Deutsches Reich.

Die Leichenfeier des Grafe« Waldersee ^ i« Hannover. In der feierlich geschmückten Garutsonktrche begann um IV» Uhr nachmittag- die Trauerfeier für den Grafen Waldersee. Der Sarg war vor dem Altar auf­gestellt. Das Königsulanenregiment und das 9. Feldarttllerie- regiement hielten die Ehrenwache. Die Kirche füllte sich bald nach 12 Uhr. Vor dem Altar nahmen Platz: die Generalität, darunter Generalstabschef von Schlichen, ferner Minister von Podbielski, die Vertreter der deutschen Bun- deSfürsten, die Abgesandten des Auslands, die Spitzen der Behörden re. Der Reichskanzler war durch Geheimrat v. Konrad und Legationssekretär Graf Eulenburg vertreten. Von fremden Staaten waren Vertreten: Oesterreich-Ungarn, Rußland, Frankreich, England, Italien, Amerika u. Japan. Um 1'/» Uhr betrat die Gräfin Waldersee am Arme des Kronprinzen mit ihren Verwandten das Gotteshaus. Es folgten Prinz Heinrich, Prinz Albrecht von Preußen, Fürst von Schaumburg-Lippe, Prinz Friedrich von Schleswig- Holstein. Der Kronprinz legte im Auftrag des Kaisers am Sarge einen Kranz nieder. Der hannoversche Männer­gesangverein trug den Chor: Jesus, meine Zuversicht vor, sodann hielt Militäroberpfarrer Konsistorialrat Rocholl die Trauerrede über Johannis 11, 25, würdigte die Verdienste Waldersees und hob dessen iefe Religiosität hervor, er sagte: Waldersee war ein Held noch auf dem Sterbelager; er fürchtete den Tod nicht und empfahl sterbend seinen Geist in Jesu Hände. Nach abermaligem Gesang widmete Schloß­prediger Köhler Waldersee einen Nachruf namens der Schloß­gemeinde. Ein Gesang schloß die kirchliche Feier. Die Gräfin verabschiedete sich von dem Kronprinzen und fuhr zum Bahnhof. Sodann trugen zwölf Unteroffiziere den Sarg heraus und stellten ihn auf einen vierspännigen Lei­chenwagen. Königsulanen eröffnten den Trauerzug, welchen die Trauerparade, kommandiert von Generalmajor v. Falken­hagen,geleitete.Vor dem Sarge schritten Geistliche ».Offiziere mit Waldersees Marschallstab und Orden, sowie dem Kranz des Kaisers. Hinter dem Wagen wurde das Reitpferd des Grafen geführt. An der Spitze des Trauergefolges schritt der Kronprinz als Vertreter des Kaisers zwischen den bei­den Neffen Waldersees. Es folgten Prinz Heinrich, sowie die übrigen Fürsten und Vertreter der Souveräne, die Spitzen der Behörden und Abordnungen. Die Straßen mit umflorten brennenden Gaslaternen trugen Trauerschmuck. An der Parade beteiligten sich Truppen der Garnison, an­dere bildeten Spalier. Eine vieltausendköpfige Menge drängte sich um den Trauerzug, um den hochverehrten Ehrenbürger Hannovers vorüberziehen zu sehen. Um 3 Uhr langte die Spitze des Zuges am Bahnhof an. Die Truppen stellten sich karreförmig am Bahnhofplatz auf. Unteroffiziere hoben, während die Truppen präsentierten, den Sarg aus dem Leichenwagen und trugen ihn in die Fürsteuhalle des Bahn­hofs. Der Sonderzug mit der Leiche ging um 5°/« Uhr nach Lütjenburg ab. Die Familie Waldersees reiste im Zuge mit. Der Kronprinz und Prinz Heinrich find um 4 Uhr wieder abgereist.

Berlin, 8. März. Eine ganze Familie, der Ge­schäftsführer eines kartographischen Instituts, Leutnant a. D. Beseke, seine Frau, die 19jährige Tochter und die beiden Söhne, 16 bezw. 11 Jahre alte Kadetten aus der Anstalt in Bensberg, haben sich heute Nacht zwischen zwei und drei Uhr mit Zyankali in ihrer Wohnung, Wilhelmstr. 12, vergiftet. MißlicheVermözensverhältnissestnd die Veranlassung.

r. St. George«, 9. März. Durch eigenes Verschul­den kam beim Steinefahren der Fuhrknecht Hildebrand von Gutach unrer seinen Wagen, der ihm über die Brust ging, was seinen sofortigen Tod herbeiführte. Hildebrand hatte »nterlassen eine Sperrkette anzulegen.

r. Lindau i. B., 9. März. Der Stadt Lindau wird es auf ihrer Insel nach und nach zu eng und doch sollen noch verschiedene wichtige Bauten (Bahnhofuwbauteu, ein städtisches Zentralschlachthaus u. a.) ausgeführt werden. In nicht zu ferner Zeit wird der Augenblick gekommen sein, wo die Jnselstadt an den Grenzen ihrer Ausdehnungsmög- lichkeit angelangt ist. Schon jetzt machen sich deshalb Stim- «m geltend über die Vereinigung der Gemeinden Aeschach, Hoyren und Reutin mit der Stadtgemeinde Lindau. Vor zahlreicher Versammlung sprach über diese Frage kürzlich Bürgermeister Schützinger.

Acher«, 9, März. Wie die Mittelb. Nachr. berichten, ist dieser Tage in dem der Granitgesellschaft Zwingenberg

gehörigen Steinbruch am Buchwald in Furschenbach ein Felsstück von ganz ungewöhnlicher riesenhafter Dimension losgesprengt worden. Es hat die Große eines Häuschens und sein Inhalt beträgt 20V300 evm. Die ersten zwei Zentner Sprengpulver blieben völlig wirkungslos; erst nach­dem man nicht weniger als drei Zentner Sprengpulver in Anwendung brachte, kam der Koloß in Bewegung. Es war sehr notwendig, daß das Publikum vorher gewarnt wurde, denn der Block rollte etwa 300 m weit den Berg hinunter und blieb mitten in einem Fahrweg nicht weit von zwei Bauernhäusern stehen. Das Ungetüm bahnte sich eine Straße von 810 m Breite durch einen Kastantenwald; die Bäume waren wie Gras umgemäht, die Erde tief auf­gewühlt und Felsen von 4 m Durchmesser mitten entzwei geschlagen. Der angerichtete Schaden ist groß; außerdem werden mehrere Tage angestrengter Arbeit nötig sein, um das gewaltige Hindernis aus dem Fahrwege zu entfernen.

Frankfurt a. M., 9. März. (Raubmord.) Die Verdachtgründe gegen den verhafteten Möbelträger Groß haben sich vermehrt. Er kann den Nachweis nicht erbrin­gen, wo er sich in der Zeit, wo der Mord erfolgte, aufhielt.

Gerichtssaal.

Amberg, 5. März.Weil sie den Vater ihres außer­ehelichen Kindes, einen Dienstknecht, nicht heiraten wollte," erstickte die 25jährige Bauerstochter Therese Vetter von Weha bei Kennrath das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt im Bette und verbrannte den Leichnam später in ihrem Küchenherde. Das Schwurgericht erkannte gegen die Kindsmörderin unter Zubilligung mildernder Umstände auf vier Jahre Gefängnis.

Ausland.

Untergang eines französischen Dampfers.

Nach einer Meldung aus Saigon ging zwischen dem an der Küste von Cochinchina liegenden Kap Saint Jacques und den Leuchttürmen von Cantien der DampferCam- bodge" während einer Sturmnacht unter. Ungefähr 100 Personen werden vermißt. An Bord befanden sich 29 fran­zösische Strafgefangene, die von 11 Soldaten bewacht wurden. Auch sie sind ertrunken, ebenso eine Reihe anna- mitischer Familien mit zahlreichen Kindern. Der Kapitän des Dampfers erreichte schwimmend das Ufer.

Aus Prag werden niederträchtige Mißhandlungen deutscher Studenten durch die aufgehctzte tschechische Menge gemeldet. Die Menge, unter der sich mit nationalen Farben geschmückte Mädchen und Knaben bemerkbar machten, welche die deutschen Studenten vertzöhnkn, warf mit Steinen, ver­letzte die Schutzleute und verübte Sachbeschädigungen.

Vermischtes.

Ein rührender Zug von kindlicher Liebe seitens seines kleinen Jungen hat in Paris ein streitbares Ehepaar wieder ausgesöhnt. Der Großhändler H. und seine Gattin, die in der Scheidungsklage lagen, waren zum dritten Male im Justizpalast zum Vergleichsversuche erschienen. Vergebens strengte der Richter seine ganze Beredsamkeit an. Frau H. weigerte sich entschieden, auf eine Versöhnung einzugehen. Da entstand im Korridor ein Gemurmel; man hörte nach einem Arzt rufen. Der Richter öffnete die Tür und Frau H. schrie entsetzt ans. Sie erblickte ihren elfjährigen Sohn, der von de« Gerichtsdiener den Gang der Verhandlungen vernommen und sich mit seinem Taschenmesser verschiedene Verletzungen beigebracht hatte. Beim Anblick seiner Mutter rief er aus:Ich töte mich, wenn Du Papa nicht ver­zeihst !" Darauf erfolgte denn auch wirklich die Versöhnung.

Ein salomonisches Urteil fällte dieser Tage der Bürgermeister des oberbadischen Dorfes H ... Ein Rad­fahrer hatte das Unglück, auf der Dorfstraße eine Gans Lotzufahren und konnte sich mit dem Besitzer des Tieres über den Schadenersatz nicht einigen. Der Bauer verlangte nämlich 3 während ihm der Radfahrer nur 2 ^ und dazu die getötete Gans geben wollte. Also brachten beide ihren Streit vor den Ortsgewaltigen. Als dieser von dem Sachverhalt Kenntnis genommen hatte, wiegte er sein sor­genschweres Haupt hin und her und begann:Also, du Sepp, verlangst 3 ^ und läßt dem die Gans, und Sie wollen dem Sepp 2 geben und ihm auch die Gans lassen keiner will die Gans, da machen wir die Ge­schichte nun so, geben Sie die 2 her, und du Sepp die Gans? Beide händigten ihm das Gewünschte aus. Darauf zog der schlaue Richter eine Mark aus der Tasche, legte sie

Den Streitgegenstand, die totgefabrene Gans, behielt er für sich.So", meinte er stolz,jetzt kann jeder zufrieden sein?

Ei« Schwert am Himmel. Ein seltsamer Vor­fall wird aus der sibirischen Hauptstadt Tomsk berichtet: Seit dem Ausbruch des Kriegs befinden sich die Dörfer in der Umgebung in einem Zustand religiöser Aufregung. Eine Anzahl Mushiks (Bauern), die nicht das Geld für die Eisenbahn bezahlen können, ziehen täglich durch die Straßen der Stadt und erklären, sie wollten nach dem großen Troitzky- Kloster bei Moskau gehen, um dort für den Erfolg der russischen Waffen zu beten. Auf Befragen erklären sie, in vielen Teilen Weststbiriens sei am Himmel eine blutige Hand gesehen worden, die ein Schwert mit einem Kreuz­griff faßt; und sie glauben, dies sei die Hand des heiligen Georg, des Siegbringers, des in Rußland besonders ver­ehrten Heiligen. Ein Priester namens Athanasius hat die Mushiks davon in Kenntnis gesetzt, daß in drei Monaten die ganze Figur des heiligen Georg auf einem Flammen­pferd über Sibirien ziehen, am Meer ankommen und die Herzen der heidnischen Japaner mit Schrecken erfüllen wird. Die Heere des Zaren würden einen großen Sieg gewinnen, und das japanische Meer würde, wie das Rote Meer vor den Israeliten, austrocknen, so daß die Russen siegreich nach Tokio Marschieren können.

Im Elend. Von der Newyorker World wird fol­gendes berichtet: Als vor einiger Zeit die Inhaberin zweier dürftig eingerichteter Zimmer in der Fultonstreet zu Broo­klyn wegen rückständiger Miete exmittiert werden sollte, stellte es sich heraus, daß man in der armen Frau eine österreichische Aristokratin, eine Gräfin von S. vor sich hatte. Richter Van Wart vom Sccond Distrikt Municipal Court, der den Exmisstonsbefehl ausstellen mußte, sandte einen Gerichtsbeamten zu der Dame, damit er nähere Er­kundigungen einzieye. Diesem erzählte die Bedauernswerte, daß sie vor 21 Jahren nach Brooklyn gekommen sei, nach­dem sie in Wien, wo sie nach dem Tode ihrer Eltern mit­tellos zurückgeblieben war, versucht hatte, als Buchhalterin ihr Brot zu erwerben. Ihre Verwandten wollten aber nicht dulden, daß sie in einer abhängigen Stellung blieb, doch taten sie auch nichts, um ihr ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Auf amerikanischem Boden gelang cs der Komtesse, ihre Musik- und Malkenntnifse zur Begründung einer Existenz zu verwerten. Sie heiratete dann; ihr Gatte starb aber im ersten Jahre der Ehe, ein Sohn kam zur Welt und wieder sah sie sich genötigt, einen Erwerb zu er­greifen. Nun richtete sie sich ein Schneideratelier ein, mit dem sie auch viel Geld verdiente. Ihrem Sohn ließ sie eine gute Erziehung angedethen. Vor einiger Zeit aber kam sie auf den unglücklichen Gedanken, ein Buch überDie Kunst der Modistin" zu schreiben und auf eigene Kosten herauszugeben. Dieses Unternehmen schlug vollständig fehl, und sie verlor dabei ihre gesamten Ersparnisse. Krankheit kam dazu, um ihr Elend vollständig zu machen, und jetzt ist sie nicht imstande, die seit Monaten rückständige Miere für ihre armselige Wohnung zu zahlen. In Brooklyn hat man im Interesse der armen Frau, die einst dem Hofstaat der Kaiserin Elisabeth angehörte, eine Sammlung veranstaltet.

Literarisches.

Der Krieg zwischen Rußland und Japan. Auf Grund zuverlässiger Quellen bearbeitet von Walter Erdmann von Kali- nowski, Kgl. Preuß. Hauptmann a. D. Mit Skizzen und Karten. Erstes Heft: Ursachen des Krieges. Kampfesmittel. Ausbruch des Krieges Die Neutralität der Mächte. Stimmungen und Maßnah­men. Betrachtungen. Völkerrechtliche Fragen. Politisch« Gruppie­rung. 3 Anlagen, 1 Karte, 2 Skizzen. 60 Seilen gr. 8 Text. Preis 1.20 Die folgenden Hefte werden sich in ähnlichem Preis­verhältnis halten. Militär-Verlag der Liebelschen Buckhandlung Berlin.

Das Vorwort sagt u. a.: Dem Kriege zwischen Rußland und Japan wohnt nicht nur eine eminent politische, sondern auch eine solche kriegswissenschaftliche Bedeutung inne, daß das Verlangen, sich mit dessen Einzelheiten zu beschäftigen, in allen Schichten des deutschen, für alle militärischen Ereignisse so besonders interessterren Volkes, ein allgemeines ist. Das vorliegende Werk wird übersicht­lich, aber doch nicht zu weitschweifig, auf Grund zuverlässigsten Materials, das dem Verfasser durch besondere Beziehungen zur Ver­fügung gestellt ist und weiter zur Verfügung bleiben wird, und an der Hand genauer Karten und Skizzen in zwanglosen Heften, je nach der Häufung der Ereignisse, die kriegerischen Vorkommnisse zur Darstellung bringen.

Zu beziehen durch die «. V. r»l8«r'sche Buchhandlung.

Hiezu das Plauderstübchen Nr. 10.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser' scheu Buchdruckerei (Emil Zaiseri Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur

zu den zweien des Radfahrers und gab sie dem Bauer.

Altenfteig-Dorf.

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Am Freitag -en 25. März Js.

vormittags 9 Uhr

kommt auf dem Rathaus zu Altensteig-Dorf die in der Nachlaßsache der «hefrau des

Karl Hartmann, Hirschwirts von Altensteig-Dorf, Ka­tharine, geb. Vetter,

vorhandene Liegenschaft, nämlich die Wirtschaft znm Hirsch «it druglicher Wirtschaftsgerechtigkeit im Anschlag von 7800 ^ nebst 2 da. 29 s. 17 gm Gärten, Wiesen und Aeckern, im Anschlag von v200 im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, wozu Liebhaber, aus­wärtige mit gemeinderätlichen Vermögenszeugpissen versehen, mit dem Anfügen eingeladen werden, daß die Wirtschaft günstig gelegen und gut frequentiert ist.

Alteusteig den 8. März 1904.

Bezirksuotar:

Beck.

Böfingen.

Jagd-Verpachtung.

Am nächsten Montag, den 14. März, nachmittags 1 Uhr

wird die hiesige Gemeindejagd auf dem Rathaus im öffentlichen Aufstreich verpachtet, wozu Liebhaber ein­geladen werden.

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