sind wie wirkliche Wertpapiere in der Regel in verschieden­farbigem Druck, mit Stempeln, Nummern und Literas her- gestellt. Sie wurden bisher von Männern mit vertrauen­erweckendem Aeußern, die sich als Agenten, Paul bezw. Karl Schmidt, Karl Winter, Richard Förster aus Bamberg bezw. Nürnberg, Regensburg, Meiningen, Fulda und Frank­furt a. M. vorstellten, vertrieben. Nach dem in den ein­zelnen Fällen angegebenen Signalements- bezw. dem beob­achteten Altersunterschied des jeweils aufgetretenen Schwind­lers besteht auch kein Zweifel, daß eine Mehrheit von Personen, wahrscheinlich eine ganze Bande, an diesem Schwindel, dem hauptsächlich unerfahrene Leute zum Opfer fallen, beteiligt ist.

Stettin, 7. Jan. Wie die Stettiner Abendpost meldet, nahmen gestern abend 1600 Arbeiter der hiesigen Vulkan-Werft in einer Versammlung, die einen ziemlich stürmischen Verlauf nahm, folgende Resolution an:

Die versammelten Arbeiter des Vulkan erklären, daß sie "mit der Unterschriftensammlung zu dem Ergebenheits­telegramm in Sacken Krupp an den Kaiser wegen des Inhalts dieses Telegramms nicht einverstan- d e n sind. Sie erklären vielmehr dieses Telegramm als eine Mache, zu dem Zwecke, den Kaiser über die wahre ehrliche Gesinnung der Arbeiterschaft des Vulkan zu täuschen. Sie bezeugen, daß sie durch direkten und indirekten Zwang vielfach zur Unterschrift für das Er­gebenheitstelegramm seitens vieler Unterangestellten des Vulkan veranlaßt worden sind. Sie halten es jedoch mit ihrer Mannes- und Standesehre für unvereinbar, daß der Kaiser über ihre Gesinnung getäuscht würde, und erklären, daß nur die Aussicht auf wirt­schaftliche Schädigung seitens der meister­lichen Willkür, die die Arbeiterschaft des Vulkan schon so oft zu fühlen bekam, sie veranlaßt habe, ihre Unterschrift unter die erwähnte Liste zu setzen. Dieser Beschluß ist dem Kaiser telegraphisch zur Kenntnis zu bringen.

Hamburg, 5. Jan. Die strafgerichtliche Verhandlung wegen der furchtbaren Schiffskatastrophe auf der Unterelbe, wobei 102 Personen ums Leben kamen, wird dem Vernehmen nach Ende Januar stattfinden. Die Anklage gegen den Führer des Unglücksdampfcrs Primus, den das Seeamt in erster Linie für die Katastrophe verantwortlich machte, ist von der Staatsanwaltschaft endgiltig niedergeschlagen wor­den. Sie richtet sich gegen den Kapitän Sachs von der Hansa (der Hamburg-Amerika-Linie gehörig) und gegen den ersten Maschinisten desselben Schiffes. Der Schnelldampfer Deutschland muß nun doch auf längere Zeit außer Fahrt gesetzt werden, da sich der durch einen Bruch der Kolben­stange entstandene Schaden als bedeutender herausgestellt hat, als zuerst angenommen wurde. An Stelle des Dam­pfers Deutschland wird Fürst Bismarck für die Reise fertig gemacht.

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Ein Drama im sächsischen Königshause.

Es wird noch gemeldet, daß die Prinzessin sich über die Legitimität oder Illegitimität des zu erwartenden Kindes in keiner Weise äußern werde. Sie wünscht, um in der öffentlichen Meinung Deutschlands keine Mißdeutung auf- kommen zn lassen, zu erklären, daß sie auf alle umlaufen­den Gerüchte nicht reagiere, weil sie cs teils für unwürdig, teils im gegenwärtigen Augenblicke für unvorteilhaft halte. Das Prozeßverfahren und die Zukunft würden über sie und die Gründe ihres Entschlusses völlige Klarheit bringen. Vor dem vom König Georg eingesetzten Ehegerichtshof wird die Kronprinzessin durch den Leipziger Rechtsanwalt Dr. Felix Zehme vertreten sein.

Daß Kronprinzessin Luise früher eine gute Mutter ihrer Kinder war, ist aus folgender Schilderung zu erkennen: In früheren Jahren konnte man in Dresden sehr häufig Prinzessin Luise mit den beiden ältesten Prinzen zu Wagen sehen, und aus der Art und Weise, wie sie den Gruß der Leute erwiderte, war ihre Freude und ihr Mutterstolz zu erkennen. Später, als d ie Prinzen schon größer waren,

halben Stunde etwa ist das arme Tier völlig ermattet und unfähig, Widerstand zu leisten.

Um sich zu überzeugen, daß in der Tat bei dem Tier eine völlige Erschöpfung cingetreten ist, suchen die Kirgisen das schwcißbedeckte Pferd noch durch Schläge zu reizen. Diese Männer sind keine besonderen Gefühlsmenschen.

Nun packen sie es, und schnell wird ihm dcr hohe, hölzerne Kirgisensattel aufgeschnallt. Das erschöpfte Pferd bleibt ruhig liegen.

Nunmehr kommt die schwerste Stunde in den: Leben dieses Pferdes. Man hat ihm die Trense angelegt und ein letzter ohnmächtiger Versuch, sich dieser Fessel und dcr

ungewohnten Last des Sattels zu entledigen, da-

ein Schnitt durch die Fesseln, im selben Moment sitzt auch schon ein Kirgise auf dem Sattel.

Das Pferd steht, gebärdet sich wie toll, feuert hinten wild aus, bockt, strebt senkrecht hoch.

Es ist unglaublich, unser Kirgise rührt sich nicht. Ge­spannten Blickes pariert er jede Bewegung. Wenige Se­kunden hat das aufregende Schauspiel gedauert, in einem fort schlügt der Kirgise mit seiner Knute, in der eine Blei­kugel sitzt, roh auf das Tier. Die Zügel hängen frei herab. Wenn das Tier nur erst laufen wollte!

Plötzlich besinnt es sich, es sprengt wild davon, um den Schmerzen durch die Flucht zu entgehen. Es ist eine halsbrecherische Jagd.

Zehn Minuten geht es kreuz und quer über Gräben und Anhöhen, durch die Kibitken, die Hunde hinterher. Noch nige Minuten, der Kirgise hat die Zügel straff gefaßt,

sah man Prinzessin Luise oft mit ihnen zu Fuß gehen; sie besuchte mit ihnen Geschäfte, kehrte ab und zu in einer Konditorei ein, im Winter lief sie auch mit den beiden im Großen Garten" Schlittschuh, und dabei jubelten und lachten sie, daß es eine Freude war, sie anzusehen. Nahte das Weihnachtsfest heran, dann war es die Gewohnheit der Prinzessin, mit ihren Kindern den sogenanntenStritzel- markt" zu besuchen; dabei wurden verschiedene Einkäufe ge­macht, und mit den in Zeitungspapier eingewickelten Päck­chen unter dem Arme wandelten Prinzessin Luise und die kleinen Prinzen lustig umher. Wenn bei derartigen Spazier­gängen sich dann eine neugierige Menge ansammelte, sagte die Prinzessin in ihrer freundlichen Art:Ihr habt schon recht, schaut Euch Eure Prinzen nur recht gut an. Nicht wahr, es sind fesche kleine Kerle?" Ueberhaupt befaßte sich die Prinzessin, so lange ihr dies erlaubt war, sehr viel mit ihren Kindern, stopfte eigenhändig die kleinen Socken und Strümpfe, ordnete die Wäsche und Garderobe selbst und sorgte für die Kleinen, wie eben nur eine zärtliche Mutter zu sorgen versteht. Zu ihren Kindern nahm sie denn auch stets Zuflucht, wenn die Hofetikette sie zu sehr drückte.

Ausland.

Wien, 8. Jan. Wie das Neue Wiener Tagebl. aus Salzburg meldet, fand gestern daselbst ein Familienrat statt, an welchem außer den Mitgliedern des Hauses Toskana Erzherzog Ludwig Viktor als Vertreter des Kaisers teil­nahm. Der Familienrat soll beschlossen haben, dem früheren Erzherzog Leopold Ferdinand das ganze ihm zufallende Erb­teil sofort auszuzahlen und sodann alle Beziehungen abzu- brcchen.

St. Petersburg, 7. Jan. Der Vizeadmiral Guildebrandt hat einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er eindringlich auf diegroße Gefahr" hinweist, die darin liege, daß die russischen Matrosen das heilige Evangelium lesen. In­folge dieses Tagesbefehls wurden auf allen russischen Schiffen des Schwarzen Meeres die vorhandenen Evangelien in russi­scher Sprache konfisziert und das heilige Buch selbst in die Liste der verbotenen Schriften ausgenommen.Licht und Leben" bemerkt dazu:Kann man sich da noch wundern, daß es im großen russischen Reich immer mehr rückwärts geht?"

London, 7. Jan. Nachdem durch ein soeben in Kraft getretenes Gesetz gegen die Trunksucht die englische Polizei das Recht und die Pflicht hat, jeden Betrunkenen, auch wenn er sich sonst nichts zu schulden kommen läßt, zu ver­haften und vor den Richter zu führen, entsteht für die eng­lischen Jünger der heiligen Hermandad wiederum die alte und ewig neue Frage:Wann ist ein Mann selbst­verständlich ebensogut auch ein Weib betrunken?" Das ist eine Frage, über deren Beantwortung oft die Aerzte streiten, um wie viel mehr muß man erwarten, daß zwischen den Polizisten und den von ihnen des Verbrechens der Trunkheit Beschuldigten Meinungsverschiedenheiten ent­stehen. In Schottland, so berichtet ein englisches Blatt, wo die Polizisten große Erfahrungen mit Betrunkenen haben, pflegen sie ihnen das Hersagen gewisser schwieriger Sätze aufzugeben, etwa dem deutschenDer Kottbuser Postkutscher putzte den Kottbuser Postkutschkasten" ähnlich. So geht in Glasgow ein Mann frei aus, der noch fließend und klar die WorteSboos unä goeks 8boe1c 8u8uu" nachsprechen kann.

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Der amerikanische Gesandte in San Domingo hat bei der Regierung die sofortige Zahlung von 325,000 Dollars verlangt, welche die Republik der Clyde Steamship Linie, einer amerikanischen Gesellschaft, schuldet.

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Der Handel in Kamerun.

Das D. Kolonialbl. veröffentlicht folgende Ueberstcht über den ausw. Handel Kameruns:

Während das Jahr 1900 einen außerord. Aufschwung in dem ausw. Handel Kameruns gebracht hatte, ist im Jahre 1901 ein Rückschlag zu verzeichnen. Der Rück-

und mit einem ruhigen gezähmten Pferde reiter er langsam in Parade an uns vorüber.

Er sitzt ab, das Pferd bleibt stehen, ein zweiter Kir­gise besteigt es, es folgt und ist gebändigt.

Das ist das Reiten dieser wilden Steppensöhne. Bei ihnen bewährt sich das Wort meines Lehrers:

Erst wer ein Pferd bändigt, kann reiten."

Berl. L.-A.

Vermischtes.

Eine schöne Geschichte. Im heutigen Simplicissimus finden wir folgende Schulanekdote:Der Lehrer hat den Kleinen der Vorschule eine Geschichte erzählt. Als er sie beendet bat, fragt er:Nun kann mir denn von Euch auch einer eine schöne Geschichte erzählen?"

Lautlose Stille. Dann hebt sich schüchtern ein kleiner Finger empor.

Siehst Du, Karlchen," muntert der Lehrer auf,ich habe mir doch gleich gedacht, daß du eine schöne Geschichte weißt. Nun erzähle sie uns mal!"

Der fängt denn auch an, erst stockend, dann lebhafter:

Einmal, da waren wir bei meiner Tante eingeladen, die den großen Garten hat. Zum Mittagessen, da habe ich ein Glas Wein bekommen und dann kriegten wir eine Menge Schlagsahne und Erdbeeren. Dann sagte meine Tante zu mir:Du kannst jetzt im Garten spielen und so viel Obst essen, wie du magst." Da bin ich gleich nach den Stachelbeeren gegangen und habe da am meisten von

gang der Einfuhr verteilt sich auf nahezu sämtliche Warengattungen. Zu einem Teil dürfte die Ursache des Rückganges zu erblicken sein in den Kämpfen, die im Hinter­land stattfanden. Ferner berichtet daS Gouvernement von einem Zusammenschluß der Kaufmannschaft des Schutzge­bietes, dessen Zweck in erster Linie die Normierung der Ein­kaufspreise von Landeserzeugnisseu ist. Durch die Mög­lichkeit eines billigeren Einkaufs soll der Bedarf von Im­portwaren eine Einschränkung erfahren haben, während die Warenbestände infolge der ungewöhnlich hohen Einfuhr des Jahres 1900 sich weit über das normale Maß ange­häuft hatten. Dadurch ist schließlich eine wesentliche Ein­schränkung der Bestellungen notwendig geworden. Daß dieser beträchtliche Einfuhrrückgang nur eine vorübergehende Reaktion auf die, wie es scheint, in allzu raschem Tempo erfolgte Einfuhrsteigeruuq der letzten Jahre darstellt, dafür spricht die Tatsache, daß die Einfuhr in der ersten Hälfte des Jahres 1902 den Rückgang nicht nur nicht fortgesetzt hat, sondern aufs Neue gestiegen ist. Die Ausfuhr hat auch im Jahre 1901 ihre günstige Entwicklung fortgesetzt und Hai einen Wert von 5,985,000 ^ erreicht, gegen 5,886,000 ^ im Vorjahr. Die Steigerung ist eingetreten, obwohl die Ausfuhr von Gummi, des wichtigsten Export­artikels, zurückgegaugeu ist. Insgesamt stellte die Ausfuhr von Gummi im Jahre 1901 noch nahezu ^ der Gesamt­ausfuhr dar. Die Ausfuhr von Palmkernen kam der Gummiausfuhr sehr nahe; mit dem Palmöl macht sie nun nahezu die Hälfte der Ausfuhr aus. Im Gegensatz zur Gummiausfuhr hat der Export von Elfenbein eine Zunahme zu verzeichnen. Weitaus die stärkste Zunahme ist bei der Ausfuhr von Kakao cingetreten.

Vermischtes.

Die ueue Rechtschreibung. Der Verfasser der in den bayerischen Schulen überall emgeführten Sprachübungen be­handelt die neue Orthographie scherzhaft in folgenden Regeln für die neue Rechtschreibung:

In Tal, Tat, Ton, in Tor, Tür, Tran Jst's h für immer abgetan.

Die Tränen weint man ohne h;

DerThron" steht unerschüttert da.

Man trennt, cs ist ein selsam Ding,

Nun Hak-ke, schwit-zen, En-gerling.

Fremdwörter schreib nach deutscher Art,

Wenn sie nicht fremde Form gewahrt,

Zum Beispiel: Bluse, Gips, Pomade,

Auch Koks. Likör und Schokolade,

Dagegen Chaise, Tour, Logis,

Caf«, Journal und Jalousie!

Nach Vorschrift setzt man nun die Zeichen Wie Punkte, Strichpunkt und dergleichen.

Das Komma wirdBeistrich" genannt Und künftig sparsam angewandt.

Schreibt man ein Wort bald groß bald klein, Bescheiden klein wird's beste sein.

Franz Dittmar.

KonkurS-Eröffnungc«: Cannstatt: August Weng, ver­schollen, zuletzt Schuhmacher in Cannstatt. Ravensburg: Jo­hannes Minder, Käser. Rotten bürg: Martin Rein­hardt, Messerschmied. Wangen: Anton Mauch er, Inhaber eines Kurz-, Weiß-, Woll-, Putz- und Trauerwarengeschäfts.

Nachschrift.

Ebhausen, 9. Januar. Vormittags 12 Uhr. Soeben kommt die Meldung, daß Mechaniker W. Dengler in der hochgehendcn Nagold ertrunken ist. Er wurde gegen 9 Uhr bei der Gurtensabrik herausgezogen.

Hiezu derSchwäbische Landwirt" Nr. 1.

Druck und Berlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei (Emil Z:iser) Nagold Hür die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

gegessen. Meine Tante hatte auch Birnen, die waren aber noch unreif, ich habe aber doch welche davon gegessen. Die Kirschen mochte ich nicht gern, die schmeckten ganz sauer. Dann habe ich den ganzen Nachmittag im Garten gespielt, bis ich ganz heiß war. Dann gab mir meine Tante ein großes Glas voll Milch, die war ganz frisch von ihren Kühen gemolken. Und Abends, da durfte ich beim Essen ein Glas Bier mittrinken. Sonst kriege ich nicht Bier. Dann sind wir nach Hause gefahren. Ich saß auf dem Bock und war sehr müde. Dann hat mich meine Mama zu Bett gebracht und als sie mir die Hose auszog, da sagte sie:Das ist aber eine schöne Geschichte!"

Daß die deutsche Sprache schwer zu hantieren ist, dürfte bekannt fein. In den Leipziger Neuesten Nachrichten findet sich folgende Bemerkung über das Deutsch, in dem der Entscheidungsspruch des Königs von Schweden in der Samoafrage durch den Reichsanzeiger veröffentlicht wurde: Was die deutsche Sprache für eine wundersame Sprache ist, haben wir wieder einmal erfahren, als der Reichsan­zeiger den Schiedsspruch des Königs von Schweden in der Samoafrage veröffentlichte. Der ganze Entscheidungsspruch besteht nämlich aus einem einzigen Satz, der volle drei Spalten des Reichsanzeigers füllt. Ein solches Satzunge­tüm kann man allerdings nur in deutscher Sprache auf­bauen. Wenn wir diesesMade in Germany" auf die Aus­stellung in St/Louis schicken, schlagen wir dort jede Konkurrenz.