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Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

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Seine Königliche Majestät haben am 17. August ds. IS. aller­gnädigst geruht dem Oberreallehrer Hauser in Buchau die Stelle des Oberreallehrers an der Realschule in Ragold zu übertragen.

KoMifchs Meöerficht.

Die Einnahme an Wechselstempelsteuers im

Deutschen Reich hat amtlicher Nachweisung zufolge iw ersten Drittel des lausenden Etatsjahrs 4760534,90 ^ oder 545 792,30 ^ wehr als im gleiche» Zeitraum des Vor­jahrs betragen. Der anteilige Etatsauschlag ist danach um mehr als eine halbe Million Mark überschritten.

Dev landwirtschaftliche Genofsenfchaftstag ist jetzt tu Straßburg versammelt. Am Donnerstag abend wurde eine öffentliche Versammlung abgehalten, bei der gegen 1000 Personen zugegen waren, darunter der Statt­halter, sowie auch Vertreter der Genossenschaften aus Oesterreich, England und Italien. Der Statthalter, Fürst Hohenlohe, betonte in einer Ansprache, daß die Landwirt­schaft wieder einer besseren Zukunft entgegen gehe. Auf die Huldigungsdepesche des Genoffenschaftstags an den Kaiser traf von diesem folgende, an den Statthalter Fürsten Hohenlohe gerichtete Antwort ein:Ich habe Mich über das treue Gedenken des deutschen laudwirtschaftlichcu Ge- uoffeuschaststags gefreut und bitte Eure Durchlaucht, de« dort versammelten deutschen Landwirten Meinen herzlichsten Dank mit dem Wunsch zum Ausdruck zu brivgen, daß die Beratungen und Bestrebungen des GeuofseuschasStags von reichem Erfolg gekrönt werden mögen zum Segen der deutschen Laudwirschast, die Meinem Herzen stets nahe ist und Meiner eifrigsten Förderung gewiß sein kann."

Ueber die Stärke «nserer Truppe« in Dentsch- Südwestafrika hat dieWormser Ztg." au das Oberkom­mando der Schutztruppen eine Anfrage gerichtet, auf die ihr die folgende Antwort zugegangen ist: Die Stärke der zurzeit in Deutsch-Südwestafttka befindlichen Truppen be­trägt in runden Zahlen: 500 Offiziere und SaMätSosfiziere, 180 Beamte, 13000 Unteroffiziere und Mannschaften mit 12000 Pferden bezw. Maultieren. Die Löhnung beträgt für das Jahr für den Retter 1000 für den Gefreiten 1100 für den Unteroffizier 1200 für den Ser­geanten 1300 für den Feldwebel 1500 Außerdem erhalten die Genannten freie Verpflegung und Unterkunft. Die Löhnung wird bestimmungsgemäß monatlich im voraus gezahlt. Bei den im Feld stehenden Truppen ist dies, auS Mange! an Zahlmrqsstellen, jedoch nicht immer möglich. Es har daher jeder Mann ein aus seinen Namen lautendes kleines MrechnunaLdnch, auS dem genau zu ersehen ist, bis zu welchem Tag er gelöhnt ist. Unter Vorzeigung dieses Abrechnungsbuches erhält der Betreffende von jeder Zahlungsstklle etwa rückständige Löhnungen ausbezahlt. In den letzten Nachrichten über Hendrik wird bemerkt, daß er mit Geld reichlich versehe« sei. Das würde damit in Einklang stehe», daß mau zu Beginn des Aufstands im Süden berechnete, daß bei den ermordeten Farmern etwa 20000 Pfund Sterling oder 400000 ^ in barem Geld vorgefunden und dev Räubern als Beute zugefalleu sein mochten. Es war eine gute Geschäftszeit im Süden ge-

Aagokd, Dienstag den 22. August

wese«; man hatte viel Vieh verkaufen können. Die Buren, die ja ein großes Kontingent zu den Ermordeten gestellt hatten, pflegten ihr Geld immer bei sich zu behalten.

I« Marokko beeile« sich die beteiligte« Mächte, an Vorteilen für sich unter Dach und Fach zu bringen, was ohne offenbare Verletzung der Verträge nur irgend möglich ist. Bis jetzt hat dabei die deutsche Diplo­matie die größten Erfolge eiugeheimst; jetzt scheint Frank­reich aber nicht länger ruhig zuschauen zu wollen, und es benutzt seine algerischen Untertanen, um Klagen zu er­heben und dadurch Vorteile herauSzuschlageu. Nus Oran wird gemeldet, daß zahlreiche algerische Eingeborene, die mit Marokko Handel treiben, erklären, daß sie ohne Bürgschaft für ihre persönliche Sicherheit sehr großen materiellen Schaden erleiden würden, da es ihnen in diesem Fall unmöglich wäre, die Handelsverbindungen mit Marokko weiterhin auf­recht zu erhalten. Man erwartet ein sofortiges energisches Eingreifen Frankreichs. Zu der Bevorzugung Deutschlands bemerken Pariser Zeitungen, daß die französischen Md englischen Gesellschaften, denen die deutsche Mitbewerbnng bet Vergebung der Hasenarbeiten von Tanger vorgezogeu wurde, allerdings Ursache hätten verstimmt zu sein, aber dagegen lasse sich vom politischen Standpunkt nach dem Prinzip deroffenen Tür" nichts einwenden; dagegen sei die Regierung wohl berechtigt gewesen, in einer gemäßigten Form und in maßvoller Sprache daran zu erinnern, daß alle finanziellen Angelegenheiten durch das deutsch-französische Abkommen vom 8. Juli der Konferenz Vorbehalten seien. Der spanische Ministerpräsident Montero Rios erklärte zur marokkanischen Frage folgendes: Ohne daran zu denken, sich in Abenteuer cinznlaffev, müsse Spanien seine Stellung in Nmdafrika befestigen und seine Anstrengungen mit denen der andern interessierten Mächte vereinen, indem es als Grundlage den Spanisch-Französischen Vertrag vom 3. Okt. 1904 nehme, dessen loyale Erfüllung Spanien nnr znm Nutzen dienen könne.

Die Zahl der in Smyrna in zwei armenischen

Häusern gefundenen Bomben beträgt 128. Gegen 100 Armenier wurden dort verhaftet. Nach Depeschen der dortigen Konsuln sollten am 1. September, dem Jahrestag der Thronbesteigung des Sultans, sämtliche fremden Kon­sulate, die ausländischen Postanstalten, sowie der Regterungs- konak gesprengt werden.

Um dem Rotstand einigermaßen z« stener»,

hat der spanische Lckerbauminister jetzt mit dem Bau von verschiedenen Straßen begonnen und auf diese Weise zahl­reichen Arbeitern der Bezirke Osuna, Mein und Estepa, wo die Not am größten ist, Arbeit verschafft.

Der Krieg zwischen Rußland und Japan.

Friedenskonferenz.

Berlin, 21. Aug. Nach der Nat.-Ztg. gilt in ersten politische» Kreisen die Sitnatio« in Portsmouth für gespannt, aber keineswegs für kritisch.

Berlin, 31. Aug. Der Lok.-Anz, meldet aus Ports­mouth: Die im Felde siebenden Generale ersuchten dtc ruf­

1905.

fische Frtedensgefandschaft, keinen unvorteilhaften Frie­den zu schließen, da das Heer fiegeSficher sei.

Berlin, 21. Ang. Der Lok.Auz. meldet aus PeterS- dnrgr In Peterhof fand ein Staatsrat statt, der beschloß, keine weitere Konzessionen zu machen. (Mau wird diese Nachricht des Lok.Anz. wohl mit eisigem Vor­behalt aufznuehmen haben.)

a Portsmouth, 19. August. Soeben hatte ich eine Unterredung mit Herrn Witte, der erklärte, daß nächsten Dienstag oder Mittwoch die Entscheidung über das Schicksal der Friedenskonferenz erfolgen werde. Er ver­sicherte auf das Bestimmteste, bet der jüngsten Begegnung mit amerikanischen Bankiers sei kein Wort über die Pla­zierung einer Anleihe in Amerika gesprochen, noch werde er auf dieser Reise irgend einen derartigen Schritt tun. Witte sprach fich anerkennend über die Haltung Kaiser Wilhelms und der deutschen Regierung während des jetzigen Krieges aus und bezeichnest die deutsch-russischen Be­ziehungen als vorzüglich.

Tokio, 18. August. Aus japanischer Seite legt «an großes Gewicht auf den Punkt betreffend die Einschränkung der russischen Seestreitkräfte in Ostasteu. Es steht fest, daß die Regierung entschlossen ist, diesen Paukt, der ihr als einer der wichtigsten erscheint, aufrecht zu erhalten, selbst wenn er den Grund zu einer unabsehbaren Dauer des Krieges bilden sollte.

Newcastle, 21. August. Die Meldung derAsso­ciated Preß," daß Präsident Roosevelt ein Schieds­gericht Vorschlägen habe, ist durchaus ««wahr und ich kann aus eine Information von authentischster Seite ver­sichern, daß zwischen dem Präsidenten Roosevelt und Baron Rosen von einem Schiedsgericht überhaupt nicht gesprochen worden ist.

Gages-Weuigkeiten.

Aus Stadt uud Land.

r. Altensteig, 21. Aug. Der hiesige Radfahrer­verein feierte gestern sein lOjähriges Stiftungsfest verbunden mitStaudarteuwethe. Eingcleitet wurde das Fest am Samstag abend mit einem Lampionkorso durch die Stadt mit darauffolgendem Bankett im Gasth. z. Linde. Gestern früh 5*/» Uhr begann das Rennen auf der Staats­straße nach Erzgrube, bei dem einige unbedeutende Verletz­ungen infolge von Zusammenstöße« einiger Radfahrer vor- kamen. An dem Korso-Preisfahren beteiligten fich 20 aus­wärtige Vereine darunter Nagold, Rottweil, Tübingen, Stuttgart, Schramberg, Pforzheim n. s. w. Der durch den Radfahrervereiu Pforzheim aus de« Festplatz im Stadt­garten veranstaltete Preiskorso, wurde glänzend durchge- führt. Ein im Gasthof zum gr. Baum hier abgehaltener Ball, gab de« Fest einen überaus schönen Abschluß.

«lteusteig, 31. Aug. Forstrefereudär Pfister schoß tm Stadtwald Priemen einen starken achter Hirsch.

r. Gärtringe«, 31. Aug. Eine hiesige Schulklaffe zählt volle 120 Schüler (3. 4. md 5. Schuljahr.) Alle

Acrs Wuttevmcrt.

Roman von Ponson du Terrall.

(Fortsetzung.)

Gewiß, ihre Leiche mußte in den nächsten Tagen aus dem Flusse gezogen werden. Fand man nun an ihrem Halse die Spuren des Würgens und «m Kopfe die mit einem stumpfen Werkzeug betgebrachte Verletzung, so war das für die Justiz genug, um eine Untersuchung emzuleiten. Wenn aber die Juslii erst ihre Augen austut, so sieht sie zuletzt alles, meinte Michel. Gewiß werde sich in Jargean oder in Forelles jemand zu der Aussage finden, er habe die Pitache öfters mit Michel i« Gespräch gesehen, und wer weiß, ob nicht jemand sie auf dem Leinpfade zusammen bemerkt und das Geschrei der Alten gehört hatte. ES wurde Michel schwach zu Mute, Fteberfrost schüttelte seine Glieder, er mußte sich am Grabeurande niedersetzen.

Wahrhaftig, die Rettung der Erbschaft, die Aufrecht­erhaltung des Betruges waren ihm jetzt nur noch Neben­sachen; so sehr beherrschte ihn die Furcht. Er fluchte jetzt seiner Habgier und hätte gern selbst die Mühle und die Geldsäcke der Frau Susanne fahren lassen, wenn er in diesem Augenblicke die Tat hätte ungeschehen machen und uud die Pitache wieder ins Leben zurückrufen können.

Jndeß, wenn der erste Augenblick des Schreckens über- standen ist, taucht jedem Verbrecher zunächst e i n Gedanke auf: dar Alibi, der Beweis seine Abwesenheit.

Jeder Mörder sucht alsbald nach Mitteln, vm zu be­

weisen, daß er zur Zeit des Mordes vom Schauplatze der Tat weit entfernt gewesen sei. Auch Michel gewann bald wieder so viel kaltes Blut, um sich die Umstände zurück- zuruftu, die zu seiner Entlastung nötigenfalls beitragen könnten.

Als er über die Brücke von Jargeau ging, war es bei­nahe Nacht; es dürfte ihn niemand gesehen haben, als viel­leicht der Wächter, dem er seinen Brückenzoll gegeben hatte. Aber Michel erinnerte fich deutlich, ^daß der Mann, der ihn von Person noch gar nicht kannte, tief in seinen Schafpelz eingemummt, die Füße über dem Kohlenbecken, mit halb- geschlossenen Augen da saß, als er fich sein Geld durch daS Schiebefeusterchen hineiuzog. Ueberdies wars in der Wächter- budr bell und draußen finster, uud eS gingen ja auch so viele Leute über die Brücke. Es war tausend gegen eins zu wetten, daß der Wächter ihn nicht gesehen hatte.

Wie sollte er fich nun ein Alibi schaffen?

Er hatte bereits beschlossen, in der Mühle die Jagd als Vorwand für sein langes Ausbleiben zu gebrauche«. Herr Josval mußte ihm jedenfalls bezeugen, daß er ihm zwei Enten abgegeben hatte. Zwei Enten find aber eine allzumagere Beute für einen tüchtigen Schützen, zumal in einer so wildreicheu Gegend, wie Loireutederung.

Seine Enten waren in St. Florentiv; wenn er ganz leer nach Hause kam, so würde man in der Mühle mit Grund fragen, was er den ganzen langen Tag gemacht habe. Er mußte also etwas mttbringen und womöglich glauben machen, daß er den ganze» Tag den Wald nicht verlasse« habe.

Die Hochebene der Sologue war nicht fern, der Mond war bereits aufgegaugeu.

Ich will auf den Anstand gehen, ein paar Hasen schießen," dachte Michel, der lauge genug Wilddieb gewesen war, um fich aus die Jagd zu verstehen.

Au der Grenze der Weinberge, da, wo eine zweijährige Tanuenschonuug mit dem Hochwalde zusammeustteß, duckte er fich in einen trockenen Grenzgraben hinter hohes Halde­kraut und wartete. Der Platz war vortrefflich; den» da die Felder keine Nahrung mehr boten, so war anzunehmeu, daß die Hasen hier fich einfinden würden, am die jungen Tannensprossen und das dürftige Gras deS Waldes ab­zuäsen.

Binnen einer Viertelstunde hatte er drei Hasen ge­schossen. Nun sprang er auf, suchte fich seine Beute zusammen und schlug den Weg nach der Mühle ein, jedoch nicht den geraden, er beschloß vielmehr, über den nächsten Pachthof zu gehen, der zur Mühle gehörte, und fich dort sehen z» lassen.

Die Pächtersleute saßen gerade beim Abendessen, als Michel eintrat uud seine Jagdtasche auf den Tisch warf.

Diesmal bin ich gut beladen," rief er.

Ei, eil" sagte die Pächter!», die samt den Ihrigen Erscheinen desHerrn" mit der den Bauern eigenen de­mütigen Dienstfertigkeit aufgesprungen war.Drei Hasen und was für Prachtstücke!"

Ich habe auch gehörig daran zu schleppe« gehabt, seit ich sie geschossen habe. Gebt mir ei« SlaS Wein, eS ist mir ordentlich die Kehle vertrocknet."