78. Iahrga«'t. Erschein:

Montag, Mittwoch, Bonnersrag, Freitag und SamStag.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger- lohn 1.10^t,im Bezirks­und 10 Kw-Bcrkehr 1,20 tm übrigen Württemberg 1.80 ^ Monatsabonnements nach Verhältnis.

193

Fernsprecher Nr. LN.

»I ftr de» GdnsmvScmk AszO,

Fernsprecher Nr. LS.

ttsZM. Montag den 3. Oktober

««Nage LLttO.

Unzeigen-Gebühr s, d. Ispalt. Zelle aut gnvöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imat, Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt

»rattsbeilagen: DaS Plauderstübcheu und

Schwäb. Landwirt.

Mt

«SG»SSSS«SO»G»»»««»»

l)»8 2llSLMmvntps1sn

ües Landtags

mit ssinvn Vsi-finnälungsn üdsr öis

MZöstLltiillZ ller StMäerMLWlllllllg

(Vspfassungsnsvision)

unä

ars rreievstags

mit llvn Loralungsn äsr nsusn

tianävlsvsi'li'äge

unä äsr nsuvn

ttvspös- uncl ü/larinkvoi'lLgv

forcivrl lis8 IirtvrssK« «!irv8 SürKvrs an

einer gemvinvöreianllliLfign, Icurren Ssrivbtvretetlung I»vrn«8!

IIis8s bietet livr tzf«86U86lLk»tt6r; man abonniere äsksr 8«f<»it fiii ü»8 4. Quartal 1SV4.

GSGOOOGOOOGSGOSSSOGG

'Amtliches.

Bekanntmachung.

Allerhöchster Anordnung gemäß findet die kirchliche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Kö­nigin am

Sonntag den S. Oktober ds. Js.

statt, wovon die Beztrksangehörtgen in Kenntnis gesetzt werden.

Nagold, den 80. September 1904.

K. Oberamt. Ritter.

Die Ortsschnlbehörden «nd die Gemeinderäte des Bezirks

werden dringend gebeten, im Interesse der Förderung der Fortbildung und des Wissens ihrer Gemeinde­angehörigen. insbesondere aus dem Gebiete der Land­wirtschaft, auch tm kommenden Winter wieder landwirt­schaftliche Abendversammlunge« Erwachsener sog. Lesevercine in ihren Gemeinden zu veranstalten. Bemerkt wird, daß im vorigen Winter von der K. Zentral­stelle für die Landwirtschaft wiederum ein reicher Beitrag für diese Abendversammlungen im Bezirk verwilligt und an mehrere Gemeinden des Bezirks wiederum eine große An­zahl wertvoller Schriften landwirtschafü. Inhalts unentgelt­lich abgegeben worden ist.

Gerade in gegenwärtiger Zeit ist es von großem Wert, daß den Landwirten die wichtigen Ergebnisse wisienschaft-

Der Kccusierrev.

Von Otto Ruppius.

2) (Fortsetzung.)

Erstlich hatte meine letzte Freundin, deren Wohnung ich teilte, die seltsame Grille, daß ich ihr Geld nicht zum Spiele ver­wenden solle und als ich ihr darin nicht willfahren konnte, finde ich mich am Moxgen nach einer etwas wilden Nacht allein in der vollkommen ausgeräumten Wohnung, verlassen von dem tollen Mädchen und von allen Lebens­mitteln. Ich gehe nun notgedrungen in ei« Spetsehans, werde aber hier schon nach der ausgebliedenen Zahlung für die erste Woche freundlich ersucht, Raum zu machen, und gegen alles Gesetz werden mir auch noch meine Habselig­ketten innebehalten. Die Wirte werden jetzt wirklich jeden Tag gemeiner u. geiziger. Indessen", fuhr er fort, zwei wohl­gelungene Ringel in die Luft blasend,ich habe bereits wieder Aussichten; es ist merkwürdig, wie hier ein vornehmes Aeußere geliebt wird!"

Helmstedts Augen überliefeu bei diesen Worten die äußere Erscheinung seines Gefährten, und er konnte ein halb spöttisches Lächeln nicht unterdrücken.

O, Sie verziehen den Mund über meine jetzige Ver­nachlässigung", fuhr der Redende gelassen fort,was wollen Sie aber, lieber Freund? In einiger Zeit find Sie vielleicht genau in demselben Zustande, ohne aber die Mittel zu be­sitzen, sich zu helfen, wie ich es kann. Sie verschleudern jetzt Zeit und Geld, um hier eine Stellung für Sie zu finden, wie sie gar nicht vorkommt. Sie leiden an derselben

licher Untersuchung auf den Gebieten der Viehzucht, des Ackerbaus, der Düngerlehre, des Obstbaus u. s. f. an der Hand guter Lehrbücher und Schriften mitgeteilt wird, um sie so in ihrem Wirtschaftsbetrieb zu fördern und ihr Ein­kommen zu steigern.

Die gemeinschaftlichen Aemter wollen nun binnen 14 Tagen entsprechende Beschlüsse ihrer Gemeindekollegien ver­anlassen und berichten, ob sie im kommenden Winter wiederum landwirtschaftliche Abendversammlungen Erwachsener veran­stalten wollen.

Sofern weitere Bücher landwirtschastl. Inhalts erbeten, insbesondere die Zuweisung des laudwirtsch. Wochen­blatts gewünscht wird, wolle ein solches Gesuch bei Ver­meidung der Gefahr der Ntchtberückstchtigung spätestens bis SS. k. Mts. «nter Bezugnahme ans die s. Zt. den Ortsbehörde« zngestellte« Biicher-Berzeich- «isse anher vorgelegt werden.

In dem Gesuch ist der Name des Leiters der Ver­sammlung, bezw. des Vereins anzugeben, eine Darstellung über die Leistungen im verflossenen Jahr zu geben, auch die Verpflichtung zu übernehmen, das etwa abzugebende Freiexemplar des landwirtschaftlichen Wochenblatts zu sam­meln und aufzubewahren.

Nagold, den 30. September 1904. _ K. Oberamt. Ritter.

Die H. H. Ortsvorsteher

werden beauftragt, die Nachwetsungen über Regiebauten bis 8. Okt. d. I. hierher einzusenden.

Hiebei wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach einer am 13. Juni v. I. ergangenen Entscheidung des K. Landesverficherungsamtes die den Gemeinden nach Art. 35 der Landesfeuerlöschordnung obliegende Abränmnug der Brandstätte« als Regiebanarbeit der Gemeinde zu betrachten und daher Regiebanuachweisunge» vorzu­legen sind.

Nagold, den 30. Sept. 1904.

K. Oberamt. Ritter.

Am 30. September ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die 2. Schulstelle in Nellingen, Bezirks Eßlingen, dem Schullehrer Würfele in Böstngen, Bezirks Altensteig-Dorf (Nagold) übertragen worden.

UoMische HleSersicht.

Nene Eisenbahn-Ban- «. Betriebsordnnng.

Dem Reichsanzerger zufolge ging dem Bundesrat der tm Retchsetsenbahamt ausgestellte Entwurf einer neuen Eisen­bahn-Bau- und Betriebsordnung zu, nachdem er mit den Vertretern der Regierungen in zwei Konferenzen zuerst im Frühjahr 1903 und in einer zweiten Lesung im Frühjahr 1904 aus das sorgfältigste durchberaten worden ist- Er enthält in sechs Abschnitten die allgemeinen Vorschriften für den Bau neuer und den baulichen Zustand bestehender Bahnen, für den Bau, die Ausrüstung u. die Unterhaltung der Fahrzeuge, für die Handhabung des Bahnbetriebs, die Bahnpolizei und endlich Bestimmungen für das Publikum. Von Interesse wird sein, daß für die Hauptbahnzüge unter

Krankheit, woran jährlich Hunderte von gebildeten jungen Deutschen hier zugrunde gehen. Hacken und graben mögen sie nicht, ein Handwerk versteht keiner, nach dem Westen zu gehen fürchten sie sich, u. nun suchen sie nach Stellungen als Ladendiener, Schreiber, Lehrer oder dergleichen, ohne auch nur das Haupterfordernis, das Verständnis der Lan­dessprache, zu besitzen. Das dauert so lange, als das mit­gebrachte Geld vorhält, und die Hoffnungen schwinden erst, wenn das Guthaben im Gasthause gekündigt wird. Dann folgt noch eine kurze Zeit des Straßenelends, u. mancher der nicht den moralischen Mut hat, als letztes Mittel zur Hacke zu greifen oder Knecht ans einer Farm zu werden, macht seiner Not durch einen Sprung in den Strom ein Ende. Welche Hilfsmittel haben Sie denn, Verehrter wenn Ihre jetzigen Barmittel zu Ende gehen und sich nicht ein ganz besonderer Zufall Ihnen entgegenwirst? Man denkt in der Regel nicht eher an die trübe Zeit, bis sie ins Zimmer herein sieht."

Helmstedts Gesicht war nachdenklich geworden.Sie malen schwarz, Seifert," sagte er nach einer Weile;ich habe mir indessen schon manche Freunde erworben, die mir ihre Hilfe zugesagt, und ich denke, ich will doch wenigstens den Anfang zu einem Unterhalt gewinnen, ehe ich ganz auf dem Trockenen sttze. Uebrigens." fuhr er lebendiger fort,haben Sie denn so große Hilfsmittel? Sie scheinen mir den Prediger zu machen und auch in eigener Person die ab­schreckenden Beispiele darzustellen."

Durchaus fehlgeschossen," erwiderte der andere ernst­haft und schnippte die Asche von seiner Zigarre.Ihre

besonders günstigen Verhältnissen künftig größere als die bisher gestattete Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometer in der Stunde zugelassen werden kann und auf den Neben­bahnen unter gewissen Bedingungen 50 Kilometer, bisher 40 Kilometer, in der Stunde statthaft sein sollen.

Die Summe der vom Reich «nd Preußen gemeinschaftlich au das sogenannte Preußenkousortium be­gebenen Schatzanweisungen beträgt 150 Millionen Mark. Hiervon erhält das Reich 80 Millionen Mark und Preußen den Rest. Die Anmeldungen waren so groß, daß nur ein Teil berücksichtigt werden konnte.

Als Kompromißkandidat für das ReichstagS- mandat im Wahlkreis Jerichow ist, nach derPost" Lega­tionsrat z. D. Hermann vom Rath in Aussicht genommen. Herr vom Rath entstammt der bekannten rheinischen indu­striellen Familie. Er war als Diplomat in London und Konstantinopel tätig und nachher mehrere Jahre hindurch Prtvatsekretär des verstorbenen Fürsten Bismarck. Herr vom Rath gehört politisch zum rechten Flügel der national­liberalen Partei. Diese Kandidatur wird vielleicht geeignet sein, die staatserhaltenden Parteien doch von vornherein zu vereinigen. Bis jetzt verlautete, daß die antisemitische Reformpartei den Rechtsanwalt Wohlfahrt in Genthin und die freisinnige Volkspartei den Lehrer Otto Merten-Berlin als Kandidaten aufgestellt habe.

Die Generalversammlung der internationale» Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz in Basel hat be­schlossen, daß die Dringlichkeit der Beseitigung der Nacht­arbeit der Hauptgegenstand der nächsten Tagung sein soll. Der Einfluß des Arbeiterschutzes aus die Entwicklung der Hausindustrie und die Mißstände in der Heimarbeit solle« in Spezialuntersuchungen studiert werden.

Gegen die neuerdings beschlossene Errichtung einer italienischen juristischen Fakultät in Innsbruck hat der Ausschuß der deutschen Volkspartei in Tirol protestiert. Er bezeichnet die italienische Fakultät als eine Gefährdung des deutschen Charakters von Innsbruck und verlangt die sofortige Verlegung der italienischen Kurse aus Tirol.

In der niederländische« Zweite« Kammer unterzogen die Sozialdemokraten von der Zwaag und Vankol die militärischen Erpeditionen in den Landschaften Gaju und Alas aus Sumatra, wobei 1007 Frauen und Kinder getötet wurden, einer mißbilligenden Besprechung. Minister­präsident Küpper erwiderte, die Expedition sei notwendig gewesen, weil man dem Prätendenten des Sultanats At­schin den Schutz der niederländischen Regierung zugesagt habe, was den Zusammenstoß der Gegner desselben zur Folge hatte. In Gaju hätten sie Frauen und Kinder als Schild benutzt. Der Führer der Expedition habe erst auf die Nichtkombattanten feuern lassen, nachdem er ihnen reich­liche Gelegenheit gegeben hatte, die angegriffene Ortschaft zu verlassen. Die Regierung bedauere lebhaft, daß sie, um die Autorität zu wahren, in die Notwendigkeit versetzt ge­wesen sei, Frauen und Kinder zu töten. Im übrigen sei der Zweck der Expedition vollkommen erreicht worden.

Die Eingeborene« ans de« dentsche« Besitz­ungen in der Südsee zeigen sich als unzuverlässig. So traf

Freunde werden Ihnen nichts nützen, sondern Sie im Ge­genteil früher zugrunde richten, da sie Ihnen das Geld durchbringen Helsen. Trauen Sie darin meiner Erfahrung. Was meine geringe Person aber betrifft, so sollen Sie gleich anderer Meinung werden. Sie wissen, ich mußte Deutschland meiner Ueberzeugungen und einiger zufälliger Schulden wegen verlassen, brachte indes noch soviel bares Vermögen hieher, um für einige Monate mich sorglos in das hiesige Treiben stürzen zu können. Ohne Selbstlob muß ich sagen, daß ich bald die Verhältnisse richtig beur­teilen lernte, besonders da das unglückliche Ende zweier Be­kannten mich mit der Nase auf die rechte Erkenntnis stieß. Ich beschloß vor allen Dingen Amerikaner za werden, be­suchte nur amerikanische Trinklokale und hatte bald ver­möge meines offenen Beutels einen Kreis von guten Kerlen als Freunde um mich. Sie rechnete« es sich zur Ehre, mich bei ihren verschiedenen Freundinnen einzuführen und schon nach dem ersten Champagner-Gastmahl und einigen prächtigen Landpartien die ich veranstaltete, rissen sich die Mädchen um denGrafen," unter welchem Titel ich allgemein an­gesprochen wurde, und der Graf hatte Tag und Nacht überall freien Eintritt. Innerhalb der ersten drei Monate schon sprach ich fließend englisch es gibt keine besseren Lehrer als zärtliche Mädchen und flotte Jungen. Bier Wochen später war indessen auch mein Geld zu Ende, meine Freunde zogen sich bis auf wenige zurück, wie ich eS er­wartet, meine Freundinnnen aber konnten denvernehmen Grafen" nicht so schnell entbehren. Jede wollte mich jetzt zu ihrem besonderen Liebhaber haben, um mich zu ernähren u.