VS. Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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nach Verhältnis.
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Jevnfprechev Wr. 28.
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Mit dem PlauderMbchen und
Schwäb. Landwirt.
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Jur: geft. Wecichtung!
Im letzten Plauderstübchen haben wir mit dem Abdruck des Romans „Die gelbe Stofe" von Maurus Jokai begonnen.
Der große ungarische Erzähler läßt in diesem Roman das Leben der Pußta (Steppe in Ungarn) mit ihren Cfikos und Gulhas (Roß- und Rinderhirten) in farbenprächtigen, poefievollen Bildern und humorgewürzter Sprache au uns vorüberztehen.
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Die erledigte Oberlehrerstelle an der Taubstummenanstalt in Gmünd ist von der Kommission für die Erziehungshäuscr am 12. d. M. dem Oberlehrer Retter in Bönnigheim übertragen worden.
UoMische Weöersicht.
Ei« zweiter deutscher Kolouiattougretz soll
vom 5. bis 7. Oktober in Berlin im Reichstagsgebäude abgehalteu werden. Unter den 81 Veranstaltern des Kongresses steht an erster Stelle die Deutsche Kolouialgesell- schaft; neben ihr eine Reihe von Vereinen für koloniale und überseeische Angelegenheiten. Mit dem Kongreß werden eine Iropeumedtzintsche Ausstellung, eine kartographische Ausstellung und eine Ausstellung von kolonialen Erzeugnissen, Nutzpflanzen der deutschen Kolonien und tropenlandwtrt- schaftltchen Maschinen verbunden sein.
Die Mitglieder der Ko««isfio» deS preußischen Abgeordnetenhauses zur Beratung der Vorlage über die Aeuderuug der Landesgrenze zwischen Preußen und Bremen haben sich nach Geestemünde begeben, um sich an Ort und Stelle über die Fragender Grenzverschiebuug ein Urteil z« bilden. Man kan« wohl hoffen, daß diese Fahrt mit dazu beitragen wird, zwischen der Mehrheit deS Parlaments und der Regierung eine Verständigung herbeizusühreu, damit die Angelegenheit zu einem dem allgemeinen deutschen Interesse und dem deutschen Handel dienenden Ausgang führt.
I« der italienische« Kammer erklärte der
UuterflaatSsekretär im Ministerium des Aeußern auf eine Anfrage des Abg. Priuetti, daß die in den Jahren 1899 und 1902 mit Frankreich und England getroffenen Abkommen bezüglich der afrikanischen Mitte lmeerküste noch in Kraft seien.
Bo» der türkische« Regierung find i« Athen
ernste Vorstellungen wegen des Uebertritts von griechischen Banden auf türkisches Gebiet erhoben worden. Wie a«8 Saloniki gemeldet wird, hat im Dorf Satins bei Grauit- fowo im Kreis Florian« ein Kampf zwischen einer ziemlich starken griechischen Bande und Bulgare» stattgefunden. 15 Bulgaren wurden getötet und mehrere Häuser niedergebrannt. — Der russische Gesandte in Belgrad hat wegen der serbischen Banoen in Mazedonien bet der serbischen Regierung Vorstellungen gemacht. — Der türkische Generaltnspektor Hilmi Pascha hat an alle KatmakamS der drei mazedonischen WilajetS ein Zirkular erlassen des Inhalts, daß den fremden Gendarmerie-Offizieren die Besichtigung der Gefängnisse gestattet sei, daß sie jedoch keine Untersuchung über die Gefangenen zu führen haben. — Aus Armenien kommt die Nachricht von blutigen Zusammenstößen zwischen armenischen Banden und türkischen Truppen, wobei zwei türkische Offiziere getötet wurden. Ja Russisch-Armenien sammeln sich Banden zu Einfällen in die Türket.
Der Krieg zwischen Rußland und Japan.
Die Lage i« der «audschur-i.
Petersburg, 15. Mai. General Linewttsch telegraphiert am 13. d. M.: Eine unserer Abteilungen ergriff am 9. Mai die Offensive. Bei Chimiaotse kam es mittags zum Kampf. Eine andere Abteilung wurde auf dem Marsch von Nauchauchentse nach Chimiaotse aus einem Engpaß mit Gewehrfeuer vom Feinde empfangen. Das Gefecht begann gegen Mittag. Der Feind führte Artillerie ins Treffen. Unsere Abteilung zog sich, nachdem sie ihre Aufklärung beendigt hatte, zurück.
Ein zweites Telegramm des Generals Linewitsch meldet unterm 14. d. M.: Eine russische Abteilung, die nach Eho- dagru dirigiert worden war, zog sich, als sie 700 Meter vorjdeu feindlichen Truppen umgangen wurde, gegen Sudogsa
Nazold, Mittwoch den 17. Mai
zurück, vertrieb aber den Feind, nachdem sie Verstärkungen erhalten hatte, aus Ehodagru und zwang ihn, sich in kleineren Abteilungen nach Süd-Eüd-West zurückzuziehen.
Die Flotteubeweguugeu.
Pari-, 16. Mat. Nach einer Privatmelduug aus Saigon vereinigte sich RoschdjeftweuSky nach seiner Ausfahrt aus der Honkohe-Bat fünfzig Seemeilen nördlich vom zehnten Breitegrad «it dem GrgäuzuugS-Ge- schwader de- Admiral- Rebogatoff.
Nagasaki, 16. Mai. Die Beschlaguahme des auf der Fahrt nach Wladiwostok von den Japanern weg. genommenen holländischen Dampfer- Wilhelmiua ist vom Prtseugertcht in Saseho für rechtsgültig erklärt worden. _
Parlamentarische Nachrichten.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 17. Mai. Die Abgeordnetenkammer beschäftigte sich in ihrer gestrigen Sitzung nochmals mit den Gymuasial-Lehreru und zwar mit einer von der Regierung geforderten Neuregelung der Vorrückungs- Verhältnisse der Lehrer an den oberen Klaffen, wodurch dieselben schon nach 24 Dieustjahrev (bisher nach 27) in den Höchstgehalt eiurücken sollten. Die Finanzkowmtsston hat die für diese Neuregelung verlangte Exigenz von 19 500 Mark gestrichen; nach kurzer Debatte hat jedoch das Plenum einem Antrag des Prälaten v. Demmler und des Abg. Kleemaun entsprechend die Regierungsvorlage wiederhergestellt und damit die Exigenz bewilligt. Eine längere Debatte über die Stenographie und deren Einführung in den Schulen entspann sich sodann bet der schon seit mehr als 40 Jahren im württ. Etat figurierenden Exigenz von 515 Mark als Beitrag an den Württemberg. Gabelsberger Stenographeuvrretu, die von der Finanzkommtsston diesmal gestrichen worden war, weil die Anhänger des Stolze- Schreyschen Stenographiesystems die Teilung dieses Beitrags verlangt hatte«. Entgegen einem schon vor zwei Jahren gefaßten Beschluß der Abgeordnetenkammer, daß der Einführung eines einheitlichen Systems in den Schulen näher getreten werden soll, stellte sich die Regierung tu dieser Angelegenheit vorläufig noch auf einen ab- wartenden Standpunkt, der auch in einer dem Etat beige- gebenea Denkschrift zum Ausdruck kommt und den die Regierung mit dem Hinweis begründen zu können glaubt, daß der Systemstreit gegenwärtig noch heftiger denn je entbrannt und daß eine Klärung der schwebenden Streitfragen vorerst nicht zu erwarten sei; es sprechen daher schon Opportunitätsgründe dafür, daß die Uuterrtchtsverwaltvng in dieser ganzen Frage eine zuwartende Haltung eiunehme. Dazu komme aber auch noch drr Umstand, daß in neuerer Zeit der Beirat der Zentralstelle für Gewerbe und Handel wohl ein einheitliches System als wünschenswert, die Wahl des Systems aber gleichfalls als eine zur Zeit noch offene Frage bezeichnet habe. Dieser Standpunkt der Regierung wurde von den Abgg. Keßler, v. Kiene und Htldeubrand, die mehr für das Stolzesche System, jedenfalls aber für volle Gleichberechtigung desselben mit dem Gabelsbergerscheu etutraten, gut- geheißen, von den Abgg. Kleemann, Locher, Rembold- Aalen, Hang und insbesondere vom Abg. Haußmann- Balingen aber mit Entschiedenheit bekämvft; woraus ein Antrag Sleemann-Locher- v. Seckendorfs, den von der Finanzkommisston gestrichenen Beitrag an den Gabelsberger Steuographenverein wiederherzustellen, zur Annahme gelangte. Indirekt hat sich damit die Abgeordnetenkammer wiederholt zu Gunsten des Gabelsbergischen System- und der Einführung desselben in den Schulen ausgesprochen; eS ist daher zu hoffen, daß die Regierung der praktischen Durchführung dieser Frage in absehbarer Zeit näher treten wird. Eine Reihe weiterer Etats wurde ohne erhebliche Erörterungen gutgeheißeu.
Tages-Weuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 17. Mai.
Bvlk-bibltoth-k.
In einem „Eingesandt" des Schwäb. Merkur wird zu Beiträgen für die Stuttgarter Volksbibliothek aufgefordert mit der Schlutzbemerkung: „Dies wäre ein nachhaltiger, würdiger, geistiges Leben schaffender Erfolg unseres Schiller- festes." — Diesen Erfolg des Schillerfestes möchten wir auch für unsere Stadt wünschen. Wenn anderwärts VolkS- bibliotheken als dringendes Bedürfnis anerkannt werden und überaus rege Benützung erleben, so wird sich diese Erfahrung auch hier bestätigen. — Nichts füllt die freie Zeit
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so nützlich und angenehm zugleich aus als die Lektüre eines
guten Buchs. Und mau hat doch trotz aller berufliche« Vtelgeschäftigkeit manchmal seine freien Stunde», die man nicht recht ausznsüllen weiß. Da erholt man sich am allerbesten, wenn »an Schönes zu« Lesen hat. Biele, nicht bloß die Jugend, sondern auch die Erwachsenen würde» wohl sogar zu eine« belehrende« Buch greifen. TS gibt ja so viel Wissenswertes, baS ihnen noch unbekannt ist. Und das Streben nach Wissen und Btlduug wird sich auch hier finden. Eine unschätzbare Hilfe wäre eine BolkSbib« liothek, wo jedermann Gelegenheit hätte, gegen ein paar Pfennige LeseztvS ein Buch zu entlehnen. Wer nicht wüßte, was und wie, könnte die Beratung des Bibliothekars etn- holeu. Zur Ueberuahme dieser mühevollen Arbeit hat sich eine bewährte Kraft bereitwillig zur Verfügung gestellt. Auch ein geeignetes Lokal würde elngeräumt. Nur die Mittel fehlen noch. Dankbar wird jedes brauchbare Buch entgegeugenommen und jede Gabe an Geld zur Instandsetzung des Unternehmens. ES sei auf de» Ausruf im Auzetgeteil deS Blattes hingewieses.
r. Herreuberg, 15. Mai. A« SamStag abend wurde bet dem Bauern Benzinger, während er mit seiner Tochter im Hopfengarten war, eingebrocheu und neben dem Goldvorrat auch einige Hypothekenpfandbriefe gestohlen. Die erbrochene Geldkassette und weitere Wertpapiere ließ der Dieb auf dem Heuboden liegen und begnügte sich mit etwa 1500
r. Horb, 16. Mai. In dem benachbarten Ort Stehen (Hohen,ollen) feierten gestern die BnrgwirtSeheleute Arm- bruster ihre „Diamantene Hochzeit." DaS Paar ist noch sehr rüstig. Von nah und fern wurde inniger AuteU an dem Fest genommen. _
Stuttgart, 15. Mai. Die LaudtagSersatzwahl für die Oberämter Wangen und Eßlingen ist aus den 14. Jmn festgesetzt. -
Stuttgart, 15. Mat. Der Landesverband der Fri seure Württembergs hält am 22. Mat im Kouzertbaus ,« Ravensburg seine« 3. BerbaudStag ab. Mit demselben ist eine sachgewerbliche Ausstellung (Geschäftseinrichtungen und sonstige GebrauchSgegeustäode, Parfümerien usw.), ferner eine Ausstellung künstlicher Haararbeiteu verbunden, die nach den eingelaufenen Anmeldungen reichhaltig zu werden verspricht.
r. Stuttgart, 15. Mat. Von einem ca. 25—30 Jahre alten Mann wurde heute mittag nach 13 Uhr in der Ludwigstraße ein Einbruch verübt. Der Einbrecher wurde aber entdeckt und entfloh seinen Verfolgern. Ein Radfahrer eilte jedoch dem Einbrecher nach, und meldete der Polizei, daß er sich in einem Neubau der Forststraße versteckt habe. In einem Kellerwinkel wurde er von der Polizei aufgegriffe« und Dingfest gemacht.
r. Stuttgart, 15. Mai. Am SamStag vormittag wurde bei Cannstatt der Leichnahm einer Frau aus dem Neckar geläudet. Die »erlebte, die von Geislingen zage- reist kam, war seit längerer Zeit krank und lebeudSmüde.
Stuttgart, 16. Mat. I« Namen deS Schwäbische« SchillervereiuS ist von Geh. Hoftat Prof. Güntter auf Schillers Sarg in der Fürsteugruft zu Weimar ein Lor- beerkrauz «it schwarz-roter Schleife und Widmung als Gruß aus Schillers Heimat ntedergelegt worden.
Stuttgart, 15. Mai. Der Württ. Journalisten- und Schriststellerverein beschäftigte sich io seiner gestrigen Sitzung, die im Jagdzimmer des Hotels Royal stattsand, mtt dm derzeitigen Einrichtungen für die Berichterstattung auf drr Jourualtsteu-Trtbüue im Stuttgarter Rathaus. Die Ber- saumluug erklärte die gegenwärtigen Verhältnisse für durchaus unzureichend und unwürdig und beauftragte den Ler- eiusauSschuß in aller Bälde die geeigneten Schritte z» ausreichender Abhilfe zu tun. — Durch neue Aufnahmen ist der Verein nunmehr zu eine« Bestand von 100 Mitgliedern, 91 ordentlichen uud 9 außerordentlichen Mitgliedern, gelangt. Zu dem vom 19.—22. Juni in Darmstadt statt- findenden BerbaudStag der deutschen Journalisten- und Schrtftstellerveretne wird der Verein zwei Vertreter entsenden. Am 21. Mai findet ein Ausflug des Vereins nach Lud- wigSburg statt.
r. Stuttgart» 16. Mai. Die Königin-Witwe Margherita von Italien traf am Sonntag nacht um 11 Uhr hier ein und nahm im Hotel „Marquardt" Absteigequartier. Gestern nachmittag statteten Ihre Majestäten der König uud die Köntgi« der verwitweten Königin im Hotel einen Besuch ab, welchen diese kurz darauf erwiderte. Heute vormittag 10 Uhr reiste die hohe Frau nach Wiesbaden ab, wo sie de« Festspielen beiwohnen wird. — Zur gestrigen Hostafel waren u. a. geladen der kaiserliche russische Ge-