78. Jahrgang.
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Echwüb. Landwirt.
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Amtliches.
Die Ortspolizeibehörden
werden auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern, de« treffend Fälschung von Nahrungsmittel«, vom 10. Nov. d. I. (Mln.-Awtsbl. S. 511) besonders hingewiesen. Nagold, den 2. Dez. 1904.
K. Oberamt.
_A. V.: Bullinger, stv. Amtmann.
Die Gemeindebehörde«
werden unter Hinweisung auf den Ministerial-Erlaß vom 12. April 1904 A. Bl. S. 247 beauftragt, das Verzeichnis der Anträge auf Verleihung des Feuerwehrdienstehrenzetchens spätestens bis 28. Dezember d. Js. als psrlopfl. Dienstsache hierher vorzulegen. Später etukommende Anträge müßte« zurückgestellt werden.
Fehlanzeige ist nicht zu erstatten.
Nagold, den 5. Dezember 1904.
K. Oberamt:
_ A. V.: Bulliuger, stv. Amtm.
Am 2. Dezember ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die zweite Schulstelle in Nufringen, Bezirks Htrrenberg, dem Schullehrer Herr in Ostweil, Bezirks Ludwigsburg, übertragen worden.
WoMifchs Aleöerficht.
Eine Reform des Reichsmilitärstrafgesetzbuchs
bezweckt folgende von den freisinnigen Fraktionen deMeichs- tags zur zweiten Beratung des Reichshaushaltsetats ein- gebrachte Resolution. Der Reichstag wolle beschließen, den Reichskanzler zu ersuchen, dafür zu sorgen, 1. daß zugleich mit der beginnenden Reform des bürgerlichen Strafgesetzbuchs eine durchgreifende, den modernen Äechtsanschauungcn entsprechende allgemeine Reform des Reichsmilitärstrasgesetz- buchs angebahnt werde, 2. daß noch vor dieser vermutlich geraume Zeit in Anspruch nehmenden allgemeinen Reform die größten Härten des bestehenden Militärstrafgesetzbuchs durch ein Spcztalgesetz beseitigt werden, 3. daß dem Reichstag alsbald eine Statistik über die praktische Anwendung der Normen der Mlitärstrasgerichtsordnuug, über den Ausschluß der Oeffentlichkeit (mit Angabe des Verhandlungs- gcgenstands, der Charge oes Angeklagten, der Ausschluß- gründe usw.) vorgelegt werde, 4. daß nicht durch Maßregeln der Militärverwaltung (Wahl des Verhandlungsraumes usw.) vie gesetzlichen Bestimmungen über die Oeffentlichkeit der Verhandlungen vor dem Militärgericht illusorisch ge« macht werden.
Nachdem die Militärpenfionsgesetzentwiirfe
dem Reichstag zugegangm sind, ist es auch möglich, einen genauen Uebcrblick über die Kosten zu gewinnen, die durch die beabsichtigte Neuordnung der Pensionierung verursacht werden würden. Das Offizierpenstonsgesetz würde im ersten Jahr seiner Wirksamkeit beim Allgemeinen Pensionsfonds der Schutzgebiete eine Mehrausgabe von 3 011700 ^6, beim Reichsinbalidensonds eine solche von 433 000 ^6, zusammen eine Mehrausgabe von 3 444 700 ^6 Hervorrufen. Im Höhepunkt der Belastung würde nur eine Mehrausgabe bei
Der Kausierer.
Bon Otto Ruppius.
47) (Fortsetzung.)
Eine Totenstille herrschte, als er sich Niedersetzte, kein Zeichen des Beifalles, keines des Mißfallens, wie es sonst trotz aller gebotenen Ordnung sich hörbar machte, wurde laut, die Geschworenen sahen ernst vor sich hin oder geradeaus in die Luft, und ein Gefühl der Unsicherheit, einer fehlgeschlagenen Hoffnung fing an in Helmsteds Seele heraufzukriechen. Der Platz seines Verteidigers vor ihm war leer; als er aber jetzt aufbltckte, sah er diesen, augenscheinlich erregt, zwischen den Menschen Hervorkommen. Helmstedt fing einen Wink von ihm aus, den er sich nicht deuten konnte. In diesem Augenblick aber trat der Rechtsanwalt in die Mitte des Saales und sagte laut: „Wolle mir der Gerichtshof das Wort erlauben, ich werde imstande sein, einige Zeugen zugunsten der Verteidigung vorzuführen!" und aus der Menge heraus folgte ihm ein alter Herr in Begleitung von zwei verschleierten Damen. Helmstedt erkannte Morton, als dieser den Zengenplatz etnnahm und das Gesicht nach ihm drehte; die eine von dessen Begleiterinnen schien ihm Pauline zu sein; die zweite aber, schlanker und von zierlicheren Formen als jene, war ihm unmöglich zu erraten. Es war nur von verhältnismäßig untergeordneter Bedeutung, was Morton auszusagen hatte; er legte mehrere beschworene Aussagen von New-Iorker Kaufreuten vor, welche die Meinung des Angeklagten über Baker be-
tlazot-, Montag Len 5. Dezember
den elfteren Fonds verbleiben, diese aber 8 494 000 ^ betragen. Das Mannschaftsversorguugsgesetz würde im ersten Jahr ein Mehr von 2 822 825 und 203 000 ^6, zusammen von 3 025 825 ^6 erfordern, im Höhepunkt der Belastung ein solches von 8 037 960 Demgemäß würde sich die aus beiden Gesetzen herrührende Mehrbelastung im ersten Jahr auf 6 470525 und im Höhepunkt der Belastung, d. h. dauernd, auf 16 531960 ^6. stellen. Beide Gesetze sollen nach den Entwürfen am 1. April 1905 in Kraft treten, sie beschäftigen sich jedoch mit der Frage der Deckung der Kosten nicht. Erforderlichenfalls soll die Lösung der Dcckungs- frage durch eine dem Reichstag zu machende besondere Vorlage gefunden werden, wobei die verbündeten Regierungen von der Voraussetzung ausgehen, daß die Mittel zur Deckung des erforderlichen Mehrbedarfs aus dm eigenen Einnahmequellen des Reiches bereit zu stellen sein würden. Die Mehrausgaben würden gegebenenfalls in die entsprechenden Etats nachträglich hineingearbeitet werden müssen.
Die französische Deputierteukammer hat sich wieder einmal mit der Ueberwachung von Offizieren und Beamten und den Angebereien beschäftigt. Die Nationalisten hoffen wohl immer noch, das Ministerium Combes durch immer erneute Interpellationen über diese Frage zu Fall zu bringen. Abg. Grosjean (Nationalist) brachte einen Antrag ein, dahingehend, einen oberen UnterrichtsauSschuß zu bilden, um die Angeberei im Unterrichtswesen zu verhindern. Er warf dem Ünterrichtsmimster vor, die Angeber nicht bestraft zu haben. Minister Chaumie erwiderte, daß er stets nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe; seine Aufgabe sei schwer genug, und eS liege ihm nichts daran, sein Amt weiter zu behalten. Abg. Lafferre (sozialistischer Radikaler) verteidigte hierauf den Grand Orient und nimmt für die Republikaner das Recht in Anspruch, sich Auskünfte zu verschaffen und sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Die Opposition werfe den Republikanern Dinge vor, die sie selbst täglich begehe. Redner warf der Regierung alsdann vor. Maßnahmen gegen Beamte ergriffe» zu haben, die ihre Pflicht als Republikaner getan hätten und schloß mit den Worten: Ohne unsre Schriftstücke würde das Land eine Armee besitzen, die des Staatsstreichs fähig wäre. (Heftige Protestrufe.) Lafferre zog alsdann seine Worte zurück und fügte hinzu: Die republikanischen Vereinigungen werden ihre Reinigungsknr fortsetzen. Kriegsminister Berteaux erklärte, daß alle auf die Angebereien bezüglichen Dokumente verbrannt seien. Der Minister gab zu, daß die Republik nach 33jährigem Bestehen keine Armee habe, die mit den republikanischen Grundsätzen übereinstimme, aber er konstatiere, daß es seit 33 Jahren keinen Staatsstreich gegeben habe, trotz der Aufstachelungen dazu. Er, der Minister, werde seine Pflicht erfüllen, er werde gerecht und wohlwollend sein und die Republik zu verteidigen wissen.
Der Krieg zwischen Rußland und Japan.
Die Lage in -er Mandschurei.
Petersburg, 2. Dezbr. General Ssacharoff meldet dem Generaltzab unter dem gestrigen Datum: Unsere
stättgten und diesen als einen Mann ohne bestimmtes Geschäft schilderten, der teils durch das Spiel, teils auf anderen verbotenen Wegen sein Leben gemacht, stets aber im Sommer in den vornehmen Badeorten zu finden gewesen sei und so sich eine gewisse Scheinstellung in der Gesellschaft zu verschaffen gewußt. Morton gab an, daß sämtliche Aussagen der Betreffenden auf seine an sie ergangene Bitte gemacht worden seien. Er trat hinweg, und die zweite seiner Begleiterinnen erhob sich. Sie schlug kräftig den Schleier zurück, als sie zur Eidabnahme Vorschrift, und ein jugendliches bleiches Gesicht erschien, das sich mit einem Lächeln, wie ein Heller Sonnenblick zwischen Frühlingsregen, nach der Anklagebank richtete. Helmstedt fuhr halb von seinem Sitze auf und unterdrückte mit Mühe einen Schrei — in demselben Augenblicke aber entstand eine Bewegung in einem andern Teile des Gerichtsraumes. „Ellen!" rief Elliot mit dem Ausdrucke deS Staunens, hastig zwischen seinen Umgebungen hervortreteud, „wie kommst du hierher, Kind — was willst du hier?" Das Lächeln starb auf des Mädchens Gesichte und machte einem Ausdrucke des Leidens Platz. „Ich komme nachher zu dir, Vater," sagte sie, „ich muß erst Zeugnis ablegen."
„WaS um Christi willen willst du bezeugen, wer hat dich denn hierher gebracht?"
„Was ich muß, Vater," erwiderte sie, ihm groß in die Augen sehend, „laß mich jetzt, ich komme nachher zu dir!"
Aller Augen waren gespannt auf diesen Vorgang gerichtet; Elliot, dem das von ihm hervorgerufcne Aufsehen erst jetzt eiufallen mochte, sah um sich und trat zögernd
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Truppen aus dem linken Flügel zwangen den Feind im weiteren Verlaufe der Verfolgung, die Dörfer Dapinduschau und Nitsynitz zu räumen und sich auf Tstantschan zurückzu- ziehen. Nach den Kämpfen auf den Püffen südlich von Zinschetschen fanden wir hier noch 50 japanische Gewehre. Am 30. November unternahmen Truppenteile unseres rechte« Flügels am Schaho eine Erkundung in der Richtung auf Lamutun. Sie näherten sich den feindlichen Schanzen bis auf 20 Schritte und wurden von einem heftigen Gewehrfeuer empfangen. In diesem Scharmützel wurden auf unserer Seite 1 Offizier und 3 Mann verwundet, 3 Mau» getötet. Nachdem es beim Feinde ruhig geworden war, wiederholte ein Teil der Abteilung den Erkundungsversuch, schlich sich au die feindlichen Schanzen westlich von Lamutun heran und warf sich mit dem Bajonett auf den Feind. Die Japaner flohen nach hartnäckigem Kampfe, wobei sie bis auf das rechte Ufer des Schah» verfolgt wurden. Ein Japaner wurde gefangen, 25 getötet, ferner wurden Ausrüstungsgegenstände und Decken von uns erbeutet. Auf unserer Seite wurde ein Offizier verwundet, ein Manu getötet. Auf unserem linken Flügel schlich sich in der Nacht zum 1. Dezbr. eine Abteilung an die Stellung des Feindes heran und gab eine Salve gegen seine Feldwache ab. Aus der nahen Befestigung kamen etwa 60 Japaner hervor und eröffneten ein heftiges Gewehrfeuer. Die Schanzen wurden von uns im Bajonnettkampf genommen, wobei einige Flinten und AusrüstungSgegeustände in unsere Hände fielen. Am 1. Dezember sind keine Meldungen über Kämpfe eingelaufen.
Petersburg, 3. Dezbr. General Kuropatkin meldet dem Kaiser unter de« gestrigen Datum: In der Nacht zum 2. Dezember unternahmen 2 Kompanien Freiwilliger von unserem Zentrum aus eine Erkundung, drängten die Vorposten zurück u. besetzten die feindlichen Schanzen. Beim weiteren Vormarsch wurden die Kompanien von einem heftigen Gewehrfeuer empfange« und mußten, da die Japaner bedeutende Unterstützungen erhielten, sich zuröckziehen. Aus unserer Seite wurde ein Offizier und 5 Mann verwundet. Am 2. Dezember sind keine Meldungen über Kämpfe ein- gelausen.
Berlin, 3. Dez. Aus London meldet die Voff. Ztg.: Die Morgeublätter veröffentliche» ein St. Petersburger Telegramm des Inhalts, daß Kuropatkin in der Mandschurei eine Offenfivbewegnug versuche« dürfte, uw wieder in den Besitz der Bergwerke von Jentai zu gelangen, die der russischen Armee daS Heizmaterial liefern müssen. Eine Umgehnngsbeweguug gegen die japanische Flanke im Osten von Jentai scheint im Gang zu sein. Die Japaner versuchen, Jentai durch Verschauz- ungen mit Belagerungsgeschützen fast unüberwindlich zu machen, das russische Mörserfeuer bereitet ihnen dabei aber schwere Hindernisse.
Der Kampf «« Port Arthur.
Berlin, 2. Dez. Wie dem Lokalanz. aus Mukden gemeldet wird, haben russische Artilleristen auf dem Putiloff- Berg beobachtet, daß die Japaner auch blinde Geschosse abfeuerten. Z. B. hätten sie um 28. v. Mts. auf den
zurück. Ellen aber warf einen »eueu lächelnde« Blick voll Tröstung und Verheißung nach Helmstedt und leistete dann den Zeugeneid. Sie habe nichts von dem ganzen Falle, der jetzt verhandelt werde, erfahren, begann sie, und ihre klare, weiche Stimme berührte eigentümlich wohltuend jede» Ohr, — sie sei mit ihrer Mutter schon seit Wochen auf einer Besuchsreise abwesend gewesen, sonst hätte sie längst ihr Zeugnis abgegeben, und halte es jetzt für eine heilige Pflicht, dies abzugeben, wie eS ihr Gewissen verlange, oh«e Rücksicht auf sich selbst oder einen andern Menschen. Soviel sie gehört, fuhr sie fort, und ihr Gesicht begann sich leise zu röten, weigere sich der Angeklagte, seinen Aufenthalt zu der vermutlichen Zeit des Mordes auzugeben, sie werde und müsse es aber an seiner Statt tun. Sie begann jetzt schmucklos zu erzählen, wie Baker in ihr HauS eingeführt worden, und ihr Ton war fast kindlich, sprach von ihrem Widerwillen gegen ihn und von dem Zureden ihrer Eltern, seine Bewerbungen anzunehmen, berichtete daun Helmstedts Eintritt in die Familie und seinen ausgesprochenen Verdacht gegen den Freier, erwähnte, wie der Tag ihrer Verlobung festgesetzt und ihr, dem unbeugsamen Willen ihrer Eltern gegenüber, nichts übrig geblieben sei, um bestimmte Auskunft zu erhalten, als die Nacht vor Neujahr zwischen zehn und elf Helmstedts Mitteilungen von ihrem Fenster aus entgegen zu nehmen, u. wie die Furcht gehört zu werden, ihn hinauf zu ihrem Fenster und dann durch seine unsichere Stellung in ihr Zimmer getrieben habe. Ein glühendes Rot übergoß sie, als st: den letzten Satz beendet. Sie könne über jede ihrer Handlungen in der Zeit von Helmstedts Aufenthalt