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Mo. 107.
63. Jahrgang.
Amts- unä Intekkigenzökatt §ür äen Äezirlr.
Erscheint Sienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Dienstag, äen II. September 1888.
Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 -H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 ^ 30 H, sonst in ganz Württemberg 2 ^ 70 H.
ArnMche MekcrnnLrncrchung.
Calw.
Amt8^eüaäen8umkage pro 1888^8^.
Der auf 24,000 sich belaufende Amtsschaden für die Zeit vom
1. April 1888/89 verteilt sich auf die einzelnen Gemeinden in der nachstehend ersichtlichen Weise.
Hiernach ist die Unterausteilung, wie auch die Gemeindeschadensumlage innerhalb der Gemeinden vorschriftsmäßig zu besorgen, auch darauf zu achten, daß die Schuldigkeiten rechtzeitig eingezogen werden.
Den 8. September 1888.
K. Oberamt. Supper.
Gemeinden
Amtsschaden
Gemeinden
Amtsschaden
Calw
5,282 85
Trspt. 15,434 ^
68
Agenbach
331
81
Neubulach
303
83
Aichhalden
275
35
Neuhengstett
187
71
Altbulach
352
66
Neuweiler
446
85
Altburg
477
60
Oberhaugstett
323
01
Althengstett
977
54
Oberkollbach
176
39
Bergorte
739
91
Oberkollwangen
298
17
Breitenberg
359
68
Oberreichenbach
387
59
Dachtel
394
14
Ostelsheim
673
66
Deckenpfronn
1,042
50
Ottenbronn
216
42
Dennjächt
90
94
Röthenbach
246
46
Einberg
178
58
Schmieh
250
42
Ernstmühl
09
08
„
Simmozheim
732
42
Gechingen
1,231
43
„
Sommenhardt
333
72
Hirsau
1,008
48
„
Speßhardt
273
03
Holzbronn
262
50
Stammheim
1,575
„
71
Hornberg
208
29
Teinach
546
98
Liebelsberg
330
12
„
Unterhaugstett
216
67
Liebenzell
861
50
„
Unterreichenbach
345
53
Martinsmoos
281
21
Würzbach
586
84
Monakam
221
56
Zavelstein
171
43
Möttlingen
470
95
„
Zwerenberg
272
„
48
15,434 68 L,
24,000
KoMische Wachvichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 9. Sept. Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht folgende allerhöchste Kabinetsordre betreffend die Herausgabe des Exerzier- Reglements für die Infanterie: „In dankbarem Gedanken an Meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Majestät übergebe ich hiermit der Armee das aus seiner Anregung hervorgegangene neue Exerzier-Reglement für die Infanterie. Dasselbe soll neben voller Aufrechterhaltung der althergebrachten Zucht und Ordnung der Ausbildung für die Bedürfnisse des Gefechts weiteren Raum schaffen. Der durch Vereinfachung mancher Formen erreichte Vorteil darf nicht dadurch verloren gehen, daß von irgend Jemand zur Erzielung gesteigerter äußerlicher Gleichmäßigkeit oder in anderer Absicht mündlich oder schriftlich Zusätze zu dem Reglement gemacht werden. Es soll vielmehr der für die Ausbildung und Anwendung absichtlich gelassene Spielraum nirgends eine grundsätzliche Beschränkung erfahren. Jeden Verstoß gegen diesen Meinen Willen werde ich unnachsichtlich durch Verabschiedung ahnden. Im übrigen ist jede Zuwiderhandlung gegen die Festsetzung des 1. und 3. Teils mit Ernst zu rügen, mißverständliche Auffassung des 2. Teils dagegen in belehrender Form zu berichtigen. Berlin, 1. September 1888. Wilhelm."
Berlin, 9. Sept. Die „Nordd. Allgem. Ztg." erklärt die Nachricht der „Staatenkorrespondenz" , daß zur Arbeitsentlastung des FürstenBismarck eine and -Tlv eitig-eBesetzungdesHandels« Ministeriums zu erwarten fein würde, als müßige Erfindung. Wir möchten bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam machen, daß für den Posten des Handelsministers zur Zeit im Etat nicht einmal ein Gehalt ausgesetzt ist.
Berlin, 8. Sept. (Zu dem Zwischenfall inBelfort.) Als die „Nordd. Mg. Ztg." vor kurzem berichtete, daß die Freiburger Studenten, die in Belsort von dem Pöbel gemißhandelt worden sind, keinen französischen Rechtsanwalt haben finden können, der den Mut gehabt hätte, eine solche Sache zu führen, da haben sich Pariser Korrespondenten frei« sinniger Blätter bemüht, die Schlußfolgerungen der „Nordd. Allgem. Ztg." durch die Meldung zu entkräften, nachträglich hätte sich ein französischer Rechtsanwalt gemeldet, der den Prozeß zu führen bereit wäre. Den Namen nannten sie nicht und hätten ihn auch nicht nennen können, wie man aus folgender Meldung des „Hann. Cour." ersehen kann: Nickt ein Rechtsanwalt aus Paris hat sich gemeldet, sondern in einem anonymen Schreiben aus Besanyon un den Rektor der Universität zu Freiburg ist die offenbar auf Verhöhnung
DeuUleton.
(Nachdruck verboten.)
Lieben und Leiden.
Roman aus der Pariser Gesellschaft von A. du Koisgoöey. (Autorisierte deutsche Uebersetzung.)
(Fortsetzung.)
Bianka Monti hatte die Rollen, welche sie einst gespielt, nicht vergessen. Sie wählte sich als Eröffnung ihres Wiederauftretens jene Oper, in der sie einst die größten Resultate erzielt hatte: ,Romeo und Julia'.
Nur mit Mühe hatte die Gräfin von Listrac Andrea abzuhalten verstanden, daß sie zugleich bei dieser Gelegenheit debütiere. Bianka hatte ihre Gründe, den Bitten ihrer jungen Schutzbefohlenen zu widerstehen. Bor allem wollte sie sich zuvor überzeugen, ob das Mädchen thatsächlich Talent habe, so daß eine wirkliche Künstlerin aus ihr werden würde. Außerdem hatte die Gräfin dem erst, daß ihr treuer Freund d'Artige alles Andere als gleichgültig gegen Andrea war. Wagte sie es dennoch nicht, dieses Empfinden zu unterstützen, so geschah das, weil sie glaubte, der junge Mann werde sich niemals entschließen, ein Mädchen ohne Namen, ohne Familie, ohne Zukunft zu heiraten. Ging Andrea aber auch noch ins Theater, dann war sie für ihn erst recht verloren, und deshalb allein schon sollte vor der Hand dieser Schritt vermieden werden.
Andrea hatte sich dem Willen ihrer Wohlthäterin gefügt, wie auch dem Verbot, das Theater vor dem ersten Auftreten ihrer Beschützerin zu besuchen. Bis dieser Tag eintreten würde, begleitete Andrea die Gräfin immer nur bis vor den Eingang des Theater.
Doch auch die Proben gingen ihrem Ende entgegen. Der bedeutungsvolle Termin rückte näher und näher und mit einem gewissen Bangen fragte Bianka sich, was die öffentliche Ankündigung, welche demnächst erfolgen mußte, für ein Resultat
Hervorbringen würde, jetzt, wo man fast gar nicht mehr von der Gräfin von Listrac sprach und wo selbst ihr Gatte sie vergessen zu haben schien.
Würde der Lärm der Oeffentlichkeit die Erinnerung an ihre traurigen Lebensschicksale wieder aufwühlen? Würde der Graf sich veranlaßt sehen, ein plötzliches Veto einzulegen?
Wie dem auch sein mochte, die Würfel waren gefallen und sie konnte nicht mehr zurück.
Am Tage, nachdem im Club der Pole dem Grafen von Listrac eine so vollständige Niederlage bereitet hatte, begab sich die Gräfin wie gewöhnlich in der Gesellschaft Andrea's nach dem Theater. Als sie am Eingang von dem jungen Mädchen Abschied nahm, bat sie dasselbe, sich nicht weit zu entfernen, da die heutige Probe nicht lange währen sollte, weil es sich nur um einige S eenen handelte, die noch nicht ganz glatt abliefen.
Andrea folgte ihrer gütigen Beschützerin mit den Blicken, so lange sie der sich Entfernenden ansichtig werden konnte, dann begab sie sich nach den Parkanlagen, in welchen sie mit der Gräfin wieder zusammenzutreffen pflegte.
Das junge Mädchen befand sich in einer eigenartig bedrückten Stimmung, über welche sich selbst Rechenschaft zu geben ihr nicht möglich gewesen wäre. Mechanisch suchte sie sich einen Platz, von dem aus sie die Gräfin sofort erblicken konnte, wmn dieselbe das Theater verließ. Da sie weder Buch noch Arbeit mit sich genommen hatte, so versank sie alsbald in Gedanken.
Sie hatte geträumt, eine große Künstlerin zu werden, und ihr Traum schien dazu bestimmt, in ein Nichts zu zerstieben. Nach und nach, ohne daß sie selbst es wußte, wie ihr geschah, waren ihre Wünsche dieser Richtung anderen Empfindungen gewichen, die ihr selbst ein Rätsel waren. Sie fing an, zu begreifen, daß das Leben einer Frau andere Ziele habe, als den Bühnenruhm; sie fühlte mit einem Male, daß das Herz auch bestehe und daß es ein Recht habe, mitzureden in dem Kreislauf des Lebens. Lieferte nicht ihre Wohlthäterin selbst ihr den besten Beweis, daß das Leben Nichts sei ohne die Liebe? Bianka Monti, von Triumphen ver-