Hcrges-Weuigkeiten.

In Eßlingen fand letzter Tage eine Hundeausstellung statt, die von der Firma Spratt u. Cie. in Berlin ganz ähnlich angelegt war wie die vorjährige in Stuttgart. Gegen 400 Tiere aller Gattungen, zum Teil zu fabelhaften Preisen, waren zugeführt, besonders stark vertreten die deutschen Doggen. Für letztere erhielt den l. Preis Fabrikant Gaiser-Göppingen, für Pudel einen Ehrenpreis Göller-Stuttgart und den I. Preis Schwarz daselbst.

Tübingen, 4. Sept. Die im Tambourhäuschen vom Blitzschlag getroffenen Personen sind zum größten Teil soweit hergestellt, daß sie wieder ausgehen können, wenn ihnen auch vorerst die Wiederaufnahme ihrer Berufs­geschäfte noch nicht erlaubt ist. Bleibende Nachteile für Körper und Geist sind glücklicherweise bei keiner der Personen zu befürchten. Das lange Krankenlager hat den Betroffenen neben dem Ausfall des Verdienstes noch beträchtliche Kosten verursacht und so tritt das Unfallversicherungsgesetz hier sehr segensreich ins Mittel. Gestern war Reg.-Rat Bellino von Reutlingen hier, um Ermittlung über die Art der Verletzungen und die Höhe der Ent­schädigungen anzustellen.

Heilbronn, 3. Sept. Ein hiesiges Blatt, schreibt dieHeilbr. N.-Z.", brachte kürzlich die Nachricht, daß eine hier wohnhafte Frau einen mit 6000 belasteten Geldbrief gefunden und der Polizei übergeben habe. Die der redlichen Finderin gezollte Anerkennung soll nicht geschmälert werden durch die Thalsache, daß in dem angeblichen, mit zwei Siegeln regelrecht verschlossenen Wertbrief sich nur einige Zeitungsblätter befanden, welchen ein Zettel beigelegt war des Inhalts:Mensch, ärgere dich nicht!"

Aalen, 5. Sept. Nachdem uns schon die letzten Tage der ver­gangenen Woche zum Bewußtsein gebracht hatten, was Alles zur Verpflegung eines wenn auch nur kleinen Teils einer Armee notwendig ist und wie praktisch und schnell sich die Verteilung der verschiedenen Bedürfnisse einer Truppe vollzieht, trafen im Lauf des Montags die bei uns angesagten Truppenteile, Artillerie, Kavallerie und Infanterie auf ihrem Rückzuge vor dem vordringenden Westkorps bei uns ein, um sich in ihre Quartiere zu verteilen und auf ihre Aufgabe für den folgenden Tag, dem Feinde den Weg nach hier zu verlegen, vorzubereiten. Für den Laien war hier beson­ders die Schnelligkeit und Sicherheit, mit welcher sicher Feldtelegraph auf hiesigem Rathause einrichtete und in Verbindung mit Essingen setzte, nachdem, wie wir hören, im Lauf des Tages eine Leitung von 15 Krlom. Länge gelegt worden war, von großem Interesse. Gestern in aller Frühe schon wurde es lebendig; es galt, den Kampf mit dem von Heubach, Lautern und Mögglingen her vordringenden Feind aufzunehmen und denselben schon bei Essingen zu fassen und von seinem Vorhaben abzubringen.

Langenau, 4. September. Auf Anregung des Pferdezuchtvereins, dessen segensreiche Wirksamkeit hier oben auf der Alb längst anerkannt wird, hat die hiesige Gemeinde um die Erlaubnis nachgesucht, einen Fohlenmarkt abhalten zu dürfen. Nachdem die K. Kreisregierung das Gesuch bewilligt hat, wurde der erste Fohlenmarkt auf dem ganz zweckmäßig zubereiteten alten Schießplatz gestern abgehalten. Im ganzen waren 93 Fohlen zugeführt und zum Verkauf aufgestellt. Die schönen kräftigen und zum Teil edlen Tiere ergaben den erfreulichen Beweis für die Thatsache, daß die Pferdezucht auf unserer Hochebene auf einer hohen Stufe steht. Die Preise, welche für einzelne schöne Tiere bezahlt wurden, bringen dem rationellen Pferdezüchter immer noch einen lohnenden Gewinn. Zur Hebung dieses ersten Fohlen­marktes hatte der Pferdezuchtverein 8 Preise für Hengstfohlen und 8 für Stutenfohlen im Betrage von 5 bis 20 Mark ausgesetzt.

München, 5. Sept. (Kraft- und Arbeitsmaschinen­ausstellung.) Der Besuch der Ausstellung beweist, daß auch das größere

bie Thorheiten des Grafen, als auch die Extravaganzen der Baronin Benserrade er­fuhr, aber er hütete sich wohl, Bianka von denselben Mitteilungen zu machen.

Diese hatte inzwischen den Entschluß gefaßt, sich niemals von Andrea zu trennen; besaß sie doch kein anderes Interesse mehr am Leben, als jenes, die Zu­kunft des Mädchens zu sichern, das für sie ein teures Vermächtnis des Mannes war, welchen sie einst geliebt und der sie nie veraten hatte. Wie sollte sich für dieses reine Kind die Zukunft gestalten? Andrea träumte nur von der Bühne, die Gräfin aber konnte sich für diese Idee nicht enthusiasmieren, obwohl sie erkannte, daß Andrea alle Eigenschaften in sich vereinte, um eine Künstlerin zu werden. Bianka Monti jedoch, mit den Erfahrungen, welche sie gesammelt, that ihr Möglichstes, um ihre junge Schutzbefohlene von dem Vorhaben abzubringen, welches sie als unheilvoll ansah. Indes alle Ratschläge der Gräfin, alle Einwendungen dÄrtiges vermochten nicht, die heißblütige Italienerin davon zu überzeugen, wie dornenvoll der Pfad sei, welchen sie sich auserlesen; ja, nicht genug, daß sich in der Seele des jungen Mäd­chens der Wunsch regte, selbst die Bühne zu betteten, sie that ihr Möglichstes, um auch ihre Beschützerin zu bestimmen, ihre frühere Theaterlaufbahn wieder aufzunehmen.

Die Gräfin von Listtac wollte im Anfang von dem Wiederbetreten der Bühne Nichts wissen, nach und nach aber stellte sie sich die Frage, ob die Kunst ihr nicht vielleicht in ihrem herben Weh Trost zu bieten im Stande sei. Sie strebte nach dem Vergessen, aber, ach, dasselbe wollte ihr nicht werden. Die Erinnerung, welche sie so gern verscheucht haben würde, kehrte ihr unaufhörlich wieder; das Bildnis Georges' schwebte ihr unausgesetzt vor der Seele. Sie hatte daran gedacht, Länder und Meere zwischen sich und ihn zu bringen, aber sie fühlte nur zu gut, daß die Er­innerung nie von ihr genommen werden könne. Wozu also flüchten? Die Ent­fernung heilt keine Wunden, wie die ihr geschlagenen. Nichts hielt sie zudem davon ab, in der Pariser Gesellschaft auch ferner jene Stellung einzunehmen, welche sie bis nun inne gehabt hatte. Die öffentliche Meinung sprach immer mehr und mehr für sie; nachdem die bösen Zungen Nichts mehr gegen sie vorzubringen wußten, be­gann man, sie zu beklagen und über den Grafen mitleidslos den Stab zu brechen. Was aber sollte ihr das nützen? Vermochte es ihr das Glück wiederzugeben, welches sie verloren hatte? Die Gräfin hatte erprobt, wie wenig inneren Halt die K undschaften der großen Welt zu bieten im Stande sind. Das Theaterleben hin-

Publikum lebhaften Anteil an den interessanten Maschinen, Werkzeugen rc. nimmt. Es finden sich ja auch so viele Gegenstände vor, welche für den Haushaltungsbedarf nötig sind, und deren Fabrikation uns hier vorgeführt wird. Unter vielen anderen sind dies z. B. die in Thätigkeit befindlichen Maschinen für die Nadelfabrikation von Städtler u. Uhl in Schwabach, welche fortwährend von Neugierigen und Wißbegierigen förmlich umlagert sind. Es wird sich auch wohl selten die bequeme Gelegenheit finden, diese Spezialfabrikation in Augenschein nehmen zu können. Mittelst äußerst sinn­reicher Maschinen werden hier feine Drahtstäbchen von doppelter Länge der herzustellenden Nadeln gleichzeitig auf den beiden Enden gespitzt, dann die Köpfe, dis Oehre hergestellt, die Doppelnadel getrennt und die Nadel ist nach Vornahme der Politur fertig. Lebhaft interessieren sich auch die Besucher der Ausstellung für die von Herrn Konditor Reber vorgeführte Chocolade- fabrikation auf den als vorzüglich bekannten Maschinen der Firma Lehmann in Dresden-Löhtau. Herr Reber fabriziert vor den Augen des Publikums aus der gerösteten Cacaobohne nicht allein feinste Tafelchokolade, sondern auch gefüllte Chocoladebonbons u. dgl. Es hatte diese Spezialausstellung um so größeres Interesse, als das konsumierende Publikum hauptsächlich darüber belehrt wird, wie reelle Ware hergestellt wird.

Zürich, 3. Sept. In Luzern und auch anderen Kantonen herrschte am Samstag und Sonntag scheußliche Witterung. Es war, als hätte der Winter schon Einkehr gehalten. Auf Pilatus, Rigi und sogar den minderen Brüderchen der Voralpen schneite es tief herunter, während die Thal­bewohnerschaft bei Regen und 6 Grad Wärme zu frieren das absonderliche Herbstvergnügen hatte. Aus Engelberg, 2. d., nachm. 2 Uhr, wird demVaterland" gemeldet: Seit gestern nacht ununterbrochen Schneefall. In vielen Alpen herrscht Not. Das Vieh zieht, so weit möglich von den Alpen heimwärts.

Wevrnifctztes.

In Hamburg ist dieEntenzucht" gegenwärtig in v oller Blüte. Kaum sind die entflohenen Krokodille glücklich dingfest gemacht, läßt ein Zeitungsschreiber als Pendant den General Boulanger per Bahn ankommen; Auch die letztere Nachricht ist rein erfunden.

Internationale Aufnahme des Sternenhimmels. Nach 15monatlichem Zaudern hat das englische Schatzamt endlich seine Ge­nehmigung erteilt zur Anschaffung zweier Telescope für die Sternwarten von Greenwich und der Capstadt behufs einer photographischen Aufnahme des Sternenhimmels, wie sie international ins Werk gesetzt werden soll. Fünf britische Observatorien werden dazu Mitwirken, nämlich die Stern­warten von Cambridge, Oxford, Capstäm, Sydney und Melbourne.

Gottesdienste am Sonntag, den 9. September 1888.

Kirchliche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin. Vom Turme: Nro. 4. Vormittagspredigt: Hr. Dekan Braun. Feier des h. Abendmahls. 2 Uhr Nachmittagspredigt in der Kirche: Hr. Helfer Eytel.

Eotteeäieaste in äer Metstoäistenkapeüe am Sonntag, den 9. September 1888. morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.

Obstpreiszettel.

Stuttgart, 6. Sept. Wrlhelmsplatz: 600 Ztr. Mostobst zu 2 ^ 60 H pr. Ztr.

Ueberlingen, 5. Sept. Der heutige erste Obstmarkt war von Händlern wie von Käufern außerordentlich gut besucht; Geschäft glatt trotz der niederen Preise. Für Mostobst wurde bezahlt: Birnen 46 Aepfel 3, 4 und 5 ; Zwetschgen galten bis zu 16 der Doppelzentner.

-Tafelobst gesucht.

gegen gab ihr Freiheft, Vermögen, Ruhm. Weshalb sollte sie also dasselbe nicht abermals beginnen? Weshalb sollte sie nicht ein- für allemal mit der Existenz der vornehmen Dame brechen, welche ihr so wenig Glück, so wenig Befriedigung gebracht hatte? Weshalb sollte sie nicht den Namen einer Gräfin von Listtac ab- legen und wieder die Primadonna Bianka Monti werden, sie, die als Künstlerin einst als ein Stern erster Größe geglänzt hatte? Zwar das fühlte sie ebenfalls ganz klar wenn sie auch zu ihrem früheren Beruf zurückkehrte, nie würde sie die Erinnerung aus ihrer Seele bannen, die Erinnerung an den Mann, welchen sie über Alles auf Erden geliebt hatte und noch liebte?"

So im Kampfe mit sich selbst, geschah es eines Tages, daß sich bei ihr ein Herr melden ließ, der sich ihr als ein Theaterdirektor vorstellte, welcher ein neues Unternehmen ins Leben rief und dafür hervorragende Kräfte warb.

In Paris ist jedes Ding möglich, und so hatte der Impresario denn auch in merkwürdig kurzer Zeit erfahren, daß die einst so berühmte Bianka Monti ihren Gatten verlassen habe. Ihre Adresse zu eruieren, war dem weltgewandten Mann das Leichteste und so war er zu ihr geeilt, um sie mit den glänzensten Anerbietungen für sein Unternehmen zu gewinnen.

Frau von Listtac erhob Einwendungen, vor Allem jene, daß der Graf sich weigern könne, seine Einwilligung zu geben, aber der enthusiasmierte Bühnendirektor widerlegte sie alle und wußte sie dazu zu bewegen, vor einem kleinen Kreise kompetenter Kritiker zur Probe zu singen. Sie willigte ein und das maßgebende Urteil derselben sicherte ihr einen vollen Erfolg. Jetzt stand die Gräfin vor der Thatsache, sich ent­schließen zu müssen, und Bianka erftschloß sich für die Annahme des ihr gemachten Anerbietens unter der ausdrücklichen Bedingung jedoch, daß ihr Name erst wenige Tage vor dem festgesetzten Termin publiziert werden dürfe. Der Impresario war zwar mit dieser Bedingung nicht einverstanden, denn er würde gern gründlich die Reklametrommel gerührt haben, um das Publikum für das große theatralische Ereig­nis vorzubereüen, aber er mußte sich in Das, was sich nicht ändern ließ, wohl oder übel fügen, und tröstete sich mit der Hoffnung, daß auch ein vielleicht noch größerer Effekt erzielt werden könne, wenn das Publikum plötzlich und unversehens hie über­raschende Thatsache erfuhr.

(Fortsetzung folgt.)