Beim Oberlandesgericht waren anhängig 1) Zivil­sachen: In der Berufungsinstanz 639 Prozesse. 2) Straf­sachen: Revisionen 102, Urteile ergingen auf Aushebung des vorinstanzlichen Urteils 10, Verwerfung der Revision 67. Be­schwerden waren anhängig 123. Es folgt nun noch der Bericht über die Verwaltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit.

Am 31. März 1904 waren in den Strafanstalten 1890 Gefangene (1710 männliche, 180 weibliche.) Darunter erstmals bestraft 700, erstmals rückfällig 318, wie­derholt rückfällig 872 zus. 1890.

Der Gesamtaufwand auf die Strafanstalten betrug im Jahr 1903 1548 308 19 --Z. Die Einnahmen be­

trugen 1027 089 ^ 37 Der Durchschnittsauswand auf einen Gefangenen betrug 274 ^ 99 Von den im Etatsjahr durchschnittlich vorhandenen 1840,1 Gefangenen waren beschäftigt mit Lohnarbeiten aus auswärtige Bestel­lungen 248,7, in eigener Regie 204,0, im Gewerbebetrieb der Strafanstalten 913,3 zus. 1366,0. Der Verdienst der Gefangenen mit Lohnarbeiten betrug im 1.1903 141641,48 Mark. Die Einnahmen der Strafanstalten aus dem Ge­werbebetrieb beliefen sich aus 810 272,20 Der Reiner­trag belief sich auf 452 245,72 In dem Gerichtsjahr sind von 5548 Gefangenen die sich während des Jahres in den Strafanstalten befanden, 16 gestorben 0,35 (im V. 0,49 °/o), die Sterbltchkeitsziffer ist also eine wesentlich ge­ringere. Ein epidemisches Auftreten einer Krankheit ist »ich: beobachtet worden. In de» amtsgerichtlichen Gefängnissen sind 13 912 Uuterfuchungsgefangene und 10 207 Strafge­fangene etngeltefert worden, zus. 24119 (im V. 21154). Diese Zunahme erklärt sich daraus, daß die Transport- gefangenen nicht mehr in den Oberamtsgefängnissen, sondern in den amtsgertchtlichen Gefängnissen verwahrt werden.

Gerichtssaal.

Tübingen, 27. Septbr., Schwurgericht. Land­gerichtsrat Dr. Kapsf erösfnete die Sitzungen. Als weitere Schwurrichter sind beigegeben Landgerichtsrat Lust und Landrichter Schmoller. Das Protokoll führt Obersekretär Eisenbart. Aus Grund des Wahrspruchs der Geschworenen wurde der 23jähr. Maurergeselle Wilhelm Großmann von Wtldbad wegen versuchten Notzuchtverbrcchens unter Zu­billigung mildernder Umstände zu 6 Monat Gefängnis ver­urteilt. Die Staatsbehörde war durch Hilfsarbeiter Gmelin vertreten, die Verteidigung dem Rechtsanwalt Bacher über­tragen. Als Obmann der Geschworenen fungierte Kaufmann Gulde von Ofterdingen. Strafsache gegen den früheren Statiorrsgehilsen Johann Gutmann von Wallhausen wegen erschwerter Amtsunterschlagung. Der Angeklagte war vom Juli 1902 bis 15. April 1904 der Bahnstation Calmbach als Stationsgehtlfe beigegeben und hatte in dieser Eigen­schaft vorwiegend den Post- und Eisenbahnschalterdtenst zn. versehen und die Schalterkasse zu führen. Bis zum Juu 1903 war dessen Geschäftsführung einwandsfrei. Am 15 April 1904 wurde Gutmann nach Hetlbronn versetzt, am Tage vor seiner Abreise lieferte ihm Schreiner Ohngnnach in Calmbach eine Postanweisung mit 54 ein. Durch diese Postan­weisung, die der Angeklagte in Calmbach nicht mehr buchte, sondern mit nach Heilbronn nahm u. erst nach 8 Tagen von dort aus an den Adressaten in Nagold absandte, kamen die von dem Angeklagten begangenen Unterschleife an den Tag. Nach seinem Zugeständnisse hat der Angeklagte seit Juli 1903 sich fortgesetzt Unterschlagungen von Postgeldern in Höhe von 50 bis 60 ^ zu schulden kommen lassen und zu deren Verdeckung die vorschriftsmäßige Führung der zur Kontrolle der Einnahmen bestimmten Bücher unterlassen. Gutmann be­hauptete nämlich, es haben sich bei seiner Kassenführung häufig Abmängel ergeben, deren Summe sich schließlich bis auf 50 ^ belaufen habe. Sein Gehalt von täglich 3 ^ 50 ^ habe znr Deckung der Abmängel nicht mehr gereich: und so habe er Postanweisungen zur Deckung der Kassenmängel ver­wendet. Die Behauptung des Angeklagten fand m den: Zeugnis des Stationsvorstehers Unterstützung, dieser meinte hiezu, wenn der Angeklagte nicht so oberflächlich und un­pünktlich gearbeitet hätte, könnte ein so hoher Kassenabmangcl sich nicht ergeben haben. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten der fortgesetzten erschwerten Unterschlagung im Amt und der Unterdrückung von Postsachen schuldig unter Bejahung mildernder Umstände, worauf derselbe zu sechs Monat Gefängnis verurteilt wurde. Die Anklage vertrat Hilfsarbeiter Dr. Weidlich, Verteidiger war Rechtsanwalt Vierer und Obmann der Geschworenen Kaufmann Gulde von Ofterdingen.

Tübingen, 28. Sept. Schwurgericht. Der 19-

jähr. Schreinergeselle Ernst Rinderknecht von Unterjkttingen machte am Sonntag den 17. Juli mit seinen Kameraden Haag und Niethammer einen Ausflug nach Obeistttingeu. Sie besuchten dort zunächst die Trauben- und spater die Lindenwirtschaft, eine nennenswerte Betrunkenheit war bei keinem bemerkbar. Das Verhältnis der Unteijettiriger und Obrrjcttinger Burschen ist ein gespanntes. Zwischen Ober­und Uuterjetlingen gelangten die Burschen aus beiden Orten zufällig zusammen. Eine verloren gegangene Krawattennadel

Frauen ein,* und sie würden große Augen machen, wenn sie auch von unseren Kaufleutcn Rechnungen über ihre Ein­käufe erhielten, die so lauten würden wie die eines Mar­seiller Seidenhändlers:

Eie haben 2 m Seide L 1 Frcs. 50 gekauft, macht 3 Frcs.

Sie haben 2 Stunden lang gewählt und 2 Kommis zu Ihrer Bedienung gehabt, macht.4 Frcs.

Eie haben mir also einen Schaden von .... 1 Frcs. bar verursacht und die Seide habe ich Ihnen geschenkt.

Natürlich gibt auch er diese Art Rechnungen nur an Kundinnen, die er gerne verliert, um nicht noch mehr an sie zu verlieren.

gab Anlaß zum Streit, in besten Verlauf der Angeklagte den gleichaltrigen Karl Renz, Taglöhner von Oberjettingen durch einen Messerstich in die Brust und das Herz tötete. Der Angeklagte, der früher zugab, den Stich geführt zu haben, machte jetzt geltend, er glaube nicht, daß er den Renz gestochen habe, denn das hätte er doch auch spüren müssen, wenn sein Messer mit einem Gegenstand in Berührung ge­kommen wäre, Georg Roll, bei dem er auch ein Messer ge­sehen habe, könnte ja auch der Täter sein; er habe, von Renz und Anderen vorher Mißhandel und dann von Renz verfolgt, nur deshalb mit dem Messer gegen ihn gefuchtelt, um Mißhandlungen durch ihn zu entgehen. Renz habe bei der Verfolgung auch gerufen, er, Rinderknecht müsse hin sein, da aber Renz an Kraft und Größe ihm weit über­legen gewesen sei und er andere Verteidigungsmiltel nicht zur Hand gehabt habe, deshalb habe er zum Messer ge­griffen aber nicht in der Absicht den Renz zu treffen, ge­schweige zu töten. Diese Behauptungen des Angeklagten fanden durch die Aussagen der vernommenen 20 Zeugen teilweise ihre Bestätigung, ganz unzweifelhaft aber steht fest, daß kein anderer als der Angeklagte dem Getöteten den gefährlichen Stich versetzt hat. Nur ein Zeuge will eine Aeußerung in der Lindenwirtschaft gehört haben, dahin gehend, heute ersteche er noch einen. Der Sachverständige Oberamtsarzt D. Hartmann in Herrenberg sprach sich über die sofortige tätliche Wirkung des Stiches aus und bemerkte, daß auch der Angeklagte nicht weniger als 9, wenn auch gerade nicht gefährliche Verletzungen aus dem Gefecht davon­getragen habe. Den Geschworenen wurden 2 Hauptfragen, die erste auf Totschlag, die zweite auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode mit mildernden Umständen vorgelegt. Während Staatsanwalt Egelhaaf die Bejahung der ersten Frage beantragte, stellte der Verteidiger Rechtsanwalt Sailer den Antrag, den Angeklagten unter dem Gesichtspunkte der Notwehr sreizusprechrn. Die Geschworenen unter ihrem Obmann Seilermeister Kuhn von Urach sprachen den Ange­klagten schuldig der Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode unter Versagung mildernder Umstände, worauf Rinder­knecht zu 4 Jahren Gefängnis und den Kosten verurteilt wurde. An der Strafe gehen für Untersuchungshaft 2 Monate ab.

Deutsches Reich.

Dresden, 28. Sept. Der König ist ejrkrankt; er erhielt heute nacht das kirchliche Abendmahl, als heftige Atemnot ihn befiel.

Detmold, 27. Sept. Der Lippeschen Landesztg. zu­folge hat Gras Leopold zur Lippe Westerfeld, ältester Sohn des verstorbenen Grafregenten, laut einem vom Staats­minister Gevekot gegengezetchneten Erlaß die Regentschaft des Fürstentums Lippe übernommen.

Bückeburg, 27. Septbr. Wie hier zuverlässig ver­lautet, wird gegen die Uebernahme der Regentschaft in Lippe seitens des Grafen Leopold zur Lippe nach Beisetzung des Grafregenten von der Regierung des Fürsten zu Schaum- burg-Lippe ein Protest beim Bundesrat und den zuständigen Stellen des Fürstentums Lippe eingelegt werden.

Ausland.

Schanghai, 27. Sept. Berichte ans dem Nordwesten von Schautnng melden, daß die Boxer öffentlich Zettel verteilen, genau wie sie vor Ausbruch des Aufstandes im Jahre 1900 ausgegeben wurden, worin ald Zeitpunkt für die Vernichtung der Fremden der 17. Oktober festgesetzt wird.

Paris, 26. Sept. Die Prinzessin Luise von Koburg empfing heule abend den Advokaten Stimmer, der ihr Mit­teilung über seine Verhandlungen mit dem Vertreter des Prinzen Philipp von Koburg machte. Man nimmt an, daß die Angelegenheit in einigen Tagen ihrer Lösung entgegen­setzen wird. Stimmer wird morgen abend mit der Akt» wort der Prinzessin nach Wien zurückkehren.

Zur Affäre der Prinzess!« Luise von Koburg wird dem B. L.-A. in einem Telegramm seines Wiener Korrespondenten weiteres über den Konflikt der Gräfin Lonyay mit dem Prinzen Philipp von Koburg gemeldet. Gräfin Lonyay weist entschieden die von koburgischer Seite ausgesprochene Insinuation zurück, als ob ihr Telegramm an den Prinzen Philipp von Koburg ein Racheakt dafür wäre, daß der Prinz sich seinerzeit geweigert habe, namens seiner Gattin in dem Erbschaftsprozeß der Gräfin Lonyay gegen König Leopold aufzutreten. Deshalb sei die Ent­fremdung zwischen der Gräfin Lonyay und dem Prinzen von Koburg gewiß nicht eingetreten. Prinz Philipp von Koburg verständigte von seiner ungarischen Herrschaft Poho- rella aus telegraphisch seinen Anwalt, Regieruugsrat Bach­rach, daß ihm das Telegramm der Gräfin Lonyay aus Wien nachgesandt worden sei. Dadurch sei er von der Echtheit des Telegramms überzeugt worden, die er anfangs angezweifelt habe. Prinz Philipp ist entschlossen, zur Ab­wehr der in der Depesche enthaltenen Anschuldigungen ent­sprechende Schritte zu unternehmen. Mittlerweile ist, wie ein weiteres Privattelegramm meldet, vom Regierungsrat Bachrach im Aufträge deS Prinzen folgende Mitteilung den Wiener Blättern zugegangen:Der Anwalt des Prinzen Philipp, RegterungSrat Bachrach, versendet an die Zeitungen ein Commuuiquö, worin erjagt:Das bekannte Telegramm der Gräfin Lonyay ist dem Prinzen Philipp von Koburg nach Pohorella nachgesendet worden. An dasselbe sind mancherlei Bemerkungen geknüpft worden, die auf offenbar irrigen Informationen beruhen. Prinz Philipp hat bis in die letzten Tage zu seiner Schwägerin in den besten Be­ziehungen gestanden, und es ist der Gräfin auch stets un­benommen geblieben, mit ihrer Schwester und deren Aerztm zu verkehren. Der Prinz hat sie hiervon nie abgehalten. Im Gegensatz zu anderen Angehörigen machte sie von dieser

Möglichkeit keine« Gebrauch. Prinz Philipp gab der Grä­fin anläßlich ihrer Begegnung die ihm zugekommenen Nach­richten über das Befinden und das Verhalten seiner Gattin bekannt. Seine Schilderungen waren niemals derart, wie sie gegenwärtig in einzelnen Tagesblättern veröffentlicht werden. Als der Prinz von Koburg das Telegramm der Gräfin erhielt, konnte er an dessen Echtheit nicht glauben, hielt es für eine Mystifikation und depeschierte sofort in diesem Sinne an die Gräfin. Nunmehr von der Echtheft überzeugt, behält sich der Prinz seine Stellungnahme vor." Ebenfalls von seiten des Prinzen wurde in Wien die Nach­richt verbreitet, der Kaiser von Oesterreich werde die Grä­fin Lonyay nicht in Audienz empfangen, ihr auch keinen Besuch Matten, was er sonst bei ihrer Anwesenheit in Wien nie versäumt.

Landwirtschaft, Handel Md Verkehr.

Stuttgart, 26. Sept. (Landesproduktenbörse.) Im Getreidegeschäft war ruhiger Verkehr und blieben die höheren ameri­kanischen Notierungen unbeachtet. Unser Import für Weizen ist zunächst ausschließlich auf Rußland beschränkt und kommen auch täglich Abschlüsse zu Stande. Die Mühlen zeigen etwas mehr Kauflust.

Es notieren per 100 Kilogramm frachtfrei Stuttgart je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ., (neu> 18.5019, fränkischer (neu) 19, Rumänier, 19.5020.25, Ulka 1919.75, Laplata 19.2520, Kernen, Oberländer 19.25, Unterländer 18.7619, Roggen, württ.

14.50 15, russ. 1615.50, Gerste, württ. 17.7518.25, Pfälzer

18.50 19, Tauber 18.76-19, Elsäßer 18.5018.76, Hader, württ. neu 14.5015.50, Mais Laplata 12.7513.25. Mehlpreise per 100 KZ- inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30-31, Nr. 1: 2829, Nr. 2: 26.5027.50, Nr. 3: 2526, Nr. 4 : 2223, Suppengries 3031, Kleie 9.50.

Wochenbericht der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwert­ung in Stuttgart. Ausgegeben am 24. Septbr. 1904.

In dieser Woche find eingegangen:

Angebote in Tafeläpfeln aus Züttlingen, Weiler, Teussenbad Assumstadt, Heilbronn, Weinsberg (insbesondere Luiken, Goldpar­mänen, Baumanns Reinetten, Tafelbirnen und Mostobst in großen Quantitäten, Vermittlung durch das dortige Stadtschultheißenamt), Voll, Saulgau, Laupheim, Zollenreute und Mittelbronn (Station Frickenhofen); in Tafelbirnen aus Assumstadt, Heilbronn und Voll; in Mostobst aus Züttlingen, Saulgau, WeinSberg, Haidehof (bei Marbach) u. Mittelbronn; in Quitten aus Assumstadt, Bönnigheim und Bolnang; in Hagenbutten aus Waldhausen; in Tomaten aus Waldhof; in Nüssen aus Ludwigsburg; in Zwetschgen aus Nord­stetten.

Nachfragen in Tafeläpfeln aus Stuttgart, Charlottenburg, Wilhelmsruh, Münfingen, Reutlingen, Dillingen a. D. und Poppen­reut (Markt Redwitz); in Tafelbirnen aus Wilhelmsruh; in Most­obst aus Stuttgart, Blotzheim (Elsaß), Reutlingen, Dillingen und Elchingen; in Preißelbeeren aus Bartenstein; in Hagenbutten aus Gundelsheim; in Zwetschgen aus Stuttgart.

Die Vermittlung geschieht kostenlos. Formulare sind sofort und franko erhältlich.

Marktbericht der Zentral Vermittlungsstelle in Stutt­gart. Engros-Markt bei den Markthallen am 24. Sept. Preißel­beeren 28-30 Pfirsiche 625 ^s, Quitten 1012^s, Hagenbutten 8 ^s, Schlehen 6 ^>, Zwetschgen 810 A Nüsse 1222 Aepfel 610 Birnen 512 alles per Kilogramm. Bei starker Zufuhr rascher Absatz.

Wilhelmsplatz. Mostobst: Zufuhr 3000 Ztr. per Ztr. 3.605

Tübingen, 28. Sept. Obstmarkt auf dem Kelternplatz. Zu­fuhr 150 Sack. Preis per Ztr. Aepfel ^ 55.80, Birnen ^ 4.60 bis 6.20, Gemischtes Obst ^r4.80. Auf dem Bahnhof: 10 Wagen Aepfel, per Ztr. 3.804.20, 1 Wagen Birnen, per Ztr. ^ 3.70.

Eßlingen, 27. Septbr. Am Güterbahnhof stehen heute 43 Wagen Mostobst und zwar 6 österreichische, 4 hessische und 3 württ. Preis 3 604.20 per Ztr.

Heilbronn, 27. Sept. Obstmarkt. Mostobst 3.604.30 Tafelobst 67 ^ per Ztr.

Kleingartach, 26. Sept. Um den verschiedenen Mißdeutungen, auf die Herbstnachricht vom 22. Sept., Aufklärung zu geben, sei an dieser Slelle mitgetrilt, daß das veröffentlichte Mostgewicht vom Frühgewächs mit 71° Oechsle, von der Lese am 8. Sept. datiert, was für diese Zeit schon als ein gutes Gewicht bezeichnet werden kann. Es wurde nun zwecks weiteren Tatbestandes unter Kontrolle an verschiedenen Traubensorten Wägungen vorgenommen mit fol­gendem Resultat: Lorenze FrühgewächS 78, Silvaner weiß 85, Gut­edel weiß und blau 85, Silvaner blau 86, Trollinger und Riesling 86, Riesling schwarz 86 und 87, Riesling weiß 87, Lemberger 87, Oechsle. Somit kann ein jeder Käufer überzeugt sein, daß er in hiesiger Stadtgemeinde einen guten, und wenn einigermaßen noch trockenes Wetter vorherrschend wird, einen Ausstichwein erhält. Außerdem wird hier schon seit einigen Jahren unter fachmännischer Leitung Reinhefe und Senkböden mit überzeugend gutem Erfolg an­gewendet.

r. Erlcnbach OA. Neckarsulm, 27. Septbr. Infolge der für den Weinstock so überaus günstigen Witterung dieses Sommers find unsere Weinberge von Krankheiten vollständig verschont geblieben und winken jetzt noch mit prächtigem Dunkelgrün ins Tal. Die Trauben sind vollkommen gesund und ausgereist, sodaß eine vor­zügliche Qualität jetzt schon gesichert ist. Hält die günstige Witter­ung noch etwas an, so.wird auch bald der ersehnte Ausstich ge­sichert sein. In den Fehljahren nach dem Hagelschlag vom Jahre 1897 ist der Erlenbacher, der vorher auf allen besseren Weinkarten finden war, etwas in Vergessenheit geraten; es erscheint deshalb der Hinweis darauf nicht unangebracht, daß erst kürzlich die hiesige Weinberglage von höheren unparteiischen Sachverständigen als eine der schönsten und besten Württembergs bezeichnet wurde. Der Be­ginn der Weinlese hängt ganz von der Witterung ab.

t. Rohrdorf, 28. Septbr. Sämtliche vorrätige Hopfen wurden heute vollends verkauft um 140^ pro Ztr. nebst Trinkgeld an eine Nürnberger Hvpfenhandlung.

r. Haiterbach, 28, Sept. Ein Mannheimer Hopsenhändler kaufte heute hier sämtliche Hopfen vollends auf um 160 in Untertalheim um 150 pro Ztr. nebst üblichem Trinkgeld. Ein hiesiger Bierbrauer bezahlte für ein Quantum Ansstichhopfen heute in Jselshausen 170 ^ pro Ztr. nebst Trinkgeld.

Sulz, 29. Sept. Hopfenpreis. 130150 ^ per Ztr. nebst Trinkgeld.

Baisiugcn, 26. Sept. Vorrat noch 1520 Ballen. Preis 150190

r. Wimsheim, 27. Sept. Der Hopfenhandel geht hier sehr flau. Einige Partien wurden zum Preise von 100140 ^ nebst Draufgeld verkauft. Da sich die Produzenten sowohl beim Pflücken als auch namentlich beim Dörren viele Mühe gegeben haben, so darf die sackbare Ware als durchaus schön bezeichnet werden.

Witteruugsvorhersage. Freitag den 30. Sept.: Trübung, neblig, kein wesentlicher Niederschlag, mäßig kühl.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei (Em s Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.