77. Jahrgang.

Erscheint

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BrutiSbeilagen: Das Pianderstübcheu und

Schwab. Landwirt.

NagsLL, Donnerstag den 26. November

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Für die ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts Tübingen des 4. Quartals 1903 ist Landgerichtsrat Dr. Kaufs zum Vor­sitzenden ernannt worden.

Die ordentlichen Schwurgerichtssitzungen des 4. Quartals in Tübingen werden am Montag den 28. Dez. 1903, vormittags 9 Uhr eröffnet. ^

^. 21m 24. Nov. d. I. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde

tue zweite Schulstelle m Kuppingen, Bez. Herrenberg, dem Schul­lehrer Hosfmann rn Dürrenmettsietten, Bez. Dornhan, übertragen worden.

WoMische Weverficht.

Den Reichshaushaltsetat für 1904 veröffentlicht die Nordd. Allg. Ztg. wie folgt: Im wesentlichen unverändert sind die Etats für den Reichskanzler, das Reichseisenbahn­amt und den Rechnungshof. Der Etat für die Reichsjustiz­verwaltung weist eine Einnahme von ^ 703,430 auf (gegen das Vorjahr -ff ^ 58,442). Der Etat der Reichs­druckerei veranschlagt einen Ueberschuß von ^ 2,512,813 (gegen das Vorj. -ff ^ 506,640). Die Einnahmen aus dem Betriebe sind auf ^ 8,315,000 (-j- ^ 409,000) be­rechnet, die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats auf ^ 283,000 ( ^ 30,150), darunter ^ 188,000 als zweite und letzte Rate zum Erweiterungsbau der Reichs­druckerei. Der Etat für die Verwaltung der Eisenbahnen sieht eine Einnahme von ^ 96,305,700 (-ff 8,426,100) vor, davon im Personenverkehr ^ 21,684,300 (-j- Mark 1,495,400), im Güterverkehr^68,027,200 (> ^6,784,500). Die fortdauernden Ausgaben betragen ^ 71,460,500 (-j- ^ 4,642,200), die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats ^ 6,851,500 (->- ^ 3,746,500), sodaß ein Reinüberschuß von ^ 17,993,700 (-j- ^ 37,400) verbleibt. Bei den fortdauernden Ausgaben erfordern die Besoldungen, insbe­sondere infolge von Personalvermehrung ^ 16,968,800 (-ff ^ 867,970), Unterhaltung und Beschaffung von Be­triebsmaterialien -^5 9,569,500 (-ff ^ 574,100), Unter­haltung u. Erneuerung der baulichen Anlagen ^ 11,734,800 (-j- ^ 1,187,100), desgleichen der Betriebsmittel Mark 10,421,200 (-ff ^ 505,200). Die einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats betragen ^ 14,431,600 (-ff

2,081,600). Die Einnahmen an Zöllen, Verbrauchs­steuern und Aversen werden auf ^ 811,682,980 (-ff

I, 430,100) veranschlagt. Es sollen erbringen die Zölle

490.869,000 (-ff ^ 18,306,000), Tabaksteuer Mark

II, 855,000 ( ^ 457,000), Zuckersteuer ^ 105,322,000

( 8,307,000), Salzsteuer Mark 50,306,000 (-ff Mark 1,233.000), Branntweinsteuer n) Maischbottichsteuer Mark 12,775,000 ( 5,784,000); b) Verbrauchsabgabe Mark 106,400,000 ( 2,267,000), Schaumweinsteuer-^4,531,000, Brausteuer, Uebergangsabgabe von Bier 29,550,000 ( 1,296,000), zusammen 811,608,000 (-ff Mark 1,428,000). Die Einnahmen an Stempelabgaben werden zu 88,856,000 ( ^ 4,172,000) angenommen, u. a. die Wechselstempelsteuer zu ^ 11,468,000 ( ^ 47,200), Stempelabgabe für Aktien re. zu 17,105,000 ( ^ 2,678,000); für Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte ^ 12,799,000 ( 473,000), für Lotterielose der Staats-

lotlerien ^ 39,354,000 (-ff ^ 710,000), der Privatlotte­rien ^ 4,704,000 ( 1,339,000), demnach die Stempel­abgaben zusammen ^ 74,752,000 ( ^ 3,745,000). Ein Vergleich des Etatansatzes der Marine für 1904 mit der Geldbedarfsberechnung zum Gesetze betreffend die deutsche Flotte ergibt 225.s Mill. gegen 217.« Mill., also für den Etatsansatz ^ 8.s Mill. mehr.

Die französische Abgeordnetenkammer hat sich bei der Beratung des Budgets des Auswärtigen wieder einmal mit Deutschland beschäftigt. Die Debatte wurde von dem ge­

mäßigten Deschanel eingeleitet, der die auswärtigen Be­ziehungen Frankreichs schilderte, um zu beweisen, daß ökonomi­sche und finanzielle Interessen Italien wie England ver­anlaßt haben, sich von Deutschland zu entfernen, und Frank­reich zu nähern. Vor einem Jahrhundert habe ein preußi­scher Professor gelehrt, daß die Hegemonie Deutschlands Preußen gebühre, jetzt präge ein deutscher Professor seinem Volke die Idee ein, daß Deutschland die Vorherrschaft in der Welt zufalle. Deschanel ist der Meinung, daß die Allianz mit Rußland der Eckstein der französischen Politik bleiben müsse. Damit sei unvereinbar, daß Frankreich in der Frage der Bagdadbahn im Gegensatz zum Verhalten Englands sich mit den deutschen Interessen solidarisieren wolle. Minister Delcaff« unterbrach und erklärte, die Re­gierung würde sich nur engagieren, wenn das französische Kapital genügend begünstigt würde bei dem Bau und Be­trieb der Bahn. Deschanel fuhr fort, in Ostasien habe Frankreich Rußland und Deutschland gegen Japan Dienste geleistet, es müsse sich hüten, in Macedonien Oesterreich förderlich zu sein. Der Minister des Aeußern solle mehr für die Selbständigkeit Makedoniens eintreten, er dürfe der Unterstützung der Kammer von rechts und links sicher sein.

Parlamentarische Nachrichten.

r. Stuttgart, 24. Nsv. Die Kommission für die Ge­meinde- und Bezirksordnung setzte heute die Beratung der Gemeindeordnung bei Art. 24 fort. Nach Abs. 1 sind niedere Gemeindediener von dem Eintritt in den Gemeinde­rat ausgeschlossen. Ein Antrag Kloß auf Streichung der Bestimmung wurde von der übrigen Kommission abgelehnt. Ebenso wurde mit 8 gegen 7 Stimmen abgelehnt ein An­trag des Referenten Haußmann:Den Abs. 1 zu streichen und nach Art. 57 einen Artikel etnzufügen des Inhalts: Den Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien kann das Amt eines Gemeindepflegers, Rechners oder Teilrechners, dagegen ein anderes Gemeindeamt in Gemeinden I. Klasse und der Sitzungsdienst und der Dienst der Sicherheitspolizei in den übrigen Gemeinden nicht übertragen werden. Hat ein Ge­wählter ein solches Amt zur Zeit der Wahl inne, so hat er dasselbe, wenn er die Wahl annehmeu will, uiederzu- legen." Hierauf wurde mit 8 gegen ^Stimmen ein Antrag Nieder-v. Ow angenommen, der den Abs. 1, und zwar als Schlußabsatz, so faßt:Niedere Gemeindediener haben vor dem Eintritt in den Gemeinderat ihren Dienst niederzulegen, dieselben sind jedoch, falls sie diesen Dienst weiter bekleiden wollen, berechtigt, die Annahme der Wahl in den Gemeinde­rat abzulehnen." Mit derselben Mehrheit wurde ein Zusatz­antrag des Referenten angenommen:Durch Gemeindesstzung können darüber, was für die betreffende Gemeinde als nie­derer Gemeindedienst zu gelten hat, nähere Bestimmungen getroffen werden." Abs. 2 und 3 handelt von den Ver­wandtschafts- und Schwägerschaftsverhältnissen mit dem Ortsvorsteher oder anderen Gemeinderäten; hier wie im nächsten Artikel wurde die gegenseitige Verständigung der Betreffenden ausgeschlossen. Abs. 4 sieht eine Dispensation auf Antrag des Gemeinderats durch den Bezirksrat vor, wenn der zu Dispensierende mehr als die Hälfte aller ab­

per Sieg des Schwachen.

Erzählung

von Melchior Meyr.

(Fortsetzung.)

Aber auch um alles kommen, wenn man Unglück hat bemerkte der Geistliche warnend. '

Ich Hab' was Gut's im Sinn, versetzte Tobias mit Ernst, und ich vertrau' auf Gott! Meinem Vater habeich die Sache ausgelegt; er hat zugeben müssen, daß ich recht Hab', und willigt ein.

Das tu' ich, Herr Pfarrer, bekräftigte der Schneider mit dem Ernst eines Ueberzeugten.

Nun, rief der gute alte Herr, dann in Gottes Namen! Aber, setzte er halb lächelnd hinzu, was wird die Jungfer Braut dazu sagen?

Das möcht' ich sie eben fragen, erwiderte Tobias, mit Ihrer Erlaubnis!

Nun, Bäbe, rief er zu dieser gewendet, mit herzlichem Ton, aber schon mit zärtlicher Gewißheit im Auge, gehst du mit hinüber?

Das Mädchen war mit hochrotem Gesicht dagestanden, und aus ihrer Miene sprach eine Freude, die noch auf etwas ganz Besonderes deutete.

Ich geh' mit dir, wohin du willst, antwortete sie, und wenn's ans Ende der Welt wäre; am liebsten aber da hinüber! Ich Hab' ja zwei genaue Freunde dort, meines

Vaters Bruder und seinen Schwager, und Hab' selber schon daran gedacht, wenn es hierzulande nicht mehr ginge, dort mein Glück zu versuchen.

Und indem sie den Geliebten mit feuchten, aber schel­mischen Augen ansah, fügte sie leiser hinzu: Das ist's ja eben, was ich gemeint Hab'.

Sie hielt inne, um sich vor dem Geistlichen nicht zu verraten.

Aber Tobias brauchte nicht mehr; er hatte im Nu den vielberührten, aber stets ein Mysterium gebliebenen zweiten Plan erkannt!

Dieses Zusammentreffen erfüllte sein Herz mit der feinsten Lust, die nicht umhin konnte, sich in einem tief­empfundenenAh" auszusprechen.

Das Mädchen teilte dieses Gefühl und rief: Nun muß es uns gut gehen da drüben!

Ja, entgegnete der Bursche, das muß es und das wird es auch!

Mit Selbstgefühl, aber zugleich mit dankbar gerührter Seele stellte er sich vor den Geistlichen.

Der blinde Amerika-Hochmut von gestern war aus dem guten und im Grunde seines Wesens rechtlich denkenden Burschen gewichen. Er fühlte die ganze Liebenswürdigkeit des ehrwürdigen Herrn, und in diesem Gefühl sprach er: Herr Pfarrer, ich dank' Ihnen für Ihre Güte. Wir lassen uns hier noch zusammengeben von Ihnen, Herr Pfarrer anders würd' ich's nicht tun. Und wenn ich hinüber­gehe, werd' ich den Unterricht, den ich von Ihnen erhalten

habe, nie vergessen und immer bedacht sein, ihm Ehre zu machen.

Brav, mein Sohn, rief der alte Herr. Mit dieser Gesinnung wirst du überall glücklich sein, wohin du auch kommen magst.

Auch Ihnen, Frau Pfarrerin, dank' ich für alles!

Den Ton, womit der Bursche die zwei letzten Worte sprach, würdigend und den kleinen Stich erkennend, versetzte die Frau lächelnd: Nichts zu danken! es ist alles gern geschehen!

Vater und Sohn verabschiedeten sich.

Auf dem Heimwege dachte der in den Tiefen seiner Seele befriedigte junge Schneider, daß der Andres in seinem Briefe wegen der geistlichen Herren doch sehr übertrieben habe. Denn wenn es auch welche gäbe, die ungefähr so wären, wie er meine, so gäb's doch auch wieder andere, die nicht wackerer sein könnten. Und daß die gleichsam gar nicht nötig wären und ihr Brot umsonst verdiente«, das war doch, genau genommen, eine Dummheit.

Der gute Tobias hätte diese gerechte Unterscheidung vielleicht auch in Bezug auf die übrigen Herren gemacht, wenn nicht plötzlich eine bekannte Stimme in sein Ohr ge­drungen wäre, die nicht ohne den Accent der Verwunderung den Gruß der Tageszeit rief.

Es war der Leard, der mit jenem feinen Burschen, den wir auch vom Wirtsgarten her kennen, aus einer Seitengasse kam. Nun, begann der erstere nach erhaltenem Dank, indem er Vater und Sohn mit den Augen maß, ihr geht ja miteinander so einträchtig, als ob ihr Ein Herz und Eine Seele wärt? (Forts, folgt.)