7». Jahrgang.
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Mit dem Plauderstübchen und
Echwäb. Landwirt.
ttagols, Donnerstag den L6. Januar
ML
Amtliches.
Bekanntmachung
der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Landesschafschau in Heidenheim a./Br.
Am Donnerstag, de« 6. April d. I., wird in Hetdenheim a./Lr. auf dem Schafmarktplatz dre jährliche Staatsprämtiemng für ausgezeichneter Schasvieh vorge- sommen.
Für diese Prämiierung gelten folgende Bestimmungen:
1. Um Preise können sich württembergische Schafzüchter bewerben, welche die vorgeführten Tiere entweder selbst gezüchtet oder zu Zuchtzwecken erworben haben.
2. Wenn 2 Schafzüchter gemeinschaftlich die Schäferei betreiben, z. B. Vater und Sohn, so kann nicht jeder derselben auf der Landesfchafschau sich mit Schafvieh um Preise bewerben
3. Zu Preisen sind 960 ausgesetzt, welche in Abstufungen von 120, 100, 80 und 60 ^ von dem Preisgericht vergeben werden.
4. Zum Preisbewerb find nur Sammlungen zugelafseu, bestehend aus
1—2 Böcken,
10 Mutterschafen mit ihren Lämmern,
10 Kilber-Jährlingen.
5. Die Picisbewerber haben obrigkeitlich beglaubigte Zeugnisse beizubringen, daß sie Besitzer einer Zuchtschäferei sind, und daß die vorgesührten Tiere von ihnen zur Zucht verwendet werden.
6. Die Preisbcwerber müssen ihre Tiere am 6. April d. I., vormittags 8 Uhr, in Heidelsheim a./Br. aus dem Mnsterungsplcitz aufgestellt haben.
Stuttgart, den 9. Januar 1905.
v. Ow.
Die Herren Ortsvorsteher,
welche den oberamtlichen Erlaß vom 19. Dezember 1904 (Amtsblatt Nr. 249) detr. die Lern Herrn Gewcrbeinspektor «ttzuteilenden Verzeichnisse noch nicht erledigt haben, wollen die Verzeichnisse, event. Fehlanzeige alsbald hieher vorlegcn. Nagold, den 25. Januar 1905.
K. OLeramt.
I. V Bulltnger, stv. Amtm.
Aufruhr in Rußland.
Die Nachrichten aus Petersburg fließen jetzt spärlicher, dagegen scheint sich die revolutionäre Bewegung sonst auS- zubreiten. — Es wird dazu gemeldet:
Moskau, 24. Jan. Der Vertreter des hiesigen Stadlyauptes veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach in Anbetracht des AusstaudeS einiger Fabriken zur Verhütung ähnlicher Straßenuaruhen wie in Petersburg das Publikum aufgefordert wird, jeglichen Ansammlungen und Umzügen fernzubleibm; im anderen Falle würden ähnliche scharfe Maßnahmen wie in Petersburg getroffen werden.
Mar Schneckenburger,
ein Lebensbild
aus Grund orts- nnd samiliengeschichilicher Studien von Th. Dreterle.
(Schluß.)
Zuerst war ihm Uhland Vorbild und Muster, dem er begeistert durch dessen „Vaterländische Gesänge* nnd mannhaftes Auftreten im Landtage 1833 im 14. Jahre das Lied zuscmdte, das dann im damaligen Tuttlinger Grenzbotrn (Nr. 29) veröffentlicht wurde:
Gleich wert des Dichterkranzes,
Sowie der Bürgerkrou',
Bist Du, Du Mann voll Glanzes,
Du Temschlands teutscher Sohn!
Du Wackrer fingst uns Lieder,
Die von Begeiferung voll Ja dem erklingen wieder,
Zu dem ihr Klang erscholl.
Doch hast Du nicht bloß Worte,
Willst helfen mit der Tat,
Bist überall am Orte:
Beim Liede, wie im Rat.
Drum ehren wir Dich Tcuern,
Der nicht blos Lieder stugt,
Nicht blos ergötzt, und feiern Dich, de: auch Hilfe bringt."
Moskau, 24. Jan. Der Aus stand gewinnt größcrc AuSdehnuug. Jetzt haben die Setzer die Arbeit eingestellt. Außer in den bereits genannten Fabriken sind die Arbeiter auch in den Fabriken von Bachruschi», Michailow, Emil Lindel und Schräder in den Streik getreten.
Auch in Lodz steht ein Generalstreik bevor; die dortige Garnison ist konfigniert.
Berlin, 24. Jan. Wie der Schl. Vlksz. aus Radom in Russisch-Polen gemeldet wird, befindet sich die Stadtiueiuer Lage, die dem Belagerungszustände gleicht. Militärpatrouillen mit scharf geladenem Gewehr, Gendarmen und Polizisten mit blanker Waffe durchziehen die Straßen und versuchen zusammengerottete Reservisten, Arbeiter und Sozialisten durch Salven auseinanderzutreibcn, die in die Menge abgegeben werden. Das Volk schießt seinerseits ebenfalls auf Militär und Polizei. Drei Offiziere wurde« erschossen. Verschiedene Baulichkeiten find durch Dynamit in die Luft gesprengt worden.
Was es mit dem gemeldeten Brand in Sewastopol auf sich hat, nämlich daß Meuterei der Truppe« vorliegt, geht aus folgender Meldung hervor:
Loudo», 24. Jan. Das große Marinedepot in Sewastopol ist, wie dem Daily Expreß telegraphiert wird, durch einen revolutionäre« Akt der Matrose» der Schwarz-Meer-Flotte zerstört worden. Sie beklagen sich, daß sie von ihren Offizieren systematisch um Sold und Essen betrogen würden. Sie mußten täglich 12 bis 16 Stunden ohne Extrasold arbeiten. Als Extra-Abteilungen nach Ostasien geschickt wurden, durften sie ihren Frauen und Kindern nicht einmal Lebewohl sagen. Die Admiralität hatte beschlossen, eine Anzahl Hütten vor der Kaserne niederzurrißen, die von armen Familien, darunter vielen Verwandten der Matrosen, bewohnt wurden. Der Gouverneur fürchtete eine Meuteret nnd bat den Admiral Tschuschnin, die Matrosen während der Abrißarbeiten in der Kaserne zurückzuhalten. AIS die Leute früh morgens die Kasernentore verschlossen fanden, bemächtigte sich ihrer große Aufregung und sie verlangten OeffciNlig der Tore. Der befehlhabende Offizier verweigerte dies in einer Weise, die die Matrosen sinnlos vor Wut machte. Die gesamten 8000 Mann brachen die Tore ein und stürzten nach den Ojstjieistvohnungkn mit dem Gebrüll: „Nieder mit Tschuschnin! Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Autokratie!" Nun folgten entsetzliche Szenen. Die wutentbrannten Leute hatten eiserne Gitterstangen aus dem Boden gerissen und brachen damit in die Wohnungen der unbeliebtesten Offiziere ein. Mehrere Offiziere erhielten schwere Verletzungen; einem wurde der Schädel zerbrochen, andere erlitten Armbrüche; die übrl- gen Offiziere flohen entsetzt in das Innere der Siadt. Die Meuterer steckten die Offiziersgebäude in Brand. Die Einwohner der Stadt liefen aus den Häusern und schrien: „Die Revolution hat begonnen!" Nach der Zerstörung der O'fiziersgebäude stürzten die Matrosen nach dem Hauptquartier des Marinestabs. Der Admiral sandte ihnen eine Jnfanterieabteilung unter einem Unteroffizier entgegen, der Befehl hatte, auf die Meuterer zu schießen. Er verweigerte
Ja manchem der frühesten Lieder Schneckenburgers vernehmen wir Uhland'scher Muse verwandte Klänge, z. B. in demjenigen, das er (10. März 1838) gegen den verfaff- ungsbrüchen König von Hannover, Ernst August, richtete:
Mein Gesang.
„Nicht Liebe, Lust und Wonne,
Nicht süßer Flötenklang,
Nicht Sternleiu, Mond und Sonne Ist jetzo mein Gesang.
Jetzt ist es Kraft und Wehr.
Tyrann und Fürsteuknecht,
Und Heldenmut und Ehre.
Und Freiheit, Licht und Recht."
Bald aber, selbstforschend, auf eigene Füße stehend, wandte er sich ab von Uhlands politischen Ansichten. 1848 sagte er, scharf urteilend: „Schon bei den württ. Verfaff- ungswirren eigensinnig, schließt Uhland sich in Frankfurt dem buchgelehrten, bornierten PedantikmuS der Miltermater, Dahlmann usw. an. Diese Leute sehen lieber einen bluti- gen Bürgerkrieg sich entzünden, als von einer einzigen Schreibstubenidee ein Jota weggestrichen. — Hätte man ihn doch nicht wie Beranger hinetngezerrt in die Rcichsver- sammlungen. sondern in den gefeiten Räumen der Poesie gelaffen."
In seinen frühzeitigen Gedanken an Deutschlands Einheit unter einem Kaiser wurde Schmckenburger bestärkt durch das Lesen von P. Pfizers „Briefwechsel zweier Dentschen". Th. Rohmers „Deutschlands Beruf" und Fr. Lifts „Natio-
dieS jedoch, da sein Bruder unter den Meuterern war; er wurde verhaftet. Hierauf kam ein Offizier und befahl den Leuten, eine Salve abzugeben. Die Soldaten feuerten jedoch über die Köpfe der Meuterer, von denen keiner verletzt wurde. Nun erhielten die Soldaten Befehl, tn die Kaserne zurückzukehren. Dies war das Signal für eine Meuterei des in der Kaserne zurückgebliebenen Militärs. Eine andere Infanterie-Abteilung wurde nun gegen die Matrosen entsandt. Sie feuerte gleichfalls über die Köpfe hinweg. Ein Offizier schoß jedoch einen Matrosen mit seinem Revolver nieder. Darauf wurde das Btelostocker Regiment nach der Mariuekaserne entsandt. Der Oberst hielt eine Ansprache au das Regiment und erinnerte es an seinen Treueid. Die Soldaten erklärten jedoch, es wäre unnütz, sie zu entsenden, sie würden nicht feuern. „Wenn wir schießen", schrien sie, „werden die Offiziere unsere Scheiben sein!" Unter diesen Umständen wagten die Offiziere cs nicht mehr, Befehl zum Feuern zu geben. Die Meuterer setzten unterdessen sämtliche Marinearsenale in Brand. Die Feuersbruust raste stundenlang. Der Schade» ist unberechenbar.
Die vorstehende aus „englischer" Quelle fließende Schilderung wird durch folgende Notiz dementiert:
Sewastopol, 24. Jan. Die auswärts verbreiteten Gerüchte, der Brand in den Mariuedepots sei durch meuternde Soldaten verursacht worden, find vollständig unbe- gründtt. Der Hafenkommandaut erklärt, über die Ursache der Feuersbrnnst sei nichts bekannt.
Im Anschluß an die obigen Meldungen verzeichnen wir noch folgende Nachricht:
Petersburg, 24. Jan. Das heutige Bild der Rest- deuz ist weniger aufregend, obwohl die Straßen von Arbeitern überfüllt find, doch steht «an bedeutend weniger Militär, vor dem WtnterpalaiS überhaupt nicht. Doch verlautet, daß um 5 Uhr Zusammenstöße geplant sein sollen. Die Magazine auf dem NewSky-Prospekt werden eiligst geschloffen, viele Fensterscheiben mit Brettern vernagelt. ES herrscht große Aufregung unter der Bevölkerung. Während der Nacht find verschiedene große Magazine an der Ecke der Newsky- und Wladimirftraße zerstört worden. Die Arbeiter besitzen noch Geldmittel, um den Streik bis Sonnabend auszuhalteu. Morgen sollen in Moskau große De-, «oustrationen beginnen. Heute werden tn großen Leichen- zügeu nach den außerstädtischeu Friedhöfen die Opfer der SonntagSkatastrophe hinausgeleitet. Die Hospitäler werden fortdauernd von Leidtragenden bestürmt.
L»»do«, 25. Jan' Standard meldet aus Petersburg vom 24. ds.: Der Priester Gap»« richtete ein Schreiben an das Militär, das in tausenden von Exemplaren verteilt wurde. Er proklamiert darin den Krieg und eutbiudet vom Eid der Treue. Die Liberalen veröffentlichen ein Manifest, worin es heißt, daß die Regierung dem russische« Volk den Krieg erklärt habe. DaS ganze Volk müsse die Arbeiter unterstützen, die für die gemeinsame Sache tn den Kampf eiugetreten seien. Das Manifest hat 250 Unterschriften.
nalökonomie". Die hauptsächlichste Schule politischer Läuterung und Aufklärung für ihn wurde jedoch die Fremde. Von Mitte Jan. bis Mitte Febr. 1838 machte er, der schon 19 Jahre alt Geschäftsführer geworden war, für sein Handlungshaus eine Reise durch Frankreich nach England. Mit scharfem, weitgehendem Blicke faßte er die Zustände dieser Länder auf. Im Elsaß kommt es ihm schmählich vor, die Leute auf Deutsch sagen zu hören, sie seien Franzosen. Wie sich sein Blick weitete, so gewann seine Vaterlandsliebe Nahrung, wenn er die Fehler anderer Nationen näher kennen lernte. Deswegen fingt er aus der Rückkehr, als er in Basel den Lällenkönig erblickt:
„Zu Basel an dem Rheine, da steht ein altes Tor, Da strecket seine Zunge ein hölzern Bild hervor,
ES streckt sie gegen Vornehm und gegen Bettelmann, Grinst König und Minister, grinst Herr« u. Diener an.
Ich zog durch wette Lande, ich fuhr wohl übers Meer, Ich sah Nltenglands Dämpfe und Frankreichs
Diruenheer,
Und fand der Narren viele, gerade wie zu Haus:
O lälle, Lällenkönig, lall alle, alle aus!"
Im Kreise treuer Freunde, sowohl aus der großen deutschen Kolonie, als auch auS den Einheimischen fand er Erholung. Jeden Samstag abend, besonders im Winter, pflegten sie sich im Stadthause bei einem Glase Wein zu versammeln. Die Seele deS Vereins war der nachmals als Turnlehrer so berühmt gewordene Adolf Spieß. An diesen Abenden, welche meist von patriotischen Empfindungen