mchrichtigte Polizei erschien sofort mit einigen Arbeitern, die darauf schließlich eine schon völlig in Verwesung über- gcgangene weibliche Leiche ansgruben. Auch die Kleider waren fast völlig verfault. Nach Schätzung hinzugezogener Aerzte kann die Person 2035 Jahre alt gewesen sein und seit mindestens sechs Monaten in der Erde liegen. Daß ein Verbrechen vorliegt, scheint außer allem Zweifel. Hoffentlich gelingt es, Licht in die mysteriöse Angelegenheit Zu bringen.

Die Untersuchung der angeblichen neuen Spur in der Könitz er Mordsache ist, wie der Verl. L.-Anz. schreibt und wie sich voraussehen ließ, ergebnislos verlaufen. Schon bei Wiedergabe der Meldungen eines in Metz eingestellten Rekruten, der einen Mitwisser der Konitzer Bluttat in Al­gier kennen gelernt zu haben glaubte, wurde erwähnt, daß vereits vor längerer Zeit eine ähnliche Mitteilung von dem Geständnis eines französischen Fremdenlegionärs die Behör­den beschäftigte. Die Ermittlungen haben nun festgestellt, daß die Angaben des Metzer Rekruten denselben Fremdcn- legionär betreffen, der schon einmal in dieser Angelegenheit von der französischen Behörde auf Ersuchen der Staatsan­waltschaft vernommen worden ist, dessen Angaben sich aber als nicht wahrheitsgemäß herausgestellt hatten. Die ganze Erzählung hat der Fremdenlegionär nur aus dem Grunde erdichtet, weil er hoffte, als des Mordes verdächtigt, aus­geliefert zu werden, unv sich auf diese Weise dem Dienste tu der Fremdenlegion entziehen zu können.

Ausland.

Rom, 28. Jan. Der römische Kassationshof schloß heute die dreitägige Verhandlung über die Appellation des Exabgeordneten Palizzolo gegen °das diesen verurteilende Erkenntnis des Gerichtes zu Bologna (es lautete auf 30 Jahre Zuchthaus) und ordnete einen neuen Prozeß vor den Assiscn in Florenz an.

Rom, 29. Jan. Nach den neuesten Meldungen wird Kaiser Wilhelm bei seiner Reise nach Rom die Bahn bis Genua benützen und von dort wahrscheinlich auf seiner Jacht die Reise nach Rom fortsetzen.

Konstantinopel, 27. Jan. Der Sultan hat sich bei der französischen Regierung eifrigst dafür bemüht, daß die Leiche seines Schwagers Mahmud Pascha nach Konstanti­nopel übergeführt werde, damit dessen Grab nicht als das eines jungtürkischen Märtyrers verehrt und zu einem Wall­fahrtsort der jungtürkischen Propaganda gemacht werde.

London, 28. Jan. Der Schatzsekretär Ritchie hielt gestern im Kristallpalaste eine Rede, worin er ansführte, man müsse alle Täuschungen von einer großen Zollermäßi­gung im nächsten Jahre fahren lassen. Er zweifle nicht daran, daß mit Rücksicht auf die in Südafrika erforderlichen Abrechnungen Englands Schulden einen über alles Erwar­ten großen Betrag erreichen werden. Englands Unternehmen müsse aber bis zum Ziel durchgeführt werden, koste es, was es wolle. Er glaube indessen, daß man die Zölle werde etwas ermäßigen können. Die Schlagfertigkeit der Marine müsse mit allen Mitteln aufrechterhalten werden.

London, 29. Jan. Der Standard meldet aus Johan­nesburg : Vom 1. Febr. ab wird für alle Truppen in Süd­afrika vom Zambesi bis zum Kap ein Oberkommando er­richtet werden. Oberkommandier«nder wird GeneralLyttleton. Sein Hauptquartier wird in Pretoria sein. Der Standard bemerkt dazu, diese Maßnahme sei von großer Bedeutung, da sie die Absicht der Regierung zeige, Südafrika wie eine einzige Provinz zu behandeln.

New-Aork, 28. Jan. Nahe bei Tucson (Arizona) kol- lidirten zwei Schnellzüge der Southern-Pacific- Bahn. Elf Wagen wurden zertrümmert und verbrannten. Bis jetzt wurden acht Leichen gefunden; viele Personen sind verletzt.

New-Iork, 28. Jan. Das Bahnunglück bei New- Jork ist durch den Zugführer des Schnellzuges Davis verschuldet worden, der vier Kilometer von der Unglücks- stätte das grüne langsame Fahrt verlangende Signal über­sah, ebenso später das rote Haltesignal und schließlich sogar die rote Laterne des Weichenstellers. Davis selbst ist um­gekommen. Es ist ein seltsamer Umstand, daß ein Bruder des Davis vor einigen Jahren genau in derselben Weise ein Bahnunglück verschuldete, bei welchem 13 Personen ge­tötet wurden.

New-Iork, 29. Jan. Daily Expreß wird von hier ge­kabelt: Nachrichten aus Mexiko zufolge befänden sich die Jagui-Jndianer im Staate Sonoza auf dem Kriegspfad und hätten am 27. d. Mts. die Stadt San Marclal an­gegriffen. Nach einem verzweifelten Kampfe wurden sie von den Einwohnern der Stadt zurückgeschlagen. Jedoch hätten die Weißen schwere Verluste erlitten. Eine große Anzahl von ihnen seien bei der Verteidigung der Stadt ge­fallen, darunter 8 Nordamerikancr.

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Ueber die Brandkatastrophe in Colney Hatch,

der, wie schon gemeldet, 52 Insassen" der dortigen Irren­anstalt zum Opfer gefallen sind, geht dem B. L.-A. im Anschluß an die bisherigen Meldungen noch folgendes Prtvattelegramm zu:

London, 28. Jan. Das Irrenhaus zu Colney Hatch beherbergte 2500 Irre und 300 Angestellte. Da das Haupt­gebäude zu klein war, hatte man eine Strecke davon ent­fernt fünf Schuppen von Holz mit Wellblechdächern errichtet, die durch einen Korridor mit dem Hauptgebäude verbunden waren. In diesen Räumen schliefen 330 irrsinnige Frauen.

Um '/-6 Uhr morgens bemerkte eine Wärterin in dem Kleiderraum Flammen, deren Entstehung noch ein Rätsel ist. Die Wärterin gab das Alarmsignal, und in wenigen Minuten eilte die Löschmannschaft des Irrenhauses, bestehend aus 16 Mann, herbei. Schon stand infolge des stark wehen­den Windes ein Schlafsaal in Hellen Flammen. Wenige Minuten danach war das ganze Personal zur Stelle und legte mit Hand an die Löscharbciten. Es spielten sich ent­setzliche Szenen ab. In kurzer Zeit brannten sämtliche Schuppen. In zweien davon lagen hilflose Kranke, die einzeln herausgetragen werden mußten. Unterdessen eilten die Feuerwehr-Abteilung von allen nächstgelegenen Vorstädten Londons herbei. Feuerwehrleute fuhren auf Fahrrädern den Dampfspritzen voraus, um zu retten, zu helfen. Das markerschütternde Geschrei der in den brennenden Schuppen eingeschlossenen Irren spornte die Rettungsmannschaften zu fast übermenschlichen heroischen Taten an. Zwei ganze Schuppen mußten mit allem, was darin war, den Flammen überlassen werden, nur um den Rest zu retten. Schwere, noch nicht bewiesene Beschuldigungen werden aufgestellt. Die Feuerwehrleute sollen die Türen der Schuppen ver­schlossen gefunden haben, so daß sie eingeschlagen werden mußten. Die unglücklichen Irren verbrannten darin wie in Mausefallen. Auch soll kein genügender Waffcrvorrat vorhanden gewesen sein. Das Rettuugswerk gestaltete sich zu einem grauenhaften Kampf mit den rasenden Irren. Einer Wärterin wurde bei dem Ncttungswerk der Finger abgebissen; viele andere wurden zerkratzt und ebenfalls durch Bisse verletzt. Eine Anzahl Irre entfloh fast unbekleidet oder mit brennenden Nachtgewündern und mußte in der Dunkelheit verfolgt werden. Das Furchtbarste war, daß der Sturm direkt auf das Hauptgebäude zu stand, dessen Wände schon so heiß wurden, daß man die Irren aus den Schlafsälen an jener Seite fortbringen mußte. Unheimliche Aufregung bemächtigte sich rasch seiner 2000 Insassen bei dem rot in die Säle leuchtenden Feuerscheine und dem wilden Geschrei vieler Leidensgenossen. Glücklicherweise ge­lang es nach stundenlanger Anstrengung, das Hauptgebäude zu retten. Als man des Feuers Herr wurde, fand man, daß 280 Irren aus den brennenden Schuppen gerettet waren, eine bewundernswerte Leistung unter den entsetz­lichsten Umständen. Eine amtliche Untersuchung dürfte die Schuld an der kolossalen Katastrophe feststellen.

Vermischtes.

Die nördlichste und südlichste Garnison im Reich, Me­mel und Lindau am Bodensee, haben auch in diesem Jahr zu Kaisers Geburtstag wiederum in gebundener Form Grüße ausgetauscht. Die Offiziere des 3. Bataillons des Infan­terieregiments von Boyen ,(5. Ostpreußisches) Nr. 41 zu Memel sandten nach Lindau folgenden Gruß:

Das Deutsche Reich wird blühen,

So lang aus deutschem Erz Noch scharfe Schwerter glühen,

Solang noch deutsch das Herz!

So lange deutsche Ehre Noch unsre Brust durchbebt Und frei auf weitem Meere Die deutsche Flagge schwebt!

So lang der deutsche Kaiser Regiert mit fester Hand In Sturm und Not das Steuer Vom deutschen Vaterland!

So lang den Schwur wir halten In Süd und Nord zugleich:

Nie soll die Treu erkalten Zum Kaiser und zum Reich!

Das Offizierscorps des 20. bayerischen Infanterie- Regiments in Lindau hat seinen Gruß in folgende Form gefaßt:

Hurra durchbraust vom Fels zum Meere, Schlachtenruf sonst, heut dem Jubel geweiht.

Einig zur Freude, einig zur Wehre,

Einig Alldeutschland in Frieden und Streit!

Hurra! Vernehmt es, ihr fernsten Zonen!

Stolz über'm Ozean fliegt das Panier,

Wo auf dem Erdenrund Deutsche nur wohnen, Heute vereinigt zum Feste wie wir.

Hurra dem Kaiser! Mit euch Kameraden,

Eint dieser Ruf unsere eisernen Reih'n,

Fern von der Wacht an den Lindaugestaden Bring' er euch Grüße beim funkelnden Wein.

Von einem ganz unverschämten Schweinedieb wird der Elbinger Zeitung berichtet: Vor einigen Tagen wurden einem Besitzer in Ramsen in folgender Weise mehrere Schweine gestohlen. In der Nacht klopfte es bei dem Be­sitzer plötzlich ans Fenster. Ein fremder Metzger bat um Beistand, da ihm zwei Schweine vom Wagen gefallen seien. Nachdem der Besitzer beim Ausladen der Borstentiere Hilfe geleistet und ein Trinkgeld erhalten hatte, fuhr der Metzger davon. Sehr erstaunt war am andern Morgen der Besitzer, als er seinen Schweinestall leer fand. Es wurde ihm klar, daß er dem Dieb seine eigenen Schweine auf den Wagen geladen hatte.

Ohne Milz 73 Jahre alt geworden! In Wien ist eine 73jährige Frau gestorben, die keine Milz besaß. Der Fall ist, so seltsam er auch erscheint, durchaus kein Unikum. Professor Toldt hat 17 solcher Fälle zusammengestellt, in denen die Milz völlig fehlte; 4 davon zeigten, wie auch der neueste Fall, keine weitere Abnormität. Immerhin ist es

bemerkenswert, daß ein Mensch ohne Milz 73 Jahre alt werden kann.

Ein seltsamer Nachruf findet sich in der Totenliste eines schweizerischen Blattes für 1902. Es heißt dort:N. N., Alt-Gemeindepräsident und Landrat in Elm. 70 Jahre alt. Beim Elmer Bergsturz leitete er mit Mut und ge­schickter Hand die Katastrophe."

Wien, 26. Jan. Im Luz. Tagebl. wird in dieser Karnevalszeit an einen eigenartigen Maskenscherz erinnert, an eine Maske, die sich mitte der Sechziger-Jahre in Wien auf lange hinaus ein Andenken, aber nicht das lieblichste, sicherte. Ein Maskierter hatte auf einem Ball ein Kostüm, welches über und über mit feinsten Bonbons besetzt war. Er trng aus der Brust und am Rücken eine Aufschrift:Nicht naschen!" Es dauerte jedoch keine Viertelstunde, da war er seiner letzten Zettelchen beraubt. Wer konnte es dem Beraubten verdenken, wenn er unter diesen Umständen die großen Säle des Schwender'schen Kolosseums verließ? Da machte sich aber plötzlich an ge­wissen Orten des Lokals ein außergewöhnlicher Menschen­andrang bemerkbar, uns zahlreiche Gäste verließen über Hais und Kopf den Ball. Die Bonbons waren nämlich mit einem intensiv wirkenden Abführmittel versetzt ge­wesen. Der gefährliche Spaßvogel blieb trotz aller Nach­forschungen unentdeckt.

Der schottische Generalissimus des Sultans von Marokko, Kaid Sir Harry Mac Lean, ist bei der gegenwärtigen be­drängten Lage seines Kaisers naturgemäß die Person, auf deren militärisches Geschick der maurische Herrscher alle seine Hoffnungen setzt. Ec hat schon viele brillante Feldzüge in der Sahara ausgeführt, und für die Ehrung, die er genießt, ist es bezeichnend, daß er als Christ das Heilige Grab in Tafilet besuchen durfte. Sein Jahresgehalt beläuft sich auf 150,000 während er als einstiger britischer Leutnant nur etwa 2500 ^ bezog und beispielsweise Lord Roberts als englischer Generalissimus nur ein Einkommen von nicht ganz 100,000 ^ besitzt. Kaid Mac Lean bewohnt einen fürstlichen Palast in Marrakesch und kleidet sich völlig als Maure. Ec ist übrigens merkwürdigerweise inicht der erste Schotte, der es zum marokkanischen Befehlshaber gebracht hat. Schon zu Karls I. von England Zeiten machte sich ein Sohn Edinburgs als maurischer General gefürchtet und berühmt. Stoch ist an einem Hause der schottischen Haupt­stadt eine eingemeißelle Mohrenfigur zu sehen, dre an diesen Mann erinnert. Es ist eine romantische Geschichte, die prächtigen Stoff zu einem Melodrama abgeben würde. Kurz nach der Krönung Karls wurde ein junger Manu aus vor­nehmer Familie wegen eines Krawalls, den er mit Spieß­gesellen auf das Haus des Provost von Edinburg ausgeführt hatte, zum Tode verurteilt. Es gelang ihm aber, aus dem Gefängnis zu 'entkommen und ins Ausland zu flüchten. Einige Jahre später, 1645, lief ein maurischer Korsar im Hafen von Edinburg ein und setzte eine Schar von Räubern ans Land, um die Stadt zu brandschatzen. In Edinburg grassierte damals die Pest und forderte zahllose Opfer. Auch die Tochter des Provosten lag an der fürchterlichen Krankheit darnieder. Der Führer jener maurischen Piraten hörte davon und erbot sich, die Maid mit einem Talisman, den er bei sich trug, zu heilen. Er wurde zu ihr geführt, und es gelang ihm in der Tat, sie zu kurieren. Dabei stellte sich heraus, das er ein Schotte, ein Ediuburger war, in der Tat eben jener junge Mann, der einst einen Sturm auf das Haus des Provosten ausgeführt hatte und hinge­richtet werden sollte. Er hatte sich in maurische Dienste gestellt, war Befehlshaber geworden und jetzt nach seiner Heimat gekommen um an Edinburg und besonders an dem Provosten Rache zu nehmen. Die Geschichte schließt damit, daß der schottische Abenteurer das gerettete Mägdelein hei­ratete, daß er in Edinburg blieb und die marokkanischen Piraten ohne ihren Führer nach Hause segelten.

Literarisches.

Viel, viel Geld kann jede Hausfrau sparen, wenn sie die­jenigen Dmge im Haushalt, die sie selbst Herstellen kann, nicht teuer eintaust. Besonders ist dies mit der Wäsche der Fall. Jede Haus­frau, auch die unerfahrenste, kan» sich ihre ganze Wäsche selbst an­fertigen wenn sie nur will. Wird sie doch in ganz vorzüglicher Weise sowohl angeleitet, wie über alle Neuheiren informiert durch die vorzügliche illustrierte MonatsschriftIllustrierte Wäsche- Zeitung", deren reichillustricrte Januarnummer soeben zur 'Ausgabe gelangt ist. Der große praklische Nutzen dieses konkurrenzlosen Spezialblattes besteht in seinen herrlichen, überaus zahlreichen Vor­lagen für Damen- Herren- und Kinderwäsche, Babysachen, den zur Wäsche gehörigen Häkeleien etc., in dem jeder Nummer beigegebenen großen Schnittmusterbogen, seinem orientierenden Wäschebericht, den Klöppelbriefen, abwechlelnd mit vielgestaltigen Monogramin-Ber- fchlingungen etc., sodaß dagegen der Abonnemenkspreis von nur 60 Pfg. vierteljährlich für dieJllustrirte Wäsche-Zeitung" garnicht in Betracht kommt. Abonnements für nur 60 Pfg. viertel­jährlich durch die HV L»t««i-'sche Buchhandlung.

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Druck und Verlag der S. W. Zaiser' schen Buchdruckerei (Emil Zaiser) Nagold Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

"E" um noch Aufnahme zu ^ finden aufgegeben werden für das Montagblatt längstens Montag vormittag 8 Uhr, Mittwochblatt Dienstag nachmittag 2 Uhr,

Donnerstagblatt Donnerstag vormittag 8 Uhr,

Freitagblatt Freitag vormittag 8 Uhr,

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