Albert Hrn. v. Egidy „eingewciht" hätte, ist nicht sehr wahrscheinlich. Vollends widerspricht es ganz und gar den Umgangsformen und den Anschauungen des Fürsten Bismarck, daß er das Tintenfaß gegen den Kaiser im Zorn erhoben hätte. Dazu war Fürst Bismarck selbst in der Erregung zu sehr Monarchist und Hofmann. Vielleicht ist die „Echtheit der Szene" auf eine Verwechslung und unrichtige Auffassung znrückzuführen. Bei den Verhandlungen über die Arbetterschutzklasse suchte Fürst Bismarck den Kaiser dazu zu überreden, daß er von der Veröffentlichung abstehe. Dabei hielt Fürst Bismarck, am Tisch vor dem Kaiser stehend, die Aktenmappe in den Händen und stieß damit in der lebhaften Unterhaltung auf das Tintenfaß, so daß Tinte verspritzt wurde. Der Vorgang war durchaus harmloser Natur und ganz und gar nicht geeignet, als Verletzung der Ehrfurcht vor dem Herrscher gedeutet zu werden, wie Herr Schwaner sie dem ersten Kanzler nachsagt.
Berlin, 2. Dez. Wie der Frkf. Zig. von hier gemeldet wird, steht es jetzt fest, daß der Kaiser morgen den Reichstag nicht selbst eröffnet. Sein Allgemeinbefinden läßt zwar nichts zu wünschen übrig, aber er darf seiner Stimme noch nicht die Anstrengung der Verlesung der Thronrede znmutcn. Zwei Stunden später findet dann die erste Sitzung des Reichstages statt und zwar unter dem Vorsitz des Allerspräsidenten, des konservativen Abgeordneten von Winterfeld-Menkin, der 8(?/s Jahre alt ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Graf Ballestrem zum ersten Präsidenten und Graf Udo Swllberg zum ersten Vizepräsidenten gewählt werden wird. Die Stelle des zweiten Vizepräsidenten fällt den Nationalliberalen zu.
Nach einem am 30. Nov. in Berlin emgeqangmen Telegramm des deutschen Gouverneurs in Windhuk hat Hauptmann von Koppy am 21. d. mit der 3. Kompagnie und Witboots unter Oberleutnant Graf v. Kagemck die feindliche Stellung bet St. Fontain südlich von Warmbad erstürmt. Die Deutschen hatten keine Verluste, die Verluste des Feindes sind unbekannt. Die geraubten Fracht- Wagen sind zurückerobert. Munition und Vieh ist erbeutet worden.
Karlsruhe, 30. Nov. Der Großherzog hat den Prälaten Albert Helding zum Präsidenten des evangelischen Oberkirchenrats ernannt. Damit ist zum erstenmale wieder seit längerer Zeit an dieser Stelle ein Geistlicher statt eines Juristen eingerückt.
Mannheim, 30. Novbr. Im Rausch verletzte gestern früh der Arbeiter Kar! Friedrich sein im Bett liegendes vier Jahre altes Söhnchen durch einen Axthieb auf den Kopf, worauf er flüchtete und sich auf dem Geleise der preuß.-hessischen Eisenbahn überfahren ließ. Er war sofort tot. Der Zustand des Kindes, das nach dem Kinderhospital verbracht wurde, ist sehr bedenklich.
Lahr, 2. Dez. Der Frühschnellzug von Freiburg ist in Station Herbolzheim auf einen Güterzug aufgefahren. 1 Heizer ist tot, ein Führer und 3 Reisende sind schwer, 7 leicht verletzt. Beide Lokomotiven sind vollständig zertrümmert.
Friemersheim, 1. Dez. Amtliche Meldung. Heute früh gegen 7 Uhr fuhr der von Hochfeld in den Güterbahnhof Rheinhausen einfahrende Güterzug 6303 in Gleis 3 auf den verspäteten Güterzug 6240. 27 Güterwagen wurden beschädigt oder zertrümmert. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden nicht verletzt, ebenso der Zugführer. Der Unfall ist durch unrichtige Befehlserteilung von Seiten des diensttuenden Beamten herbeigeführt worden.
Thorn, 1. Dez. Heute vormittag fand in einer Drogerie in der Breitenstraße eine Explosion statt. Es entstand ein Brand, welcher das große Häuserviertel an der Ecke der Breiten- und Schillerstraße in Flammen setzte.
Düsseldorf, 1. Dez. Die hiesige Handelskammer nahm einen Protest gegen die Einführung von Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein an.
Magdeburg, 28. Nov. Nach einem Ehezwist begoß sich die Frau des Barbiers Bartel von oben bis unten mit Petroleum und zündete sich dann vor den Augen ihres Mannes selbst an. Unter unsagbaren Qualen ist die Frau
nach einigen Stunden im altstädtischen Krankenhause gestorben. — Im Zuckerspeicher der Elbschiffahrtsgesellschast ereignete sich ein. schweres Unglück. Ein großer Stapel aus Zuckersäcken stürzte plötzlich um in dem Augenblick, als zwei Steuerbcamte eben daran vorübergingen. Hierbei wurde der Sleuerbeami Traugott Ribitsch cmf der Stelle von den auf ihn fallenden Zuckersäcken getötet, während der Hilfssteueraufseher Andreas Thielebkin mit leichten Verletzungen davonkam.
Ausland.
Wien, 30. Nov. In tschechischen Parlamentskreisen wird ein Regierungswechsel angekündigt und erklärt, das Kabinett Körber werde über die Obstruktion nicht hinauskommen. An maßgebendster Stelle sei die Geduld geschwunden, und man beabsichtige die Einsetzung eines Uebergangsministeriums, das die deursch-tschechische Verständigung und eine parlamentarische Koalition zwischen Deutschen und Tschechen durchführen soll. In Hofkreism werde der Statthalter von Oberöfterreich, Gras Bylandt-Nheidt, für dieses Kabinett in Aussicht genommen.
Der Sultan ernannte eine dreigliederige Kommission, die bezüglich der Aenderungen in Neformsorderungen mit den Botschaftern verhandeln soll.
Wien, 1. Dez. Zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Tisza und der Obstruktion winden gestern Friedensverhandlungen eingeleitct. Nachdem Abg. Koffuth in längerer Rede dargelegt hatte, daß die ungarische Opposition außer der Heercsfrage noch andere wichtige Wünsche, insbesondere auch bezüglich der Wahlreform habe, erklärte Tisza sofort, eine Kommission behufs Umgestaltung des Wahlsystems einbcrufen zu wollen. Die gestrige Sitzung wurde ausgehoben, damit über den Kompromiß beraten werden könne. Im Privatgcspräch gab Tisza die Erklärung ab, er sei bereit, zurückzutreten, falls die Opposition das Budget und die Rekrutenvorlage genehmige.
Petersburg, 1. Dczbr. Ans Anlaß des heutigen 50. Jahrestages der Schlacht bei Sivope hat der Kaiser die Wiederherstellung des 1856 erlassenen Befehls über die Anbringung des Bildnisses des hl. Georg auf den Flaggen und Wimpeln der Schiffe der Schwarzwmcerflolte und der Flottille des Kaspischen Meeres erneuert, die für die Teilnahme an der Verteidigung von Scbastopol die St. Georgs- flagge erhalten hatten.
Sofia, 1. Dez. Heute nacht hat sich das Erdbeben wiederholt, begleitet gegen 5 Uhr früh von einem Zyklon, der die elektrische Beleuchtung auslöfchte und an den Gebäuden zahlreiche Schäden anrichtete. Heute herrscht hier eine ungewöhnliche Wärme von 15 Grad Rcaumur.
Riga, 1. Dez. In der hiesigen Patronenfabrik fand eine Explosion statt, durch die 4 Arbeiter getötet, 1 schwer und 2 leicht verletzt wurden.
Paris, 1. Dez. Ein Arbeiter, der sich Baumann nennt und ungefähr 50 Jahre all ist, stellte sich der Polizei und gab an, daß er vor 6 Wochen den Geistlichen Level durch Revolverschüffe getötet habe. Er habe die Tat begangen, um sich an der Gesellschaft zu rächen. Level habe er früher nicht gekannt.
London, 1. Dez. Wie der „Daily Mail" aus Tokio berichtet wird, meldet das japanische Blatt „Kokumin" aus Soeul, daß der russische Vertreter daselbst, Pawlow, mit der koreanischen Negierung ein Abkommen geschloffen habe, wonach Rußland Korea 800,000 ^ zum Ankauf eines Kreuzers leihen will; ferner will Rußlaud eine Marineakademie in Korea errichten und fünf russische Offiziere als Lehrer schicken. Pawlow fragte den Kaiser von Korea, ob das Abkommen sofort tn Kraft treten solle. Der Kaiser berät mit seinen Ministern darüber.
Dem japanischen Blatte „Asaht" zufolge soll der Statthalter Admiral Alexejew in einer Ansprache an seine Offiziere gesagt haben, wenn Rußland drei Docks in Port Arthur hätte und zwei tn Dalny, so würde es nicht zögern, mit Japan zu kämpfen, aber so wie-die Dinge lägen, würde es für Rußland unmöglich sein, die japanische Flotte in der ersten Schlacht zu vernichten und eine zweite Schlacht
würde eine Niederlage oder die Vernichtung der russischen Flotie bedeuten.
Newyork, 30. Nov. Las deutsche Kriegsschiff „Falke" landete Sonnabend abend den flüchtigen Präsidenten Wos y Gil in San Inan (Portoriko). Am Sonntag morgen fuhr „Falke" nacy Santo Domingo zurück.
Nrwyork, 1. Dez. Der brittische Gesandte in Caracas hat nach einer Meldung aus Port of Spam zweimal bei der venezolanischen Regierung dagegen Einspruch erhoben, daß der Orinocco für den fremden Handel geschloffen ist, da hierdurch die Interessen besonders benachteiligt werden. Er hat jedoch keine günstige, nicht einmal eine höfliche Antwort erhallen. Am 3. Dez. wird ein britisches Geschwader nach La Guayra abgehen und dann wird wahrscheinlich eine neue Note überreicht werden.
New-Aark, 2. Dez. Der „neue Elias" Dowie ist zahlungsunfähig. Das Äundesgerichi cruannte einen Maffen- verwallersürZion.Es wird eineerheblichi Unterbllan ,befürchtet.
Washingron, 1. Dezbr. Der deutsche GesmäslSträger teilt mit, datz seine Regierung die neue Republik Panama anerkannt habe.
Mlttfchait, und Verkehr.
,. Berneck, 1 Dez. Bei dem gestern vom Freiherr!, v. Gült- lmgemschen Rcnramte abgehaltcnen Brevnholzverkauf wurden folgende Lurchschvittspreise erzielt: für 1 Rm. Nadelholzanbruch (worunter Ichindelkolz) 6.10 gegen 5 -.7/ Ausbot, für I Rm. Prügel 5.80 ^ gegen 4.70 ^7 Lusbot. Gesamterlös 22,5"/,, über die Tnrpreise. Hobe Preise wurden für das im Wald zerstreut h«run-liegende Nadekholzreisig erzielt, nämlich 155' ,z> über die Taxpreise, t Los, geschätzt zu iOO Wellen, galt im Durchschnitt 8
Tübingen, 27. Nov. Schranne. Dinkel ^7 l2.40, 12.—, auf 6 ^j, verkauft 8368 leg' für ^ 407.27; Haber, neu, ^7 12.10, 11.70, ab 80 verkauft 5877 Lx für .77 701.87; Gerste ^7 1470, 14.10, auf l -ch verkauft 914 Lx für ^ 131.24; Mischling 16.40, verkauft 800 I:x für ^7 49.20.
Stuttgart, 30. Ltov. (La ndesprod ulten dürfe.) In der Berichtchvoche ist ruhiges Geschäft zu verzeichnen. Die Preise blieben behauptet nsbesteht für Weizen auf Abladung gute Kauflust. Jnlandwars ist mehr am Markt, doch laßt die Qualität zu wünschen übrig, die Ware ist größtenteils noch nicht gut trocken. Es notieren p. l 00 Lx frachtfrei Stuttgart je «ach Qualität n Lieferzeit: Weizen, württ., neu, 17.00—17.50, fränkischer, 17.25—!7.50, Rumänier, !a., 18.25 bis 18.50, Ulka 18.00-18.25, Amerikaner 18.50, Kernen, Oberländer 17.75 bis 18.00, Unterländer 17.50—17.75, Dinkel 11.00—12.00, Roggen, württ., 14.50 15.75, russ. 15.25—15.50, Gerste, würltcmb. 15,00, bapr., 15.75—16.75, Tauber 16.00—16.50. Ungar. 17.00—19 00, Hafer, Oberländer 18.00—13.75, Unterländer 12.00-18.00, russ. 14.25-15.25, Mais Laplata, gesund, 12.75. — Mehlpreise per 100 La inkl Sack: Mehl Nr. 0: 28.50-29.00, Nr. 1: 26.50 bis 27.00, Nr. 2: 25.00—25.50, Nr. 3: 28.50-24.00, Nr. 4: 20.50 bis 21.00. Luppengries 28.50-29.00, Kleie 9.00.
r. Stuttgart, 1 Dez / 4 -ch l a ch Ivl e h m a r kr.) Zugetriebeu wurden: 42 Ochsen, 102 Farren, 147 Kalbeln und Kühe, 285 Kalbe', 526 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen, 81 Farren, 68 Kalbeln und Kühe, — Kälber, 55 Schweine. Erlös aus lex Schlack-gewicht: Ochsen 74—76 -u, Farren 58 6l Kalbeln und Kühe 66—68 Kälber 74—82 4, Schweine 46 —57 ... Verlauf des Marktes: Verkauf mittelmäßig.
r. Erlcnbach, 1- Dezbr. Nach amtlicher Feststellung beziffert sich der diesjährige Weinertrag auf hiesiger Markung auf insgesamt 5240,20 1,1, welche, zum Durchschnittspreis berechnet, einen Wert von 185,810.71 ^7 darstellen. Der Durchschnittspreis des unter der Kelter verkauften Wcinmostes beträgt für Rotwein 109.38 ^7, für Schillerwein 104.38 und für Weißwein 108.08 ,4t per 3 10. Verkauft wurden unter der Kelter 3280,5016, (Erlös 116,102.85^7), auf Durchschnittsrechnung 326,10 bl (Erlös 11,543.47 ^7) und aus dem Keller 107,80 Io (Erlös 3770 49 Das verkaufte Quantum beträgt somit 3714,40 bi, wofür insgesamt 131,407.71 ^7 gelöst wurden. Unverkauft blieben 1525,80 kl.
Die Lcderpreise haben infolge des hohen Preisstandes der rohen Felle und Häute in der letzten Zeit eine Höhe erreicht wie seit Jahren nicht und die notwendige Folge ist, daß das gesamte Schuhzeug ebenfalls im Preise erbeblich steigt. Wenn trotzdem in Anpreisungen noch fortwährend auffallend billige Angebote in «-chuh- waren gemacht werden, so ist das als ein Auswuchs im Geschäfts- gebahren anzusehen, wie er auch in anderen Gebrauchsartikeln jetzt so häufig hervortritt. Aber nirgends rächt sich das „billig und schlecht" mehr als gerade beim Schuhwerk, an das in Bezug auf Haltbarkeit mit Recht große Ansprüche gestellt werden müssen.
V isilsn-Xarton
keiTixb rasob unck billix äis Laebäruvksrsi äs. LI. Hiezu der „Schwäbische Landwirt " Nr. 23. _
Druck und Verlag der Ä. W. Za is er'schen Buchdruckeret (Emil
Zaisev Nngold.l — Für die Reduktion verantwortlich: 8. V n > r
Verkauf vo« Pappelholz.
Am Samstag den S. Dezember
nachmittags 1 Uhr
gelangt an der Staatsstraße von Calw nach Hirsau bei Hirsau schönes, gesundes Pappelholz im öffentlichen Aufstreich gegen Barzahlung zum Verkauf und zwar:
Stammholz und Klötze zus. 7.50 Festmeter Prügel „ 6 Raummeter
sowie einige Haufen ungebundenes Reisach.
Calw, den 1. Dezember 1903. ^
K. Straßenbaninspektion:
Burger.
irnschnihe
empfiehlt, auch fiir Wieder-Berliiiser billigst
Räumungs-
Ausverkauf,
wegen Umzug. Mäntel für Schäfer, Nachtwächter und Polizeidiener, für jedermann Ueberzieher, Jagdgewehre, doppelt und einfach, Drillinge, Stock- flinteu, Revolver, goldene Siegel, Ehringe, Ketten, Gold und Silber, Zithern, Geigen, viele Pferdedecken. — Alt Gold und Silber nimmt an Zahlung an
Johs. Kaupp, Blumenstraße 14. _Stutttgart. fHV.f
Mindersbach.
Einen
Fuhrfchlitten
' und einen
Herrenschlitteu
setzt dem Verkauf aus
Fr. Dürr.
in Silber, versilbert, Britannia empfiehlt G. Kläger, Uhrm. Nagold
Nagold.
Wegen der Vorbereitungen zur Rechnungsabhör bleiben die
Stadtpflege
und die mit derselben verbundenen öffentlichen Verwaltungen bis 9. d. M.
geschloffen.
Den 3. Dez. 1903. Stadtschultheißenamt:
K r o d b e ck.
NagoM.
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AM- in reichhaltiger Auswahl "WL
vurptislilt, trat» ^ukkolilax, Z»u88vr8t KUIIx
_ gottlieb Schwarr.
L«vI»i»U»i»K8-^ori>»ZLL»rv bei 8 W. Zaiser