VS. Jahrgang.
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!ohn 1.20^, imBezirks- und 10 Lm-Berkehr 1.25 im übrigen
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
148
UagoL-, Donnerstag -en 89. Juni
1SÜ5
Bezugseinladuug.
Mit dem 1. IM 1905 tritt
„Dev KefeLschcrftev"
in das 3. Quartal seines 79. Jahrgangs ein.
Der Gesellschafter mit dem Unterhaltuvgsblatt „Das Plauderstübcheu" und der Beilage „Schwäbischer Landwirt" kostet Sei jedem Postamt im Bezirks- uud 10 Km-Verkehr
1 Mark 23 Pfennig
im übrigen Württemberg
1 Mark 33 Pfg. vierteljährlich
für Nagold mit Trägerlohn 1.2« Mk„ ohne Träger-
lohu 1 Mk.
Der Leserkreis des Gesellschafters umfaßt in Stadt, Bezirk und Umgegend zahlreiche Mitglieder aus allen Ständen. Es finden daher auch Anzeige» in unserem Blatte eine wirksame Verbreitung.
Wir bitten unsere bisherigen Leser um alsbaldige Erneuerung des Abonnements, damit die Zusendung des Blattes beim Qaartalwechsel keine Unterbrechung zu erleiden braucht. Auch die neuen Abonnements werden schon jetzt von der Post angenommen. Bestellungen nimmt außerdem jeder Briefträger und Landpostbote entgegen.
Amtliches.
Die Marschgebühre«verzeich»isse *
pro I. Quartal 1903/04, bezw. Fehlanzeigen haben die Semeindepflegen biS 1«. k. MtS. als „Militaria" an
die Amtspflege etnzusenden.
Nagold, den 38. Juni 1905.
K. Oberamt. Ritter.
Die Gemeindebehörde»
werden unter Hinweisung auf den Ministerial-Erlaß vom 12. April 1904 A. S. 247 beauftrag, das Verzeichnis
der Anträge ans Verleihung des Fenerwehrdienst- ehrenzeichenS spätestens btS 2«. Jnlt d. Js. als portopflichtige Dienstsache anher vorzulegen, bezw. Fehlanzeige zu erstatten.
Nagold, den 28. Juni 1905.
K. Oberamt. Ritter.
Die Herren Ortsvorsteher
werden beauftragt, die Nachweisungen über Regiebante« biS 8. k. Mts. hierher etuzuseudeu.
Nagold, den 88. Juui 1905.
K. Oberamt. Ritter.
Die Herren Ort-Vorsteher
werden beauftragt, die imf 1. Juli d. Js. abzuschlteßeuden Sportelverzeichniffe des abgelaufeuen Quartals bis 5. d. M. als portopflichtige Dienstsache hierher einzuseuden. Nagold, den 28. Juni 1905.
K. Oberamt. Ritter.
Großpolnische Treibereien.
Die Wünsche des größten Teiles der Polen laufen, wie von diesen wiederholt versichert worden ist, darauf hinaus, ein großpolnisches Reich wieder erstehen zu lasten, das vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee reichen und große Strecken jetzt deutschen Gebietes, wie die Provinzen Schlesien, Posen, West- und Ostpreußen, sowie Teile von Pommern und Brandenburg umsasten soll. In steter Wühlarbeit find ihre politischen Führer bemüht, die Saat dieser hochverräterischen, weil «ur aus den Trümmern von Preußen- Deutschland zu verwirklichenden Pläue im Volke auszustreuen. In letzter Zeit scheint diese Tätigkeit einen erneuten Aufschwung genommen zu haben.
In Oberschlefieu wird Stimmung für ein Wiederaufleben der alten Piastevzeit gemacht. Das Land soll „ein Piastenland, ein Teil der polnischen Nation* werden, wie eine kürzlich für diesen Zweck gegründete Zeitung, der „Polak*, ausführte. Daneben werden die Leute zu politischer Unduldsamkeit gegen die Deutschen ermahnt und ausgefordert, überall in den Gemeinden nach entscheidendem Einfluß zu streben. Ebenso macht das Poleutum lebhafte Anstrengungen unter den Kaffuben Westpreußens, die wendischen Ursprungs find. Um auch hier aufzuwiegeln, gibt die „Gazeta GdanSka* (Dauziger Zeitung) zweimal in der Woche eine in kassubischer Sprache geschriebene Beilage umsonst bet. Außerdem hatte man den Plan gefaßt, in dem Seebade Zoppot ein großes polnisches Hotel zu errichten, um auf drefe Weise dort einen Mittelpunkt für die Poloni- fieruug des den Polen nur wenig verwandten Volksstammes zu schaffen. In Ostpreußen sucht man die Masuren für die großpolnischen Bestrebungen zu gewinnen. Der bisherige Direktor der polnischen Posener Parzellierungsbank, Br. KaraS, will in der Nähe von Osterode einen polnische« Mittelpunkt schaffen und außerdem durch eine Zeitung, deu „Goniec Mazurski* (Masurischen Boten), die großpolnischen Gedanken verbreite». So geht das Poleutum auf der ganzen Linie zum Angriff vor.
Die Schuld aber au diesen Verhältnissen tragen nicht
nur die Polen, sondern ebenso die Deutschen, «nd zwar durch ihren Mangel au Nattonalgefühl, durch eine gewisse „Ausländerei", wie Bismarck diese Eigenschaft gelegentlich einmal genannt '.hat. Eis paar Jahre im AuSlande genügen, um aus einer großen Zahl von uns überstrnißte Engländer, Amerikaner, Franzosen, Tschechen, Polen u. a.«. zu machen, während unsere ruhmreiche Geschichte es wahrlich mit der Vergangenheit eines jeden dieser Völker auf- nehmen kann. Besonders zn bedauern ist dieses Verhalten deu Polen gegenüber, wo der Deutsche alle Veranlassung hat, sich als Kulturträger zu fühlen. An der Abschaffung eines derartigen nationalen Mangels «ttzuarbeiten, ist jeder von uns berufen und verpflichtet, und es wird höchste Zeit, daß wir uns dieser Pflicht erinnern. Sonst machen wir uns nicht nur zum Gespött von Europa, sondern geben diesem hochverräterischen Treiben sogar eine gewisse Berechtigung. Denn wer will eS den Polen verdenken, daß sie die Ehre, vollberechtigte Mitglieder des Deutschen Reiches zu sein, gering anschlageu? Erleben sie doch täglich, daß, wie Bismarck im Jahre 1886 bei der Einbringung des Aufiedlungsgesetzes aussührte, „in ganzen Gemeinden mit urdeutscheu Namen heutzutage kein einziger mehr behauptet, deutsch zu sein, daß die Leute kein Deutsch mehr könne«, während ihre Großväter noch jede Zumutung, etwas anderes, als ein Deutscher zu sein, als eine Kränkung aus- uahmen und mit Entschlossenheit zurückgewiesen haben.*
Der Aufstand in Deutsch-Südwestafrila.
Ei« entscheidender Sieg über die Bande Morengas.
Dem Lok.-Anz. wird gemeldet: Die Kompanie des Hauptmanus von Erckert, die schon am 6. d. M. ein erfolgreiches Gefecht am Karib- (Gamtoap) River hatte, überraschte am 14. d. M. erneut eine feindliche Werst an diese» River. Der Feind verlor 25 bis 30 Tote, 250 Stück Großvieh, 40 Pferde und Esel. Diesseits wurde ein Mau« verwundet. Major von Kamptz mit der Abteilung Siebert marschierte, von der Ostgreuze kommend, ebenfalls längs des Karib- (Gamtoap) RiverS u«d stieß am 17. d. M. a»f die gesamte Bande MorengaS, die in dem außerordentlich schwierigen Gelände verzweifelten Widerstand leistete. Die Abteilung Erckert eilte auf den Kanonendonner herbei und nach vierzehnstündigem, schworen Kamps gelang eS, die feindliche Stellung zu nehmen. Die deutschen Truppen verloren 15 Tote, 3 Vermißte und 25 Verwundete, unter diesen Major von Kamptz. Hauptmasn Siebert übernahm das Kommando. Die Höhe der feindlichen Verluste ist noch unbekannt. Am 18. Juni verfolgte die Abteilung und und vereitelte dadurch die Versuche der Hottentotten, ihr
Nagold als Luftkurort.
(Schluß.)
IV.
Was gehört nun aber zum fortdauernden Gedeihen unseres Luftkurorts?
1. Die fortwährende Unterhaltung und Verbesserung aller bisher beschriebenen und Gründung zweckmäßiger neuer Anlagen, sowie die weitere Sorge für städtische sanitäre Einrichtungen, namentlich aber womöglich auch ferneres Einsammelu der Jahresbeiträge durch die hierin meisterhaft bewährten zwei neuen oder andere gleichopferwillige Ausschußmitglieder sogar auf die Gefahr hin, von einem zornigen, kurzsichtigen Urnagolder mit der übrigens nicht
so schlimm gemeinten hies. Kraftavrede: „w .. s.r
W . . . begrüßt oder verabschiedet zu werden.
2. Die auch von andern Luftkurorten wohlweislich fortgesetzte alljährliche rationelle und rechtzeitige Bekanntmachung unseres Luftkurorts durch ZeitungSanoncen, Prospekte mit anziehenden Lokalaustchteu und wahrheitsgetreue Kurlisteu.
3. Ein anständiges freundliches Betragen aller alten und jungen Nagolder gegen alle Fremde, zumal aber gegen unsere Kurgäste. Unsere Herrn Gastwirte und Privat- logisvermieter werden im wohlverstandenen eigenen Interesse auch durch mäßige Preise in den Kurgästen die Neigung zur Wiederkehr nach Nagold zu wecken suchen. Verkehrt wäre es aber andererseits, wenn — wie fernd — falsch oder gar nicht rechnende Logis- und Kostreicher so niedere Preise fordern, daß nichts mehr dabei zu verdienen wäre.
4. Das in paffender Lage mit besonders wertvollen Berandalokalen, nur eben für die heurige Saison iu zu langsamem Tempo, neuerbaute Kurhaus Waldlust will wohl mit seiner Firma in den Leuten die Lust zum Walde
und ebendamit auch zum Besuche seines nur 2 Minuten
vom Wald entfernten Hauses wecken. Aber auch die Lust t m Walde gönnen wir jedermann von Herzen. Nur möge man seinen Frohsinn daun lieber durch Wettstugeu mit deu Vögeln im Walde als durch oft waldgefährliches Zigarren- raucben oder gar durch groben Unfug bekunden. Der Knr- hausbefitzer wird aber iu Ermangelung einer bis jetzt leider nicht iu allen Städten eingeführteu „Polizeistunde* sowie der städt. Polizeiaufsicht wohl sicher selbst dafür sorgen, daß seine neben der Waldlust meist Ruhe verlangenden Kurgäste nicht durch Lärm oder Duldung von Trunksüchtigen im Wirtfchaftslokal auf Nimmerwiedersehen vertrieben werden.
5. Wir find ferner iu der glücklichen Lage, daß unsere Luftkurgäste nötigenfalls auf eine vertrauenswürdige BW ratung seitens unsrer 3 erprobten Herren AerzSß rechnen dürfen. Ueberdies stehen für spezielle Leiden hier mehr als anderwärts besondere Heilanstalten zu Gebot, nämlich: die elektrischen, medizinischen und Lichtbäder von Herrn Dr. Baumajnn, sowie die elektrischen Lohtauniu- bäder von Herrn C. Schwarzkopf. Auch warme Bäder stehen zu Gebot. Nur bedürfen die öffentlichen Flußbad-Anstalten, zumal das Frauenbad, einer schleunige« gründlichen Verbesserung oder nötigenfalls Neuaulage, nachdem wir in unsrer öffentlichen Einladung auch diese Badgelegeu- heit in Aussicht gestellt haben.
6. Dringend nötig ist ferner die Fürsorge dafür, daß alle Fremden, die länger hier weilen wollen, und eine Privatwohnung dem Gasthaus vorziehen, sofort schon auf dem Bahnhof die nötige Auskunft erhallen. Ebenso wichtig ist aber auch, daß die Prtvat-LogiSbesitzer stets ohne Verzug auf dem Rathause aumelden, wann ihr LogiS besetzt ist oder wieder leer steht. Hiefür und für die Einräumung eines Lokals für Lustkurgäste znm Lesen etlicher Tageszeitungen hat der VereivSanSschuß bereits das Nötige beschlossen.
Anch eine Unterhaltung der Luftkurgäste — wenigstens iu der Hochsaison — durch einen für jedermann interessante» Vortrag oder durch eine musikalische Produktion würde wohl die Zugkraft unsres Luftkurorts erhöhe«.
7. Sehr wichtig ist aber auch noch, daß jedermann, der Mißstände iu «aseru Anlagen oder sonstigen Luftkurorts- Maßregeln entdeckt, oder von sich ans oder im Namen der Luftkurgäste Wünsche und Vorschläge Vorbringen möchte, doch stets ohne Verzag den Veretnsvorstand oder Vize- Vorstand oder ein AuSschußmitglied davon tu Kenntnis setzt, damit immer deu Mängeln wo möglich und rasch ab- geholfen oder nützliches Neues ins Werk gesetzt werden kau«.
8. Im Hinblick auf diese ganze Schilderung des Luftkurorts Nagold braucht uns die von deu Blättern ange- Kündigte Erhebung auch unsrer zwei Nachbarstädte Alten- steig und Wildberg za Luftkurorten nicht bange z« machen, sofern dort nicht alle Lustkarortsfaktoren so günstig zusam- meutreffen wie hier. Ohne Konkurreuzsorge wünschen wir daher auch ihnen auf diese« für alle Schwarzwald-Orte mehr oder weniger in Betracht kommenden Spekulationsgebiete freunduachbarlich guten Erfolg.
Schlußwort. In diesen 4 neuesten Nummern des „Gesellschafter* (welche doch mancher Leser behufs weiterer Benützung für sich und für Luftkurgäste reservieren dürfte) wollte mau zweierlei Nachweisen: daß Nagold ein Luftkurort ist und wie eS ein solcher bleiben kann.
Möge nun unser altehrwürdigeS Nagalta (nicht Nagolta) auch in seiner jetzigen verbesserten und vergrößerten Gestalt wettergedeiheo und fortwachsen! Möge insbesondere sein Wald auch fernerhin nicht bloß als die städtische Hauptsiuanzquelle und für die mancherlei Ausgaben und Fortschritte, sondern namentlich auch sowohl an Einheimischen als Fremden als eine Heilquelle für GemütS- und körperliche Leiden sich erweisen! DaS walte Gott!