77. Jahrgang.
Erschein!
Montag, Mittwoch Donnerstag, Freitag und Samstag.
Preis vierteljährlich hier 1 .< mit Träger- lohn 1.10 «Ä, im Bezirksund 10 Km-Verkehr 1.20 im übrigen Württemberg 1.30 MsnatsabonnemcntS nach Verhältnis.
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Fernsprecher Nr. 29.
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««flage L1S«.
Nnzeigrn-i»iebühr d. Ispalt. Zeile aus gewöhnt. Schrift oo, deren Raum: bei 1«a.. Einrückung 10 ^ bei mehrmaliger entsprechend Rabats
Grottsbeilagen: DaS Plauderstübchen und
Schwab. Landwirt.
Fernsprecher Nr. 29.
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Nagold, Montag drn 5. Januar
1963.
»U17 geft. WecuHLung!
Wegen des Erscheinungsfestes wird das nächste Blatt am Donnerstag mittag ausgegeben.
Noch immer werden bei allen Postämtern, Landpostboten, unfern Austrägerinnen und der Expedition d. Bl. für die Monate Januar, Februar und März Bestellungen auf unser Blatt eutgcgengenommen und die fehlenden Nummern bereitwilligst nachgeliefert.
Amtliches.
Die K. Pfarrämter
werden hirrmt zur Einsendung der vorgeschriebenen Berichte über die in ihren Gemeinden vorhandenen taubstummen und bliuden Kinder aufgefordert.
Nagold, den 3. Januar 1903.
51. gemeinschaftl. Oberamt in Schulsachen; Ritter. Schott.
Die K. ev. Orts schulinsp ektorate
werden um umgehenden Bericht über
1) Name und Alter (ledig oder verheiratet),
2) Anstellungsort (ob im Hauptamt oder nur vertrags- mäßigj,
3) Gehalt
der Arbeitslehrerinneu ersucht. Wenn irgendwo diesen Winter kein Arbeitsmiterricht erteilt wird, so ist das unter kurzer Beifügung des Grundes auzugeben.
Zugleich wird hinsichtlich der Anstellung von Arbeits- lehrermnen auf Art. 27 des Gesetzes vom 31. Juli 1899 und 8 12 der Mmisterialversügung vom 11. Sept. 1899 (Kons.-A.-Bl. Band Xl, Seite 5333 s. und 5341 f.) hm- gewiesen.
Altensteig-Dorf, 3. Jan. 1903.
K. ev. Bezirksschulinspektorat.
'_ Schott.
Amtliches. Infolge der im September 1902 adgehaltenen Staatsprüfung für Feldmesser hat u. a. der Kandidat Christian Pserfle von Nagold, die Berechtigung erlangt, nach Maßgabe ??,r K. Verordnung vom 21. Oktober 1895, Reg.-Bl. S.' 301 als öffentlicher Feldmesser beeidigt und bestellt zu werden.
WoMische Mebsrsicht.
. , vatikanischen Kreisen verlautet aus das Bestimmteste,
daß der Papst den Prinzen Max von Sachsen damit beauftragte, eine Versöhnung zwischen dem Kronprinzen und der Kronpunzessm herbeizuführcn. Prinz Max habe, wie der Rh. Kur. meidet, dem Kardinal Rampolla telegraphiert, er gehorche dem A-rsirag des Papstes, der aber nicht die leiseste Aussicht auf Erfolg HM. ^
. < ^ ulUch-srauzösische Verbrüderung ist der Welt beim ^ahreswcch,el wieder einmal m Erinnerung gebracht worden. Aus Anlaß dev N-Mfahrstages übersandte der russische Knegsimmster Kuropatkm m seinem und sämtlicher Offiziere des Kriegsmimstermms Namen dem französischen Kriegs- mimster Andre ein Telegramm, in welchem er die Wünsche für das Wohlergehen und Gluck für Andre, und die gefaulte französische Armee zum Ausdruck bringt Kriegs- Minister Andre erwiderte mit einem Telegramm in welchem er die Wunsche sämtlicher französischen Offiziere für ihre russischen Kameraden ausspricht. Von einem ähnlichen Telcgrammwechsel mit Berlin weiß der Telegraph nicht zu berichte«. ^ "
V ^ Zn einem Armeebefehl des russischen Kriegsministers hat derselbe daraus hingewiesen, wie notwendig es sei daü die Offiziere.der im Amur-Gebiet stehenden Truppen die Landessprache beherrschen. Zu diesem Zweck ist an dem orientalischen Institut in Wladiwostok ein Unterrichtskursus für Offiziere eröffnet worden. 40 Offiziere sollen dort Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Französisch und Englisch lernen. Der kommandierende General des AmurdLstriktes bestimmt, welche Sprache die einzelnen Offiziere zu lernen haben. Der Kursus dauert vier Jahre. In jedem Jahr werden 16 weitere Offiziere angenommen. Ein Eintritts-
Examen wird nicht abgelegt. Die zum Unterricht befohlenen Offiziere erhalten gewisse Vergünstigungen, so z. B. einen jährlichen Zuschuß von 120 Rubel für Bücher und 200 Rubel für Reisen. Für jeden Monat, den die Offiziere während der Ferien im Ausland verbringen, um sich in der betreffenden Sprache zu vervollkommnen, erhalten sie eine Unterstützung von 100 Rubel.
Die fremden Gesandten in der marokkanischen Hauptstadt Tanger halten die Lage für äußerst bedenklich. Der Sultan verliert immer mehr an Boden. Fez ist äußerst bedroht. Spanien rüstet außer den bereit gehaltenen Truppen eiligst ein Geschwader aus, bestehend aus zwei großen Panzerschiffen, sechs Panzerkreuzern und 7 Torpedobooten, das binnen 8 Tagen in Cadiz sein wird. Der Sultan von Marokko ließ alle Waffen in den Palast schaffen. Das Volk ist ihm feindlich gesinnt, weil er dm Islam verraten habe. Die Scharen des Prätendenten wachsen lawinenartig an. Eine aus Melilla eingegangene Depesche besagt, daß dort ein von Fez kommender Marokkaner eingetroffen ist, der beunruhigende Nachrichten überbrachte. Die Kabylcn in der Nachbarschaft von Melilla verhalten sich ruhig. Die Kabvlenscheiks veranstalten Kundgebungen, die einen spcmienfreundlichen Charakter tragen.
GcLges-WenigkeiLen..
Aus Stadt Md Land.
Nagold, 5. Januar.
Museum. Zur Weihnachtsfeier der Gesellschaft am Samstag abend hatten sich die Mitglieder zahlreich im Gasth. zum Hirsch eingefunden. Vorstand Obcramtmann Ritter begrüßte die erschienenen Festgäste in herzlichen mit Humor gewürzten Worten. Da ein Programm nicht vorlag, so war man auf die nun folgenden Darbietungen gespannt. Eingeleitet wurden dieselben mit der feurigen Ouvertüre zu Rosamunde von Schubert für 4hdg. Klavier (Frau Professor Finckh, Frl. Sigel) und Violine (Herr Musikoberlehrer Schaffer); es folgten 2 Lieder für Bariton (H. Schaffer) n) Der Waidsee von Berger, eine tiefempfundene Komposition, d) Trockene Blumen von Schubert; 2 Spanische Tänze von Moskowsky für Klavier und Violine (Frau Professor Finckh und Herr Rcferendür Brügel) mit pikanter Wirkung; dann eine brillante Valse für Klavier von Th. Lesche- tizky (Frau OA.-Arzt Dr. Fricker) und dis wirkungsvollen „Petesliedcr" von Schumann für Bariton (Herr Musikober- lehrer Schaffer). Es erstrahüe nun der prächtig geschmückte Christbaum im Lichterglenz, wozu eine Variation über Stille Nacht in Abt'scher Bearbeitung für Klavier (Frau Professor Finckh) in stimmungsvoller Weise ertönte. Noch folgte eine Sonatine von Schubert 6mo1I Schlußsatz für Violine und Klavier (Herr Refcrendär Brügel, Frau Professor Finckh) und das Notturno für 4hdg. Klavier von Mendelssohn (Frau Professor Finckh, Frl. Sigel) und Violine (Herr Musikoverlehrer Schaffer). Eine hochwillkommene Dreingabe waren verschiedene sehr schöne Lieder, gesungen von Frl. Wiedmann aus Stuttgart. Es waren genußreiche Stunden; die prächtigen Leistungen der Ausfübrenden fanden dankbarste Anerkennung und stürmischen Beifall. Besonderen Dank spendete der Herr Vorstand in kurzer Ansprache dem verdienten Musik-Direktor des Abends, Herrn Musik-Oberlehrer Schäffer und allen Mitwirkenden. In den Pausen zwischen den Vorträgen herrschte eine überaus frohe und familiäre Stimmung, die noch gehoben wurde durch die Abgabe der während des Abends veranstalteten Gabenoerlosung. Herzlicher Dank sei an dieser Stelle auch dem rührigen, allgemein verehrten Vorstand, Herrn Oberamtmann Ritter, gesagt, der sich so viel Mühe nimmt, um den Mitgliedern etwas zu bieten, der aber auch den richtigen Ton angibt für ein nettes Zusammengehen aller Mitglieder.
Geueralkarie von Württemberg. AIS willkommene Gabe ist vor wenigen Tagen das letzte Blatt Ravensburg der Generalkarte von Württemberg erschienen. Leider ist es dem Verfasser des schönen Kartenwerkes, Oberstleutnant v. Find, nicht mehr vergönnt gewesen, die Ausgabe dieses letzten Blattes zu erleben. Das Blatt Ravensburg ist, wie die übrigen Blätter, von H. Petters in Kupfer gestochen und in Schwarz von Kupfer gedruckt. Es reiht sich an das westliche Blatt Tuttlingen und an das nördliche Blatt Ulm an, umfaßt den größten Teil des Bodensees, und reicht gegen Osten bis zur Zugspitze und gegen Süden bis zum oberen Lechtal, den Widderstein noch enthaltend. Die Karte eignet sich daher vorzugsweise als Touristenkarte für die Bodensecgegend, die Appenzeller Berge, den Bregenzer Wald und das Allgäu, welche Gegenden von den betreffenden Sektiousvorständen des deutschen und östreichischen Alpenvereins noch besonders bezüglich der Hütten und Wege durch
gesehen worden sind. Es ist wohl anzunehmen, daß das ganze Kartenwerk nunmehr, nachdem das letzte Blatt in gleich schöner und geschmackvoller Ausführung wie die übrigen erschienen ist, viele Abnehmer finden werde. Durch Zusammenstellen der 6 Blätter zu einer Tafel und durch Koloriren der Landesgrenzen erhält man eine schöne und übersichtliche Wandkarte von Württemberg und den Nachbarländern.
Unterjettingen, 4. Januar. Am Samstag mittag wurde beim Galgenberg ein Wildschwein (mit ca. 2^/r Zentner) gesehen. ^,
Calw, 1. Jan. Der Unfug des Neujahranschie ßen s hätte hier leicht schlimme Folgen haben können. Schon um 9 Uhr abends erhielt ein 18jähriges Mädchen auf der Straße einen Streifschuß an der Stirne, und gleich darauf drangen zwei Kugeln in das Wirtschaftszimmer des Gasthofs zum Waldhorn ein, glücklicherweise ohne Jemand zu treffen. Den sofort angestellten Nachforschungen der Polizei gelang es, einen 15jährigen Handwerkslehrling als Attentäter festzustellen.
Birkenfeld, 1. Jan. Der Unfug des Neujahrschießens hat auch hier einen schweren Unglücksfall zur Folge gehabt. Das 7'/2 Jahre alte Töchterchen des Maulwurffängers Hertz spielte mit dem vom Vater bei dessen Nachhauiekommen im betrunkenen Zustand auf den Tisch gelegten Revolver, welcher sich entlud und das drei Jahre alte Brüderchen so unglücklich traf, daß dasselbe nach wenigen Stunden verschieden ist. Von zuverlässiger Seite wird uns zu diesem traurigen Fall mitgeteilt, der Vater Hertz habe die ganze Nacht hindurch gekneipt und sei erst morgens 9 Uhr nach Hause gekommen und habe den Revolver auf den Tilch in der L-tube gelegt, wo dann dem Mädchen die Waffe zur Hand gekommen sei. Er habe den Revolver, den er erst vor kurzer Zeit gekauft, in der Sylvesternacht durch einen Anderen abschießen lassen, so daß er der Meinung gewesen sei, die Waffe sei entladen.
Rottenburg a. N., 2. Jan. Die Geistlichen des Rottenburger Landkapitels fanden sich bei Bischof Keppler zur Neujahrsgratulation ein. Auf die Begrüßung durch den Dekan Bauer von Wurmlingen erwiderte der Bischof, nach dem Deutschen Volksbl., etwa folgendes:^
Er könne ihnen keine bessere Losung für das neue Jahr mitgeben, als das johanneische Wort: „Glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind." Das Wort mahne zum Mißtrauen gegen den Geist der Zeit und gegen die Geister der Zeit, gegen alle Neuerer und Neuerungen, zur äußersten Vorsicht gegenüber allen sogen. Fortschritten auf geistigem Gebiet; es verpflichte aus die altbewährte, altchristliche und echtkatholische Praxis, kühl bis ins Herz hinein, langsam, sorgfältig prüfend sich zu verhalten gegenüber modernen Geistesströmungen, iniemals etwas gutes Altes einzutauschen gegen schlechtes Neues. Diese Praxis allein könne vor Ueberstürzungen, Torheiten, Irrungen und Schaden bewahren. Das könne man sehr deutlich sehen an einem Beispiel aus der Welt der Wissenschaften aus neuester Zeit. Wie anspruchsvoll trat der Darwinismus in die Well ein! Wie rasch eroberte er die Welt! Wie nahm er Besitz von den Kathedern der Universitäten; wie unbestritten — abgesehen von den Protesten von katholischer und protestantisch-gläubiger Seite — galt er als Dogma, und wie rückständig galten die, welche ihm nicht huldigten! Und heute Z Im Jahr 1902 konnte ein protestantischer Forscher ein Buch schreiben mit dem Titel: „Am Sterbelager des Darwinismus". Der Darwinismus ist tot; er gilt nur mehr als veraltete Hypothese, als überwundener Standpunkt. Das große Dogma, das angeblich das kirchliche Dogma besiegt hat, auf das jeder Naturforscher sich einschwören mußte, dessen Nichtannahme oder Bekämpfung ein unauslöschliches Brandmal geistiger Jnferorität aufdrückte, es ist gefallen, und nun ist der rückständig, der noch daran glaubt. Da ist unser Konservatismus, unser Mißtrauen, unser Zuwarten glänzend gerechtfertigt worden. Das soll uns im Vorsatz bestärken, konservativ zu sein, nicht neologisch. Seine Rede (vom 1. Dez. in der Konferenz des Land- und Stadtkapitels Rottenburg) habe keinen anderen Zweck gehabt, als davor zu warnen, als dazu zu ermahnen. Er rechne die Rede auch zu den wichtigeren Ereignissen des Jahres 1902, und zu dem, wozu Gott ihn als schwaches und unwürdiges Werkzeug berufen und befähigt habe. Die Fragen: ob und wann und was und wie geredet werden solle in dieser hochwichtigen Angelegenheit, in dieser schweren Krisis, seien von ihm reiflich erwogen; sie seien vor Gott im Gebet verhandelt und zum Austrag gebracht worden. Nun danke er Gott, daß er geredet habe. Er danke Gott für die vielen zustimmenden Kundgebungen, welche ihm aus allen Ländern und Kreisen, aus dem Klerus und aus der Laienwelt, seitens