Blutspuren hiuterlassen müssen, den« am anderen Morgen habe man entdeckt, daß der Täter seine blutbefleckten Hände au einem Zaun in der Nähe des Tatortes abgeputzt habe. Dem Schultheißen und mehreren Nachbarn, die der Ange­klagte herbeigerufeu hatte, sagte er zunächst nichts davon, daß er einen Raubmord vermute und daß ihm Geld fehle, sondern er suchte den Tod seiner Frau als einen natürlichen hiuzustellk». Erst als der Leicheuschauer die Frau näher untersuchte und eine klaffende Wunde im Nacken entdeckte, sprach der Augeklagte von einem vermutlichen Raubmord. Auf Vorhalten des Schultheißen, wen er im Verdacht habe, bezeichnete der Angeklagte einen Bürger von Höfingen namens Roux als Täter. Der nach ReichertS Angabe ge- stohleue Geldbeutel mit Inhalt wurde aber in der gleichen Nacht noch in der «uteren Schublade der Kommode mit einem blutigen Lappen umwickelt vorgefuuden. Die zur Tat benützten Gegenstände eine Sichel und ein Kumps, be­fanden sich in einem mit einem Tuch zugedeckten Korb. Die 15 Jahre alte Tochter des Angeklagten, Marie, erklärte, Zeugnis oblegen zu wollen. Sie sagte aus, ihr Vater habe die brave Mutter öfters grundlos geschlagen; einmal habe er sie mit dem Beil bedroht. Sie habe die Ueberzeugung, daß ihr Vater die Mutter totgeschlageu habe.

Bei der Fortsetzung der Verhandlung am Dienstag bezeugte Landrichter Schöninger, das fünfjährige Töchter- chen des Angeklagten habe am Morgen nach der Tat angegeben, sie sei in der Nacht aufgewacht und habe gehört, wie der Vater die Mutter geschlagen habe; ihre Mutter habe geschrieen und geweint, der Vater habe nach­her gesagt, sie, die Kinder, sollen nichts darüber sagen. Amtsrichter Dr. Gebhardt von Leonberg gab an. der An­geklagte habe bei seiner ersten Vernehmung die Täterschaft geleugnet und die Schuld auf einen Raubmörder geschoben. Die von dem Angeklagten nachts herbeigeholten Nachbarn fanden dir Leiche, die neben ihrem Bette lag, schon völlig erstarrt. Den Zeugen fiel chas sonderbare Benehmen des Angeklagten aus. Sie hätten den Eindruck gewonnen, daß hier kein Raubmord vorliege, sonder» daß der Angeklagte der Täter sei. Der Schultheiß von Höfingen schilderte den Angeklagten als einen schlau berechnenden und verschlagenen Menschen, welches Zeugnis ihm auch der Gemeinderat aus­stellte. Die Volksstimme kn Höstngen bezeichnete den An­geklagten allgemein als den Täter. Heber die Entlastung des Angeklagten aus der Untersuchungshaft im August v. I. seien die Einwohner von Höstngen empört gewesen. Land­jäger Nies von Leonberg bemerkte, daß die Beinkleider und Stiefel Reicherts blutbefleckt waren. Heute werden wettere Zeugen vernommen.

Deutsches Reich.

Berlin, 4. April. Dem Reichstag ist der Entwurf einer neuen Maß- und Gewichtsordnung zugegangen. Durch den neuen Entwurf wird das System der periodischen Nach­eichung allgemein durchgeführt. Es wird ferner die Frei- zügigkeitbezügl.der Meßgeräte aufdasKönigreichBayernweiter ausgedehnt. Wetter werden die geltenden Strafbestimmungen ausgestaltet und der Eichzwang, der bisher nur für Wein­fässer galt, auch auf die Fässer für Obstwein und Bier ausgedehnt.

Berlin, 4. April. Wie die Nachrichten aus Tokio besagen, wird der Besuch des Prinzen Arisugawa, welcher zur Hochzeit des Kronprinzen nach Berlin reist, in der ge­samten japanischen Presse eingehend besprochen. Das eine Blatt führt aus, die Priuzenreise fei nicht von politischer Bedeutung, doch würde der deutsche Kaiser die Beweggründe wohl zu würdigen wissen, welche den Mikado bestimmten, einen der angesehensten Prinzen zu entsenden; es bedeute dies eine Anerkennung für die von Deutschland bewiesene Neutralität. Ein anderes Blatt sagt, der Prinz Arisugawa sei von einer Prinzessin begleitet; die Auslandretse sei ohne Beispiel in der Geschichte Japans. Für Deutschland sei der Besuch ein Akt besonderer Höflichkeit und werde zu

und dann fuhr Gottfried mit den Kartoffeln, dem Koffer und dem Bette in die weite Welt.

Schade, daß es so regnet!" sagte ich.

Das ist gewächsiges Wetter!" bemerkte Jette trocken.

Ach, Gottfried es gibt ein altes Sprichwort:Der Teufel wollte alles sein, nur kein Lehrjunge." Seine Hellen Augen find ihm noch Manchmal naß geworden von Tränen, und die vielen blanken Gerätschaften in der Werkstatt und im Laden sahen ihm zuweilen schwarz aus, schwarz wie der Pechdraht seines Vaters.

Aber er hat die schwere Zeit überwunden, hat tüchtig was gelernt, und der Lehrherr hat ihm gar nichts erspart, obgleich er ein Onkel war. Nach der Lehrzeit ist er daun noch in einigen größeren Städten gewesen, sogar in Frank­reich, was doch nach Bodenstedter Ansichtenübers Meer hm" war, und jetzt will sich Gottfriedsetzen".

Die rührende Vorliebe der Bodenstedter für ihr Dorf »eibt ihn zurück. Dazu kommt, daß seine kleine, zarte Mutter schon länger kränklich ist und sich nach ihrem Ael- testen sehnt. Es ist ein Licht in ihren Augen, das nicht mehr von dieser Welt stammt; und deshalb hat auch Meister Petteupohl seine Zustimmung gegeben, der sonst immer sagte, der Junge müsse erst noch dienen, ehe er regiere. Aber Männchen hat jetzt erklärt, er wolle Schubmacher werden, und das stimmt den alten Meister auch weich und freundlich.

Fips hatte seinen vielseitigen Studien seit einiger Zeit lateinische Grammatik hivzufügeu wüsten uud nahm auch jetzt sein Uebungsbuch zur Hand, um für seinen Vater morgen Wohl vorbereitet zu sei», als ein seltsamer Pfiff von unten erschallte.

einer Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland sicherlich beitragen. Ein drittes Blatt endlich sagt, gehässige Verdächtigungen seien seit dem Rückzug von Ltaojang zwischen Deutschland und Japan aus- gesprengt worden, aber Deutschlands loyales Verhalten habe die Haltlosigkeit dieser Berichte bewiesen.

Berlin, 5. April. An den Folgen eine? Pistolen- duellS starb heute der Großgrundbesitzer Zipplitt aus Deutsch-Südwestafrika; der Anlaß zu dem Duell war ein Streit in einem Weinrestaurant.

München, 4. April. Der Verkehrsmtnister v. Fraueu- dorfer hat einer Deputation der Münchener Gewerbe- und Handelskammer gegenüber erklärt, der Antrag auf Ein­führung eines zweiten TageSschnellzugs München-Wien werde bei der nächsten europäischen Fahrplankonfereuz von der bayrischen StaatSeisenbahnverwaltmig eingebrocht werden; wenn dieser Antrag Genehmigung finde, dann könne auch an die weitere Ausgestaltung des Verkehrs nach Westen (Stuttgart und Karlsruhe) gedacht werden.

Hamburg, 5. April. Der Dampfer Marseille der mit 25 Mann Besatzung seit Anfang März nach dem Mit- telmeer unterwegs ist, wird seit dem 15. März vermißt. Mau befürchtet, daß er bei dem letzten stürmischen Wetter «nter- gegamen ist.

Kiel, 5. April. Im ganzen Ostseegebiet herrscht schwerer Schneesturm, der die Schiffahrt sehr erschwert.

Die Mittelmeerfahrt des Kaisers.

Neapel, 5. April. Bet gutem, doch etwas unsicherem Wetter fuhr der Kaiser aus der Hamburg mit dem Kreuzer Friedrich Karl um 10 Uhr in den Golf von Neapel ein. Das italienische Geschwader lag in Parade und gab den Salut ab. Die Mannschaften brachten ein Hurra aus. Der Friedrich Karl erwiderte den Salut. Die Hamburg machte an der Mole im Militärhafen fest. An Bord mel­deten sich beim Kaiser der deutsche Botschafter in Rom, Graf Monts, der Militärattache Major v. Chelius mit anderen Herren der Botschaft, ferner dis Kommandanten der Hoheozollern und der Hertha, Generalkonsul Rekowskr und die Spitzen der italienischen Behörden. Bald darauf kam Prinz Adalbert von der Hertha an Bord der Hamburg «nd meldete sich zunächst dienstlich beim Kaiser, der sodann seinen Sohn herzlich willkommen hieß. Die Frühstückstafel fand an Bord der Hamburg statt. Nach derselben fiedelte der Kaiser aus die Hohenzollern über. Nachmittags Uhr begab sich der Kaiser in Begleitung des Prlnren Adalbert, des Botschafters Grafen Monts und anderer Persönlichkeiten nach der Wohnung des General­konsuls. DaS Publikum bereitete dem Kaiser lebhafte Ova­tionen.

Ausland.

Paris, 5. April. Die Zusammenkunft des Präsi­denten Louber mit dem König Eduard wird morgen nachmittag auf einem Bahnhof bei Paris erfolgen. Del- casse wird den Präsidenten begleiten. Mehrere Blätter heben die politische Bedeutung dieser Zusammenkunft hervor, welche beweise, daß das diplomatische Einvernehmen zwischen Eng­land und Frankreich sich immer besser gestalte.

Ddesse, 4. April. Der Vertreter der preußischen Regierung bei der hiesigen Andersenseier, Geheimer Regier- ungSrat Matttzies, Kat gestern von dem Reichskanzler Grafen Mlow folgendes Telegramm erhalten:Bitte, begrüßen Sie das Andersen-Komitee auch in meinem Namen. In aufrichtiger Verehrung für den dänischen Dichter, der mit seinen Werken voll tiefen Gemüts und sonnigen Humors auch in Deutschland bei groß und klein kein Fremder ist, nehme ich an der Huudsrtjaürfeier herzlichen Anteil." Der Bürgermeister antwortete mit einem Telegramm, worin er erklärte, daß es für Odense eine Freude gewesen sei, einen Vertreter der vreußischen Regierung empfangen zu können, und daß das Telegramm des Reichskanzlers dem Fasttage einen besonderen Glan; verliehen habe.

Kalkutta, 5. April. Gestern vormittag hat ein hef­tiges Erdbebe« in Nordindien in der Gegend nördlich von Agra bis südlich von Simla außerordentlich großen Schaden ««gerichtet. Der erste Stoß erfolgte um 6 Uhr 10 früh und dauerte drei Sekunden; ihm folgten noch 10 Stöße. Besonders groß ist der Schaden in Sahore, Muffvree und Agra; in Lahore sind Häuser etugestürzt und man be­fürcht», daß viele Personen ums Leben gekommen find. In Mussoree ist nicht ein Gebäude, das nicht be­schädigt wäre; der linke Flügel des SavyhotelS ist eiuge- stürzt; eine katholische Kirche liegt in Trümmer»; an vielen Orten find Erdstöße erfolgt. Ebenso haben Delhi und Simla gelitten und auch aa anderen Orten wurde großer Schaden augerichtet.

L»«do«, 5. April. .Die Abendblätter melden aus Lahore vom heutigen Tage: In DharmSsaleh ist daS Ei«geb»re«env1ertel durch ei« Grdbebe« wie vo« Erdbode« verschwuude«. Die gesamte Bevölkerung ist ««ter de» Trümmer» begrabe«. Die «eiste« Häuser im europäisch«! Mertel sind völlständig zerstört. 9 Personen find hier getötet. Die Verwüstung ist unbe­schreiblich. Die Menschen schlafen im Freien an den Hügel- abhängi».

Madrid, 4. April. In Andalusien und Estremadura herrscht übermäßige Hitze, bis 35 Grad im Schatten. Die Saaten sind vertrocknet, daS Vieh stirbt vor Hunger. Der Preis für Getreide geht in die Höhe. Die Brolpreise in Madrid steigen.

Lonisville, 5. April. Dem Präsidenten Roosevelt wurde bei seinem Eintreffen eine Adresse überreicht; dann saugen ihm zu Ehren deutsche Gesangvereine das Lied: .,Ll^ olä Lentackl Koms«, wobei der Präsident entblößten Hauptes znhörte. In einer Ansprache an die Sänger sagte Roosevelt: Der Teil unseres Volkes, der deutschen Ursprungs st, hat nach verschiedenen Richtungen hin viel dazu bekae- riagm, za wissen, was Frohsinn im Leben bedeutet. ES gibt im Deutschen ein Wort, von dem ich wünschte, daß eS zu übersetzen möglich wäre; da es abrr nicht möglich ist, möchte ich wünschen, daß wir es in unsere Sprache auf- nehmen könnten wie es ist: ich meine das WortGemüt­lichkeit". das ein mächtiger, wertvoller Besitz ist. Doch ich hoffe, Sie werden als Sendboten in der Lage sein, uns zu lehrm, was die Gemütlichkeit zu bedeuten hat und wie sie in allen Lebenslagen auzuwenden ist.

Briefkasten der Redaktion.

N. N° I. Ihre wohlgemeinten Ratschläge zur be­vorstehenden Schillerfeier find sehr beachtenswert; die gleichen Punkte Vorträge der Gesangvereine, Vortrag über Schiller, Konzert, Höhenfeuer waren schon in den diesbezüglichen Ausführungen des Herrn Stadtpfarrer Müller in Berncck iu Nr. 27 d. Bl. genannt worden. Es ist zu wünschen, daß die Anregungen bei den maßgebenden Kreisen Beach­tung finden.

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Gesellschafter

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nehmen immer »och alle Poftanstalteu, Post­bote«, sowie unsere U«strägeri««e» entgegen.

Druck und Verlag der G W. Zatser'schen Buchdruckerei (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Pnur.

Das ist Männchen!" rief er, warf das Buch auf d u Tisch und sich selbst auf daS Fensterbrett.

Ich komme, Männchen, ich komme!"

Bald darauf brauste er wieder ln die Stube zurück.

Ich weiß schon wieder eine ganze Menge!" rief er, uud die Stimme schnappte ihm beinahe über vor Interesse und vor Eile.Einen Laden baut ihm sein Vater an Männchens Haus au. Blechgeschirr will er haben uud Landwirtschaftliches, sagt Männchen, und Lampen, o, und sogar Badewannen. Männchen steht eben noch unten, er wollte nur mal fragen, ob wir wohl bei Gottfried kaufen wolle». O bitte, Mutter, versprich, daß wir alle unsere Lampen, o Mutter, und alle unsere Badewannen nur bet Gottfried nehmen wollen!"

Wir gaben die weitgehendsten Versicherungen in dieser Hinsicht.

Männchen", rief Fips dem unten Harrenden aus dem Fenster zu,wir kaufen alles, was euer Gottfried hat und was wir eben brauchen können", setzte er als vor­sichtiger junger Mann hinzu.Mutter, du erlaubst, daß ich mit Männchen noch eine einzige Stunde inS Dorf-ehe?"

Aber, lieber Junge, dein Latein? Was wollt ihr denn da?"

Du kannst Vater morgen fragen, ob ich es nicht sehr gut gekonnt habe, daS lerne ich gleich nachher. Jetzt müssen wir beiden wirklich und ganz gewiß ins Dorf gehen. Wir wollen nur einen Augenblick in jedem Hause bleiben, nur eben bitten, daß sie doch alle bei Gottfried kaufen, weil er doch schon in drei Monaten sein Geschäft anfängt!"

Der Kaiser in Bremen.

So hat schon lange kein Kaiserwort Mehr über die Welt acklungcn.

Das war ein echtes Manneswort,

Aus deutschem Herzen gedrungen.

Wir wollen die Erde nicht auf Raub,

Doch Raum müßt ihr uns geben,

Und wenn ihr vergeht uns Verlaub,

Dann zeigen w'r, daß wir leben!

Stark wollen wir neben Each und frei Htnstehen mit breiten Beinen Und ans die Hühneraugen dabei U ls treten lassen von Keinen!

Den Schild fest auf die Erde gestemmt,

DaS Schwert still in der Schnee

Doch ein gepanzertes Eisenheint,

Klug unter dem Frieden?ttcide!

Der alte vom Sachsenwalde sog Das Wort ein mit Behagen,

Ein Lächeln über die Lchpe flog Und leise hört ich ihn sagen:

Wahrhaftig, das hätt' ich diesmal wohl Nicht besser gekonnt und weiser,

Glück zu und wenn ich Dir raten soll,

Bleib 86lllpsr tuli», mein Katfti!"

Münchener Jugend.)