V8. Jahrgang.
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lohnl.10^,im Bezirks, und 10 luu-Berkehr i.LO im übrigen
Württemberg 1.SV^ MonatZabonnements nach Verhältnis.
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Gchwäb. Landwirt.
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UrlZolL, Mittwoch Leu 21. Dezember
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Nagold.
Die Octsarmenbehörde hat beschlossen, auch Heuer wieder die
Aeujahrswunfch-
Hntheöungskarten
einzuführen.
Wer eine Karte im Preis von mindestens 1 ^ bei der Armenpflege, Stadtpfleger Lenz, entnimmt, von dem wird angenommen, daß er auf diese Weise seine Gratulation dardrmgt und ebenso seinerseits auf Besuche und Kartsnzusenduugen verzichtet.
Wir laden zu zahlreicher Beteiligung mit dem Anfügen ein, daß die Liste der Teilnehmer noch zeitlich vor dem JahreSschluß im Gesellschafter bekannt gegeben und daß der Ertrag der Karten unter die verschämten Hausarmen verteilt wird.
Den 15. Dezember 1904.
Die Vorstände der Ortsarmenbehörde:
gez. Dekan Römer. Stadlsch. Brodbeck.
Amtliches.
Die Herren Ortsvorfteher werden beauftragt, bis spätestens S. Januar 1SOS nachstehende Verzeichnisse hierher vorzulegen:
1) die Verzeichnisse der Fabriken, welche über 16 Jahre alte Arbeiterinnen beschäftige« (8 47 a der Bollz.-Vers. zur Reichsgew.-O. vom 26. März 1892, eingeschaltet durch Ziff. Il der Miri.- Verf. vom 27. Dez.H1902 (Reg.-Bl. 1903 S. 2). Evt. find Fehlanzeige» zu erstatten.
2) Das Verzeichnis der aus Grund des Z 10So Abs. 4 der Reichsgew.-O. gestatteten Ausnahmen (Anlage 2 zu dem Erl. des K. Min. d. Innern v. 7. März 1895 Min.-A.-Bl. S. 79).
- 3) Das Verzeichnis der ans Grund des H 1VS1 der Reichsgew. O. gestattete» Ausnahmen (Anlage 3 zu vorgenanmem Erlaß Min.-A.-Bl. 1895 S. 83).
Nagold, den 19. Dezember 1904. _ K. Oberamt. Ritter.
Die K. ev. Ortsschnliuspektorate
werden beauftragt, bis 10. Jan. k. I. — zugleich mit der Statistik über die Fortbildungsschulen — ein Verzeichnis der Arbeitslehrerinneu hierher vorzulegen mit Angabe des Namens und der Anstellunqsart — ob im Hauptamt nach Art. 28 des Gesetzes vom 31. 7. 99 oder in vertragsmäßigem Dienstverhältnis — und unter Beifügung des von den einzelnen bezogenen Gehaltes.
Normaltag ist der 1. Jan. k. I. Bemerkt wird, daß durchweg nicht die Belohnung für die einzelne Stunde
oder den einzelnen Nachmittag, sondern der Jahresgehalt anzugeben ist. — Die Schulorte, in denen kein Arbeitsunterricht gegeben wird, find unter kurzer Beifügung des Grundes auszuführen.
Altensteig-Dorf, 19. Dez. 1904.
K. ev. Bezirksschulinspektorat Schott.
WoWische HleSerficht.
Im Hinblick ans die im Entwurf der neue«
Maß- und Gewichtsordnung vorgesehene Einführung der Bierfaßeichung und die von einer Zahl von Handelskammern beantragte Ausdehnung des gesetzlichen Eichzwangs auf die Wein-, Obstwein-, Branntwein- und Likörfässer ist es für erforderlich erachtet worden, die Zahl der voraussichtlich zur regelmäßigen Eichung kommenden Fässer festzustellen, um den Umfang der hierdurch eintretenden Vergrößerung der Geschäftstätigkeit der Eichämter rechtzeitig übersehen zu können.
Der BnudeSrat hat in seiner am IS. Dezbr.
abgehaltcnen Plenarsitzung die Vorlage, betreffend Verleihung von Ksrporationsrechten an die mit dem Sitz in Berlin errichtete deutschwestafrikanische Bank, dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Die Zustimmung wurde erteilt den Ausschußanträgen zu den Vorlagen, betreffend den Breunsteuer- vergütrmgssatz, Zollstleichterungen bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikaten und Aenderung des für die Warenverkehrsstatistik ausgestellten Verzeichnisses der Länder, der Herkunst und Bestimmung. Ferner wurde dem Entwurf des Besoldung?- und Penstonsetats der Reichsbankbeamten, ausgenommen die Mitglieder des Reichsbankdirektoriums, für 1905 zugestimmt. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.
Die Reichsarzneitaxe wird erst am 1. Januar
1906 in Kraft treten. Dies wurde, wie die „Pharmazeutische Zeitung" mitteilt, bei einer mit Einführung der neuen Arzneitaxe begründeten Kündigung eines Lieferungsvertrages, den ein Äpothekenbesitzer mit einer Fabrik eingegangen war, im Auftrag des Ministers bekannt gegeben, und hinzugesügt, daß mit deren Einführung eine Verminderung der Arzneimittel nicht beabsichtigt sei. Rach den „Bert. N. Nachr." ist in dem Entwurf eine Nachttaxgebühr vorgesehen.
Die spanische Ministerkrisis ist jetzt beendet. Es hat sich ein neues Kabinett mit Azcarraga für Präsidium und Marine, Castellano für Finanzen, Villar für Krieg, Aguilar Campos für Auswärtiges, Vadielo für Inneres, Laciorea für Unterricht, Ugarle für Justiz und CordenaS für Ackerbau gebildet. Der König hat die Liste genehmigt.
De« dänische« Folkething ist ei« Gesetzentwurf vorgelegl worden, in welchem folgendes vorgeschlagen wird: 1. Einführung von Ursprungszeugnissen bei der Einfuhr von Butter. Käse, Eiern, Schmalz, Talg und Fleisch, 2. Verbot der Einfuhr von Schmalz in Blasen und Verbot des Verkaufs von Mischungen dänischen Schmalzes mit ausländischem, 3. Einfuhr eines obligatorischen Merkzeichens für alle dänische Exportbutter.
Der Krieg zwischen Rußland und Japan.
Die Lage in der Mandschurei.
Petersburg, 19. Dezbr. Wie General Kuropatkin dem Kaiser unter dem gestrigen Tage meldet, wurde in der Nacht zum 15. Dez. von den Russen beim Dorfe Tantscht- sai eine FlOlermine gelegt. Als die Japaner an dieser Stelle, wo sich am Tage gewöhnlich eine japanische Feldwache befindet, Vorbereitungen zum Abkochen trafen, explodierte die Mine. Nach der Explosion trugen die Japaner 8 Mann weg.
Mnkde«, 19. Dez. Starke japanische Kolonnen beginnen auf der rechten russischen Flanke vorzudrängen.
Berlin, 19. Dez. Aus Mulden wird dem Lokalanz. gekabelt: Ein Artikel der Nowoje Wremja über die Verpflegung der russische» Armee hat hier großes Aufsehen erregt. Das Heer wird darin als eine hungernde, zerlumpte und barfüßige Horde geschildert. Demgegenüber betone ich, daß selten eine Armee im Krieg so gut verpflegt worden ist wie die russische. Dies bestätigt vollauf der deutsche Militärattache Major v. Tettau, einer der hervorragendsten Kenner der russischen Armee.
Der Kampf «« Port Arthur.
London, 17. Dez. Meldungen aus Tokio beschreibe« den Verlust von S japanische« Torpedobootszerstörer« bei Port Arthur. Zwei davon wurden bei dem gemeldeten Angriff auf das Schlachtschiff Sewastopol an der Mündung des Hafens von Port Arthur in den Grund geschossen. Als die beiden Torpedobootszerstörer, von 4 Torpedobooten begleitet, durch die Dunkelheit vorwärts dampften, wurden sie plötzlich von den Scheinwerfern der Rüsten entdeckt und heftig beschaffen. Ein russisches Geschoß traf den einen Zerstörer u. drang in die Munitionskammer ein, wodurch eine Explosion erfolgte und das kleine Schiff in die Luft flog. Gleichzeitig trafen einige Geschosse den andern Torpedobootszerstörer, welcher in 3 Miauten unterging. Von der Mannschaft der beiden Schiffe, etwa 150 Mann, wurde kein einziger gerettet. Der 3. Torpedobootszerstörer lief auf eine russische Mine und flog in die Luft.
Petersburg, 18. Dez. In einem ausführlichen Telegramm vom 28. Nov. meldet General Stössel Einzelheiten über den letzten Angriff:
„Der 26. und 27. Nov. waren die blutigsten Tage i« Kampf um Port Arthur. In der Macht zum 26. No», begann der Angriff gegen den linken Flügel von der Taubenbucht her. Die Japaner wurden jedoch mit schwere» Verluste» zurückgeschlage», ebenso ihre Angriffe auf den Palnnschan- und den Hohen Berg. Am 26. Nov. begannen die Beschießung und heftige Angriffe gegen die Befestigungen der Nord- und Ostfront und die vordersten Schanzen. Zweimal wurden die Schanzen genommen und wieder zurückerobert. I» der Nacht zum 27. Nov. vertrieben wir die Japaner endgültig mit dem Bajonett. Da die Japaner auf der ganzen Front keine Erfolge hatten, «öffneten sie ein heftiges Feuer gegen die innere Festung, das
Dev Kcmsievev.
86) Von Otto Ruppius.
(Fortsetzung)
„Schön, Herr, das ist doch endlich ein vernünftiges Wort," sagte Morton, seine Hand schüttelnd. „Ich schreibe ein paar Zeilen an e-nen Freund von mir, der Friedensrichter ist und keine Umstände mit Ihnen machen wird, u. schicke, um jede Zögerung zu vermeiden, den Cäsar damit nach der Stadt voraus — in einer halben Stunde sollen Sie die kleine zweisitzige Kutsche haben, und dann gehen Sie los. Jetzt lasten Sie aber unser Kind nicht länger warten."
Helmstedt verließ mit Morton, der nach der Hintertür des Hauses ging, das Zimmer zu gleicher Zeit; als er aber am Eingänge zum Empfangszimmer angklangt war, blieb er stehen und drückte die Hand gegen die Stirn, er fühlte sich wie im Traume. Durch die Tür drang Ellens Stimme, derselbe klare, weiche Ton, der ihm tags zuvor im Gerichtssaale wie Rettung ins Ohr geklungen — „ich komme, ich folge deinem Sterne, wohin er auch führen mag!" sagte er halblaut und öffnete die Tür.
Im Sofa, nahe dem Fenster, saß Ellen, den Kopf in die Hand gestützt, und ein leichtes Rot schoß in ihr bleiches Gesicht, als der junge Mann eintrat. An einem Settentische stand Pauline u. schien in den dort liegenden Büchern zu blättern, aber Helmstedt bemerkte sie nicht. Er ging auf daS Mädchen los und kniete schweigend vor ihr nieder.
„Willst du mich denn annehmen, wie ich bin?" sagte er, „willst du dich deun an mich ketten und mit mir tragen, was da kommt, Leid u. Freude, Sonnenschein u. Sturm?" Sie bog sich nieder zu ihm, umschlang seinen Nacken und legte den Kopf gegen den setnigen. „Warum fragst du denn noch, August? Habe ich dir denn nicht gesagt, daß ich nicht wieder von dir gehe?"
Die Tür klappte leise, Pauline hatte daS Zimmer verlassen, aber die beiden Glücklichen hörten es nicht.-
Die kurze Abenddämmerung desselben Tages ging bereits in Dunkelheit über, als Helmstedt, aus der Stadt zurückkehrend, das Gattertor an Mortons Besitzung öffnete u. bei dem Hause wieder vorfuhr. Morton schien nach den Ankommenden auSgesehen zu haben und trat in die Halle heraus, eben als Helmstedt die weibliche Gestalt, die den Sitz mit ihm geteilt, aus dem Wagen hob. „Alles in Ordnung?" fragte der alte Pflanzer. „Da ist meine Frau!" sagte der Angekommene und schlug den Schleier von Ellens errötendem Gesichte. Morton bog sich zu ihr hinab und küßte sie. „Denke, es sei der Kuß deines Vaters, Kind," sagte er. „wenn der auch jetzt noch zu hartköpfig dazu ist, und Gott gebe euch beiden seinen reichsten Segen!" — Er ist hier gewesen, der Alte," fuhr er fort, „ich ahnte doch schon heute morgen das Rechte; geht jetzt nur zuerst nach dem Empfangszimmer, dort liegt ein Brief von ihm, nachher sprechen wir weiter!"
Als sie die Halle betraten, schritt aus einem Winkel eine dunkle Gestalt hervor, die Ellen- Hand faßte und sie gegen ihre Lippen 'führte. „Sara!" rief diese überrascht,
„was tust du denn hier?" und die Schwarze brach i« halbunterdrücktes Schluchzen aus. — „'s ist schon recht, Kinder, werdet alles verstehen!" sagte Morton. „Geh jetzt nach der Küche, Mädchen, und das übrige wird sich finden."
Das erleuchteie Empfangszimmer war leer, auf dem Mitteltische aber lag in die Augen fallend ein dicker Brief. Helmstedt half erst feiner jungen Frau aus dm Hüllen, dann griff er, während sie ihre Hände auf seinen Schultern ruhen ließ, nach dem Schreiben u. öffnete es mit gespannter Seele. Es war an ihn gerichtet und enthielt als Beilage ein kleines Buch. Der Inhalt desselben lautete:
„Mein Herr!
Meine Tochter hat den von ihr eingeschlagenm Weg weiter »erfolgt, und ich komme zu spät, um sie vor einem unausbleiblichen trüben Geschicke zu bewahren. Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, denn kaum weiß ich, wir Sie nach dem Vorgesallenen anders hätten handeln können; ich will Ihnen auch zugestehen, daß ich bet der geringen Zeit und Gelegenheit, welche Sie in meine« Hause hatten, nicht a» eine vorsätzlich gesponnene Arglist Ihrerseits glaube — ich mache auch meiner Tochter keine Vorwürfe, diese fallen alle auf mich selbst und die Art, wie ich mein gewesenes Kind erzog, zurück. Bei alledem werden Sie einsehm, daß Ihr heut getaner Schritt Ellen für alle Zeit aus ihrer Familie ausschließen muß, und ich kann deshalb nichts weiter tu«, als Gott bitten, daß er sie vor zu großem Unglück bewahre, wie ich für jeden Fremden beten würde, und ihr beigehend daS ihr gehörende Eigentum zu übersenden. Dahin gehört