7V. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

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14?

Nagold, Mittwoch den 88. Juni

1S05

Bei der am 26. April und an den folgenden Tagen vorge­nommenen ersten Staatsprüfung im Mafchineningenieurfach ist u. a. Kandidaten für befähigt erkannt worden: Nagel, Oskar, von Bietigheim-Nagold.

Im Budgetarrsschust des österreichischen Ab­geordnetenhauses wies Untere lchtsmiuister von Hartl am Samstag auf die irr letzten den Jahrzehnten trotz der ungün­stigen Materiellen und finanziellen Verhältnisse erfolgte Aus­gestaltung der Hochschulen hm und erklärte, die Regierung werde im Lauf des Sommers ein Programm für die rascheste Befriedigung der dringenste« Bedürfnisse uusarbeiten. Er erkenne an, dch die Forderung nach Errichtung nationaler Hochschulen in den Verhältnissen begründet sei und hoffe, speziell in betreff einer slovenischen Universität in absehbarer Zeit mit konkreten Vorschlägen hervortreten zu können.

I« des italienische« Deputieste«ka«Mer wurde bei der Beratung der Heeresausgaben über einen Antrag des Deputierte« Sonnino verhandelt, der die Einsetzung einer parlamentarische« Kommission zur Prüfung der Heerss- »rgastfatLon verlangte. Der KriegSmtuister bekämpfte diese« Antrag Nnd das Hass nahm schliesslich eine Tagesordnung, die der RegieMng das Vertraue» ausspricht, in nament­licher NAstimWimg mit -IW gegen 68 Stimmen an. Daun genehmigte das Haus die einzelnen Artikel der^Borlsge be­treffend die Heeresausgaben urck darnach in geheimer Ab­stimmung mit 174 gegen 57 Stimmen die Vorlage im ganzen.

Zur «Evcgisch.schwsdische» Frage führt jetzt j

die Srockhslmer ZeitungSvenska Dagbladet" aus: Die Auslösung der Anion wird die Befreiung für Schweden werden. Sie ist sicherlich mit einem gewissen Risiko, welches jedenfalls auf unserer Seite nicht am größten. Sine friedliche Abrechnung, welche darauf ausgeht, unsere wirk­lichen Interessen auf der skandinavischen Halbinsel zu sichern, und die sich aas die billigen schwedischen Garantieforderrrngeu gründet, dürste nicht allzu großen Schwierigkeiten begegne».

Der Krieg zwischen Rußland Md Japan.

Die Lage tu der M«»i>fch«rei.

Petersburg, 26. Oimi. Mn Telegramm des Gene­rals Linewitsch vom 34. lautet folgendermaßen: Am 33. versuchten die Japaner östlich der Eisenbahn unsere Vorhut i« Teil des Kaokhe zu vertreiben, wurden aber zurückgetriebe«. Unsere Abteilung vertrieb auf dem Weg nach Nanchanchentfy die japanischen Vorposten und rückte südlich von Nanchan- chentsy r«r. Nils dem Weg nach Ufunglu wich unsere Ab­teilung zurück: die Japaner verfolgte» sie und besetzten Uulaugtfi. Am 33. Juni «ahme» die Japaner Hie Offeufive wieder auf, wurden aber von Schimyaotsc- nnd Touangu znrückgeschlagen. In Korea haben die Japaner am 31. Luscheug besetzt?

Ein zweites Telegramm des Generals Linewitsch vom 35. lautet: Am 22. ergriff der Feind die Offensive gegen

unsere auf de« Weg nach Schiwhaotse befindliche Truppeu-

abteilung. Der Angriff war mit einer Umgehung auf dem rechten Flügel verbunden und wurde sehr energisch geführt und bedrohte unsere« Rückzug. Hierauf sandte der Kom­mandeur eine Abteilung Kavallerie gegen die japanische Kolonne und befahl unserer Abteilung zurückzugehen. Eine Verfolgung von seiten des Feindes fand nicht statt.

Petersburg, 27. Juni. General Linewitsch tele­graphiert unter dem 26. Juni: Am 25. Juni ergriff der Feind die Offensive gegen unsere Kavallerievorpostcu südlich der Eisenbahn. Der Feind vertrieb unsere Vorposten nach Nor­den zu. In der Gegend von Hatlungchen wurde am 24. Juni einer unserer Ksvallerieposten von den Japanern ver­trieben. Wir sandten freiwillige Jäger zur Verstärkung, doch gerieten sie in feindliches Artilleriefener. Japanische Infanterie ist in den koreanischen Bergen gesehen worden. A« 22. Juni griff der Feind die Sotnien unserer Vorhut a«, die sich nach einem Kampfe zurückzogeu.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berfafsuugsrevifio« vor der Abgeordnetenkammer.

Der Halbmonds««! zeigte am Montag das Bild eines großen Tages: eine dichtbesetzte Zuschauertribüue, für welche die Zutrittskarten schon in den Morgenstunden vergriffen waren, eine« vollzählich besetzten Ministertisch, ein gutbe- setztesHaus und eine säst atemlose Stille während der Aus­führungen der verschiedenen Redner.

Die Debatte «ahm insofern einen etwas unerwarteten Verlauf, als nicht unmittelbar in die Beratung des Ent­wurfs des BersassaugSgesetzes eingetretm wurde, sonder« vielmehr in die Erörterung einer mehr formellen staats­rechtlichen Frage, die auch in der Protestbewegung des vorigen Sommers tstelfach erörtert wurde, nämlich der Frage, ob das Gesetz vom 1. Juli 1849 brtr. die Einberufung einer aus Vertretern der 64 Oberämter sich zusammensetzrnden konstituierenden Landesversammlung heute noch zn recht be­stehe oder nicht. Der Nbg. Hauß mann-Balingen, der diese Frage auschuttt, bejahte sie und kam damit auch indirekt zu dem Schlntz, daß, wenn die jetzigen Beratungen über die VerfaffungSrevifiou zu einem Erfolg nicht führen sollten, die Regierung berechtigt wäre, unter Einberufung dieser konstituierende« Landesversammlung, und damit unter Aus­schaltung oder Umgehung der Kammer der Standesherreu, dem Laude eine neue Verfassung zu geben. Der Abg. Gröber (Zentrum) griff diese Darlegungen HaußmanuS sofort aus und stellte den Antrag, diese Frage au die staats­rechtliche Kommission zu verweisen und die Beratung des Bersassnugsgesetzes bis zur Entscheidung dieser Frage zuröck- zustelles. Da mit der Annahme dieses Antrages die Ber- sassungsrevifion wieder hiuauSgeschobe« worden wäre und die Frage der Gültigkeit des Gesetzes vom 1. Juli 184S von verschiedenen Seite« als in de« Sinne gelöst bezeichnet wurde, daß das Gesetz heutzutage nicht «ehr zu recht be­stehe und eine organische Weiterbildung nur auf der Rechts­

grundlage der Verfassung von 1819 erfolgen könne, so traten

verschiedene Redner dem Anträge aus KommisstouSberatung entgegen, in erster Linie als Vertreter der Prälateubauk Herr v. Sandberger, der außerdem darlegte, daß seine Freunde aus ihrer früheren zuwartendeu Haltung heraus- treten und an dem vorliegenden Gesetz Mitarbeiten wollen. Die politischen Verhältnisse in unserem Land haben sich in den letzten Jahrzehnte« derart verschoben, daß es im wohl­erwogenen Interesse des Landes liege, wenn der Wunsch des Volkes nach einer Verfafluugsrevifion endlich einmal erfüllt werde und auch der gegenwärtige Entwurf der Re­gierung nicht wieder unter den Tisch falle. Namens der Deutschen Partei gab Staatsrat v. Balz eine längere Er­klärung ab, die in erster Linie darauf abztelte, den Abg. Haußmanu zu einer präzisereu Stellungnahme und Aus­sprache über die Abficht, die er mit seinen Ausführungen über die staatsrechtliche Bedeutung des Gesetzes von 1849 verfolge, zu veranlassen. Würde Haußmanu mit diesen Aus­führungen den Nachweis versucht haben, daß das Gesetz von 1849 noch zu recht bestehe, so wäre, meinte Herr v. Balz, allerdings eine eingehende Prüfung dieser Frage er­forderlich; in diesem Kalle würde auch die Deutsche Partei für den Antrag Gröber auf Kommisfiousberatung stimmen. Eine solche Auslegung deS Gesetzes von 1849 sei aber völlig undenkbar, den» Regierung und Stände haben sich seit 1849 in ihrer gesamten gesetzgeberischen Tätigkeit nicht auf den Boden jenes Gesetzes, sondern vielmehr auf den Boden der Verfassung von 1819 gestellt. Bei de» seit­herigen Verhandlungen zwischen den Fraktionen und der Regierung sei mau auch davon auSgegangeu, daß eine Ber- fassnngsrevtston nur erzielt werden könne, wenn die erste Kammer beibehalten «erde. In ähnlichem Sinne äußerte sich auch der Minister des Innern Dr. v. Pischek, während Ministerpräsident Dr. v. Breitling gleich im unmittelbaren Anschluß au die Ausführungen Haußmauus darlegte, daß die Regierung die staatsrechtliche Auffassung Haußmauus über das Gesetz von 1849 in keiner Weise teile; diese Auf­fassung stehe auch in direktem Widerspruch mit dem Inhalt der letzten Thronrede. D«8 Gesetz von 1849 sei daher keine Grundlage, um auf dem Wege der Lerfaffuugsrevisto« zum Ziele zu gelangen. Nach der wenig günstigen Auf­nahme, die die Ausführungen des Abg. Haußmanu im Hause gefunden, erklärte dieser, daß er «ach dem Gang der Beratungen keinen Anlaß habe, seine Anregungen zu einem Antrag zu verdichten, da die Stimmung deS Hauses mit seiner Auffassung km Widerspruch stehe. Darauf­hin zog auch der Abg. Gröber seiueu Antrag auf Kom- misfionsberatung zurück. Da «eitere Redner zunächst nicht zum Worte gemeldet waren, die Generaldebatte aber «och nicht als erschöpft betrachtet werden konnte von sozial­demokratischer Seite wurde das Wort noch nicht ergriffen, obwohl die Ausführungen HaußmanuS bezüglich Abschaffung der ersten Kammer dies «ahegelegt hatten, so schlug der Präsident Vertagung auf Dienstag vor. Die heutige De­batte wird sich als» um den Inhalt der Vorlage selbst drehen.

AagoiÄ als Luftkurort.

(Fortsetzung)

III.

5. Eutffernte-re Anlagen mit besondere» Wegen und Ruhebänken find:

a) die'bei günstiger Witterung eine überraschend weite Fernficht ans den größte« Teil unseres AlbgöSirgS bietende Anlage Kühler Berg, aus der Höhe zwischen Emmingen und Oberjettinge», 1*/» Stunden von Nagold entfernt, auf bequemen Fußwegen zu erreichen und durch die bekaunten Wegweiser des Schwarzwaldvereins leicht aufzustnden. Auch dort ist eine Schutzhülle errichtet. Dagegen wurden unsere dortigen Albpauovawakästchen, aus deren Gebtrgskettenbiideru mit Namen man sich sofort über alle Aussichtspunkte orien­tieren konnte, durch rohe boshafte Leute unbrauchbar gemacht.

b) Sehr zu empfehlen ist »och eine Waldtour nach der auch nur 4V» Std. von hier entsernteu Letzertanue» aus der rechte» Seite des Waldachtals, oberhalb des Nagolder Stadtwalds Winterhalde im Sündriuger Gemeindewald gelegen, von Nagold aus durch Wegweiser und farbige Baumkreife» leicht aufzustnden. Die für die teilweise steile Stadtwaldsteige wünschenswerten Bänke werden dem­nächst dort angebracht werden. Der Forstkundige «blickt in dem . abnormen Wüchse dieser Tanne kein sogen. Natnr- spiel, sondern erklärt sich seine Entstehungaus einem Schnee- druck m der Jugend, worauf die Aeste kraft eines vom

Schöpfer iu den Baumwuchs gelegten Gesetzes nunmehr senkrecht fortwschfen, zur Stammesdicke erstarkten, und so schließlich die mehrstämmige verschieden hohe leyerförmige Gestalt verursachten.

e) Waldfsßwege von Nagold nach Oberschwan- dsrf, Uuterschwaudors, Walddors und Rohrdorf.

Der Fußweg nach Oderschwandorf beginnt auf der Hohe der Freudenstädter Steige und ist genau durch Wegweiser und Baumstreifen bezeichnet. Von seinem Beginn bis nahe an den Ort wandelt «au immer in mit Laubholz wechselndem Tanneuwalde. Hat mau darin eine halbe Stunde zurückgelegt, so zeigt eine Tafel ganz nahe neben dem Fußweg zur rechten Hand eine seltsame Drillings- Fichte, ferner zur linke« Hand den Zutritt zu zwei noch merkwürdigeren sogen.Kandelaber-Fichten". Auch kann man ebendaselbst iu die von hinten den Sommer über offene Waldpstanzschule die Sulturwerkstätte der Forst- beamteu gelangen. In Oberschwandorf (wie in dev andern genannten Orten) trifft mau Gasthäuser mit reellen Getränke«. Aber man wird es nns verwöhnten Nagoldern nicht übelnehmen, wenn wir vorsorglich Produkte aus unfern bis nach Berlin exportierenden Ragolder Metzgerläden in die Tasche steckten und sie uns dort schmecken lassen. Gleich- falls von der Höhe der Freudenstädter Steige auS können wir aber auch auf schattigem Waldweg nach Unterschwandorf gelangen. Wollen wir den Nachbarorten Rohrdorf oder Walddorf mittelst Waldtouren einen Besuch machen, so ver­dient jeder Ort für sich einen besonderen Besuch. Nach beiden Orten führt der gleichfalls gut bezeichnte Waldweg an

Schaibles Harzfabrik vorüber. Am Waldanfang trennen sich daun aber beide Fußwege. Der Fußweg »ach Wald- darf führt uus durch den StadtwaldBuch* oben bald zu eine« Ruheplatz mit zu« Trinken gefaßtem vorzüglichem QuAlwaffer. Der Weg nach Walddorf führt daun noch durch den Rohrdorfer und Walddorfer Gemeiudewald. Wem diese I V» Stunden beanspruchende Tour nach Walddorf zu anstrengend ist, der wähle die Tour »ach Rohrdorf, wohin er Nagolder Jleischware« mitzuuehmen nicht nötig hätte.

ä) Eine weitere vorzügliche Wasser-Qnelle findet der Wsfferfteund i« Stadtwald Galgenberg hinter dem Militär-GenesungsheimJakobSbruuneu" genannt, der auch im trockensten Jahr« stets wohlschmeckendes frisches Wasser spendet.

s) AnlageLuginsland."

Sie liegt von der Stadt auS in mehr südlicher als östlicher Richtung auf derSteiuberg-Höhe" nahe bet dem Stadtwald Ziegelberg. Sie verdient «eit häufiger besucht zu werden. Genießt mau doch von dort einen entzückende« Ausblick in das Waldach- und Nagoldtal sowie nach man­chen benachbarten Orten, und wen» mau von dort noch etwas höhersteigt und iu der Richtung zur Bollmaringer Steige weitergeht, eine überraschend wette Fernsicht nach der Albkette. Auch diese Anlage ist mit einer Hütte ver­sehen. Man sollte sie aber niemals anders besuchen, als daß «au zunächst auf der Lalstraße nach Jselshauseu pil­gert, um dann von dort über die Eisenbahnlinie und auf einem bequemen Fußweg durch den Stadtwald Ziegelberg das Ziel Zu erreichen, die sehr steile und steinrauhe