Ausland.

Haag, 25. Nov. Wie dem Nieuwe Rotterdamer Courant aus Batavia gemeldet wird, haben die Holländer im Atjehkrieg, der nun wohl 30 Jahre dauert, einen bedeuten­den Unfall erlitten. Leutnant de Kok, der mit 45 Mann den Piadafluß im Norden von Atjeh hinabsuhr, wurde be­schlossen, die Barke schlug um, und der Offizier und 20 Mann ertranken.

Paris, 24. Nov. Große Aufregung herrscht in allen Schneiderwerkstätten des Opernviertels, in die die Kunde ge­drungen ist, daß eine ehemalige Kameradin, Frl. Lucie Boyce, die noch vor wenigen Jahren gegen einen Tagelohn von 3V- Franks gearbeitet hatte, von einem amerikanischen Millionär zu seiner Erbin ausersehcn und eingesetzt worden ist. Frl. Lucie begleitete eine Amerikanerin, die bei einem fashionablen Schneider eine größere Bestellung gemacht hatte, mit den ausgesuchten Kleidern nach dem Hotel, wo ihre drei jungen Töchter an der flotten und lustigen Pariserin so großen Gefallen fanden, daß sie es bei ihren Eltern durch­setzten, Frl. Lucie als Begleiterin nach Amerika mitzunehmen. Inzwischen sind die drei blühenden Geschöpfe dahingerafft worden, die Mutter folgte ihnen bald nach und der schwer­geprüfte Vater hat die Freundin seiner Töchter adoptiert, so daß Frl. Lucie heute eine Vermögen von nahezu 30 Mill. besitzt.

New-Dork, 24. November. Der heute in Havanna zur Unterstützung der streikenden Zigarrenmacher begonnene Generalstreik führte zu Unruhen, wobei sich die langgehegte Abneigung gegen die Amerikaner dadurch äußerte, daß diese mißhandelt und von den Straßenbahnwagen gestoßen wurden. Viele Fenster in von Amerikanern bewohnten Häusern wurden emgeworfen. Ferner versuchte der Mob, des Präsidenten Palma Palais zu stürmen. Von den Polizisten, welche die lärmende Menge zurückdrängten, wur­den viele verwundet. Ein Hauptmann wurde getötet. Drei Streikende blieben tot auf dem Platze. Der Korrespondent des New-Iork-Jonrnal meldet, daß der amerikanische Ge­sandte den Präsident Palma aufsuchte und Schutz des Lebens und des Eigentums von den Amerikanern fordere, da er sonst die in den Kasernen bereitgehaltene amerikanische Fußartillerie eingreifen lassen werde, die noch als Besatzung für die geplanten Küstenbefestigungen anwesend ist.

Reuters Bureau meldet aus Peking von gestern: Ein österreichischer Matrose, der Polizeidienste that, tötete durch einen Schuß einen angetrunkenen italienischen Matrosen, der sich der Festnahme widersetzte. Der Vorfall verursachte große Erregung. Um Zusammenstöße zu vermeiden, dürfen die österreichischen uud italienischen Truppen die Kasernen nicht verlassen.

Vermischtes.

Im Berliner Lokal-Anzeiger ist das übrigens schon früher in Zeitschriften wiedergegebene hüttenähnliche Stamm­haus der Familie Krupp in Essen enthalten mit folgendem Facsimile (Handschriftendruck) von Krupps Vater: „Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnung die Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter

der Kummer fernbleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns verhängte. 25 Jahre lang blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem allmählich die Entbehrungen, An­strengungen, Zuversicht und Beharrlichkeit der Vergangenheit endlich so wunderbar belohnt hat.

Möge dieses Beispiel Andere in Bedrängnis ermutigen, möge es die Achtung vor kleinen Häusern und das Mit­gefühl für die oft großen Sorgen darin vermehren.

),Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet."

Möge in unserem Verbände Jeder vom Höchsten zum Geringsten mit gleicher Ueberzeugung sein häusliches Glück dankbar und bescheiden zu begründen und zu befestigen stre­ben; dann ist mein höchster Wunsch erfüllt.

Essen, Februar 1873 Alfred Krupp.

25 Jahre nach meiner Besitzübernahme.

Ein Rezept für streitende Eheleute. Der Ev. Protest. Kirchenbotr erzählt: „Karl Hase, der große Jenenser Theo­loge, erzählt in dem von seinem Sohne herausgegebenen Buche: „Annalen meines Lebens" aus der Zeit seines jungen Ehestandes: „Unser heimliches Glück ist damals, als von außen uns alles begünstigte, doch nicht ohne kleine Stürme gewesen; wir waren beide von zarter Haut, bei aller Gut­herzigkeit heftig und von heftigen Wünschen; aber wir har­ten unter uns ausgemacht: wenn das eine sage: „Thu mir's zu Gefallen!" so müsse das andere es womöglich thun; wenn aber: „Thu mir's zu Liebe!" dann unbedingt; und dieses ist unter uns nie gebrochen, aber auch nie gc- mißbraucht worden." — Wir fragen: Wer darf die Zauber­formel zuerst gebrauchen, der Mann oder die Frau?

Literarisches.

Auz-öi- I. L., Das mathematische Pensum des Primaners.

Ein Hilfsbuch für den Primaner humanistischer und realisti­scher Gymnasien. Heft». Progressionen, Zinseszins und Rentenrechnnng mit angeschlossenen Aufgaben und deren vollständigen Lösungen. M 1—.

Ein ganz eigenartiges und wirklich praktisches Buch, welches wir in jeder Weise empfehlen können. Das soeben ausgegebene erste Heft enthält Progressionen und Zinseszinsrechnung. Die Theorie ist überall in ausführlicher und überaus leichr verständlicher Weise auseinander gesetzt, so daß das Heftchen dem Primaner bei seiner häuslichen Vorbereitung die besten Dienste leistet. Jedem Paragraphen sind mehrere Aufgaben mit eingehenden Auflösungen beigefügt, so daß der Schüler auch hier eine willkommene Hilfe finden wird. Das Heftchen wird seinen Zweck, dem Primaner ein „mathematisches Hilfsbuch zu sein, vollauf gerecht. Gerade auch für das Selbststudium ist es seiner populären Haltung wegen bestens geeignet.

Zu beziehen durch die «. L-»1««i-'sche Buchhandlung.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

—t. Altensteig, 26. Nov. Wie nicht anders zu erwarten, war der gestrige V rehmarkt infolge Glatteis nur mäßig mit Vieh befahren. Es herrschte lebhafte Nachfrage, da es an aus­wärtigen Händlern nicht fehlte. Die Preise waren die seitherigen. Stark befahren war der Sch weine markt. Ein wesentlicher Rückgang in den Preisen für Jungschweine ist gegenüber den­jenigen des letzten Marktes (Oktober) zu verzeichnen, und zwar galten Läufer pro Paar 12—19 weniger, nämlich 40—75 Milchschweine konnte man pro Paar zu 18 bis 30 gegen sonst 24 bis 38 ^ in gleicher Qualität bekommen.

r. Stuttgart, 28. Nov. (Schlachtvieh markt.) Zugetrieben wurden: 33 Ochsen 125 Farren 156 Kalbeln und Kühe 285 Kälber 389 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen 41 Farren 79 Kalbeln und Kühe 22 Kälber 14 Schweine. Erlös aus Schlacht­

gewicht: für Ochsen 00-00 ^ Farren 55—58 ^i, Kalbeln und Kühe 35—64 Kälber 64—75' Schweine 66—68 Ver­lauf des Marktes: Mittelmäßig.

Stuttgart. (Landesproduktenbörse.) Bericht vom 24. November. In der abgelaufenen Woche blieben die Preise für Weizen gut behauptet, Amerikaner etwas höher gehalten. Durch das eingetretene Frostwetter hat sich der niedere Wasserstand noch mehr verringert, so daß unsere Mühlen nur wenig arbeiten können und dadurch beschränkt sich die Kauflust. Geschäft ruhig, Preise behauptet. — Es notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stutt­gart, je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen württembergischer ^ 16.25—16.75, fränkischer 16 75—17.—, Rumänier, prima 17.75 bis 18.25, dto. sekunda, 17 25—17.75, Ulka 17.50 -18.—, Rostoff Azima 17.50—18.—, Walla-Walla 18.—, Laplata 18. - Amerikaner 17.75—18, Kalifornier 18.50—18.75, Kernen, Oberländer (neu) 17 25—17.50, Unter­länder (neu) 17.—17.25, Dinkel 11.-12.—, Roggen württ. 14.50 bis 15.75, russ. 15.50—16.—, Gerste württ. 15.25, Tauber 16.25—16.50, Pfälzer 17.25—17.75, Elsäßer 17.-17.60, ungarische 16.50—18.50, Hafer Oberländer (neu) 14.75—15.—, Unter!, (neu) 14.—14.50, Mais Laplata 14 75. Donau 14.50. — Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 28.50—29—, Nr. 1: 26.50—27.—, Nr. 2: 25.—25.50, Nr. 3: 23.50—24.—, Nr. 4: 20.50—21.—. Suppen­gries 28.50—29.—, Kleie 9.—

Obstbaumübersicht.

Nach der auch Heuer wieder vom K. Statistischen Landesamt angeordneten Zählung der Obstbäume und ihres Ertrags ist das Ergebnis im Bezirk Nagold folgendes:

Alpst! Summ Kirschen

Zahl der ertragfähigen Bäume

Heuer 51,037 Stck. 19,688 Stck. 25,334 Stck. 1665 Stck.

im Vorjahr 48,751 „ 19540 „ 25,291 „ 1688 „

Der Ertrag ist angeschlagen zu

Heuer 12,615 4,. 2853 än 1368,5 cl/. 13 ä,

im Vorjahr 6256 „ 2711 „ 2 >69,5 „ 112 „

Durchschnitt!. Geldwert für 1 Doppelzentner Heuer 10,68 ^ 9,69 10,82 „//. 21,31

im Vorjahr 13,25 „ 10,79 „ 6,08 „ 15,55 „K

Geldwert des ganzen Ertrags

Heuer 134,715 27,646^80-fi 14,808 ^ 277 ^

im Vorjahr 69,638 „ 29 243 „ — 13,190 „ 1742 ^

Gesamtgeldwert der 4 Obstgattungen Heuer 177,446 80 Z

„ „ 4 „ im Vorjahr 113,813 „ —

Der Durchschnittsertrag von 1 Baum beträgt Heuer rd. 0,25 ä/. 0,15 ä/. 0,05 1?. 0,01 är

im Vorjahr 0,11 „ 0,14 „ 0/ 9 „ 0,07 „

Der Durchschnittliche Geldertrag 1 Baumes beträgt Heuer 2,64 ^ 1,40 ^ 0,58 „K 0,17

im Vorjahr 1,43 „ 1,50 „ 0,52 „ 1,03 „

Auswärtige Todesfälle.

Obermusbach: Christian Seeger 48 Jahre alt. Stutt­gart: Karoline Knaupp, geb Tafel, aus Nagold. Rottenburg: Eleonore Wied maier, geb. Schiebel; Marie Walzer, geb. Vollmer. Walddorf: Marie Christine Bräuning, Ehefrau des Jvh. Bräuning, Händlers, 57 Jahre alt. Hirsau: Jakob Burkhardt, Schreiner, 62 Jahre alt

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Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei (Em l Zaiserl Nagold — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

ArntLiche und UrwuL-Weüunntnruchungen.

Konkursverfahren.

Ueber den Nachlaß des verst. Johann Georg' Grostman«, led. vollj., Spielberg, wird heute am 26. November 1902 nachmittags 3 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.

Der Bezirksnotar Beck in Altensteig wird zum Konkursverwalter ernannt.

Konkursforderungen sind bis zum 21. Dezember 1902 chei dem Gerichte anzumelden.

Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellung eines Gläubigcrausschusses und cintretenden Falls über die in § >32 der Konkursordnung bezeichncten Gegenstände, sowie zur Prüfung der an­gemeldeten Forderungen auf

Dienstag, den 30. Dezember 1002 nachm. 4'h Uhr

vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt.

Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird auf­gegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferleqt, von dem Besitze der Sache unb von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 21. Dezember 1902 Anzeige zu machen.

Nagold, den 26 . Nov. 1902 . K. Amtsgericht:

Amtsrichter Schmid.

Veröffentlicht durch Awtsgerichtssckr. Schaufler.

für die Gemeinde-Rechner, Ortsvorsteher u. Gemeinde­hilfsbeamten erforderlichen, von einem Fachmann entworfenen

Farmulare

Tie zur Ausführung der nenen

befinden sich zur Zeit im Druck und können demnächst bezogen werden von der

HV. Arri«^i''s<;sttzii Lavbär.

K. Amtsgericht Nagold.

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für Einzelfirmen sind heute Nr. 93 I. G. Gutekunst am Markt, gemischtes Warengeschäft in Haiterbach und Nr. 158 Emil Brunner in Wildberg gelöscht worden. Neueingetragen wurden:

Nr. 211 Säge- und Hobelwerk Wildberg I. Jakob Ziegler, vorm. Emil Brunner.

Dem Buchhalter in diesem Ge­schäft Gottlob Horsch ist Pro­kura erteilt.

Nr. 212 Gottlob Gutekunst

am Markt, gemischtes Waren­geschäft in Haiterbach.

Den 8. November 1902.

Amtsrichter:

Schmid.

K. Amtsgericht Nagold.

In das

Güterrechtsregister

ist heute unter Nr. 35 eingetragen worden:

Kraust, Wilhelm, Gutsbesitzer in Alt-Nuifra, Gemeinde Hailcr- bach,

Kraust, Katharine geb. Breit­ling daselbst.

Tic Eheleute haben durch Ehe­vertrag vom 13. November 1902 den Güterstand der Errungenschafts­gemeinschaft festgesetzt.

Den 22. November 1902.

Oberamtsrichter:

Sigel.

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Kalender 1903

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