«3. Jahrgang

Amk- unll Inteffiaenzökaü für äen Oezirsi.

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Samstag, äea 21. Juki 1888.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 »K 30 H, sonst in ganz Württemberg 2 70 H.

MekcrnnLmachung.

Kotttifche Wachvichterr.

An die Hrlsvorjteher.

Der im oberamtlichen Erlaß vom 25. März l. Jahres letzter Absatz (Amtsblatt S. l52) einverlangte Bericht steht noch von einer großen Zahl von Ortsvorstehern aus. Derselbe ist ungesäumt einzusenden.

Calw, den 19. Juli 1888. K. Oberamt.

Amtmann Bertsch, A.-V.

Moßsperre.

Durch Erlaß der K. Regierung des Schwarzwaldkreises vom 11. d. Mts. wurde für die Nagold von der Psrondorfer Sägmühle an aufwärts vom 30. Juli bis 15. September, l. Js. Flotzsperre verhängt, was hiemit zur öffentlichen Kenntmß gebracht wird.

Calw, den 18. Juli 1888. K. Oberamt.

Amtmann Bertsch, A.>V.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Aussetzung von Preisen für Leistungen im Fischereiwesen für das Jahr 1889.

Zur Förderung der künstlichen Fischzucht und eines rationellen Betriebs der Fisckerel werden als Anerkennung für hervorragendere Leistungen auf diesem Gebiete, insbesondere für Aufstellung und Anwendung geeigneter kleiner Frschbrutapparate, für Errichtung zweckmäßiger Fischbrutanstalten, für zweck­entsprechende Einrichtung und rationellen Betrieb der Teichftscherei (in Setz- und Streckteichen), für Vereinigung kleiner Fischwasserbezirke zu einem ratio­nellen Gefamtbetrieb rc. Preise von 25100 im Gesamtbetrag von

500 ausgesetzt.

Die Preisbewerbungen, welche eine Darlegung der Leistung, beziehungs­weise eine nähere, unter Umständen mit Zeichnungen belegte, Beschreibung der Anlage enthalten müssen, sind bis 1. März k. I. an die Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzusenden.

Diejenigen Fischzüchter, welche in den Jahren von 1883 ab Preise erhalten haben, können für das Jahr 1889 nicht wieder für die gleiche Leistung als Bewerber auftreten.

Stuttgart, den 13. Juli 1888. Für den Präsidenten:

S ch i t t e n h e l m.

Deutsches Reich.

Memel, 17. Juli. Das deutsche Geschwader hat auf der Fahrt nach Petersburg gestern abend um 7 Uhr Memel passiert. Der AvisoBlitz" lief gestern um 5 Uhr ein, empfing Postsachen und dampfte nach einstündigem Aufenthalte zum Geschwader zurück.

Ueber den Besuch des Kaisers Wilhelm in Kopen­hagen schreibt man demFrkf. Journ.": Der Aufenthalt des Kaisers in der Dän. Hauptstadt dürfte nicht länger als 24 Stunden dauern. Schon werden Vorbereitungen zum Empfang getroffen und schon haben sich die Anschauungen, wie man den Besuch aufzunehmen habe, geklärt. Wenn man in Petersburg die alten Bande wieder anknüpft, so besteht in Kopenhagen kein Hindernis, dasselbe zu thun. Im Gegenteil, man ist hier in allen Kreisen, mit Ausnahme derjenigen, welche ihre demokratisch-sozialistischen Neigungen nicht bemeistern können, herzlich froh darüber, daß man in Deutschland endlich ins Reine kommt; dieser Nachbar ist ein großer Herr, mit dem man nicht so ungern Arm in Arm geht. Und nicht wir haben ihm die Hand hingestreckt, er reicht sie uns dar. Das schlagen wir sehr hoch an I Ob die Freundschaft zwischen Wilhelm II. und Alexander Hl. sich zur Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland auswachsen wird, ist noch nicht gewiß, aber daß der Besuch des Kaisers Wilhelm bei unserem Könige der erste und bestimmt folgenreiche Schritt ist, um das dänische und deutsche Volk einander zu nähern, unterliegt keinem Zweifel. Man hat es hier schon seit geraumer Zeit selbst nicht geglaubt, daß man in unauslöschlicher Feindschaft gegen Deutschland verharren müsse; man fand nur keine rechte Handhabe, um da» Ende des Revanchebegehrens für Schleswig-Holstein zu deklarieren. Das ist in Berlin mit gewohntem Scharfblicke wahrgenommen worden, und so giebt man uns die ersehnte Handhabe. So wird in hiesigen politischen Kreisen die Be­deutung und der Sinn des Besuches, dem wir entgegensehen, aufgefaßt; es herrscht eine sehr angenehme Stimmung, welcher Kaiser Wilhelm II. hier bei Hofe nicht minder als bei dem Volke begegnen wird.

Oe st erreich.

Wien, 17. Juli. DasFrdbl." konstatiert, daß bei der Abreise der Königin Natalie keine Aufklärung über die Gründe ihrer Hierherkunft erfolgt sei. In ihrer Situation sei eine Aenderung nicht zu verzeichnen, und wenn sie eine solche hier erwarte, so habe sie eine neue Enttäuschung erfahren. Mehr als Teilnahme für den Schmerz einer Frau habe die Königin hier nicht ge- funoen. Das WienerNeue Tagblatt" meldet aus Belgrad, Milan lasse

Jeuilleton.

Lieben und Leiden.

Roman aus der Pariser Gesellschaft von Ii. du Aoisgoöcy. (Autorisierte deutsche Uebersetzung.)

(Fortsetzung.)

Es galt also vor Allem, einer Scene aus dem Wege zu gehen, und der in­telligente Hotelier glaubte dies am besten thun zu können, wenn er die Dame, wie sie es forderte, in ein Kabinett führte, in dem sie schreiben konnte. Inzwischen konnte er dann den Grafen informieren und sich von demselben Verhaltungsmaßregeln einholen.

Im gleichen Augenblick kam ein Herr über den letzen Treppenabsatz, welcher, der Gräfin ansichtig werdend, sich tief vor dieser verneigte und bestürzt ausrief:

Wie, Sie hier, gnädigste Frau?"

Bianka würde einer Begegnung mit diesem Manne gern aus dem Wege ge­gangen sein, wenigstens unter anderen Umständen; in ihrer gegenwärtigen Situation aber hatte sie nur ein Ziel im Auge und so sprach sie denn mit ziemlicher Fassung:

Ich werde Ihnen später erklären, was ich hier suche, sind Sie allein?"

Ganz allein! Ich war in der Oper und wollte nun hier soupieren. Wenn ich Ihnen irgendwie von Nutzen sein kann, so bitte ich, ganz über mich zu verfügen."

Die Gräfin zögerte einen Augenblick, dann sprach sie:

Ja, Sie können mir einen großen Dienst leisten!"

Um was handelt es sich? Ich bin zu glücklich, Ihnen dienen zu können."

Soupieren Sie hier mit mir!"

Mit dem größten Vergnügen," entgegnete der Neuangekommene in steigen­dem Erstaunen.

Der Hotelier, welcher diesem Gespräch beigewohnt hatte, beeilte sich, die Thür eines zweiten Salons zu öffnen und die Gräfin trat mit ihrem unerwarteten Be­gleiter, in denselben ein.

Gnädige Frau wünschen Schreibmaterial zu haben?" fragte der Hotelier, indem er den Gaskandelaber anzündete.

Nein, es ist überflüssig; ich habe mich anders besonnen!"

Der Mann mit der weißen Cravatte verneigte sich wortlos und trat wieder hinaus auf den Korridor.

Ein seltsamer Fall," sagte er sich kopfschüttelnd.Sie scheint wirklich von der Idee abgekommen zu sein, Herrn von Listrac eine Scene zu machen; da er aber zu unseren besten Kunden gehört, muß ich ihn doch von Dem in Kenntnis setzen, was sich zugetragen hat. Dann mag er thun, wie und was ihm gut dünkt."

Und er trat in den grünen Salon, in welchem in diesem Augenblick abermals die Klingel auf das Heftigste gezogen ward.

Bianka und ihr Begleiter standen sich inzwischen wortlos gegenüber; keines von Beiden dachte daran, ein Souper zu bestellen. Er fragte sich verwundert, wie dieses Abenteuer enden würde, von dem er so gut wie Nichts begriff; sie hingegen schien abzuwarten, daß er Fragen an sie stellen werde.

Sie kennen diese Restauration?" fragte sie endlich.Dann können Sie mir auch jedenfalls mitteilen, ob dieselbe zwei Eingänge hat!"

Ich glaube nicht. Tags über kann man allerdings auch durch den Saal eintreten, welcher auf den Boulevard führt; des Nachts aber ist meines Wissens dieser Eingang abgeschlossen."

Dann müssen also die Leute, welche hier soupieren, absolut an dem Kabinett vorübergehen, in welchem wir uns im gegenwärtigen Moment befinden? Das ge­nügt mir; ich bitte, lassen Sie die Thür halb offen."

Er gehorchte, aber er fragte sich unwillkürlich in ängstlicher Scheu, ob diese Frau denn wahnsinnig geworden sei, fest er sie zuleP gesehen hatte.

Sie erwarten Jemanden?" fragte er.

Ja, und Sie sollen mir behilflich sein!"

Teufel!" Sie muten mir da eine Mission zu, welche, wie ich fürchte, nichts weniger als angenehm ist."

Sie wissen, daß ich verheiratet bin; kennen Sie meinen Gatten?"