befanden.

Rom, 16. Okt. Um 7 Uhr 50 Min. früh verkündigten Artillerie­salven die Abfahrt Kaiser Wilhelms und König Humberts vom Quirinal nach dem Bahnhof. Das Wetter war prachtvoll. Auf dem Wege nach dem Bahnhofe wurden die Monarchen von nicht enden wollenden Zurufen begrüßt. Die in Zwischenräumen aufgestellten Militärmusikkorps spielten die preußische Nationalhymne. Der Extrazug nach Neapel setzte sich um 8 Uhr 12 Min. in Bewegung.

Neapel, 16. Okt. Die Straßen und Häuser sind zum Empfange des Deutschen Kaisers aufs prächtigste geschmückt. Fahnen, über­wiegend deutsche, sind zu Tausenden ausgehängt. In der Toledostraße sind die Gaskandelaber durch Palmengruppen verdeckt, welche von buntfarbigen Glasschalen gekrönt werden. Ein Anschlag des Bürgermeisters fordert zum würdigen Empfange des Kaisers auf. Neapel habe schon viele fremde Herr­scher in seinen Mauern begrüßt; jetzt komme der erlauchte Nachkomme Friedrich'« des Großen und Wilhelm's l., dem das italienische Volk aufrichtig zugethan sei. Von diesem Gefühle möchten Alle Zeugnis ablegen.

Neapel, 16. Okt. Nachmittags um 2Vz Uhr trafen Kaiser Wilhelm und König Humbert hier ein. Der Empfang war über alle Maßen begeistert. Die Straßen sind von einer ungeheuren Menschenmenge erfüllt, alle Fenster, selbst die Dächer sind dicht besetzt. Die Majestäten begaben sich in glänzendem Wagenzuge nach dem Palais. Frkf. I.

Nachdem die Sekundanten Alles gethan, was ihnen oblag, trat Chantal auf beide Duellanten zu und sprach:

Wenn das erste Feuer kein Resultat herbeiführt, so werden die Herren uns die Pistolen ausliefern, derer sie sich bedient haben, und die anderen nehmen, welche wir ihnen reichen. Sie werden wieder dreißig Schritt von einander Stellung nehmen müssen und jeder um fünf Schritt Vorgehen, ehe sie Feuer geben."

Mein Herr," sprach der Graf von Listrac,wenn wir so weiter fortfahren, zu reden, anstatt zu handeln, wird man störend zwischen uns treten. Es kam mir ohendies schon früher vor, als ob ich Schütte im Walde vernommen hätte; beeilen wir uns also, wenn ich bitten darf."

Wir sind bereit," entgegnete Chantal,es erübrigt uns nur mehr. Ihnen die Pistolen zur Auswahl vorzulegen. Entledigen Sie sich aber vor Allem Ihrer Ueberzieher, meine Herren!"

D'Artige leistete dieser Aufforderung alsbald Folge und warf seinen Paletot aufs Gras; Listrac hingegen fragte in mürrischem Tone, was das zu bedeuten habe; er sei nicht im Stande, den Zweck eines solchen Vorgehens einzusehen.

Es ist dies Regel, gerade so gut, wie es Regel ist, nur das Hemd anzu­behalten, wenn man sich mit dem Degen schlägt. Ein Winterüberzieher ist eine Art Panzer, und es ereignete sich mehr denn einmal, daß das Leben eines Kämpfenden durch die Stärke seiner Kleider gerettet wurde. Sie sehen überdies, daß ihr Gegner keinen Anstand nahm, sich seines Ueberziehers zu entledigen; so sollten Sie billiger- weise ohne Weiteres das gleiche thun."

Gut, da haben Sie meinen Ueberzieher!" rief Listrac, indem er das Kleid­ungsstück neben jenes d'Artiges warf.Ist das Alles?"

Nein," entgegnete Chantal kalt.Sie tragen in der rechten Brusttasche Ihres Rockes einen, wie es mir scheint, ziemlich umfangreichen Gegenstand."

Meine Brieftasche! Fordern Sie etwa, daß ich auch diese ablege?"

Gewiß! Ein Kämpfender darf auf seiner Person>er Brieftasche, noch sonst wie immer geartete Schriften oder Münzen haben, mit einem Worte Nichts,

Gage s-Werrrgkeiten.

* Am Montag geriet in der Lederstraße hier das 4 >/z jährige Mädchen des Schneidermeisters Krämer ganz nahe am Kandel unter einen stark be­lasteten Wagen. Nachdem das Vorderrad das Kind umgeworfen hatte, ging das Hinderrad demselben unterhalb des Knies über den Fuß. Der Fuhr­mann, ein Bauer aus Beinberg, wie auch ein Aussitzender, kümmerten sich um das verletzte Kind nichts und fuhren raschmöglichst ihres Weges. Bis heute konnte man infolge der starken Schwellung den Grad der Verletzung nicht feststellen.

Nagold, 14. Okt. Dem Verdienst seine Krone! Das war das leitende Motiv für den engeren Kreis von Freunden und Gönnern, der sich am Freitag abend im Hirschsaal um den vor einem Monate in den Ruhe­stand getretenen Herrn Stadtschultheiß Engel versammelte, um anläßlich von dessen 80. Geburtstag der Verdienste zu gedenken, die sich der alte Herr in 50 jähriger amtlicher Thätigkeit um die hiesige Stadt erworben hat. Herr Fabrikant Seewald leitete die Feier mit einigen passenden Worten ein und überreichte schließlich dem verehrten Jubilar eine von Herrn Regierungsbau­meister Gräsle hier künstlerisch ausgefertigte Widmung, deren Inschriften die Eigenschaften, die der Gefeierte im amtlichen Dienst in hervorragender Weise bethätigt hat, namhaft machte, nämlich:Unparteilichkeit, Fleiß, Treue, Milde, Takt." Herr Oberamtsbaumeister Schuster schilderte nun die Periode der Amtsführung des resignierten Herrn Stadtschultheißen und zeigte wie, sich in derselben durch den Bau der Thalstraßen nach allen Richtungen, den Eisenbahnbau, den Kirchen- und Schulhausbau, die Gründung des Seminars rc. in jeder Hinsicht ein großartiger Umschwung vollzogen habe. Der alte Herr war über diese unverhoffte Kundgebung, mit der noch ein An­gebinde von 200 in Gold verbunden war, bis zu Thränen gerührt und ckaum imstande, den Gefühlen des Dankes und der Freude, die sein Herz be­wegten, Ausdruck zu geben.

Pfalzgrafenweiler, 12. Okt. Die 1., heute vorgenommene Probe der von Zivilingenieur Kröber in Stuttgart durch Wasserdruck mit­telst Turbine und zweier Differenzialpumpen erstellten Quellwasserleitung hat zur großen Freude der ganzen Bevölkerung ein äußerst günstiges Ergebnis geliefert. Der 1. Wasserstrahl drang bei einer Leitung von nahezu 3000 m und 140 m Steigung, wie von Herrn Kröber zum Voraus berechnet war, Schlag 12 Uhr Mittags in das Sammelbecken ein. Böllerschüsse verkündeten weithin diese erfreuliche Errungenschaft. Am 23. d. M. wird dieses Werk zum 1. mal in Betrieb gesetzt und feierlich eingeweiht werden.

Cannstatt, 12. Okt. DieCannst. Ztg." berichtet: Seine Majestät der König hat in den letzten Tagen unsere Stadt wiederholt mit einem Be­suche beehrt. Se. Majestät besichtigte zu Fuß die neue Trottoiranlage der alten Königsstraße, den neuen Teil derselben und den Durchlaß und gab der Freude über diese Verbesserungen und ven sichtbaren Fortschritt der Stadt in gnädigster Weise Ausdruck.

Sch w. Gmünd, 12. Okt. Ein hiesiger Einwohner, Vater von 5 Kindern, vergiftete sich gestern abend mittelst Cyankali und versuchte auch seine Familie zu vergiften. Schon mittags verlangte er. daß seine Frau mehr Apfelbrei koche, damit es für den Abend auch noch reiche; seine Angehörigen merkten jedoch, daß mit dem Esten etwas vorgegangen sei und verzichteten darauf, und so er allein davon und war bald nachher eine Leiche. Zeit­weise Geistesstörung und ungünstige Familienverhältniste scheinen den Mann zu der unseligen That getrieben zu haben.

Stadtacciser Schwarz in Eßlingen feierte das 25 jähr. Dienst­jubiläum. In der Wirtschaft zum eisernen Kreuz in Heilbronn brach in dem mit Streumaterial ungefüllten Stallraum abends ^9 Uhr Feuer aus. Der Qualm brachte die Bewohner der oberen Stockwerke in ernstliche Gefahr, sie konnten jedoch, zum teil mittelst der Leitern, alle gerettet werden. Der Brand wurde rasch gedämpft. BeimAachrühren" in Jsny, d. h.

was möglicherweise eine Kugel aufhalten könnte. Ihr Gegner hat sich diesem Ge­setz ge fügt; Ihr Zeuge kann sich versichern, daß er nicht einmal eine Uhr bei sich trägt."

D'Artige hatte seine Weste geöffnet und ließ dieselbe nach allen Seiten von Moulisres betasten. Listrac nahm ärgerlich ein stark gefülltes Portefeuille aus der Brusttasche und warf es nebst seinem Portemonnaie, das er aus den Beinkleidern her­vorzog, zu seinem Ueberzieher.

Ich denke, nun wird Alles vorüber sein und der Kampf kann endlich be­ginnen!" sprach er barsch.

Ja, mein Herr! Nehmen Sie sich die Mühe, sich zu bücken und eine der Waffen zu wählen, welche sich unter diesem Taschentuch befinden."

An Dir ist es nun, d'Artige!" fuhr Chantal fort, nachdem Listrac eine Pistole erfaßt hatte.

D 'Artige nahm die Waffe; die beiden Herren stellten sich einander gegenüber.

Soll ich das Signal geben?" fragte Chantal.

Ja!" antworteten in einem Atem Listrac und Mouliörcs.

Dann, meine Herren, mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich nicht, wie es häufig vorzukommen pflegt: , Eins, Zwei, Drei', sondern nur,Feuer' rufen werde. Sobald i ch dieses Wort gesprochen, wird Jeder von Ihnen das Recht haben, zu zielen."

Einverstanden?" ries Listrac.

Eine letzte Bemerkung, meine Herren! Wenn Tod oder schwere Verwund­ung eintritt, so wird der Kampf notgezwungen aufhören und jeder der Sekundanten hat dann nur für den Herrn Sorge zu tragen, welchem er beisteht. Es handelt sich hier nicht um ein Duell, wo man sich auf dem Kampfplatz versöhnt; der Ueberlebende wird sich vielmehr mit seinem Zeugen entfernen, ohne sich um den toten oder ver­wundeten zu bekümmern."

Sie denken doch an Alles, mein Herr!" meinte ironisch der Graf von Listrac.

Ich," rief Moulisres,bin der Ansicht, daß wir einen Arzt hätten mitbringen

sollen."

(Fortsetzung folgt.)