7*. Jahrgang.

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Am 18. November d. Js. ist von der Evangelischen Oberschul­behörde u. a. die Schulstelle in Unterenztal Bez. Altensteig- Dorf (Nagold) dem Unterlehrer Wilhelm Ostertag in Balingen übertragen worden.

Von der kath. Oberschulbehörde ist am 18. ds. Mts. die Lehr­stelle an der kath. Volksschule in Oberndorf OA. Herrenberg dem Schullehrer Josef Lueginger in Vogt übertragen worden.

UoMische AeSsrficht.

Im ungarische» Abgeordnetenhaus hat der

Abgeordnete Graf Apponyi, angefragt, welchen Standpunkt die Regierung und der Minister des Aeußern bezüglich der Initiative des Präsidenten Roosevelt zur Einberufung einer neuen Friedenskonferenz einnehmen. Graf Tisza erwiderte, daß die auf Verminderung der Schrecknisse des Kriegs ge­richteten Bestrebungen bei allen für die auswärtige Politik Oesterreich-Uugarns kompetenten Faktoren sympathische Auf­nahme und bereitwillige Unterstützung finden werden, und fuhr dann fort: Allerdings kann jedoch solche Aktion nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn alle Großmächte sich ihr anschließen. Leider ist der gegenwärtige Moment hier­für nicht eben günstig, doch bedeutet das nicht, daß wir die Idee fallen lassen, sondern so viel, daß wir diese Frage im günstigen Moment lösen und uns bestreben, für diesen günstigen Moment die Stimmung vorzubereiten; und ich glaube daß die Jnitative hierzu auf eine tatkräftige Unter­stützung sämtlicher kompetenten Faktoren der österreich-ungari­schen Monarchie rechnen kann. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte Gras Apponyi, eine die Reform der Haus-

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Schwäb. Landwirt.

Aa-ol-, Montag -eu 21 . November

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ordnung bezweckende Vorlage in Form eines einfachen An­trages sei unzulässig. Er wache das Präsidium aufmerksam, daß er, falls die Reform der Hausordnung nicht in gesetz­lichen Formen zustavd komme, diese nicht als bindend an- sehen und alle jene Rechte in Anspruch nehmen werde, die ihm auf Grund der alten Hausordnung zuständen. Minister­präsident Graf Tisza erwiderte, Gras Apponyi habe mit dieser Auffassung einen sehr gefährlichen Weg betreten. Ob eine Anordnung des Hauses rechtsgültig s.i oder nickt, da­rüber entscheide die Majorität, die den Willen der Nation zum Ausdruck bringe. Wenn es mit der Hausordnung so weit gekommen sei, daß sie die parlamentarische Arbeit un­möglich mache, dann gerate die Hausordnung in Wider­spruch mit ihrer wahren Bestimmung und verliere jede moralische Kraft. Der Ministerpräsident fuhr soit: Wir sind unter der gegenwärtigen Hausordnung in eine Sackgasse gerate», in der wir zu wählen haben zwischen skrupulöser Beobachtung ihrer Formen und gänzlicher Ohnmacht des Abgeordnetenhauses. Wir sind gezwungen, den drohenden Ruin, den moralischen Bankerott abzuwenden, indem wir uns nur über gewisse untergeordnete formelle Bestimmungen der Hausordnung hinwegsetzeu. Wir mästen die Möglichkeit verfassungsmäßiger Arbeit über die Beobachtung von Formen stellen. (Stürmischer Beifall rechts.)

Auch zwischen Italien und den Bereinigte« Staaten von Nordamerika wird, wie die Tribuna meldet, demnächst ein Schiedsgerichtsvertrag abgeschlossen werden entsprechend den von Italien mit England und Frankreich abgeschlossenen Verträgen.

Der Wortlaut des englisch-portngiefifchen

Schiedsvertrages ist heute veröffentlicht worden. Der Ver­trag stimmt mit dem englisch-französischen Schiedsabkommen überein, mit Ausnahme der Einleitung, in der folgender Passus eiugefügt worden ist:Indem sie überdies wünschen, durch ein weiteres feierliches Abkommen die Freundschaft und das Bündnis zu kräftigen, welche glücklicherweise für für einen so langen Zeitraum zwischen den beiden Regier­ungen und den beiden Nationen bestanden haben, und aus ihren gegenseitigen Beziehungen nach Möglichkeit alles fern­zuhalten, was dazu beitragen könnte, die freundschaftlichen Beziehungen und das Bündnis zu stören oder abzuschwächen" . . . u. s. w.

Bezüglich Kretas hat die Pforte neuerdings

an ihre auswärtigen Botschafter ein Zirkular gesandt, tn welchem die früheren Zirkulare in Erinnerung gebracht und die Mächte aufgeführt werden, die die Wünsche des Ober- kommiffars von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, ab­gelehnt haben. In dem Zirkular wird ausgeführl, daß Prinz Georg nur persönliche Interessen und Interessen einer Dynastie verfolge, und es werden Instruktionen für weitere Vorstellungen bet den betreffenden Regierungen erteilt. Die Pforte wird auch bei den Großmächten Beschwerde gegen die Regierung von Kreta führen.

I« Rio de Janeiro war am Mittwoch die Ruhe doch noch nichl vollständig wtederhergcstellt; in zwei Bezirken dauerte die Unordnung noch an. Ein Ausstaud der Heizer und Dockarbeiter erschwert die Lage. Der Präsi­

dent hat in einer Mitteilung an den Kongreß erklärt, daß er die Ordnung Herstellen könne und werde. Die einzige Schwierigkeit sei die, daß verschiedene Abgeordnete und Senatoren die Rädelsführer des Aufstands seien, die wegen ihrer parlamentarischen Unverletzlichkeit nicht verhaftet wer­den könnten. Es wird berichtet, General Travaffos sei am Bein verwundet worden und eine Amputation scheine not­wendig. Senator Sodre, der die Empörung unter den Mili­tärführern mit veranlaßt hat, soll Selbstmord begangen haben. Der Kampf zwischen den Kadetten und den Truppe« dauerte 20 Minuten. 200 Kadetten kommen vor ein Kriegs­gericht. Zwei Zeitungen sind suspendiert worden. I« beiden Häusern des Kongresses wurde ein Antrag angenommen, nach dem Rio de Janeiro und Victteroy für 30 Tage in Belagerungszustand erklärt werdnn. Die Militärfchule ist geschloffen, und die in die Ruhestörung mit verwickelten Offiziere sind verhaftet worden. Die Stadt war am Donnerstag ruhig.

Der Ausstand in Deutsch-Südwestasrika.

Berlin, 18. Nov. Die Liste der OrdensauSzeichnnnge«, die der Kaiser den in Südwestasrika kämpfenden Offiziere» und Mannschaften verliehen hat, wird im heutigen Reichs­anzeiger und im Deutschen Kolonialblatt veröffentlicht. Ge­neralleutnant v. Trotha hat den Kronenorden 1. Klaffe mit Schwertern am Baude erhalten. Dem K. württ. Leut­nant Schäfer (Grenadierregiment König Karl Nr. 123,) früher im zweiten Seebataillon, wurde der Kronenorde« 4. Klaffe mit Schwertern verliehen.

Berlin, 18' Nov. Es erhielten ferner: die Schwerter zum Roten Adlerorden 4. Klaffe mit der Krone Hauptmaun Dürr, die Krone zum Roten Adlerorden 4. Klaffe mit Schwertern Hauptmann v. Lettow und Stabsarzt Dr. Eggel, die Schwerter zu« Roten Adlerorden 4. Klaffe Major Frhr. v. Reitzenstein, Major v. Vahlen-Jürgaß, die Hanptleute Wilhelmi, v. Fiedler, Frhr. von Humbracht und Kliefoth, die Schwerter zum Roten Adlerorden 4. Klaffe am weißen Bande mit schwarzer Einfassung Stabsarzt Dr. Hummel, den Kronenorden zweiter Klaffe mit Schwertern Oberst Deimling, die Schwerter zum Kronenordcn 3. Klaffe Ober­leutnant Ehalse de Beaulieu, den Krouenorden 3. Klaffe mit Schwertern am weißen Bande mit schwarzer Einfassung Generaloberarzt Dr. Schian.

Der Krieg zwischen Rußland und Japan.

Die Lage in der Mandschurei.

Petersburg, 19. Nov. Kuropatkin meldet dem Kaiser unter dem 17. Nov.: Heute find keine Meldungen über Kämpfe eingelaufen. Am 16. und 17. November habe ich unsere Stellungen und einige Truppenteile besichtigt, die zum Teil nur 400 Schritte vom Feind entfernt find. In der Nacht haben wir über 10° Kälte. Die Halbpelze sind angekommen. Auch find Nahrungsmittel genügend vor­handen. Trotz des anstrengenden Dienstes find die Truppen guten Mutes. Die Zahl der Erkrankungen ist gering

Der Karrsierer.

Bon Otto Ruppius.

37) (Fortsetzung.)

Zehnter Abschnitt.

Dringender Verdacht.

Helmstedt mußte lange geschlafen haben als er er­wachte, schien die Sonne tn seine Fenster, und doch konnte das nur bet vorgerücktem Morgen geschehen. Undeutlich entsann er sich, daß ihn böse Träume einigemale ausge­schreckt hatten, und da war es dunkel um ihn her gewesen er mußie also den Nachmittag des vergangenen Tages und die darauf folgende Nacht in einem Striche durchge­schlafen haben. Kopfschüttelnd sprang er vom Bette, auf welches er sich mit ver Kleidung geworfen hatte, u. machte sich fertig, um beim Frühstücke erscheinen zu können; sonder­bar kam es ihm vor, daß er am Abende vorher von nie­mand geweckt worden war, und wäre es auch nur des Nachtessens wegen gewesen. Er ging endlich nach dem Speisezimmer, sah aber hier an dem Zustande des Tisches, daß die Hausbewohner schon sämtlich ihr Frühstück ein­genommen hatten; in dem ganzen Hause aber herrschte eine Totenstille, die Küche war leer, und auch in der Umgebung des Hauses war nirgend eine menschliche Gestalt zu ent­decken. Helmstedt schüttelte von neuem den Kopf, aber ein peinlicher Hunger, der sich bei ihm einzustellen begann, ließ jetzt nicht viel andere Gedanken daneben aufkommen, und er machte sich nach kurzem Warten an die kalten Ueberreste des

Frühstücks. Er hatte notdürftig seinen Appetit befriedigt, als die ersten Tritte in der Halle hörbar wurden, aber sie klangen schwer und fremd, und der Deutsche wollte sich eben erheben, um nach dem Augekommenen zu sehen, als eine derbe Männergestalt, einen starken Hakenstock ayl Arme, in der Tür des Zimmers erschien.

Sind Sie der deutsche Herr, Herr ich vergaß den Namen!" begann der Eintretende und nahm ein zusammen- gelegtes Papier aus seinem Hute, als wollte er dadurch seinem Gedächtnisse nachhelfen.

Ich heiße Helmstedt."

Richtig, so war's! Sie müssen gleich mit mir nach dem Wirtshause zum Untersuchungsrichter kommen Sie wissen, wegen des Mordes, hier ist Ihre Vorladung!"

Recht gern," erwiderte der junge Mann, dem der Vorfall durchaus erwartet kam,lassen Sie mich nur meinen Hut holen und Nachsehen, ob jemand im Hause ist, eS scheint gerade wie ausgestorben."

»Ich sah Frau Elliot am Fenster, als ich herkam, Sie brauchen sich deshalb nicht aufzuhalten," sagte der Beamte, und die Schwarzen werden wohl nur einen Augenblick dem Lärm nachgelaufen sein!" Die Sprache des Mannes war weder rauh noch unhöflich, demungeachtet lag in dem Tone eine Bestimmtheit, die Helmstedt unangenehm berührte, noch mehr aber fiel es ihm auf, daß, als er nach seinem Zimmer ging, der Beamte ihm Schritt für Schritt folgte das Ganze bekam fast den Anschein einer Verhaftung. Er öffnete seine Vorladung nochmalsals Zeuge" wurde darin verlangt, das Benehmen des Mannes mochte

also wohl nur übertriebener Diensteifer oder Wichtig­tuerei sein.

Wie weit ist der Ort?" fragte der Deutsche, als er seinem aufgedrungenen Begleiter folgte.

Das Wirtshaus liegt kaum wehr als eine Stunde, die Hauptstraße hinunter, wir werden bald dort sein."

Helmstedt hätte gern nach den bis jetzt schon stattge- sundeneu Verhandlungen gefragt, aber der Beamte ging schweigend neben ihm her, tat auch während deS gauze« Weges deu Mund selbst nicht zur kleinsten gleichgültiges Bemerkung aus, und so hielt eS Helmstedt für das Beste, seine Neugierde zu unterdrücken, bis er zur Stelle ge­langt sei.

Die Nachricht von dem stattgehabten Mord schien sich bereits wie ein Lauffeuer über die ganze Gegend verbreitet zu haben. AIS die beiden das WirtShauS erreicht, sahen sie das Haus von einem Haufen Menschen umgeben, Weiße und Schwarze, Männer und Frauen bunt durcheinander, die augenscheinlich keinen Eintritt mehr hatten erhalten können und sich jetzt bemühten, durch die geöffneten Fenster teil an den innerhalb gepflogenen Verhandlungen zu nehmen. Zwei Beamte, ähnliche Figuren wie Helmstedts Begleiter, standen an der äußern Tür des HauseS und hatten ihr ganzes Ansehen, wie die Kraft ihrer Arme auzuweuden, um dem Andrängeu der Menschenmafle zu steuern, und nur mit Mühe gelang eS den beiden Ankommenden, die Tür zu ge­winnen.

Der ziemlich weite Raum im Erdgeschoß des Wirts­hauses war zum Gerichtszimmer für den Richter und die