Fko. 103.

63. Jahrgang

Amts- unä IntekkigenMatt für äen Kezir^

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Hamstag, äen 1. September 1888.

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Die Redaktion.

der alsbald in der Wohnung des Verhafteten vorgenommenen Haussuchung sind Papiere mit Beschlag belegt worden. Von den Schriftstücken wird eine Uebersetzung angefertigt, v. Hohenberg ist seit 7 Jahren hier ansässig und während dieser Zeit bereits zweimal unter Verdacht der Spionage verhaftet, bald aber wieder in Freiheit gesetzt worden.

'Aotitifchs WaHviiHterr.

Deutsches Reich.

Berlin, 30. Aug. Nach derKreuzzeitung" konnte für die Reise- des Kaisers ein Besuch am württembergischen Hofe nicht in Erwägung kommen, da der König von Württemberg sich seines Gesundheits­zustandes wegen nächstens in ein südliches Klima zu begeben gedenkt.

In Dresden erwiderte der K.a iser, wie noch dasDresd' Journ." berichtet, auf die Ansprache des Bürgermeisters Dr. Stübel: Die Treue der Sachsen zu Kaiser und Reich sei eine Thatsache, die sich längst bekannt gemacht habe. Er selbst kenne dieselbe aus eigener Erfahrung, sie sei besonders schön zum Ausdruck gekommen, als die Stadt Dresden seinem Kaiserlichen Großvater bei dessen letztem Besuch einen so herzlichen Empfang bereitet habe, und er freue sich daher nun um so mehr, diese Stadt persön­lich kennen zu lernen.

Nach der BerlinerBörsenztg." soll der Kaiser jüngst zu einem viel genannten jungen Staatsmann" gesagt haben:Ich kenne nur Vater­landsfreunde und Gegner unserer gesunden Entwickelung. Niemand wird mir zutrauen, das Rad der Zeit zurückschrauben zu wollen. Im Gegenteil, es ist der Hohenzollern Stolz, über das zugleich edelste und gereifteste Volk zu regieren. In dieses Lob schließe ich Ällseutschland ein. Unsere ganze Gesetzgebung ist von humanen Grundanschauungen diktiert wer dies ver­kennt und die Geister gegen einander hetzt, gehöre er welcher Richtung immer an, hat auf meinen Beifall nicht zu rechnen. Es giebt wahrlich Ernsteres zu thun."

Berlin, 30. Aug. Die Ernennung des Herrn v. Bennigsen zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover wird in allen politischen Kreisen, mit Ausnahme der Extrem-Conservativen und der Welfen, mit großer Genugthuung begrüßt. Wie dieNationalzeitung" mitteilt, ist diese Ernennung auf die eigene und unmittelbare Initiative des Kaisers zurückzuführen. Mit Bestimmtheit wird darauf gerechnet, daß Herr v. Bennigsen an der Spitze der nationalliberalen Partei verbleibt.

Ein ehemaliger deutscher Offizier namens Fritz Kilian v. Hohenberg, welcher als Sprachlehrer hier lebt, ist am 30. nachm, in Nizza in dem Augenblick verhaftet worden, als er ein Packet, welches Lebelpakrönen enthielt, zur Post geben wollte. Bei

Deuilleton.

tNachdruck verboten.)

Lieben und Leiden.

Roman aus der Pariser Gesellschaft von A. du ZSoisgovey.

(Autorisierte deutsche Uebersetzung.)

(Fortsetzung.)

Sie brauchen das nicht zu befürchten; eine verheiratete Frau kann nach französischem Gesetz keinen gültigen Kontrakt schließen ohne die Autorisation ihres Gatten. Ich werde übrigens mit Listrac darüber sprechen."

Ja, thun Sie das," versetzte die Marquise.Sagen Sie ihm auch, daß, wenn er dies zugebe, er in meinen Augen den letzten Rest von Ehre verliere. Hätte er, statt sich jener Person, der Baronin von Benserrade, in die Arme zu werfen, sich sogleich an mich gewandt, als seine Frau ihn verließ, so würde ich bereitwillig den Versuch gemacht haben, ihn mit derselben zu versöhnen, freilich unter gewissen Bedingungen. Aber er ist nicht gekommen und ich habe meine Langmut trotzdem so west getrieben, daß ich ihn vor der Welt verteidigte. Er ist mir nun einmal ver­wandt und Bianka Monti hat sich sehr gegen meinen Wunsch und Willen in unsere Familie eingedrängt. Trotzdem kann ich nicht umhin, einzusehen, auf wessen Seite in dieser ganzen Angelegenheit das Recht steht. Meine Anschauungen darüber lassen sich nicht ändern. Wie die Dinge nun einmal liegen, hat Georges Nichts von mir zu erwarten, so lange er auf dem beschrittenen Wege weiter geht und sich nicht von jener Frau los sagt, die ihn in den unwürdigsten Banden hält. Nur eine Wieder­vereinigung mit seiner Gattin könnte mich mit ihm aussöhnen!"

Ich werde nicht ermangeln, Georges das Alles mitzuteilen," sprach Mou­lisres, sich erhebend.Was an mir liegt, soll geschehen. Ich muß mich für jetzt

Gages-Weuigkeiten.

Calw, 31. Aug. Wie rasch Weintrauben an günstigen Lagen zu reifen vermögen, zeigt der von uns am 5. Juli gemeldete Fall, daß an einer Kammerz der Schill L Wagnerischen, vormals Federhaff« sichen Färberei, sich bereits Trauben in Erbsengröße befinden. Am heutigen Tage hatten wir nun Gelegenheit ein Prachtexemplar, vollkommen reif und im Gewicht von 32S Gramm, von gen. Weinstock zu sehen. Hiebei soll je­doch nicht unerwähnt bleiben, daß dem stets erwärmten Keffelgebäude, an das sich der Stock anlehnt, ein groß Teil Verdienst an dem raschen Wachs­tum beigemessen werden darf.

urgbeleuchtung in Liebenzell.) Wie wir vernehmen, findet bei guter Witterung am nächsten Sonntag, den 2. September abends nach Eintreffen des 9 Uhr Zugs eine Beleuchtung der Burg Lieben­zell mit bengalischem Feuer statt; ein, wie das vergangene Jahr lehrte, überraschend schönes Schaustück, auf das wir nicht versäumen aufmerksam zu machen. -

Stuttgart. Ein weiterer Sonderzug nach München wird in der Nacht vom 1. bis 2. Sept. zu bedeutend ermäßigten Preisen abgelassen. Die Fahrkarten haben 14tägige Gültigkeit. Es soll der letzte Extrazug nach München für dieses Jahr sein.

Göppingen, 27. Aug. Vor einiger Zeit hielt der Gesamtausschuß für ein Hohenstaufendenkmal eine Sitzung, welche aus Gmünd, Lorch und Hohenstaufen zahlreich besucht war. An derselben nahm auch der Reichstagsabgeordnete Grub teil. An Se. Maj. den König wurde eine Eingabe abgeschickt. Als Antwort darauf erging an den Ausschuß die Auf­forderung, an Se. Maj. über den Stand der Angelegenheit schriftlichen Be­richt zu erstatten. Des weiteren wurden Schritte gethan, um hervorragende deutsche Künstler als Preisrichter zu gewinnen, dann soll das schon fertige Ausschreiben zur Einreichung der Plane erlassen werden. Ferner wurden 5000 Adressen gesammelt, um Aufforderungen, Zirkulare u. s. w. abzusenden, sowie Schritte unternommen, um in allen Teilen Deutschlands, sowie des Auslands, besonders in Amerika hervorragende Männer zu gewinnen. Die Sammlungen betragen bis jetzt in Göppingen 45,000 in Gmünd 30,000 Hohenstaufen 5000 zus. 80,000

Ulm, 28. Aug. In vergangener Nacht geriet auf dem hiesigen Bahn­hof ein auf dem dritten Geleise stehender, zur Abfahrt nach Augsburg be­reiter Wagen, der mit mehreren Fässer Petroleum, Naphtha, sowie mit Zünd-

aber verabschieden; es drängt mich, Listrac aufzusuchen, und die.Stunde, zu welcher man ihn im Club findet, hat geschlagen."

Natürlich findet man ihn nur am Spieltisch!" rief die Marquise lebhaft.

Sagen Sie ihm, daß ich ihm von Herzen wünsche, er möge heute mehr verlieren, als er zu bezahlen im Stande ist. Früher oder später wird dieser Zeitpunkt ja doch eintreten, und je früher, desto besser; man zähmt die wilden Tiere, indem man ihnen die Nahrung verweigert. Je eher es ihm am Allernotwendigsten gebricht, desto eher wird er zur Vernunft kommen."

Moulisres, der sich nicht wenig auf seine Manieren einbildete, zog die dürre Hand, welche die Marquise ihm reichte, ehrerbietig an seine Lippen und entfemte sich dann, nicht wenig von dem Besuch befriedigt; hatte er doch Vieles gehört, was er noch nicht wußte und woraus Vorteil ziehen zu können ihm sehr angenehm war.

Das Interessanteste, was er vernommen, war jedenfalls die Thatsache, daß Vitale Vitellio eine Tochter zurückgelassen und daß Frau von Listrac dieselbe uMer ihren Schutz genommen hatte.

Obwohl er dies der Marquise von Marvejols nicht eingestanden, hatte er den Vater des Mädchens in Florenz sehr genau gekannt und es bestanden wichtige Ur­sachen, welche ihn nötigten, sich an dessen tragisches Ende zu- erinnern, Ursachen, die er selbst einem vertrauten Freunde, wenn er einen solchen besessen, niemals an­vertraut haben würde. Doch Herr von Moulisres gehörte zu den Männern, welche sich lieber mit gegenwärtigen als mit vergangenen Zeiten beschäftigen, und so fragte er sich auch jetzt, welchen Vorteil er aus der momentanen Lage Bianka Monti's ziehen konnte.

Es würde ihm ein besonderes Vergnügen gemacht haben, die Gräfin zu ver­leumden, indem er derem Gemahl erzählte, daß sie eine natürliche Tochter bei sich ausgenommen, deren Vorhandensein sie ihm, dem Grafen, verheimlicht habe. Was