78. Jahrgang.

Erscheint

Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag,

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Der GejklljWn.

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Gratisbeilagen: DaS Plauderstübche« und

Schwäb. Landwirt.

Der Gesellschafter

wird auch im kommenden Quartale seinen Lesern stets schnell die Nachrichten vom Welttheater übermitteln und in kurzen Zügen ein Bild der Tagesgeschtchte aus dem politischen, dem wirtschaftlichen, dem städtischen und württem- bergtschen Leben bieten. Er wird nach wie vor einen Hauptwert aus die Ausgestaltung des Feuilletons legen, spannende Romane, Erzählungen, Skizzen, Aufsätze be­lehrenden Inhalts, die meistens in keiner anderen Zeitung kommen, werden zur Verkürzung der langen Abende bei­tragen.

Dem Gesellschafter werden unentgeltlich beigegeben: die beiden Beiblätter

Plauderstübche», einmal wöchentlich und Der schwäbische Landwirt, zweimal monatlich.

, Infolge seiner Reichhaltigkeit und des billigen Preises is. der Gesellschafter ein gern gelesenes Familienblatt.

E Alle Postämter, Landpostboten, die Expedition, sowie

^sre Austrägerinnen nehmen Bestellungen entgegen.

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politische HleSerficht.

Die Frage einer anderweitigen Ordnung des

Militärpensionswesens wird, der Natl. Corr. zufolge, zu den ersten gehören, die den Reichstag nach seinem Wieder- zusammentreteu beschäftigen werden.

Zur Beratung wichtiger Frage» der Polen­politik hat dieser Tage in Berlin eine Mintsterkonferenz stattgefunden, an der auS Westpreußen der Oberpräsidenl und die Regierungspräsidenten von Marienwerder u. Danzig teilnahmeu. Das Polentum sucht jetzt auch in Nieder­schlesien festen Fuß zu fassen und findet Labei leider auch durch Deutsche Unterstützung. So haben kürzlich nach Mit­teilung deutscher Blätter die Erben der Gräfin zur Ltppe- Biesterfeld das Rittergut Kunzendorf im Kreis Glogau an einen polnischen Besitzer verkauft. Es mag manchem töricht erscheinen, wenn die Polen Landbesitz in Mittel- u. Nieder- schlesten erwerben, und doch liegt darin Absicht, ein wohl­erwogener Plan, wenn er auch in entfernterer Zeit Nutzen tragen wird. Die Polen wollen ganz Schlesien für sich u. ihr Reich reklamieren; sie schaffen sich daher dort beizeiten Stützpunkte in Form von Landbesitz. So haben sie sich in den Kreisen Militsch-Trachenberg, Guhrau festgesetzt. Jetzt gehen sie daran, in den Kreisen Glogau, Steinau, Sagan sich einzunisten. Und besonders bitter ist, daß das Rittergut Kunzendorf einer unserer vornehmsten Adelsfamilie gehörte, die, wie man meinen sollte, auch einen deutschen Käufer ge­funden hätte. Warum bedienen sich denn Deutsche zum Verkauf schlesischer Besitzungen Posener polnischer Agenten?

Mit -er Frage der Gemeindesteuerreform in Sachsen soll sich ein auf den 23. Februar n. I. einzuberufen- der Gemeindetag beschäftigen.

Auf dem dritteudeutsch-österreichischeuEtädte- tag, der tn diesen Tagen in Töplitz abgehaltcn wurde, ist eine an den Ministerpräsidenten von Körber zu sendende Resolution beschlossen worden, in der es heißt:Die Ver­treter der deutsch-östereichischen Städte muffen dem dringen­den Wunsch Ausdruck verleihen, daß der derzeit bestehende, den einzelnen schädigende und die vitalsten Interessen des Staats bedrohende parlamentslose Zustand baldigst beseitigt werde. Ferner spricht der dritte deutsch-österreichische Städte­tag, welcher die Lahmlegung des Parlaments durch frivole tschechische Obstruktion im wirtschaftlichen Interesse der Ge­meinden auf das tiefste bedauert, den deutschen LandtagS- abgeordneten Böhmens Anerkennung und volle Zustimmung auS dafür, daß sie tn richtiger Erkenntnis der Sachlage der tschechischen Obstruktion im Retchsrat die deutsche Ob­struktion im Landtag entgegensetzen, worin das einzige Mittel liegt, der tschechischen Obstruktion wirksam cntgegenzulreten. Der Städtetag hofft aber auch, daß die Regierung ihre passive Haltung gegen die tschechische Obstruktion endlich aufgebe und für die Wiederherstellung der parlamentarischen Arbeitsfähigkeit, wofür die deutschen Parlamentsparteien stets eingetreten sind, mit vollem Ernst uud Nachdruck sich einsetze."

Der Handelsvertrag zwischen Österreich und

Italien ist unterzeichnet worden. Er tritt am 1. Januar

MszoLL, Samstag den 84. September

1906 in Kraft und ist auf die Dauer von 10 Jahren ab­geschloffen.

Aus Mazedonien wird gemeldet, daß die

Bildung griechischer Gegeubanden zur Bekämpfung bulgar­ischer Komitatschts, die den Vernichtungskamps gegen die dortige griechische Bevölkerung führen, demnächst in grö­ßerem Umfang betrieben werden wird. Die griechische Bande von PlatyS lötete vier Komitatschts, die ein grie­chisches Kloster anzünden wollten. Platys ließ bei den Leichen ein Schreiben zurück, worin er einen schonungslosen Kamvf gegen die Komitatschis ankündigt. Gleichzeitig wird aus Saloniki die Entführung von vier griechischen Notabel« und zwei Bauern durch eine bulgarische Bande gemeldet. Aus Kumanowa wird gemeldet, daß Bulgaren in Dutsche- Pole acht bulgarische Notabeln, tu Kohoshina zwei Geist­liche und zwei Lehrer ermordet haben.

Die Regierungen der Türkei uud von Mon­tenegro haben sich dahin geeinigt, zur Untersuchung der Vorfälle an dem Fluß Zeta eine gemischte Kommission ein­zusetzen. Dies geschieht, da man sich über die Bestrafung der Schuldigen und über die zu gewährende Genugtuung nicht einigen konnte, aber befürchtet, daß bei einer Verzöger­ung der Entscheidung die Bevölkerung zu dem Hilfsmittel der Blutrache greift und dadurch wettere Unruhen angestif- tet werden.

Der Aufstand in Deutsch-Südwestafrika.

London, 23. Sept. Nach einer Meldung aus Kap­stadt ist dort von einem deutschen Farmer ein Privatbrief etngetroffen, wonach die BondelzwartS sich neuerdings erhoben hätten. Alle Eingeborene« des deutschen Kolo­nialgebietes tn Südwestafrtka feie« im Aufstand. Die Schwierigkeiten für die deutschen Truppen wachse» fortwährend.

Der Krieg zwischen Rußland Md Japan.

Die Lage in der Mandschurei.

London. 22. Sept. Aus Mukden wird depeschiert, daß man den Beginn der Schlacht stündlich erwartet; in der Gegend von Fuschun, 48 Kilometer östlich von Mukden, wird, so glaubt man der erste Zusammenstoß stattfindeu. Bis jetzt ist noch alles ruhig.

Port Arthur.

London. 22. Septbr. Aus Shanghai wird gemeldet, daß das russische Geschwader in Port Arthur, das noch auS fünf Panzerschiffen und neun Torpedobootszerstörern besteht, beabsichtigt, die Blockade zu durchbrechen und eventuell nach einem neutralen Hasen zu entkommen.

Paris. 23. Sept. Mehrere Blätter verbreiten aus Petersburg die Nachricht, daß die Gattin des Generals Stöffel bet dem letzten Angriff der Japaner aus Port Ar­thur, als sie sich an der Spitze der aus Osfiziersfrauen u. -Töchtern bestehenden Pflegerinnenabteilungen dem feindlichen Feuer aussctzte, an der Schulter verwundet worden sei. Die Verwundung sei übrigens eine leichte.

Paris. 23. Sept. Der Matin meldet aus Tschifu, daß die russischen Leutnants Prinz Radziwill und Christo- phorow nach dem Hauptquartier des Oderkommandierenden, General Kuropatktn, abgereist sind, um wichtige Depeschen des Kommandanten von Port Arthur. General Stöffel, zu überbringen. Die beiden Offiziere führen Brieftauben von Port Arthur mit sich, die sie nach der Zusammenkunft mit Kuropatkin auffliegen lassen werden.

Tschisn. 22. Sept. Die Frau eines russischen Offi­ziers, eine geborene Engländerin, die mit dem russischen Depeschenüberbringer Prinzen Radziaill von Port Arthur nach Tschifu reiste, berichtete in einer Unterhaltung, daß die Hospitäler in Port Arthur Großartiges leisteten. Auf 1000 Mann kämen 30 Wärterinnen. Die Damen beschäftigen sich mit der Anfertigung von Kleidern für die Soldaten, während die ärmeren Frauen die Wäsche besorgten. An­steckende Krankheiten herrschten nicht. Die von japanischen Gewehr- und Maschinengewehr-Schüssen Getroffenen genäsen schnell. Viele Leute stürben an den Stichen großer Fliegen, die Leichengift auf die Lebenden übertrügen. Ein Arzt, der von einer solchen Fliege gestochen worden sei, starb, trotzdem er sich sofort den Daumen abschnitt. Die Altstadt Port Arthur sei fast gänzlich zerstört. Die Verluste an Menschenleben seien verhältnismäßig gering. Die Japaner hätten einmal 57 Granaten gegen eine russische Batterie verschaffen, ohne daß eine einzige getroffen hätte. Die Garnison sei guten Muts. Die Verteidiger hätten das un­beschränkteste Vertrauen, daß die Festung sich halten könne.

1904

Bom baltischen Geschwader.

Petersburg. 23. Septbr. Die Reparatur des zum baltischen Geschader gehörenden Schiffes Orel und deS Kreuzers Oleg und Rhentschug sind beendet. Dieselben werden in Begleitung des Transportschiffes Kamtschatka morgen und der Kreuzer Ridung am 29. Sept. die Rhede von Kronstadt verlassen, um sich mit dem in Libau befind­lichen Ostseegeschwader zu vereinigen. Alsdann wird sofort die Abfahrt des Ostseegeschwaders nach Ostasten erfolgen. Wie weiter berichtet wird, soll von der Schwarzen Meer- flotte der Panzer Triswatitelja. Rostislaw und Potemkta sowie die beiden Kreuzer Kayal und Otschakow nach Ost­asten abgehen. Ein etwaiger Einspruch Englands gegen die Durchfahrt durch die Dardanellen werde durch politische Konzesfione« paralistert.

Die russische« Hilfskreuzer.

Madrid. 23. Septbr. Der Marineminister bestätigte in einer Unterredung, daß dem russischen Hilfskreuzer Terek, der in Las Palmas vor Anker liegt, verboten worden ist, 2000 Tonnen Kohlen einzunehmen, wie dies das Schiff be­absichtigt hatte.

Las Palmas, 23. Sept. Der russische Hilfskreuzer Terek hat heute mittag den Hafen verlassen. Der Bestim­mungsort ist unbekannt.

Suez, 23. Sept. Die russischen Hilfskreuzer Peters­burg und Smolensk find hier etngetroffen.

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In den Kreisen der russischen Marineoffiziere er­hofft man einen wesentlichen Umschwung der gesamten Kriegs­lage zugunsten Rußlands nur von einem Eingreifen beträcht­licher neuer Streitkräfte zur See. Ohne dies, so glaubt man. und wohl mit Recht, würden selbst große Erfolge im Landkriege, die ja auch noch durchaus in Frage stehen, eine Entscheidung nicht herbeiführeu können. Dem B. L. A. wird dazu gemeldet:

Petersburg. 22. Sept. Kapitän Klado, der sich beim Stabe des Admirals Skrydlow befand, ist aus Wladiwo­stok zurückgekehrt. Er berichtet über die geplant gewesene Vereinigung des Kreuzergefchwaders in Wladiwostok mit der Poct-Arthuc-Flotte, daß die Japaner vollkommen von dem Vorhaben unterrichtet waren. Wladiwostok ist voll von j panischen Spionen, die trotz strengster Zensur durch allerlei Schliche dennoch Telegramme befördern. Das Wla- diwostok-Geschwader sollte einen Teil der Flotte Togos ablenken. Bis heute unbegreiflich ist dem Kapitän die Handlungsweise des Admirals Uchtomski, da die Verluste der Port-Arthur-Flotte durchaus nicht so bedeutend waren, daß eine Umkehr notwendig gewesen wäre. Nach Ansicht Klados ist der japanische Kriegsplan folgender: Port Arthur einnehmen uud dann nötigenfalls bis nach Korea zurück­gehen. Die Russen ständen dann vor den zwei schwere« Aufgaben: Port Arthur zurückzuerobern, was ohne Hilfe einer starken Flotte unmöglich wäre, und die Japaner auS Korea zu verdrängen, was ohne Flotte ebenfalls äußerst schwer sein würde. Daher müsse um jeden Preis eine starke Flotte nach Ostasten entsendet werden.Alle Werften müssen Tag und Nacht arbeiten, um neue Schiffe herzu­stellen, ja es ist notwendig, sogar einen Teil der Schwarz- meerflotle nach dem fernen Osten zu entsenden. Die Türkei läßt ja unsere Schiffe die Dardanellen passieren; England kann man dabei, durch einige politische Kompensationen be­befriedigen. Die Meldung, daß die Schiffe dieses Geschwa­ders untauglich zur Fahrt «ach Ostafien seien, ist nicht richtig. Mindestens drei Panzerschiffe und zwei Kreuzer können ohne weiteres die Ozeanfahrt aushalten."

Nach einer Meldung der Kölnischen Zeitung aus Pe­tersburg haben Fähnriche der Reserve die Aufforderung erhalten, freiwillig bei der aktiven Armee einzutreten; nach kurzer Uebung in der Front der sibirischen Truppentelle sollen sie auf dem Kriegsschauplatz an die Stelle gefallener resp. verwundeter Offiziere treten. In Folge von Miß- Helligkeiten mit Kuropatkin haben die russischen Kriegsbe­richterstatter beschlossen, nach Rußland zurückzukehren; dem Vernehmen nach dürfte nur Demtfchiuskt von der Äirshewija Wjedomosti bei der aktiven Armee bleiben.

Gages-Weuigkeiten.

Ans Etadt Md Land.

Nagold, 24. September.

Gnstav-Adolf-B-r-i». (Mitgeteilt.) Eine Feier des Gustav-Adolf-Vereins unseres Bezirks soll, wie im vorigen Jahr, so auch Heuer am ersten Sonntag deS Oktober in der Kirche zu Ebhausen ßattfinden. Die brüderliche Teilnahme an dem Ergehen unserer Glaubensgenossen, wo sie zerstreut