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— In Bezug auf den Ankauf des Schlaffes Tenneberg für die Kaiserin Friedrich bemerkt die amtl. „Gothaer Ztg.", daß ein Abschluß noch nicht erfolgt ist. Die Herstellung des umfangreichen Bauwerks würde sehr bedeutende Kosten verursachen. — Der Besuch des Königs von Griechenland am Berliner Hofe führt zu allerlei Kombinationen, die jedoch von vernünftigen Leuten nicht zum Ende gelesen werden.
Hcrges-Weuigkeiten.
Eßlingen, 27. Aug. Der gestrige Haupttag des Landesfeuerwehrtags hat den gelungensten Verlauf genommen. Man hatte bei dem Eintreten der schweren Regenfälle in der Nacht vom Samstag auf Sonntag schon die Hoffnung aufgegeben; auch beim Eintreffen der Frühzüge, die mit Gästen gefüllt waren, dauerte der Regen noch fort, in den Vormittagsstunden aber trat eine leichte Aufhellung ein und man blieb den ganzen Tag über trotz des drohenden Aussehens des Himmels von weiteren Regenfällen verschont, so daß das Programm des Tages völlig zur Durchführung gelangen konnte.
— Die mit den frühen Zügen eingetroffenen Gäste wurden nach dem Empfang am Bahnhof zur Vllla-Brouerei geleitet, wo man sich zu einem Frühschoppen mit Konzert vereinigte. Um 10 Uhr begann der Festzug sich aufzustellen und zu ordnen. Derselbe war von ungemeiner Ausdehnung und brauchte volle Stunden zum Vorbeimarsch. Wir können die Namen der endlosen Reihe von Feuerwehren nicht aufzählen (Calw war durch 27 Mann vertreten); hervorgehoben sei aber die malerische und interessante Episode der Feuerwehr aus dem 17. Jahrhundert, in welcher die Eßlinger, gut kostümiert und mit alter Ausrüstung versehen, eine Feuerspritze aus jener Zeit mitführten. Die mit gutem Humor vorgesührte Gruppe erregte allgemeine Freude. Unter den Feuerwehren, die im Zuge gingen, machten die Stuttgarter, die mit voller Ausrüstung erschienen waren, durch Zahl und strammes Auftreten eine hervorragend gute Figur. — Großes Interesse erregte die Uebung der Eßlinger Feuerwehr am Marktplatz, die ausgezeichnet verlief und eine hohe Meinung von dem Zustand derselben erweckte. Es kamen neue Geräte von Magirus-Ulm und Lieb-Biberach zur Verwendung, welche großes Lob der Sachverständigen davontrug. Welchem der beiden Fabrikate der Vorzug zu geben sei, darüber waren die Meinungen geteilt, da beide in ihrer Art Vorzüge aufzuweisen haben. — Das Fest auf der Maille gestaltete sich zu einem prächtigen Volksfest. Nach den Begrüßungsreden gab man sich allgemein einer fröhlichen Geselligkeit bis zum Abend hin, wo eine prachtvolle Illumination der Burg die Festgäste aufs freudigste überraschte und zur Be- wunderung hinriß. Allgemein war auch das Lob der Gäste über die treffliche Bewirtung, die sie in Eßlingen fanden. Ein weiterer Bericht des Staatsanz. meldet noch über die historische Feuerwehr: Voran ritt der Feuerreiter, dann folgte die alte Feuerspritze mit Bemannung, Spritzenmeister, Büttel, eine Amtsperson, Wagen mit Löschmannschaft; die Feuerwehrleute nach Zünften in ihren Trachten verschieden, zum Schluß Weingärtner mit Schöpskübeln und Butten, dabei Knaben mit reifen Trauben aus den Eßlinger Weinbergen.
— Am Festzug nahmen wohl 10,000 Personen teil; die Eßlinger Straßen, durch die der Zug ging, waren zu beiden Seiten dicht besetzt. Außer den Feuerwehrgästen war eine zahllose Menge von auswärts gekommen, besonders auch aus den Landorten. Die Häuser waren schön geschmückt, unter anderen Zierden fehlten auch die Zwiebel nicht. — Die Festrede auf der Maille hielt Stadtpfleger Weith von Eßlingen namens der Stadt und Feuerwehr Eßlingen. Der Kommandant der Stuttgarter Feuerwehr, Oberbaurat v. Tritschler, Landesfeuerlösch-Jnspektor Grosmann und Landtagsabg. Mauz folgten mit Reden, in welchen der Stadt und Feuerwehr Eßlingen die gebührende Ehre zu teil wurde.
— Nach einer Bekanntmachung des Amtsgerichts Vaihingen a. E. sind im Laufe dieses Monats in Hochdorf falsche Einmarkstücke in den Verkehr gebracht worden. Wer solche Stücke in letzter Zeit empfangen hat, oder solche künftig erhalten sollte, wird aufgefordert, solche sofort, womöglich unter Angabe desjenigen, von dem er sie bekommen, an das Amtsgericht einzusenden.
Heilbronn, 25. Aug. Fabrikant Ernst Flamm er. Vorstand der deutschen Partei in Heilbronn, ist vergangene Nacht unerwartet an einem
Herzschlag verschieden. — Für ein lokales Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind bis jetzt 25,000 gezeichnet. — Wie die „Heilbr. Ztg." mitteilt, ist dem Gemeinderat Huber beute durch das K. Oberamt eröffnet worden, daß die Kgl. Regierung des Neckar-Kreises das Gesuch des Oberbürgermeisters Hegelmaier um Suspendierung Hubers von seinem Amt als Gemeinderat abgewiesen habe.
Friedrichshafen, 25. Aug. Heute mittag 1 Uhr ist von Ulm kommend, Generalfeldmarschall Graf v. Blumenthal, in Begleitung des Generalstabsoffiziers Major von Rosenberg, und des Adjutanten, Rittmeister vom Kurmärkischen Dragoner-Regiment Nr. 14, Fürst v. Carolath-Beuthen, sowie des K. württemb. Hauptmanns von Marchthaler, hier eingetroffen, um sich bei S. Maj. dem König zu melden. Abends 6 Uhr sind die Herren per Schiff nach der Insel Mainau weitergereist, um einer Einladung zu Sr. K. Hoh. des Großherzogs von Baden Folge zu leisten.
KanöeL irnö WerkeHrr.
Göppingen, 25. Aug. Der gestrige Viehmarkt war stärker als die letztvorausgegangenen Märkte. Es wurden zugesührt: 208 Ochsen, 119 Kühe und 269 Stück Schmalvieh, im Ganzen 596 Stück. Da es auch nicht an Käufer mangelte, so ging der Handel sehr lebhaft. Die Zahl der abgeschloffenen Käufe betrug im Ganzen 196. Es wurde bezahlt für 1 Paar Ochsen 29 bis 43 Karolin — 546 85 H bis 818 ^ 86 , für 1 Kuh 70 bis 425 für 1 Stück Schmalvieh 57—296 ^
Obstpreise.
Calw. Der städtische Obstertrag, geschätzt zu 302 Simri, wurde zu 335.80 verkauft.
Ostelsheim. Die hiesige Gemeinde hat für Obst, geschätzt zu 500 Simri 510 erlöst.
Eßlingen, 25. Aug. Preise: 2 40 H bis 2 ^ 60 H pr. Ztr.
Waiblingen, 23. Aug. Aus dem zu 1399 Simri geschätzten städt. Allmandobst wurden 1895 durchschnittlich 1 ^ 36 L pro Simri, erlöst.
Calw.
Ean^wirtkr^astkicbeo OezirHsoerein.
Die Eanäe8vbstau8stekkung betr.
Vom württ. Obstbauverein ist an den landw. Bezirksverein die Aufforderung ergangen, für Betheiligung des Bezirks an der Land es ob stausstell ung, welche in Verbindung mit dem heurigen Volksfest in den Tagen vom 26. bis 30. Sept. in Cannstatt veranstaltet werden will, besorgt zu sein. Die Ausstellungen der einzelnen Oberämter sollen enthalten:
1) Obst von Form- (Zwerg-)B äumen,
2) Obst von Hochstämmen, mit der Unterscheidung
a) Tafelobst,
d) Mostobst, resp. Wirtschaftsobst,
o) beides zugleich.
3) Kollektionen der im Oberamt empfehlenswerthesten
Obstsorten..
4) Kollektionen der empfehlenswerthesten Sorten für Straßenpflanz
ungen.
Da für die Anmeldung in Stuttgart nur ein sehr kurzer Termin (31. Aug.) gegeben ist, werden die Obstzüchter des Bezirks, welche sich an dieser Ausstellung betheiligen wollen, freundlichst eingeladen, ihre Anmeldungen, nach obigen Unterscheidungen geordnet, schriftlich unter genauer Angabe der auszustellenden Sorten spätestens bis Mittwoch den 5. Sept.
bei dem Vereinssecr. Horlacher einzureichen. Spätere Anmeldungen können unter keinen Umständen berücksichtigt werden.
Den 28. August 1888. Der Vereinsvorstand:
Supper.
E. Horlacher, Secr.
Moulines sah die Marquise erstaunt an.
„Woher wissen Sie das?" fragte er.
„Aus ihrem eigenen Munde!" erwiderte die Dame, der seine Bestürzung sichtlich Vergnügen verbreitete. „Sie hatte mehr Rücksichten für mich, als ihr nichtsnutziger Gatte; sie ist zu mir gekommen und hat mir Alles erzählt."
„Wie, Alles?" rief Moulisres, an die falschen Wechsel denkend, aus.
„Ja, Alles; den unverschämten Besuch der Baronin Benserrade, die Lügen George's und die unwürdige Komödie, welche er spielte, um zu bestimmen, daß sie seine Schulden bezahle. Will man noch mehr oder — ist vielleicht noch mehr vorgefallen? Es würde mich dies durchaus nicht überraschen!"
„Nein, gnädigste Frau, es ist ohnehin schon weit mehr, als ich wußte."
„Ich habe ihr vollkommen Recht gegeben, daß sie Listrac verlassen hat; was sie jetzt thut, damit freilich bin ich weniger einverstanden. Ich hatte ihr geraten, in ihre Heimat zurückzukehren, wo sie sehr gut mit Dem leben könnte, was ihr noch bleibt; sie aber zieht es vor, in Paris zu verweilen, und unter uns gesagt, bin ich durchaus nicht sicher, ob sie nicht immer noch in ihren Gatten verliebt ist. Frauen wie sie haben leicht das Unglück, sich gerade unwürdigen Männern hinzugeben."
„Aber wo wohnt sie?"
Ganz nahe von hier, aus dem Quai Voltaire, auch lebt sie nicht allein dort."
Moulisres Augen erweiterten sich.
„Sie lebt nicht allein!" wiederholte er.
Die Marquise lächelte spöttisch; die Folgerungen, die er sicher zog, konnte sie arg enttäuschen.
„Nein," sagte sie, bei ihr befindet sich eine junge Italienerin, die nach Paris q-.kommen ist, um ihr als Gesellschafterin zu dienen. Das Mädchen ist sehr schön.
Sie stammt aus Florenz, wo der Name ihres Vaters sehr wohl bekannt ist. Er war Poet und Maler und hieß Vitellio."
„Vitellio?" wiederholte Mouliöres. „Vitale Vitellio, der eines Nachts am Ufer des Arnos ermordet wurde, nachdem er das Theatro della Pergola verlassen hatte?"
„Sie sind ja besser unterrichtet als ich! Woher kennen Sie alle diese Einzelheiten? Waren sie denn in Florenz als er starb?"
„Ja, das heißt, nein!" stammelte Moulisres. „Ich reiste damals in Italien und der Mord machte viel von sich reden —"
„Ich habe nie davon gehört. Doch weshalb verwirren Sie sich? Sie sind es doch nicht etwa, der ihn getötet hat?" lachte die Marquise.
Moulisres, der sonst so ruhig war, bedurfte Sekunden, um seine Aufregung zu verbergen; dann aber sprach er kalt:
„Ich habe ihn nie gesehen, doch vermutlich dürsten Sie nicht wissen, daß jener Mann der erste gewesen ist, den Bianka Monti geliebt hat. Sie hatte damals mit großem Erfolg debütiert, und war im Begriff, sich mit Vitellio zu verheiraten, als Dieser auf der Straße meuchlings ermordet wurde, wahrscheinlich durch einen Rivalen."
„Das ist ja ein wahrhaftes Drama, welches allerdings meine Kousine nicht nötig gefunden hat mir mitzuteilen," bemerkte die Marquise von Marvejols lächelnd.
„Ihrem Gemahl aber hat sie dasselbe nicht vorenthalten, Listrac legte der Sache jedoch keine wettere Wichtigkeit bei."
„Daran erkenne ich den Grafen Listrac und seinen Leichtsinn," sprach die Marquise. „Wenn ich seine Frau wiedersehe, werde ich sie über diese Angelegenheit befragen, wie auch noch über Eins. Sie hat neulich einige Worte fallen lassen, welche darauf hinzuweisen schienen, daß sie die Absicht hege, die Bühne wieder zu betreten." (Forts, folgt.)