7 »4. Jahrgang.

Erscheint

Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag.

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Der GksrUchllster.

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Auflage 22V».

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Schwäb. Landwirt.

Uagol-, Donnerstag den 88 . Äuli

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Amtliches.

Bekanntmachung.

Der Roßhaarspinner Karl Wizemann in Altensteig- Gtadt beabsichtigt auf seiner Gartenparzelle Nr. 972, westlich von seinem Wohnhaus, Gebäude Nr. 263 in Alten­steig-Stadt ein Waschkeffelhaus zur Ausstellung eiues gewöhnliche« Waschkeffels zum Auskoche» vo« Pferdehaare« zu erbauen. Dies wird mir der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen biuue» 14 Tage« bei der Unterzeichneten Stelle anzu- bringen. Nach Ablauf der Frist können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden.

Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne der Anlage sind aus der Oberamtskanzlei und dem Rathaus in Alten­steig zur Einsicht aufgelegt.

Nagold, den 28. Juli 1904.

K. Oberamt. Ritter.

De« Schnltheißenämtern kann die im Verlag vo« W. C. Rübsame« i« Stutt­gart erschienene neue Wandkarte des Oberamtsbe- zirks, welche jüngst den Schulen, welche die Karte bestellt haben zugegangen ist, zur Aufchaffuug für die Rat­häuser empfohlen werden, zumal in der Karte in zweck­mäßiger Weise auch die Entfernung? angaben eingetra­gen sind.

Die Karte ist aufgezogen und mit Stäben und Auf­hängern versehen um den Preis von 12 ^ 50 iZ zu er­halten.

Nagold, den 27. Juli 1904.

K. Oberamt. Ritter.

Uom vergnügten Häusler

erzählt der Berliner Vertreter derNeuen Züricher Ztg." seinem Blatte folgendes: Wenn es im deutschen Reiche augen­blicklich einen vergnügten Mann gibt, so muß es der Kanzler sein. Zunächst trennt ihn die ganze Nordsee von seinem kaiserlichen Herrn, sodaß er auf Wochen von jeglichem Hof­dienste befreit ist, der zeitraubender und beschwerlicher als die meisten seiner ministeriellen Amtsgeschäfte sein dürfte. Ferner sitzt er im herrlichen Norderney und läßt sich von der Sonne seines diplomatischen Glückes bescheinen. König Eduard hat einen Schiedsvertrag mit Deutschland abge­schlossen und persönlich die deutsche Kriegsflotte nach Ply­mouth eiugeladen. Und Herr v. Witte, der einst die welt­liche Vorsehung Rußlands war und vielleicht nächstens wieder sein wird, derselbe stolze Herr v. Witte, der vor kaum Jahresfrist noch die Zollpolitik Bülows mißachtete und von oben herab behandelte, kommt als reuiger Pilger an den Norderneher Strandkorb des deutschen Reichskanzlers, nachdem er in Berlin von dem großen Finanzvertrauten Rußlands, Herrn v. Mendelsohn, erfahren hat, daß es keine russischen Kriegsgelder auf dem deutschen Anleihemarkt geben werde, ohne vorherige Verständigung über einen neuen deutsch-russischen Handelsvertrag.

Natürlich ist Graf Bülow selbst in dieser holden Som­merzeit nicht ganz ohne kleine Aergernissc. Da hat der Karlsruher Oberbürgermeister Schnetzler bei der Enthüllung eines dortigen Bismarck-Denkmals eine ungewöhnlich stachel­ige Festrede gehalten, worin von Phrasentum, sentimentaler Komödiantenhaftigkeit usw. im jetzigen Deutschland gespro­chen und in sehr deutlicher Anspielung auf den heutigen Reichskanzler hingewiesen wurde, der einebiegsame Gerte" in der Hand seines kaiserlichen Herrn sei, nur gut auf ebenem Pfade, aber wertlos bet schwierigem Wege. Das alles wurde in Gegensatz zu der Zeit u. den Verhältnissen unter dem alten Kaiser gestellt, der an seinem Bismarck einen knorrigen aber zuverlässigen Stab besessen habe. Nun mag ein festlich aufgekratzter Bürgermeister wohl gelegentlich manches reden, was nicht gerade auf die Goldwage gelegt werden muß. Jedoch einige Tage später traf ein Hand­schreiben des in Sommerfrische befindlichen, alten Groß­herzogs von Baden an das Karlsruher Sta'othaupt ein, worin Glückwunsch und volle Zustimmung zu dersehr schönen Rede" des Oberbürgermeisters ausgedrückt wurde. Das ist denn doch als eine etwas bittere Pille für Berlin zu betrachten und mau fragt unwillkürlich, was da wieder zwischen dem badischen und dem Berliner Hofe los sein mag. Verschiedenes bei der Behandlung des Südwestafrrkakrieges stößt in Süddeutschland vielleicht auch auf mehr Kopfschüt­teln und Kritik.

Augenblicklich gibt ziemlich allgemein folgendes viel zu reden. Vor einigen Wochen traf eine Abordnung deutscher Ansiedler aus Südwestafrika hier ein, um im Namen ihrer Leidensgefährten Klagen und Wünsche der durch den Krieg

zertretenen Kolonisten an höchster Stelle zu Gehör zu bringen. Mitte Juni empfing der Kanzler die Abordnung und ver­sprach ihr, einen Empfang beim Kaiser zu befürworten. Drei Wochen später trat aber der Kaiser seine norwegische Sommerreise an, ohne die Hülfe suchenden Kolonisten em­pfangen zu haben. Darob erhob sich eine ziemlich erbitterte öffentliche Kritik, die für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich offenherzig aufzählte, wieviel Zeit der Kaiser vom 16. Juni dem Empfang der Ansiedler beim Grafen Bülow bis zum 7. Juli, dem Tage der kaiserlichen Abreise nach Norwegen, für nationale und internationale Sportvergnüg­ungen, für die Automobilrennen im Taunus, die Pferde­rennen in Hamburg, die Segel- und Ruderwettfahrten in Kiel, Warnemünde und Swinemünde übrig gehabt habe. Aber innerhalb der ganzen drei Wochen nicht eine halbe Stunde für die schwer heimgesuchten Männer aus der größ­ten und ältesten deutschen Siedelkolonie, die augenblicklich noch von dem größten Kolonialkriege heimgesucht ist, den Deutschland bisher auf eigenem Ueberseebesitze zu führen hatte. Auch wurde verbreitet, der Kaiser sei über den ganzen bis­herigen Verlauf der Kriegsexvedition gegen die Hereros geärgert, daß er befohlen habe:er wolle nichts mehr von Südwestafrika hören, als bis ein Sieg erfochten sei'" Des­halb habe der Reichskanzler den Farmern ihren Wunsch vom Kaiser persönlich gehört zu werden, bis zum Herbste ausgeredet. Dann würden bessere Nachrichten da sein und die Audienz ihnen bester nützen. Diese Erzählung klingt nicht ganz unglaublich und menschlich wird Bülow wohl recht haben, wenn er solchen Rat gab, denn er kennt ge­wiß den Kaiser. Aber die Vorstellung, daß gelegentlich die Erörterung anderer politischer Angelegenheiten nach Muster des Farmerempfanges einfach ebenso auf die lange Bank geschoben werden könnte, nur um nicht Seine Majestät mit unangenehmen Dingen zu ärgern, trägt dem Kanzler ent­sprechend scharfe Angriffe ein. Und der Eindruck, den die Karlsruher Oberbürgermeisterrede nebst großherzoglicher Zu­stimmung in Deutschland allenthalben machte, wird dadurch verständlicher.

YoMische Webersicht.

Der Kircheubundausschust des Evangelischen

Bundes erläßt die nachstehende Erklärung:Durch ver­schiedene hie und da austretende Bestrebungen nach einer alsbaldigen synodalen Beteiligung an dem Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen finden wir uns zu folgender Erklärung veranlaßt: 1. Der Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen wird in genügender Weise erst dann vollzogen sein, wenn zu dem kirchenbehörd­lichen das synodale Element getreten ist. 2. Nachdem der deutsche evangelische Kirchenausschuß durch seine Kundgeb­ungen vom 10. Nov. v. I. und vom April d. I. sich den Dank des deutschen Protestantismus verdient hat. gilt es nunmehr, eine weitere Entwicklung dadurch vorzubereiten, daß überall die Landessynoden nach dem Beispiel der preußi­schen Generalsynodalordnung (§ 19) das Recht erhalten, sich durch von ihnengewählte Abgeordnete an etwaigen Vertretungskörpern der deutschen evangelischen Kirche" zu beteiligen. 3. Ehe dieses nächste Ziel erreicht ist, könnte es sich nur um mehr oder wenig zahlreiche Versammlungen einzelner handeln, die, wenn auch vielleicht als Synodal­mitglieder, doch ohne kirchenverfaffungsmäßigen Auftrag lediglich im Sinn und mit dem Gewicht freier Vereinig­ungen beraten und beschließen würden. Solche Versamm­lungen zu veranstalten, liegt unseres Erachtens ein Bedürf­nis nicht vor."

Ueber Personal-Veränderungen i« -er Armee

berichtet eine Sonderausgabe desMilitär-Wochenblatts". Danach ist u. a. der Generalmajor und Kommandeur der 61. Infanterie-Brigade von Seydlitz-Kurzbach zum Kom­mandanten von Danzig ernannt. Kommandeur der 61. Infanterie-Brigade ist der Oberst Bendemann vom Grena­dier-Regiment König Friedrich I. (4. Ostpreußisches) ge­worden unter gleichzeitiger Ernennung zum Generalmajor. Ferner find zu Generalmajoren befördert die Obersten von Engelbrcchten, beauftragt mit der Führung der 36. In­fanterie-Brigade, unter Ernennung zum Kommandeur der­selben, Freiherr von Rhetnbaben, Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr. 64, mit der Führung der 85. Infanterie-Brigade beauftragt. Röhrfsen, Oberst und Kommandeur des 5. Niederschlefischen Infanterie-Regiments Nr. 154. Derselbe ist zum Komman­danten von Wesel ernannt. Gleichfalls zum Generalmajor befördert ist der bekannte Führer des Marine-Expeditions­korps für Südwestafrika, Oberst Dürr. Derselbe ist aus der Marine ausgeschteden und unter Ernennung zum Flügel­

adjutanten des Großherzogs von Bade» in der Armee an­gestellt. Sodann ist der Oberst des 1. Oberrheinischen In­fanterie-Regiments Nr. 97, Wyneken, unter Beförderung zum Generalmajor aus der Armee ausgeschieden und zum Inspekteur der Marine-Infanterie ernannt. Es haben also im ganzen sechs Ernennungen zu Generalmajoren stattge­funden. Zu den ältesten Obersten zählt nunmehr Oberst Leutwein mit einem Patent vom 16. Juni 1901, während der jüngste zum Generalmajor beförderte Oberst erst am 18. April 1903 Oberst geworden war. Unter den sechs Beförderten sind im ganzen drei dem Dienstalter nach um fast zwei Jahre jünger als Leutwein.

Der Aufstand iu Deutsch-Südwestafrila.

Osnabrück, 25. Juli. Pater Nachtwey sandte auS Owikokorero soeben nach hier eine Nachricht, in der es heißt: Der Typhus steht im Bunde mit der List und Tücke des Feindes. Der Krieg wird «och sehr lauge daueru und wird mit jedem Tage schwerer.

Berlin, 26. Juli. Sergeant Paul Schuboth, 1. Feldkompanie, geb. am 7. Dezember 1873 in Kliecken (Kreis Zerbst), früher im Jnf.-Reg. 93, ist am 21. Juli in Otjosondu am Typhus gestorben.

Der Krieg zwischen Rußland Md Japan.

Petersburg, 26. Juli. Kuropatkin meldet dem Kaiser vom 25. Juli. Bei Hotstatum ging der Feind am 23. Juli um 5 Uhr morgens mit etwa 2 Divisionen zum Angriff vor. Ferner entwickelte der Feind im Süden 1 Division Infanterie. Seine Hauptmacht zog sich in der Richtung aus Datschapu zusammen, während die japanische Reiterei sich auf dem linken Flügel bei der Eisenbahn be­fand. 30 Geschütze deckten ihn mit ihrem heftigen Feuer, das von den Batterien unsrer Nachhut erfolgreich erwidert wurde. Auf die vorrückeude japanische Infanterie eröffnete unsre Nachhut ein Gewehrfeuer. Oberst Lösch führte die Nachhut rechtzeitig auf eine neue Stellung bei Datschapu. Gegen 9^/r Uhr morgens rückten zuerst 3 Bataillone in der Richtung auf Taschitschiao vor. Im weiteren Verlauf des Kampfes entwickelten die Japaner in der Richtung auf Taschitschiao etwa eine Brigade Infanterie und sandte« außerdem ein Regiment längs des Tstnsahe nach Tantscht aus. Um 4 Uhr nachmittags stellte ver Feind den Vor­marsch ein. Seine Hauptmacht zog der Feind bei Mahunt- suitsi zusammen. Unsre Verluste find noch ;ncht festgestellt; wie gemeldet wird, sind sie jedoch unbedeutend. Da der Tag heiß war, kamen Fälle von Hitzschlägen und Sonnen­stichen vor. Bei Anbruch der Dämmerung besetzte unsre Vorhut wiederum Tautschi. Die Nacht auf den 24. Juli verlies ruhig. Um 5 Uhr früh begann ein Vorposten­scharmützel in der Umgegend von Tantscht.

Petersburg, 26. Juli. Ein Telegramm KuropatkinS an den Kaiser von gestern besagt: Aus der Südfront erneute der Feind am 24. Juli de« Vormarsch. Der Kampf begann'auf dem linken Flügel bet Tagesan­bruch in dcr Nähe von Tantscht. Hierauf unterhielt der Feind 12 Stunden ein sehr heftiges Artilleriefeuer. DaS Artilleriegefecht verlies günstig für uqs. Die ja­panischen Batterien 7 Werst südlich von Taschitschiao ver­stummten um 4 Uhr nachm. Um dieselbe Zeit unternahm -er Feind eine« energischen Angriff bei Daffau- scheu um das Zentrum «nsrer Stellung zu durch­brechen. Unsre Truppen schlugen aber den An­griff des Gegners zurück und alle unsre Stellungen wurden von uns behauptet. Der Kampf endete um 9*/r Uhr abends. Einzelheiten des Kampfes u. die Verluste sind noch nicht bekannt. Der Abteilungschef, welcher den Vormarsch des Feindes S Tage lang ausgehalteu und alle Angriffe der Japaner zurückgeschlageu hat, hat nach kurzer Rast, ohne vom Feinde behelligt zu werden, be­gonnen, allmählich «ach Norden znrückzngehe«.

Mukde«, 26. Juli. Nach hier eingegangenen Mel­dungen nahmen an dem Artilleriekampf «m Taschit­schiao am 24. ds. auf russischer Seite gegen 100 Geschütze teil. Ihr Feuer war sehr erfolgreich, fügte dem Feind ernste Verluste bet und zerstörte viele seiner Geschütze und Mu­nitionswagen. Im Zentrum der Aufstellung gingen die Japaner zum Angriff vor, wurden jedoch zurück- geschlagen. Am 25. ds. wurde den russischen Truppen befohlen, zurückzugehen und die Höhen 7 Werst nördlich von Taschitschiao zu besetzen, was in voller Ordnung geschah. Die russischen Verluste in den Kämpfen am24. beziffer­ten sich nicht über 500 Mann.

Berli«, 26. Juli. Zu dem Gefecht bei Taschit­schiao meldet der Lok.-Anz. aus Liaujaug: Die russischen