vv. Jahrgang.

Auflage LI««

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Der Grsellschlistkr.

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Fernsprecher Nr. 29.

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Noch immer werde» bei allen Postämtern, Landpost­boten, unfern Austrägerinnen und der Expedition d. Bl. für die Monate Januar, Februar und März Be­stellungen auf unser Blatt entgegengenommen und die feh­lenden Nummern bereitwilligst nachgeliefert.

Amtliches.

Die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung

wollen die Verzeichnisse der ausgestellten Quittungskarten L sofort dem Oberamt vorlegen. (Vergl. Gesellschafter Nr. 211 v. 1902) Gegebenenfalls ist unverzüglich Fehl­anzeige zu erstatten.

Nagold, den 2. Januar 1903.

K. Oberamt. Ritter.

Amtliches. Seine Königliche Majestät haben am 8. Dez. d. Js. allergnädigst geruht, die erledigten evangelischen Pfarreien: Kayh, Dekanats Herrenberg, dem Stadtpfarrer Stockmayer in Kleingartach, Dekanats Brackenheim, Simmozheim, Dekanats Calw, dem Pfarrverweser Theodor Weitbrecht daselbst, Feld- rennach, Dekanats Neuenbürg, dem Pfarrverweser Wilhelm Jung daselbst zu übertragen.

Seine Majestät der König haben am 1. Januar allergnädigst geruht, den Bahnmeister Bengel in Nagold auf Ansuchen nach Nürtingen zu versetzen.

-Uotttische MsLersicht.

Zur Frage der Mainkanalisierung, deren Lösung für die Uferstaaten von großer Bedeutung ist, schreiben die Münchner Nmesten Nachrichten: Wie erinnerlich, hat Minister­präsident Grif Crailsheim schon gelegentlich der Beratungen über die Ketienschleppschiffahrt auf dem Main in der ver­gangenen Landtagssession die Mitteilung gemacht, daß in Sachen der Fortsetzung der Mainkanalisierung eine Denk­schrift an die preußische Regierung gerichtet wurde, die be­stimmt ist, die Befürchtungen zu zerstreuen, die in Preußen hinsichtlich der Benachteiligung der preußisch-hessischen Bahnen gehegt werden. Die Beantwortung dieser Denkschrift hat sich durch den Wechsel im preußischen Eisenbahnministerium und wohl auch durch die das ganze politische Leben be­herrschende Zolltarifvorlage verzögert. Da Minister Budde bei fernem Münchener Besuch die Geneigtheit ausgesprochen hat, die Verhandlungen über die Fortführung der Main- kanallsierung wieder aufzunehmen, hat die bayrische Re­gierung vor kurzem in Berlin die Wiederaufnahme bezw. Weiterführung der Aussprache über die Mainkanalisierung angeregt. Ob die Beantwortung der obenerwähnten Denk- sMift in schriftlicher Weise oder etwa in der Form neuer­licher kommissioneller Beratungen erfolgen wird, ist zur Zeit noch nicht bekannt. , > s

§> /""Ost geplantestaatliche Pensionsversichcruna für Privatangestellte" gewinnt jetzt greifbare Gestalt. Der seinerzeit m Hannover gewählte Ausschuß hat beschlossen, in nächster Zeit kni den Vorständen der Reichstagsfraktionen vorstellig zu werden, um mit den einzelnen Herren eine Unterredung über diese Frage herbeizuführen. Zugleich hat ^ einen Ausruf erlassen, der die Tendenz der Bestreb- ungen des Aiisichusses wiedergibt. Der Aufruf ist unter­schrieben vom Deutschen Gruben- und Fabrik-Beamten-Ver- band m Bochim, dem Dentschnationalen Handlungsgehilfen- Verband m Hamburg, dem Deutschen Techniker-Verband in Berlin, dem ^rband Deutscher Handlungsgehilfen in Leip- M und dem Deutschen Werkmeister-Verband in Düsseldorf.

Diesen Vereirm hat sich eine größere Anzahl weiterer Ver- bande angesAo m, so daß letzt schon die in dem Ausschuß vertretene MLgliedcrzahl über eine Vicrtelmillion beträgt Im Januar wird wieder eine Sitzung des Ausschusses ^tfmdcn -nderaufdie materielle Seite unter Zugiunde- legung des oterrelchischen Gesetzentwurfes einaeaanaen wer-

^ srL.Ld7s

. Nahrichten ans Marokko lassen die Laae des Sultans alv sehr bedenklich erscheinen. Es unterlieat^keinem Zweifel, daß der Sultan stark ins Gedränge gekommen ist und daß man bereits mit dem endgültigen Sieg des Präten­denten rechnen muß. Ein Umsturz der Regierung des Landes würde den Weg zu Verwicklungen öffnen, die Leute, welche dem Land ds Sultans Wohlwollen, gerne vermieden ge­sehen hatten. Auch in Paris und namentlich in Madrid ist man m Btsorgms. Im Gaulois verrät ein Diplomat,

Nagold. Samstag den 3. Januar

daß vor 18 Monaten zwischen Frankreich und Spanien ein Einverständnis über die marokkanische Angelegenheit zustand gekommen sei; dasselbe sei aber jetzt in die Brüche gegangen, da Spanien sich mit England verständigt habe. Es müsse, fügt der Diplomat bei, jetzt das Bestreben Frankreichs sein, zu verhindern, daß das Einschreiten Europas notwendig werde. Das ist leichter gesagt als getan. Wenn der Bürgerkrieg fortdauert und, wie voraussichtlich, Leben und Eigentum der Europäer in schwere Gefahren geraten, so wird sich das Einschreiten Europas oder irgend einer Gruppe von Mächten nicht mehr hintanhalten lassen. Spanien rüstet bereits stark; man wird bald davon hören, daß auch andere Staaten kriegerische Vorbereitungen treffen. Einem Tele­gramm aus Tanger zufolge mehren sich in Fez die Feind­seligkeiten gegen den Sultan. Der Sultan berief alle Würdenträger von Fez an den Hof; in einer an diese ge­richteten Ansprache forderte sie der Sultan auf, Vertrauen zu ihrem Herrscher zu haben, der den Sieg davontragen werde. Die Aufständischen unterbrachen die Zuführung des Trinkwassers nach Fez, so daß die Stadt aus Mangel an'Trinkwasser nach höchstens drei Tagen sich ergeben müßte, wenn die Kabylen des Südens ihr nicht zu Hilfe kommen.

Die chinesische Regierung macht den Mächten in der Entschädigungsfrage immer noch Schwierigkeiten. Wie ein Reutertelegramm aus Peking meldet, wird die Weigerung Chinas, die Entschädigung auf der Goldbasis zu zahlen, von den Gesandten, die darüber auch ihren Regierungen telegraphisch berichteten, gemeinschaftlich beraten und es wird die Frage der Ueberrcichung einer gemeinschaftlichen oder identischen Note erwogen, in welcher China darauf hingewiesen wird, daß das Protokoll ausdrücklich die Zah­lung auf der Goldbasis vorsieht. Sollte China seinen Ver­pflichtungen nicht Nachkommen, so würde das ernste Fragen nach sich ziehen. Die amerikanische Politik ist das haupt­sächlichste Hindernis, das einer gemeinsamen Note entgegen­steht. Die bestehenden Schwierigkeiten werden allgemein der Ermutigung zugeschrieben, die China in dem Umstande findet, daß seine Argumente von der amerikanischen Regierung gutgeheißen werden. Die Chinesen begnügen sich damit, die weitere Entwicklung abzuwarten, weil sie glauben, die Mächte werden es sehr schwierig finden, sich über irgend ein Vor­gehen zu einigen, und daß die Angelegenheit auf unbegrenzte Zeit völlig zum StiMand kommt.

Tages-Hleuigkeiten.

Aus Stadt uud Land.

Nagold, 3. Januar.

Vom Rathaus. Der im Beobachter v. 27. v. Mts. erschienene Artikel über Bauverhältnisse in Nagold wird verlesen und besprochen. Der Vorsitzende bemerkte, die ganze Tendenz des Artikels sei, die Einwohnerschaft gegen die Gemeindeverwaltung aufzuhetzen, insoserne derselben unterschoben werde, der Steuerzahler habe aus ihren Hand­lungen den Schaden. Nun sei aber das Gegenteil der Fall. Nach dem Bericht des Stadtvauamts und nach der Abrechnung mit dem Unternehmer habe die Stadt für die Grabarbeiten einen Aufwand von 883 ^ 75 -4. Dieser Aufwand hätte wenn die Offerte der hiesigen Unternehmer angenommen worden wären 1767 ^ 50 bezw. 1944 25 --Z

betragen, es habe also die Stadt gegenüber diesen 883 75 --Z

bezw. 1060 ^ 50 erspart und in gleichem Verhältnis sei für die beteiligten Gebäudebesitzer gespart worden, denn auch diese hätten bei der Ausführung der Arbeit durch die hiesigen Submittenten das doppelte bezw. 120 ^ mehr bezahlen müssen. Eine förmliche Entstellung sei es, wenn behauptet werde man habe die Arbeiten in Regie vergeben und ohne Rücksicht auf Witterung und Tagkürze eben ar­beiten lassen damit die Italiener alle Tage Verdienst haben, die Arbeiter seien vielmehr an den Akkordanten Bizzini um einen festen Akkordpreis der noch unter dem Voranschlag stand, auf den die hiesigen Unternehmer 100 und 120°/° Aufgebot verlangten vergeben worden und könne es hiebei gleich- giltig sein ob die Tage kurz oder lang seien u. ob eine kalte Witter­ung herrsche oder nicht, der Unternehmer bekomme eben seinen Akkordpreis. Wenn der Einsender behaupte, die 100°/° Aufgebot werden doch verbraucht, so sei das, wie obige Zahlen er­geben, nicht wahr und wohl nie sei ein Vorwurf frivoler gemacht worden als hier. Zuzugeben sei, daß der Kanal des Verbindungswegs zwischen Bahnhofstraße und Hintere Gasse spät in Angriff genommen worden sei, dies habe seinen Grund hauptsächlich eben darin, daß man diese Strecke ursprüng­lich gar nichtim Plan gehabthabe. Beiwiederholter Prüfunghabe sich ergeben, daß einige Gebäudebesitzer nur unter ganz schwierigen Verhältnissen an die Bahnhofstraße angeschlossen

1903.

werden könnten, daß aber, wenn der Verbindungsweg auch noch kanalisiert würde, diese Gebäude au diesen Strang ver­wiesen werden können. Hiedurch sei die Möglichkeit geschaffen worden den Kanal der Bahnhofstraße nicht so tief zu legen, woran nicht nur die Gebäudebesitzer großen Vorteil hatten, sondern auch die Stadt habe noch eine Ersparnis von ca. 300 Mark erzielt. Noch müsse aber hiezu bemerkt werden, daß es rein unmöglich gewesen wäre die ver­kehrsreiche Bahnhofstraße! im Sommer oder Herbst zu kanalisieren, einen Aufschub habe auch noch der Herbstmarkt veranlaßt; derartige Straßen werden anderwärts auch im Spätjahr in Angriff genommen. Den Winter über können sich die Graben eher setzen und werden die Unebenheiten nicht so sehr empfunden; im Frühjahr werde dann mög­lichst bald mit Wiederherstellung der Straße begonnen. Der Einsturz der Mauer, der Rohrbruch und der bedauerliche Fußbruch des Stadtbaumeisters seien Dinge, die auch zu anderer Jahreszeit hätten passieren können. Dem Unter­nehmer seien übrigens die Kosten dieser Schacht-Wieder­herstellung und die der Jnstandstellung der Wasserleitung in diesem und einem zweiten Fall größtenteils in Abzug gebracht worden. Im Uebrigen sei die Ausdauer der Leute bei dieser schwierigen Arbeit, bei der andere nicht voraus­zusehende Momente ungünstig mitgewirkt haben, sehr zu be­wundern gewesen und verdienen alle Anerkennung, eS sei deshalb auch der Antrag gestellt worden, ihnen statt 136 50 nur 100 Mark abzuziehen, da hiedurch auch

anerkannt werden soll, daß die Abrechnung prozeßlos stattfinden könne. Der GR. genehmigt die Abrechnung nach dem gestellten trag. Weiter wurde bemerkt, daß die von der Stadt ange­schafften Geschirrstücke u. das Sprießholz, für was alles bei der Stadt fortwährend Verwendung vorhanden sei in unbe­schädigtem Zustand zurückgegeben werden müssen, und daß die Abnützung hiebei nicht besonders hoch bewertet werden könne. Schließlich führte der Vorsitzende noch aus: es sei bedauerlich, daß der Beobachterartikel mit seinen Entstellungen u. Unwahrheiten geschrieben worden sei, da derselbe nur dazu beitrage, in der Stadt Unzufriedenheit und Mißtrauen zu erwecken und nach außen unsere Verhältnisse in einer Weise zu schildern, die zur Empfehlung nicht beitragen, allein man dürfe sich nicht wundern; wenn im Gesamtkollegium selbst von gewisser Seite aus fast in jeder Sitzung über Beamte jeder Art undHerren" und über Anordnungen und Beschluß­fassungen, nur um anstatt zur Sache zu sprechen, von äußerst wichtigen Gegenständen abzulenkcn oder solche zu Fall zu bringen, in entstellender, u. unzutreffender Weise losgezogen werde, so müsse doch in der Einwohnerschaft das Vertrauen erschüttert werden; es ;ei dem einzelnen nicht zu sehr zu verargen, wenn er sich sage, es muß etwas nicht in Ord­nung sein, er bleibt aus diesem Glauben, zumal sich immer noch Agitatoren finden, die dieses Mißtrauen schüren, er könne dabet das Kollegium nicht ganz außer Schuld lassen, sofern es sich gegen eine solche Behandlung nicht selbst ge­nügend schütze, seither hat man es mit den Beamten in der Hauptsache zu thun gehabt, nun richte sich die Sache auch gegen das Kollegium, denn das wisse der Artikelschreiber ganz gut, daß die Beschlußfassung zur Ausführung der Kanalisation nicht von den Beamten ausgegangen sei. Der Vorsitzende schloß mit den Worten, daß er künftighin mit allen ihm zu Gebot stehenden Mitteln diesen Auswüchsen entgegentreten werde, und bitte ihn hiebei zu unterstützen. Auf diese Ausführungen erklärt ein Mitglied des GR., daß er davon ausgegangen sei, die Beamten sollen sich sesbst verteidigen, daß es aber allerdings Sache des Kollegiums sein dürfte, künftig solchem Tun entgegenzutreten und daß er künftighin diesen Standpunkt einnehmen werde. Auf den zum Verkauf ausgeschriebenen Farren sind zwei Offerte eingelaufen, der Zuschlag erfolgt an Fritz Maier, Metzger­meister, um 32.30 ^ per Zentner. Durch einen Erlaß teilt das K. Oberamt mit, daß am 1. April 1903 das neue Reichsfleischbeschaugesetz in Kraft trete. Hienach hat das Personal eine Prüfung zu bestehen; zur Vorbereitung ans dieselbe wird im Februar und März ds. Js. ein Kurs abgehalten. Es wird beschlossen, den hiesigen Fleischbe­schauer Grüninger diesen Kurs mitmachen zu lassen. Der Aufwand hiefür wird von der Stadt bezahlt. Mitgeteilt wird, daß Schrannenvorstand und Eichmeister Rähle gestorben ist. Der Vorsitzende widmet dem Ver­storbenen als gewissenhaftem und pünktlichen Beamten für 42jährige treue Pflichterfüllung warme Worte der Aner­kennung. Es wird beschlossen, diese Stellen anszuschreiben. Bemerkt wird, daß der Sohn des Verstorbenen dieselbe zur vollen Zufriedenheit besorgt hat. Damit ist die öffentliche Sitzung geschlossen.

Homöopathie. Wir machen noch besonders auf den angezeigten Vortrag des Herrn Dr. Haehl über Leber- Lrankheiten aufmerksam. Der Redner hat sich durch seinen